Donnerstag, 11. April 2013

Es ist unglaublich, wie das Wetter gewechselt hat in den letzten Tagen, denn auch heute wieder, am 8. April 2013, weckte mich die Sonne mit ihren warmen Strahlen, die durchs Fenster schienen. Da es erst halb acht war, entschied ich aber noch ein wenig liegen zu bleiben und zu geniessen, dass ich nicht früh raus musste. Gegen viertel nach acht klingelte das Telefon und ich hörte, dass Tom nebenan ran ging. Kurz später rief er mich und sagte, dass es für mich wäre… Was? Für mich? Um diese Uhrzeit?! Wer mochte das sein? Wenn jemand einen Reitstunde ausmachen oder absagen wollte, konnte das doch nun wirklich etwas später sein. Tom sagte, ich könnte unten an den anderen Apparat gehen. Ok, ich also noch halb schlaftrunken nach unten gesprintet und den Hörer abgenommen. Die Stimme am anderen Ende überraschte mich, es war Paul, der mir mitteilen wollte, dass er heute mit den Arbeiten am Trail anfangen könnte. Er würde zwar eigentlich auf einen Klempner warten, da er ja bös Probleme mit dem Abwassersystem in seinem Haus hatte, aber er war sicher, dass der Klempner nicht auftauchen würde… Kanadische Verhältnisse halt. Ich war noch gar nicht richtig da und stammelte irgendwas daher, dass er dann gegen zehn Uhr kommen konnte, da dann wohl alle im Haus auf wären. Ich wusste ja selber noch nicht, welche Trails Tom und Pat gelichtet haben wollten und so waren wir auf ihre Anweisungen angewiesen. Ich war mir gar nicht sicher gewesen, ob Paul wirklich den Job annehmen und sich melden würde und schon gar nicht so bald. Denn er hatte eigentlich gesagt, dass es nichts vor Dienstag werden würde aufgrund der Arbeiten zuhause. Puh, nun war ich einigermaßen wach und machte mich fertig und aß ein paar Cornflakes zum Frühstück. Tom kam auch runter und fragte, was Paul wollte. Ich schaute ihn von der Seite an und meinte, dass er mit den Trails anfangen wollte. Tom´s Antwort: "Oh, oh." Jaaa, wir mussten jetzt also mal schnell den richtigen Trail auswählen. Im Tiefschnee… Außerdem wollten Pat und ich heute ja noch zur Müllhalde fahren und den Berg Müllsäcke entsorgen. Pat kam auch gegen halb zehn nach unten, sie musste heute nicht im Stall arbeiten, da Abbey und Jason Stalldienst hatten. Außerdem war einen Gruppe Kids mit ihrer Lehrerin zur freiwilligen Hilfsarbeit da. Was für ein Spaß. Pat war nicht sonderlich gut gelaunt. Keine Ahnung, warum. Vielleicht mit dem falschen Fuss aufgestanden. Paul kam pünktlich um zehn Uhr und ich ging raus, um ihn in Empfang zu nehmen. Ich war sowieso schon auf den Weg nach draußen gewesen, da ich Pat´s Truck mit Müll beladen wollte. Oder besser gesagt, es sollten die Kids den Truck beladen und ich sollte sie beaufsichtigen. Nach einer kurzen Begrüßung fuhr Paul mit mir im Truck ums Stallgebäude und wir beluden letztendlich den Truck. War schneller als mit den Kids. Außerdem mussten wir sinnvoll laden, damit nicht alles davonfliegen würde. Während wir dann noch kurz mit Abbey zusammen standen und herumalberten, klingelte wieder das Telefon. Jason lief schnell hin und rief dann mich, da es für mich war. Es war Pat, die vom Haus aus anrief und fragte, ob nicht Paul und ich zur Müllhalde fahren wollten. Ja, warum nicht. Dann hatte Pat noch Zeit sich fertig zu machen für die Trailarbeit. Sie meinte, dass auch Paul fahren konnte, was er mit Vergnügen übernahm. So war er wieder mein Truckdriver. So schnell kann es gehen. Fuhren also in gemäßigtem Tempo zur Mülldeponie, damit wir nicht alles verloren, was so auf der Ladefläche gestapelt war. Hörten dabei Musik von meinem Phone, das Paul wieder mit hatte. Oh, ich kam mal wieder in den Genuss meine Musik zu hören. Wir entschieden, dass wir locker noch eine Fuhre machen könnten. Dann wollten wir uns an den Trail machen. Ich würde um halb zwei meine erste Reitstunde haben, so dass nicht allzu viel Zeit blieb. Pat kam mit uns und zeigte uns den Trail vom Highway aus, da es von hier einfacher war ihn zu erreichen. Während sie dann an der Straße zurück ging, folgten Paul und ich dem Trail, um zu sehen, was dort alles zu lichten wäre. Zunächst aber erstmal auf den Trail kommen. Wir stapften durch knietiefen Schnee die Böschung runter, um im Busch zu verschwinden. Es waren hauptsächlich kleine Bäumchen, die aus dem Weg geräumt werden mussten. An einer Kiefer blieben wir stehen, die schon etwas größer war. Wir überlegten, ob wir diese auch entfernen sollten oder ob wir sie als kleine Herausforderung für Hindernisfahrten stehen lassen sollten. Sie hatte einige braune Nadeln und war somit wahrscheinlich ebenfalls von dem Pine Beetle befallen. Das war eine weitere Arbeit, die auf uns zukam. Die vom Pine Beetle befallenen und bereits abgestorbenen Bäume fällen und verbrennen. Zurück zu der Kiefer: Am Stamm entdeckten wir einen langen Strang Harz und Paul brach zwei Stücke ab. Er steckte sich eines in den Mund und reichte mir das andere… Wieder was neues gelernt, Harz ist einen Art natürlicher Kaugummi mit einem ziemlich strengen Holzgeschmack. Aber nach einer Weile bekommt man tatsächlich die Konsistenz eines Kaugummis und der Geschmack ebbt ab zu einem leichten Kräutergeschmack. Sehr interessant. Nach einiger Zeit des Kauens zerfällt der Kaugummi dann aber in seine Bestandteile. Ich spuckte meinen rechtzeitig aus, da ich keine Harzkrümel im Mund haben wollte. Auf unsere Wanderung über den Trail zurück zum Stall fragte Paul  mich mehrmals, ob ich meinen Kaugummi noch hätte. Ich glaube, er dachte, dass er zu streng im Geschmack für mich wäre und war sichtlich amüsiert. War irgendwie auch ziemlich stark, aber ich bin immer für neues zu haben, so kaute ich fleißig weiter und musste beim Sprechen darauf achten nicht zu sabbern, da dieser Naturkaugummi doch stark den Speichelfluss anregt. Wir gingen noch einen kleinen Umweg über einen weiteren Trail, da es einfach herrlich war in der Sonne. Und wir unterhielten uns die ganze Zeit prächtig und genossen einfach die Zeit. Da Leah inzwischen auch angekommen war und ihr Pferd vom Paddock holte war klar, dass wir eh keine Zeit mehr hatten mit den Fällarbeiten anzufangen. Paul wollte sich dann auf den Weg in die Stadt machen und raus finden, ob er den Klempner dazu bewegen konnte noch heute zu seinem Haus zu kommen. Ich schaute kurz bei Leah im Stall vorbei, um sicher zu gehen, dass ich nicht zu spät war und ging dann noch kurz ins Haus. Pat war mit Großputz beschäftigt. Aß schnell ein Brot und ging dann in die Halle, wo Leah Springer warm machte. Sie hatte heute ihre Eltern mitgebracht, die zusehen wollten. War wieder eine nette Stunde mit Leah und sie hat schon wirklich viel geändert in den letzten Wochen. Dennoch war sie etwas frustriert, dass sie noch immer nicht den Rhythmus im Galopp hinbekam. Sie war noch zu steif und brachte das Pferd aus der Balance. Aber so was dauert halt manchmal. Als wir fertig waren, stand schon Nicole mit Norman in den Startlöchern. Ich pushte sie heute etwas mehr, so dass sie gut ins Schwitzen kam. Sie mochte es Bahnfiguren zu reiten. So folgte ein Zirkel dem nächsten und einer Schlangenlinie nach der anderen folgte eine Vorhandwendung, usw. Und dann fiel Norman in einen wunderbaren Galopp und Nicole saß wunderbar. Es war der richtige Moment gewesen und Nicole genoss es nach der ersten Schocksekunde. Ich denke, dass Norman es gemerkt hat, dass ich schon die ganze Zeit mit dem Gedanken gespielt hatte, dass sie heute mal galoppieren sollte. Es war super. Wir unterhielten uns noch eine Weile und ich empfahl ihr Tina als weitere Reitlehrerin, da Nicole weiter Unterricht haben wollen würde nach meiner Abreise. Gegen späten Nachmittag half ich Tom und Pat die Pferde reinholen, wobei ich mehr oder weniger nutzlos an der Seite stand. Pat war ziemlich schlecht drauf und ich bekam fast keine Möglichkeit ihr zu helfen. Aber wer nicht will, hat schon, sage ich immer. So schaute ich später etwas bei Elisabeth´s erster Reitstunde zu, die super langweilig war. Was sie den Kids so sagte, klang eigentlich nicht verkehrt, aber sie war nicht wirklich hinterher, dass diese auch das taten, was sie sagte. Sie diskutierten oder machten es einfach nicht. Pat kam und meinte, dass wir zum Abendessen zu Boston Pizza gehen würden. Da sie heute den ganzen Tag so komisch gewesen war und ich das Gefühl hatte, dass sie vielleicht besser mit Tom alleine sein wollte, meinte ich, dass ich hier bleiben und bei dem Unterricht zuschauen würde. Sie meinte, dass ich doch was essen müsste und dass es hier nun wirklich nicht viel zu sehen gab. Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Aber ich hätte trotzdem gerne die Stunde mit den etwas älteren Kids, wie Julia und Emma, gesehen. Denn was Julia mir so erzählt hatte, machte mir etwas Sorgen. Ja, aber ich hatte keine Ausrede, es ging zu Boston Pizza. Auf dem Weg dorthin merkte ich, dass ich tatsächlich ziemlich hungrig war. Ich aß Seafood Fetutcini. Sehr lecker. Aber der Service war mal wieder ziemlich daneben. Das kam hier öfter vor, was ich hörte. Als wir zurück fuhren, war es immer noch hell. Wahnsinn. Tom und Pat hatten heute die Pferde zu füttern und ich zog mich in mein Zimmer zurück, hörte noch etwas Musik aus dem Radiowecker, nachdem ich wieder einen brauchbaren Sender gefunden hatte und schlief bald ein. War gespannt, wann Paul sich wieder melden würde und wir am Trail arbeiten könnten...   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen