Samstag, 25. August 2012

Samstag, 25. August 2012: Meine erste Unterrichtsstunde heute Morgen sollte um neun Uhr starten. Ich sollte also gegen halb neun im Stall sein und der Reitschülerin helfen. Ein zehnjähriges Mädchen. Ihr Name war Kathryn, was für ein Zufall. Und sie war so cute. Es hat einen Heidenspaß gemacht mit ihr zu arbeiten. Sie war super interessiert und ist sehr talentiert. Und sie nahm alles, was ich ihr erzählte auf wie ein Schwamm. So macht Lehren Spaß. Kein Wenn und Aber, sondern Zuhören, Lernen und Probieren. Gleich im Anschluss kam eine Stunde mit zwei Mädels, Anfänger. Sie waren etwas schwieriger zu beschäftigen, da sie noch nicht so viel konnten. Und natürlich war das Pony Schuld. Geht nicht, kann ich nicht... Puh, das ist so anstrengend. Aber es war ok, denke ich. Danach kam ein 19- jähriges Mädel, die sehr ängstlich, aber ebenfalls sehr interessiert ist zu lernen. Das war auch sehr angenehm. Sie war jedenfalls sehr zufrieden. Danach war Lunch. Da es heute schon echt frisch war, machte Pat mir eine Mushroomsoup zum Aufwärmen. Dazu von einer Freundin selbst gebackene Bannock. Noch eine Banane und ein Joghurt als Dessert und dann wieder runter in den Stall um zu hören, was noch so anlag. Zum Schluss hatte ich die kleine Emely, die auch schon im Camp war. Sie ist tough und talentiert. Aber halt erst sechs Jahre alt, was es wiederum sehr einschränkt. Aber sie war so toll. Besser als etliche ältere Kids. Machte Spaß. Machte mit ihr viele Übungen ohne Sattel auf dem Pferd. Da hatte sie auch Spaß dran. Nun hatte ich off. Ich entschied mich nach Yellowknife in ein Internet Café zu fahren, um mal wieder zu checken, was in der Welt so los ist. Und um zu melden, dass ich noch lebe. Trank einen schönen Mocca und aß eine Zimtschnecke. So ließ ich den Tag gemütlich ausklingen. Heute Abend sollte es Salat geben. Und vielleicht konnte ich heute mal das Surfboard anschauen. Pat hatte für mich auch organisiert, dass ich im Herbst oder Winter, falls ich den Van nicht fahren würde, ihn bei ihrem Sohn auf dem Grundstück zwischenparken konnte. Er wohnt in Vancouver. Ich würde ihn kennenlernen, wenn ich Ende September nach Vancouver fahren würde. Würde auch ein paar Klamotten für ihn mitbringen, die er bei seiner Mutter vergessen hatte. Coole Sache. So, werde sehen, dass ich demnächst noch Fotos für den Blog bearbeitet kriege. Kostet aber so unwahrscheinlich viel Zeit... Mal sehen. 

Es ist Freitag, der 24. August 2012, und somit der letzte Tag des Kindercamps im Stall. Heute sollte die große Show stattfinden, damit die Kids ihren Eltern zeigen konnten, was sie gelernt hatten. Für mich hieß das, mal eben auf die Schnell drei Quadrillen zusammenstellen. Letztendlich waren es dann zwei, aber trotzdem. Jeweils mit sechs Reitern. Ich ließ Elizabeth "Lemon Tree" runter laden, da es eins der passendsten Musikstücke für Quadrille ist. Vormittags sollte ich aber erst noch Unterricht machen mit allen Kids… Nacheinander natürlich. Zuerst war die Gruppe mit den Kleinsten, sowie Unerfahrensten an der Reihe. Das beinhaltete auch Annabel und Oliver… Ich berichtete bereits. Es waren noch zwei weitere in der Gruppe. Und es war früh am Tag. Ich war also sehr dankbar, dass Elizabeth mir diese Stunde nach ein paar Versuchen abnahm. Ich wusste einfach nicht, was ich mit diesen Kids machen sollte. Annabel super schwierig, Oliver ängstlich und unerfahren, Ayden unerfahren und bocklos. Nur die kleine Emily war "brauchbar". Tat mir auch leid für sie, aber Elizabeth meisterte das glänzend. Sie ist Lehrerin. Die nächste Gruppe war eine meiner Quadrillegruppen mit sechs Reitern. Und ich muss sagen, das Training verlief exzellent. Zum Relaxen gab es zwischendurch einen kleinen Galopp, dann sind sie immer alle happy. Danach dann die zweite Quadrillegruppe, für die ich während des Trainings erstmal eine Quadrille austüftelte. Hatte nichts passendes für diese Reiter zur Hand. War aber letztendlich wirklich gut und die Gruppe arbeitete super mit. Sie hatten alle wirklich Spaß und hatten nun ebenfalls Feuer gefangen für das Quadrille reiten. Nachmittags, bevor alle Eltern eintreffen sollten, wollte ich mit den beiden Gruppen noch mal zu Fuss üben. War auch Elizabeth´s Idee. Hehehe! Nach meinem Lunch also holte ich mir die Gruppen in die Halle und wir übten zu Fuss. Die Kids hatten wider Erwarten einen Heidenspaß daran. Danach machten sie ihre Pferde fertig, alle natürlich reichlich geschmückt und eingeflochten. Die Show begann mit Elizabeth´s Gruppe, wobei diese auf eine Anzahl von zwei geschrumpft war, da Annabel den Tag über gar nicht mehr zu bändigen war und Pat somit beschlossen hatte, sie und ihren Bruder abholen zu lassen. Es fing an, einfach zu gefährlich zu werden. Ich schmiss sie letztendlich aus der Halle. Und Elizabeth und eine der voluntierenden Mütter hatten alle Hände voll zu tun, dieses Gör von der Halle fern zu halten. Tja, ging leider nicht anders. Somit hatten Ayden und Emily ein Pas de deux. Danach kam meine erste Quadrille an die Reihe, die Kleinen. Und sie waren super. Wir konnten sogar vieles in Trab machen. Es war großartig. Danach waren die Großen dran. Die leider ein bisschen abloosten. Sie bekamen keinen vernünftigen Trab hin. Also alles im Schritt. Die Figuren waren auch nicht sauber. Sie wollten es noch mal versuchen, aber zwei Reiter wollten nicht, sie fanden es im Schritt schwer genug. Also zeigte jeder einzeln noch einen Galopp, da waren sie ganz stolz drauf. Allerdings hatten die Mädels nun doch Ehrgeiz entwickelt und wollten es unbedingt noch mal versuchen. Ich sagte, dass sie ein Team wären und das mit den Reitern gemeinsam entscheiden müssten, ob sie es versuchen wollten oder nicht. Sie entschieden sich für einen Versuch. Ok, also try it again! Es war leider ein weiterer Fehlversuch, aber ich war happy, dass sie es versuchen wollten. Das zeigt, dass es gute Arbeit war, nicht wahr?! Zum Abschluss durften alle noch mal Bareback reiten. Und at least mussten wieder alle Kids sauber machen und aufräumen. Darüber waren sie natürlich gar nicht glücklich, da sie es nicht gewohnt sind. Aber ich blieb konsequent und es lief. Abends erzählte mir Pat, dass gestern sogar drei der Mädels geflüchtet waren, damit ich sie nicht zum Stallgasse kehren einteilen konnte. Unglaublich, diese faulen Kids! Als alle weg waren, räumten wir noch den Rest auf, Pat, Elizabeth, Kendal und ich. Und alle waren froh, dass nun Feierabend war und es das letzte Camp des Jahres war. Ich suchte die Dusche auf und pickte mir noch ein paar Fachbegriffe der Reiterei in Englisch aus den Fachbüchern von Tom und Pat. Ist schwer Unterricht zu geben, wenn man nicht erklären kann, was man von dem Reiter möchte. Heute sollte es nun das Flaki zum Abendessen geben. Pat war ganz gespannt, wie es mir schmecken würde, da der Geschmack wohl etwas… anders wäre. Naja, Kuhmagen, was soll man da erwarten. Heute würde ich auf jeden Fall früh ins Bett gehen, entschied ich. War schon schwer genug gewesen, heute Morgen aus dem Bett zu kommen. Und morgen hatte ich die nächste Reitstunde um 9 Uhr. War gespannt. Bevor wir zu Abend aßen, kam noch Kim von dem Reitverein, der dieses Camp veranstaltet hatte und brachte mir meinen Scheck. Das war doch super! War ein guter Verdienst gewesen. Allerdings war es auch hart verdientes Geld. Der gekochte Kuhmagen schmeckte übrigens gar nicht mal schlecht. Der Geschmack erinnerte mich an Leberknödel. Nahm mir auch noch mal nach. Dazu aß ich Baguette. Irgendwann zwischen elf und zwölf verschwand ich in mein Zimmer und haute mich hin. 
Donnerstag, 23. August 2012, der vorletzte Tag des Camps. Heute Morgen startete ich um 8 Uhr, da Elizabeth erst später eintreffen würde. Eine der Mütter wollte mir zur Seite stehen. Mit 16 Kindern zwischen sechs und 15 Jahren ist das auch nötig, möchte ich mal behaupten. Ok, um halb neun sollte die erste Gruppe Kinder auf dem Pferd sitzen. Es war die schwächste Gruppe als erstes am frühen Morgen… Oh Mann, ich sage Euch, das war anstrengend. In dieser Gruppe war auch die kleine Prinzessin Annabel. Und heute fiel ihr mal wieder ein, dass es Zeit wäre nach etwas Aufmerksamkeit zu heischen und war recht schnell dabei zu weinen und zu debattieren. Ich ließ mich aber nicht darauf ein, denn das läuft bei mir nicht. Alle ritten quer durcheinander, keiner versuchte die geforderten (sehr leichten) Aufgaben zu erfüllen. Ich war wirklich froh, als die Stunde vorbei war. Ich musste zwischendurch mal ein bisschen durchgreifen. Es ging lückenlos weiter mit der nächsten Reitstunde. Und der nächsten, und der nächsten. Ach, irgendwann hatte ich mal Lunch und ich war ziemlich hungrig, denn ich hatte das Frühstück bis auf ein Glas Kakao (!) ausfallen lassen, da ich noch so voll von gestern Abend war. Ich machte mir zwei Scheiben Brot, ein Müsli und trank einen Kaffee. Pat fragte, ob das genug für mich für Lunch wäre. Sie war etwas erstaunt. Aber ich erklärte ihr, dass ich mittags lieber nur kalt und Abends warm essen würde und dass es so völlig ok wäre. Um zwei Uhr sollte es weitergehen mit der nächsten Gruppe. Für den Nachmittag waren zwei Gruppen in der Halle und zwei Gruppen zum geführten Ausritt geplant. Ich hatte den Unterricht, Elizabeth den Spaziergang in die Sanddünen. Die erste Nachmittagsstunde war horrible! Anders kann man es nicht sagen. Ich hatte wieder Annabel und ihren Bruder Oliver in dieser Stunde und beide haben keine Reiterfahrung. Und wir hatten Pferdemangel, weswegen Annabel auf dem großen Norman und Oliver auf einem kleinen Wildfang geführt wurden. Wir hatten einen Tennesse Walker dabei, der es nicht gewohnt ist im Schulunterricht zu gehen und ein Pony, das gerne mal bockt beim Galopp… Das hieß, ich konnte quasi gar nichts vernünftiges machen. Ich versuchte, ein paar Gymnastikübungen mit den Kids auf den Pferden zu machen. Später könnten sie Pferdetausch machen, wenn sie wollten. Nicht sehr effektiv. Es kam, wie es kommen musste. Der Wildfang ging durch, das Mädel, das ihn führte, konnte ihn nicht halten und der arme Junge raste im Affentempo um die Bahn. Aber er hielt sich echt gut. War eigentlich lustig, hätte er etwas mehr Courage gehabt. Naja, jedenfalls stoppte der Wirbelwind nach einer Runde und Oliver rutschte runter und fing an zu schreien wie am Spieß. Darum fing auch Annabel an zu schreien. Oh, wie anstrengend. Es dauerte ein paar Minuten bis ich Oliver beruhigt hatte. Kendal, das Mädchen, dass Annabel geführt hatte, versuchte sie zu beruhigen. Ich amüsierte mich ein wenig, denn es war wirklich nichts los. Es war nur der Schreck. Ich kriegte Oliver jedenfalls dazu, dann auf das andere Pony zu steigen und noch eine Runde zu drehen. Annabel wollte von Norman runter und war nur am Schreien. Nachdem Oliver nun Schluss machen wollte für heute, setzte ich Annabel auf das Pony und führte sie. Sie fing immer wieder an zu jammern, dass sie Angst hätte. Sie wollte aber einfach nur Aufmerksamkeit. Ich sagte letztendlich, dass sie nun vom Pony steigen könnte, denn wenn sie Angst hätte, würde das keinen Sinn machen. Sie guckte mich mit großen Augen an, aber ich blieb konsequent. Ihr Platz war nun auf der Reservebank. Und was machte sie? Natürlich schreien. Pech gehabt. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und Pat nahm sie dann mit, um Hindernisstangen anzumalen. Gute Idee. Ja, das war Action in der Stunde. Ich hatte dann erstmal zu tun, dass die übrigen Kinder wenigstens noch im Schritt alleine ein paar Runden alleine drehten. Danach hatte ich eine wirklich entspannende Runde mit drei mehr oder weniger fortgeschrittenen Reitern. Aber wenigstens Reiter, die was lernen wollten und besser werden wollten. Wir hatten Spaß. Ich glaube, ich hab sie ganz gut ausgepowert. Dann hieß es noch, die Kids dazu zu bringen, all ihren Stuff wegzuräumen und sauber zu machen. Die sind das einfach nicht gewohnt. Und Kanadier sind wirklich faul. Sie tun nur das nötigste. Es ist wirklich so, das sagen sie selber von sich. Aber es klappte ganz gut heute. Ich half netterweise ein bisschen mit. Als Vorbild. Ich besprach noch mit Elizabeth den Plan für morgen und brachte die Pferde mit raus. Dann rief die Dusche und das Abendessen. Es sollte Steak mit Salat und Kartoffeln geben. Und das Steak war so was von zart. Selten so gutes Steak gegessen. Zum Nachtisch tranken Pat und ich einen Kaffee und aßen griechische Blätterteigteilchen. Sehr süß und ziemlich fett. Aber super lecker! Wir aßen jeder zwei Stück. Mehr passte dann bei bestem Willen nicht mehr rein. Wir schnackten noch bis spät am Abend. Gegen halb zwölf verabschiedete ich mich aber endlich und ging ins Bett. Gott sei Dank in ein richtiges Bett. Ich genoss es richtig, wieder ein Zimmer mit einem Bad nebenan zu haben. Und Nachts nicht zu frieren. Schlief auch ziemlich bald ein. Morgen würde es wieder früh los gehen. Ich würde das Frühstück bestimmt wieder ausfallen lassen, da ich echt voll gefuttert war. Und wir hatten erst um halb elf gegessen, da Tom noch einen Notfall in der Tierklinik hatte. So denn, mal sehen, was morgen so los ist. 
Ich stand heute Morgen, 22. August 2012, zeitig auf. Es war 7.15 Uhr. Ich wusste mal wieder nicht, wann ich Stunden haben würde und das Camp startete um 8 Uhr. Ich ging wieder im strahlenden Sonnenschein und milden Temperaturen rüber ins Haus und machte mir eine Schüssel Müsli mit Milch und einen Joghurt zurecht! Oh, welch ein Genuss, ich hatte schon Entzugserscheinungen, was diese Lebensmittel betrifft. Aber mir war es einfach zu teuer. Und da ich auch keine Kühlmöglichkeiten besessen hatte die letzte Zeit, konnte ich eh keine Milchprodukte transportieren. Nach dem Frühstück ging ich erst noch mal zum Van, um meine frisch gewaschene Wäsche zusammenzulegen. Ordnung muss sein. Und ich lief Wade über den Weg. Ich dachte bei mir, dass Pat das bestimmt freuen würde, dass er heute zur Arbeit gekommen war. Sie hatte mir gestern erzählt, dass er zeitweise mehrmals die Woche anruft und einfach sagt, dass er den Tag nicht zur Arbeit kommt, da er sich nicht danach fühlen würde… Hallo! Das sollte er mal in Deutschland probieren. So was geht ja gar nicht. Sie sagte, er hätte gesagt, sein Rücken würde vom Heuabladen schmerzen. Ach nee, was dachte der Typ denn, wie ich mich fühlte?! Wie durch den Wolf gedreht! Aber das interessiert doch nicht. Muskelkater geht auch wieder vorüber. Naja, ich hatte mich genug ausgelassen gestern, muss nicht jetzt noch mal sein. Später suchte ich dann Elizabeth, um einen Plan für den Tag zu haben. Ich startete also schon ziemlich früh mit den Unterrichtsstunden. Ich habe im Laufe des Tages nicht mitgezählt. Machmal wusste ich schon gar nicht mehr, wer und wie viele in welcher Stunde waren. Mittags aß ich ein paar Scheiben Graubrot mit Käse und einen Joghurt. Nachdem auch der Nachmittagsunterricht vorüber war, wo ich eine Gruppe von sechs Reitern hatte, mit denen ich super Quadrille geübt hatte, sprang ich schnell unter die Dusche, denn wir sollten zum Essen ausgehen. Pat hatte heute Geburtstag und lud uns ein. So fuhren wir, nachdem alle fertig waren, mit dem kleinen Auto in die Stadt. Eigentlich hätte ich heute mit ein paar Mädels ausreiten sollen, aber das ließ ich mir doch nicht entgehen. Es gab als Starter Muscheln auf dreierlei verschiedener Art zubereitet, die wir teilten. Eigentlich wollte ich einen Salat danach, aber Pat und Tom meinten, das wäre doch kein Abendessen… Irgendwie kam mir diese Aussage bekannt vor. Ich wechselte also zu einem Fischmenü, das wirklich sehr lecker war. Tom und Waldemar hatten sich für Steak entschieden, Pat für eine Zwiebelsuppe. Sehr lecker. Als Dessert, das ich eigentlich auslassen wollte, nahm ich dann doch einen Swiss Mocca und dreierlei Art von Cremé Brulee. Köstlich! Tom und Pat fragten mich, ob ich nicht Fußball spielen wollte. Sie hätten wohl eine Mannschaft, wenn ich das richtig verstanden hatte. Die Bedienung war ebenfalls in einem Soccerteam und so kamen wieder mal alle ins Gespräch. Das geht hier in Kanada wirklich unglaublich schnell. Die Menschen sind so offen und interessiert. Waldemar bot mir gleich an, mich zu trainieren. Aber ich wollte das alles nun nicht so eng sehen. Außerdem würde ich im September sowieso wieder weg sein. Naja, ich wollte mal gucken mit dem Fußball. Wir hielten auf dem Heimweg noch an einer Billardbar, wo wir ein paar Spielchen wagten. Waldemar war aus irgendeinem Grund beleidigt und verschwand später ohne ein Wort zu sagen. Ganz schöner Kindergarten für einen Mann Mitte Sechzig. Er hatte mir gesagt, dass er Billard nicht mag, aber das ist ja kein Grund einfach wortlos abzuhauen. Naja, wir hatten Spaß. Gegen ein Uhr waren wir zurück und wir kriegten noch richtig tolle Nordlichter geboten. Der Wahnsinn! Leider war meine Kamera zu schwach, dieses Schauspiel einzufangen. Es war beeindruckend. Awesome! Heute durfte ich ins Haus ziehen, da es nachts wirklich schon ziemlich frisch ist. Pat machte mir das Gästezimmer zurecht und ich fiel nur noch ins Bett. 

Mein Zimmer
Dienstag, 21. August 2012: Ich kam heute gar nicht aus den Federn. Ich war so müde. Elizabeth hatte mir gestern nicht gesagt, wann ich heute Stunden zu geben hätte, so wollte ich nicht allzu spät auftauchen. Ich stand also um halb acht auf und schlurfte im Halbschlaf bei wunderschönem Sonnenschein rüber zum Haupthaus, um zu frühstücken. Es lief mir auch heute Morgen wieder Waldemar über den Weg, der ganz beschäftigt aufräumte. Ich machte mir ein paar Scheiben Toast und trank einen Traubensaft. Dann ging ich in den Stall, um zu fragen, wann meine Wenigkeit gebraucht wurde. Oh, wenn es mir Recht wäre, sofort. Ok, warum nicht?! Bis die Kids ihre Pferde fertig hatten, unterhielt ich mich mit einer der Mütter, die heute mithalf beim Betreuen der Kids (Hindernisstangen anmalen). Sie kommt ursprünglich aus Russland. Als alle Pferde in der Halle waren, legten wir los. Die Kinder fassten langsam Vertrauen zu mir und es ging erheblich besser als gestern. Ich hielt meine Unterrichtsstunde nun auch alleine. Ich übte etliche verschiedene Figuren und baute Pylonen zur Hilfe auf. Und ich ließ die Kids heute viel mehr traben und brachte so viel Abwechslung rein, dass sie kaum zum Luftholen kamen. Aber sie hatten alle mächtig Spaß und das ist das Wichtigste. Danach waren jedenfalls alle happy. Und sogar das Mädchen, dass die Quadrille gestern noch doof fand, ging heute freudestrahlend aus der Halle und sagte:"This was a lot of fun." Das ist doch gut. Es folgte eine Gruppe nach der nächsten. Mittags war ich ziemlich platt. Pat fragte, ob ich schlafen würde, da ich mit geschlossenen Augen in der Sonne saß und vor mich hin döste. Ich schlief wirklich fast. Sie machte uns Hot Dogs. Das ist wirklich der Hammer, ich kriege hier mindestens drei Mahlzeiten pro Tag und ich kann duschen, Wäsche waschen und mich wie zuhause fühlen. Ich versuche, das mit guter Arbeit aufzuwiegen, aber ich habe das Gefühl, das kann man gar nicht aufwiegen. Die Leute hier sind so toll! Als ich eine größere Pause mit meiner Quadrille hatte, fragte ich Pat, ob ich mit der Sattelkammer anfangen sollte. Aber sie meinte, das könnte ich nächste Woche machen, wenn keine Kids mehr hier wären. Dann wäre genug Zeit. Und dass ich sehen sollte, dass die Verantwortlichen für das Camp mir einen vernünftigen Preis zahlen würden. Es sollte wohl heute Abend bei einem Meeting besprochen werden, wie das laufen sollte mit meiner Beschäftigung. Ich war gespannt. Mit den Kids lief es im Laufe des Tages immer besser. Es machte richtig Spaß. Auch mir. Nachdem alle Gruppen gegen fünf Uhr durch waren, kamen noch die beiden Zuchtstuten mit ihren Fohlen in die Halle. Das eine Fohlen, Mr. Daig, spielt für sein Leben gerne mit dem Horseball. So was habe ich noch nicht erlebt. Er spielt wirklich damit, ganz von alleine. Er rennt Runde um Runde mit diesem Ball durch die Halle. Wahnsinn! So ein Spaß, da zu zu gucken. Nachdem alle Pferde gefüttert waren, die Stallgasse gekehrt war, machte ich mich mit Pat auf dem Weg zum Einkaufen. Tom fühlte sich nicht gut und wollte nichts essen heute. So entschied Pat, dass wir auf dem Weg etwas essen gehen würden. Sushi! Jippieh! Also, erstmal zur nächsten Sushi-Bar. Und wir suchten so viele Köstlichkeiten aus. Es war traumhaft. So was von lecker. Wir trafen noch Bekannte von Pat im Restaurant, und die Frau war Deutsche. Und ob Ihr es glaubt oder nicht, es fiel mir nach der Zeit nur Englisch reden gerade echt schwer, die deutschen Wörter zu finden. Ich konnte es selber nicht glauben. Ich gab Stefanie meine Mailadresse, da sie mich zu einem Barbecue einladen wollten die nächste Zeit. Mein Gott, die Menschen hier in Kanada sind wirklich wahnsinnig nett. Eigentlich fehlen mir die richtigen Worte, um das zu beschreiben. Pat und ich hatten uns lange unterhalten beim Essen und sie wollte, dass ich später von ihrem Account aus eine Mail an meine Eltern schreiben sollte, damit sie wussten, dass ich ok war. Ich hatte nun schon einige Zeit kein Internet gehabt und keiner wusste so recht, wo ich eigentlich abgeblieben war. Ich wollte also später noch eine  Mail nach Hause schicken. Wir fuhren nun erstmal zum Einkaufen. Mussten uns etwas ran halten, da es schon kurz vor neun war. Der Laden schloss um neun. Es war ein so wunderschöner Abendhimmel. Der Wahnsinn! So schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte. Das Licht war so wunderbar. Und es leuchtete die Wolken an. Und auf der anderen Seite ging ein purpelfarbener Regen runter. Hammer, sag ich nur, Hammer! Wir gingen also einkaufen und Pat fragte mich ständig, was ich mögen würde, dass ich selber Sachen einpacken sollte, die ich mochte, usw. Sie kaufte für mich Joghurt, Cerealien, Obst, Graubrot nach deutscher Art (!), Getränke. Einfach alles. Wir hatten später eine Rechnung von über 160 $, und ich brauchte nichts dazu bezahlen… Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient hatte… Ich lud nach unserer Rückkehr alle Lebensmittel aus und versuchte dann eine Mail zu senden, was mir nicht gelang. Eines der Mädels im Stall half mit ihrem IPhone aus, so dass ich eine kurze Nachricht an meine Eltern schicken konnte. War gespannt, was mein Papa zu dem Absender sagen würde. Hahaha! Kim und Sidney luden mich noch auf einen Ausritt morgen Abend ein. Ich sagte, dass ich Pat fragen würde, ob ich ein Pferd bekommen konnte. Danach machte ich mich nur noch bettfertig. War super müde. Da es schon so spät war, entschied ich mich heute nochmal im Van zu schlafen. Da Tom oft im Trailer schlief, konnte ich den als Nachtlager also nicht bekommen. Aber Tom bot mir an, dass ich in einem ihrer Gästezimmer schlafen konnte. Das klang super. Aber heute war ich zu müde, um noch mein Bett zu richten. Das verschob ich auf morgen. Satt und zufrieden hüpfte ich also in meinen Van. Als ich Nachts aufwachte und aus dem Fenster guckte, traute ich meine Augen nicht. Dort waren am sternenklaren Himmel doch tatsächlich Nordlichter zu sehen! Ich stieg aus meinem Van, um mir das genauer anzusehen. Ich war mir zunächst nicht sicher, sie waren nicht so stark leuchtend, wie ich es erwartet hätte. Aber sie bewegten sich recht schnell, wobei es windstill war. Somit konnten es keine Wolken sein. Ich stand einige Minuten draußen und beobachtete das Schauspiel. Traumhaft. Dann wurde es mir doch zu kühl und ich schlüpfte wieder in meinen seidenen Schlafsack. Allerdings konnte ich nun nicht einschlafen, weil ich über weitere Figuren für die Quadrille nachgrübelte. Schrieb mir also noch einige Ideen auf und versuchte dann wieder zu schlafen, was mir irgendwann auch gelang. 
Heute, am Montag, den 20. August 2012, sollte ich mit Wade zusammen das Heu abladen. Pat meinte gestern, dass ich ruhig ausschlafen könnte, da er vorher noch genug anderes zu erledigen hätte. Ich stand dennoch zeitig auf und ging rüber ins Haus um zu Frühstücken. Pat hatte mir gestern Abend noch gesagt, ich solle morgens einfach rüber gehen und mich bedienen. "Help yourself as your home." Das tat ich dann auch. Traf auf Waldemar, der mir zeigte, wo ich alles finden konnte. Aß zwei Brötchen mit Marmelade. Dann ging ich runter in den Stall und guckte, was ich tun konnte. 

Der Stall
Und ich schaute beim Camp zu. Heute hatte das Kindercamp begonnen. Dann kommt die ganze Woche eine Gruppe Kids, die alles mögliche rund ums Pferd machen. Eine tolle Sache. Und eine Menge Arbeit. Es waren diese Woche 16 Kinder angemeldet! Als es mir alles zu langsam ging, stellte ich mich Wade vor und sagte, dass ich ihm heute beim Heu helfen sollte und ich gerne wissen wollte, wann er vorhatte zu starten. Er meinte, ich könnte sofort starten. Ok. Das hieß, dass er mir erstmal eine ganze Ladung Heuballen vom Trailer schmiss und ich es unter dem Schleppdach stapeln durfte. Anders herum wäre es bestimmt leichter gewesen. Egal. Er hatte noch andere Arbeit zu erledigen, so dass ich für mich alleine arbeiten konnte. Und ich erinnerte mich sehr schnell, wie schwer Heuballen eigentlich sind. Verdammte Sch…! Ich war auch sehr schlau, da ich meinte, ich müsste es erstmal in kurzen Hosen versuchen. Denn es war jetzt schon verdammt warm draussen. This don´t work! Nachdem meine Beine schon etwas in Mitleidenschaft gezogen waren… Ebenso meine Hände, fragte ich nach Handschuhen und wechselte die Hose. Dann ging es weiter im Heu. Ich arbeitete bis Mittags im Heu, dann kam Pat und fragte mich, ob ich Interesse hätte Unterricht zu geben. Zunächst im Camp, da sie dringend Hilfe für die 16 Kids brauchen könnten und danach für sie. Wow! Was für eine Frage, natürlich wollte ich das machen! Sie sagte, es wäre super, wenn ich mit den Kids Quadrille machen könnte. Ok, let´s see. Ich hatte nun bis halb zwei Zeit mich vorzubereiten. Während ich Mittag ass (die Reste von gestern Abend), kam Adriana zu Besuch, eine der Mütter, die ich am Wochenende hier kennen gelernt hatte. Sie kommt ursprünglich aus der Slowakei und sie ist super nett. Wir hatten uns schon beim letzten Treffen blendend unterhalten. Sie arbeitet im Sheriff´s Büro, sie ist ein Deputy. Gut, wenn man solche Leute kennt, denke ich. Sie ließ mir ihre Karte da und sagte, ich solle anrufen, wenn ich mal Lust hätte mit ihr zum Lunch oder abends was essen zu gehen. Das fand ich super. Nach dem Mittagessen zog ich mich in meinen Van zurück und überlegte mir einige einfache Figuren für eine Quadrille, die man zunächst einzeln üben konnte. Später wurde ich allen vorgestellt und konnte gleich mit der ersten Gruppe loslegen. Es ging zunächst etwas holprig, da ich natürlich all die englischen Fachausdrücke nicht parat hatte. Aber ich sagte den Kids, dass sie mir wohl ein wenig helfen mussten mit dem Vokabular. Nachdem ich Spencer, einem recht vorwitzigen Jungen, klar gemacht hatte, dass ich von der Materie sehr wohl Ahnung hatte, nur die englischen Wörter nicht wusste, lief es eigentlich ganz gut. Ich erklärte, was Quadrille überhaupt ist und begann mit einfachsten Übungen. Dazu muss vielleicht erwähnt werden, dass der Großteil der Kinder diese Woche das erste Mal auf dem Pferd saß! Ihr könnt Euch vorstellen, dass hier nur absolute Basics geübt werden konnten. Später kam Elizabeth dazu, die andere Reitlehrerin, und wir machten die weiteren Stunden gemeinsam, damit es für den Anfang leichter für mich war aufgrund der sprachlichen Barrieren. Ich erklärte und zeigte ihr die Figuren, die ich üben wollte und sie "übersetzte". Zum anderen kamen zu "meinen" vier Reitern nun mit Elizabeth vier weitere dazu, da sie draußen aufgrund der Käferplage keinen Unterricht geben konnte. Aber acht ist ja perfekt für eine Quadrille und es lief echt gut. Elizabeth war sowieso total angetan vom Quadrillereiten, so dass es ein easy going war mit ihr zusammen zu arbeiten. Es fing an richtig Spaß zu machen. Ich musste mich heute bei den Kids erstmal durchsetzen. Aber es ging zum Schluss ganz gut. Auch wenn sie teilweise etwas gelangweilt waren. Ich überlegte mir, was ich für morgen ändern konnte, damit es spannender wäre. Ich weiß selber, dass dieses ständige Wiederholen und viel Schrittarbeit oftmals nervig sein können, aber ich glaubte eine Lösung zu wissen, wie ich sie trotzdem bei Laune halten könnte. Ich würde es morgen ausprobieren. Nach etlichen Unterrichtsstunden, ich glaube drei oder vier oder fünf, hatte ich Feierabend. Ich war todmüde. Pat kam zu mir und eröffnete mir, dass auch das Heu komplett abgeladen war. Oh, welch eine Freude. Sie hatten das Heu zu fünft abgeladen. Hey, da finde ich, dass ich meinen Job echt gut gemacht hatte. Im Zeit-Arbeitskraft-Verhältnis gesehen. Zum Abendessen sollte es heute Schweineschnitzel geben. Dazu Erbsen-Möhren-Gemüse, Reis, Broccolisalat und Brot. War echt lecker. Dazu schauten wir mal wieder Olympia. Die Dressurkür. Und fachsimpelten nebenbei über Pferde und Reiter. Später am Abend hatten wir Stromausfall, so dass gar nichts mehr ging. Pat wollte mir eigentlich das Surfboard von ihrem Sohn zeigen, dass im Keller untergebracht war. Aufgrund des fehlenden Lichtes verschoben wir das aber. Ich machte mich stattdessen mit Pat auf einen Spaziergang mit den Hunden quer durch die Pampa über die vielzähligen Trails around the property. Und es gab hier so viele Pilze! Überall Butterpilze! Traumhaft. Aber ich hätte nicht gewusst, wann und wie ich die jetzt hier verarbeiten sollte. Mal sehen, ob sich noch etwas ergeben würde. Pat sagte, dass es dieses Jahr ein extrem trockener Sommer wäre und gar nicht so viele Pilze da wären! Normalerweise wäre der Boden übersät von Pilzen! Und ich war schon von dieser Anzahl hier begeistert. Wir überlegten gemeinsam, was es noch für Arbeiten im Stall für mich gäbe, damit ich noch ein bisschen Geld verdienen konnte. Ich sagte, da gäbe es bestimmt genug, in so einem großen Stall ist immer was zu tun. Das sah Pat genauso. Sie fragte mich, ob ich Interesse hätte, die komplette Sattelkammer aufzuräumen und das Sattelzeug zu putzen. Kein Problem, eine meiner Spezialitäten. Sie wollte das morgen mit Tom besprechen. Nach unserem Spaziergang aßen wir noch ein Stück Schoki als Nachtisch und dann ging ich in meinen Van und fiel in tiefen Schlummer. 
Sonntag, 19. August 2012: Pat hatte gesagt, ich sollte einfach ausschlafen, sie würden mich dann wecken. Ich hatte ja nicht mal eine Uhr mit. Ich wachte aber beim ersten Hundegebell von Blue, Jodie´s Hund, von alleine auf. Die Sonne schien und das Unwetter war vorüber. Es war ziemlich windig, so dass sogar kleine Schaumkrönchen auf dem See zu erkennen waren. Aber es war nicht kalt. Jodie und Gill waren schon auf, die anderen schliefen noch. Es war 9.30 Uhr. Ich bekam erstmal einen Kaffee, aber diesmal mit Milch und Zucker. Gestern Abend hatte ich einen mit Bailey´s getrunken. Der war echt strongo. Die anderen tranken mit Bailey´s oder tranken gleich Wodka. Mann, Mann, Mann, das waren Frühschoppen hier. Nichts für mich. Zum Frühstück zauberte uns Gill Omelett mit Gemüse und Pilzen, Muscheln in Speck gewickelt, Toast mit Marmelade und Peanutbutter, irgendwelche Crabburger oder so was (keine Ahnung), pickled Eggs, Saft, Kaffee. Nachdem alle abgefüttert waren, machten wir uns mit Pat´s Truck auf den Rückweg zum Stall. Ich durfte auf den Beifahrersitz, Tom musste bei den Hunden hinten Platz nehmen (Der Wagen war nicht so sauber, die Reiter unter Euch können sich das vorstellen). Beim Stall angekommen zogen sich Pat und Tom zu einem Nap zurück, ich machte es mir im Trailer bequem, guckte Movies (Dreamer, Racing Stripes), schrieb für meinen Blog, trank Ginger Ale und genoss den Sonntag. 

 

Um halb drei sollte es dann auf einen Ausritt mit allen Instructors gehen. War ein wenig aufgeregt. Pat holte mich dann gegen zwei Uhr am Trailer ab und ich machte mein Pferd für den Ritt fertig. Ich durfte Spring reiten, eine ziemlich groß geratene Stute. Bis auf das Problemchen mit den Ohren, was das Trensen ziemlich erschwerte, war sie wirklich ein nettes Pferd. Zuerst starteten wir in der Halle (hier Arena genannt). Ich denke, Tom wollte sich ein Bild von meinen Reitkünsten machen. Nach meiner Aufwärmphase fing ich an zu traben und Tom rief ganz entzückt:" Oh see, she can ride!" Hahaha! Kleiner Witzbold. Dann ging es ins Gelände. Ich setzte mich ans Ende der Abteilung, damit ich in Ruhe für mich agieren konnte. Pat begleitete uns mit dem Zweispänner. Auf dem umliegenden Gelände waren die Insekten (Bugs) so nervig, dass wir so schnell es ging auf die andere Seite des Highways kommen wollten, wo es einen stark an Römö erinnerte. Die Sandgrounds. 



Lauter Dünen und weißer Sand mit kleinen Tümpeln und Seen. Hier vergnügten wir uns eine ganze Weile. Und Spring testete mich und ich testete sie. Ich dachte, sie würde bestimmt mindestens genauso stark Muskelkater haben am nächsten Tag wie ich. Während des Ritts unterhielt ich mich mit den anderen Coaches. Sie waren alle super nett und sie luden mich ein die nächsten Tage mit ihnen auszugehen, damit ich ein paar Leute kennen lernen konnte. Super, ich freute mich riesig darüber! Ich habe keine Ahnung wie lange der Ausritt dauerte, ich war jedenfalls ziemlich kaputt danach. Es hieß, die Pferde versorgen und raus bringen. Pat fragte uns, was wir heute Abend essen wollten. Es standen Porkchops (Schweineschnitzel) oder Chicken zur Auswahl. Ich sagte: "I don´t mind. I like it all." So gab es also Chickencurry mit Kartoffeln und Salat. Dazu Brötchen mit Butter. Während Pat mit der Zubereitung unseres Abendessens beschäftigt war, gönnte ich mir eine Dusche. Das tat gut. Und alles brannte. Ich hatte keine Handschuhe getragen, und da Spring meinte, sie müsste mir die geflochtenen Zügel ständig versuchen aus den Händen zu reißen, sahen diese entsprechend aus. Beide Ringfinger waren offen. Ich sage Euch, das tut weh. Dann also schön Abend essen und ich verzichtete danach dankend auf den mir angebotenen Wodka. Muss nicht jeden Abend sein. Während wir weiter Olympia guckten, vernaschten Pat und ich gemeinsam eine Tafel Lindt Schokolade. Oh, welch ein Genuss! So lange keine richtig gute Schoki mehr gehabt. Die zerging auf der Zunge. Musste mich schwer zurückhalten. Dazu trank ich einen Kaffee… mit Bailey´s. Hatte ich aber erst gemerkt, als er schon fertig war. War aber lecker. Viel ging diesen Abend auch nicht mehr. Ich hüpfte bald in die Heia. 
Heute, am Samstag, den 18. August 2012, ging es also tatsächlich so früh los, wie mit Andy abgemacht. War gerade aus den Federn und beim Zähne putzen, da kam er um die Ecke gefahren. Er hatte Frühstück von Mc Donalds für uns beide mitgebracht. Und dabei war ich so satt von gestern noch. Er hatte mir zwei (!) Burritos, zwei Hush Potatoes und einen großen Kaffee mit gebracht. Wir frühstückten also stehend neben meinem Van in der morgendlichen Sonne. Es versprach wieder ein wundervoller Tag zu werden. Danach legten wir los mit der Arbeit. Erstmal Latten sägen, transportieren, hämmern, Schrauben, Sägen. Zwischendurch arbeitete ich wieder alleine weiter, weil wir wieder zu wenig Material hatten. So kann ich nicht arbeiten! Jedenfalls waren wir verdammt fix und wir würden offensichtlich das Paddock heute fertig kriegen, womit keiner gerechnet hätte. Zum Lunch fuhren wir wieder in die Stadt. Da ich aber nicht hungrig war, trank ich nur einen Ice Capped Latte von Tim Hortons, den mir natürlich Andy ausgab. Wir fuhren noch bei Tom in der Tierklinik vorbei und Andy erzählte, dass wir wohl heute mit der Arbeit fertig werden würden, was Tom erst gar nicht glauben konnte. Und Andy stellte mich seinem Partner in seinem Tiergeschäft vor, Kevin. Auf dem Rückweg besorgte wir noch eine Schutzbrille für mich, damit ich die ganzen Bolzen kürzen konnte. Andy musste um halb drei in seinem Laden sein. Ich arbeitet den Rest des Tages alleine weiter und beendete den Zaunbau. 


Zaun ist fertig
Danach half ich Pat mit den Stuten und Fohlen. Bürsten, Führen, usw. Und wir unterhielten uns über Training. Dann noch Pferde füttern und dann rief endlich mal die Dusche. Das tat gut. Gill hatte uns alle heute Abend zu sich nach Hause an einen der großen Seen zum Barbecue eingeladen. Wir machten uns also zu dritt mit zwei Autos und zwei Hunden auf den Weg zu Gill und Jodie. Ich hätte ja nicht gedacht, dass es noch größer geht, was die Autos anbelangt. Ich fand schon den Pick up von Gill gestern riesig, aber Pat´s Pick up zum Ziehen des Horse Trailers war noch mal größer. Mit Zwillingsbereifung. Unglaublich! 

 - Ohne Worte - 
Ich fuhr mit Tom und den Hunden in dem Truck und Pat nahm Jodie´s Wagen mit. Es war eine holprige Fahrt into the northern wild Richtung Norden, um irgendwann an Gill´s Haus anzukommen. Und rund herum waren überall Häuser mitten in dieser Wildnis. Unglaublich. Aber die Gegend hier war zauberhaft. Diese Riesenanzahl an Seen. Wunderschön. Und es war warm. Nur die Straßen sind aufgrund des Parmafrostes so was von schrecklich zu fahren. So viele Bodenwellen. Gill´s Haus war so was von luxuriös. Ich glaube, ich treffe hier in Kanada nur auf wohlhabende Menschen. Was er an Kunstgegenständen in seinem Haus hat, unglaublich. Ich fühlte mich wie in einem Museum. Sehr beeindruckend fand ich eine Skulptur, geschnitzt aus einem echten Walwirbel. So was von riesig. Dieses Kunstwerk hat 19 000 $ gekostet! Die anderen Gegenstände waren nicht minder teuer. Wahnsinn, sage ich Euch! Und erst diese atemberaubende Aussicht von der Veranda über diesen Riesensee mit all seinen kleinen Inseln. Hammermäßig. Und Gill ist ein super Koch. Es gab Steak, Kartoffeln, Nudelsalat, Salat, Shrimps, verschiedene Soßen und Toppings. Dazu Scotch Whiskey. Aber nicht für mich. Mir reichte das gestern für´s erste. Wir unterhielten uns alle blendend und es war wirklich witzig mit den Guys. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt.  Irgendwann spät am Abend fragte Pat mich, ob es ok wäre, wenn wir alle hier übernachten würden. Ich sagte, im Grunde wäre das völlig ok, aber ich hatte nichts mit. Ich sagte, zumindest eine Zahnbürste wäre super. So bekam ich von Gille  eine brandneue Zahnbürste und ich wurde im Annex untergebracht. Die anderen schliefen im Haus. Das Annex war so cute! Alles drin, was man braucht. Und das Bett! Hammer! So groß und weich und einfach nur schön. Ich zog mich, nachdem ich meine Zähne geputzt hatte, in mein Nachtlager zurück. Die anderen saßen noch bis weit nach Mitternacht draußen. Gill würde in zwei Monaten für zwei Jahre auf Weltreise gehen, so gab es noch eine Menge zu reden. Er hatte schon fast alles verkauft. Sein Haus, seine Ranch, sein Trailer, usw. Nachts wurde ich von einem Riesenknall geweckt. Wir hatten schon abends Blitze gesehen, nun war einer irgendwo direkt in der Nähe eingeschlagen. So was von laut. Die ganze Hütte hatte vibriert. Aber es blieb bei dem einen. Und es fing an zu regnen. In dem Moment fiel mir ein, dass ich das Beifahrerfenster beim Van offen gelassen hatte. Und mein Mac auf dem Sitz lag… Oh, oh… Ich hoffte, dass es nicht zum Schlimmsten kommen würde. Jetzt konnte ich eh nichts machen. Würde morgen sehen, ob mein Mac überlebt hatte. So ein Mist! Ich schlief dennoch wieder ein. War schon gespannt auf Gill´s Frühstück morgen Früh, das er uns versprochen hatte. 
Freitag, 17. August 2012: Wie ich mir vorgenommen hatte fuhr ich, nach dem Frühstück und einem missglückten Versuch den Prospector´s Trial entlangzuwandern (bin vom rechten Weg abgekommen und hab es dann einfach gelassen), zum einzigen Reitstall hier in der Umgebung von Yellowknife.





Dafür hieß es, ein paar Kilometer auf dem Highway 3 zurück Richtung Süden fahren. Da der Stall nur durch eine alte Kutsche am Highway gekennzeichnet war, fuhr ich erstmal an der Einfahrt vorbei. Und ich merkte mal wieder, dass ich daran denken sollte, vor jeder Fahrt ins Ungewisse meinen Tank aufzufüllen.



Jedenfalls erkundigte ich mich in dem Stall bei den Mädel´s nach dem Boss. Ich stellte mich Pat und Tom vor und fragte, ob sie nicht für eine kurze Zeit ein paar kräftige Hände zum Arbeiten bräuchten. Sie brauchten tatsächlich. Allerdings suchten sie einen Reitlehrer. Normalerweise wäre das ja quasi traumhaft gewesen, aber ich wollte ja maximal zwei Wochen bleiben. Das war ihnen zu kurz. 

Halle und Stall
Nach einigem Hin- und Herüberlegen, ob sie nicht doch etwas zu tun hätten für mich, kam Pat auf die Idee, dass ich Andy beim Zaunbau helfen könnte. Zum anderen konnte ich Montag mit einem weiteren Helfer, der momentan in Urlaub war, Heu abladen. Eine Riesenfuhre besten Heus! Danach würde man sich in Flensburg die Finger lecken. Hier eine kleine Preisfrage: Was denkt Ihr, was diese Ladung Heu gekostet hat? Ich fiel fast auf den Rücken, diese Fuhre kostete 10 000 $… Da fällt einem nichts mehr zu ein. 


Teures Heu
Und sie bekommen fünf Fuhren im Jahr. Aber es ist eine super Qualität. Zurück zur Arbeit: Andy war von der Idee ganz angetan und so kam ich zu meinem ersten bezahlten Job hier in Kanada, oben in Yellowknife. Ich zog mich rasch um und legte los. War nicht allzu schwer. Es war körperlich anstrengend und die Sonne brannte. Es waren über 20°C. Mittags lud mich Andy zum Lunch ein. Wir fuhren in die City in eine seiner Stammlokals, dem Hot Shot´s. Dort aßen wir eine Riesenportion Poutin mit geräuchertem Rindfleisch. Dazu ein Bier… Puh, mittags schon. Aber es war heiß und es war ein guter Durstlöscher. Andy erzählte eine ganze Menge. Was er so in seinem Leben alles gemacht hatte, usw. Andy ist halb Franzose, halb Indianer. War wirklich interessant, was er alles zu erzählen hatte. Danach fuhren wir zurück und arbeiteten am Zaun weiter. Zwischendurch musste Andy Schrauben besorgen, während ich alleine weiter arbeitete. Nachdem wir ein ganz gutes System gefunden hatten, waren wir echt fix. Auch alleine klappte das System sehr gut. Wir machten gegen 17 Uhr Feierabend und da wir noch nicht fertig waren, hatte ich für den nächsten Tag auch noch ´nen Job. Sehr gut! Ich fragte Pat, ob ich auf ihrem Grundstück mit dem Van stehen und dort übernachten konnte. Logo, kein Problem! Sie waren alle wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Aber so was von, das kann ich gar nicht beschreiben. Ich parkte meinen Van hinter deren Trailer, der mindestens doppelt so groß war wie mein Van und mindestens hundert mal so luxuriös. So was habe ich noch nicht gesehen. 


Mein kleiner Van hinter dem Horsetrailer...
Und es ist eigentlich nur, um Pferde zu transportieren! Da drin kann man wohnen! Wahnsinn! Ich saß dann eine ganze Weile im Haus bei Pat und guckte die aufgezeichneten Olympischen Spiele während Pat das Haus aufräumte. Sie hatten gerade eine Woche lang Kindercamp gehabt und so war der komplette Haushalt liegen geblieben. Wir unterhielten uns und Pat´s Interesse wuchs und wuchs, als ich ihr von Warwick und auch von meiner Ausbildung erzählte. Sie fand es nun wirklich schade, dass ich nicht den ganzen Winter als Trainer bleiben konnte. Aber ich glaube, das wäre zu hart, den Winter in Yellowknife bei -40°C zu verbringen! Irgendwann kam dann auch Tom nach Hause, er ist der Tierarzt hier im Ort. Sie erzählte ganz aufgeregt von unserer Unterhaltung. Sie wollten nun gerne Bilder von Warwick sehen und ich zeigte ihnen ein paar Bilder im Internet von der Quadrille, usw. Sie waren ganz angetan. Voll süß. Und ihnen gefiel Warwick. Wer kann ihm auch widerstehen?! Ich lernte an dem Abend noch Waldemar kennen, ein Freund von Tom, sowie Gill, ebenfalls ein Freund von Pat und Tom. Nachdem ich schon ein Bier getrunken hatte, kam nun der Wodka auf den Tisch. Tom ist Pole. Ich glaube, ich muss nicht mehr erklären. Aus einem Wodka wurden irgendwie sieben oder so. Ich erzählte davon, dass ich gehört hatte, dass man in Bullock´s Bistro super Fisch essen könnte und ich das die Tage mal probieren wollte. So kamen sie auf die Idee, dass wir ja alle zusammen heute Abend noch dorthin könnten. Denn Pat hatte eh nichts da für Supper. Warum also nicht?! Sie rief an und fragte, wie lange die Küche noch auf hatte, denn wir hatten inzwischen halb neun. Dann alle ins Auto gepackt, das heißt Pat, Tom, Gill und meine Wenigkeit. Ich war immer noch nicht geduscht (war der Wodka dazwischen gekommen), hatte noch meine Arbeitsklamotten an und war etwas angeheitert. Das war ein lustiges Unterfangen. Gill und Tom waren schon mehr oder weniger ziemlich stark angeheitert. Das Bistro ist eine urige Kneipe mit horrenden Preisen. Gill lud uns alle ein und wie ich später erfuhr, hatte er für diesen Abend 200 $ gelöhnt. Danke, lieber Gill! Das ganze Lokal war signiert mit Unterschriften von Gästen. Ich ließ es mir nicht nehmen ebenfalls an der Decke des Lokals meine Unterschrift zu hinterlassen. Ein paar Gäste fotografierten mich dabei, weil sie es so cool fanden. Ich ging prompt hin und fragte, ob ich das Bild zugeschickt bekommen könnte. 


Im Bullock´s
Ich hatte nun bei dieser spontanen Aktion keinen Fotoapparat eingepackt. Sie wollten es mir per Mail schicken. Hatte mich auch noch eine Weile mit ihnen unterhalten, es waren Touristen. Nach unserer Rückkehr zum Stall wollte ich nur noch ins Bett, war echt durch. Ich lehnte einen weiteren Wodka dankend ab und verzog mich ungeduscht in meinen Van. Hatte heute eh keinen Sinn mehr. Tom und Gill saßen noch bis spät in die Nacht im Trailer und tranken ihren Wodka. Somit ging dieser Tag für mich mit einem tiefen Schlummer zu Ende. Morgen sollte es um halb sieben morgens weiter gehen mit Zaunbau. Also schnell schlafen. 
Nach einer ruhigen Nacht wachte ich heute zur gewohnten Zeit auf, wollte aber nicht wirklich aufstehen. Musste aber, da ich mir heute einiges vorgenommen hatte. Inzwischen ist es Donnerstag, der 16. August 2012. Ich wollte mich heute auf Jobsuche begeben. Und natürlich Yellowknife erkunden. Da ich nun die meiste Zeit der letzten Tage nicht sonderlich viel Bewegung hatte, entschied ich mich in die Stadt zu laufen. Direkt gegenüber des Campgrounds startet ein Trial, der direkt in die Stadt führt, der Frame Lake Trial. Auf der Karte sah es ganz einfach aus, eigentlich nur ein Pfad, der um den Frame Lake führt, logisch. Aber die Realität sah natürlich wieder mal anders aus. Typisch Kanada! Es war nicht nur ein Trial, der sich einmal um den Lake teilt. Nein, es waren auf der Strecke so viele Abzweigungen und Kreuzungen, dass ich aufgehört habe zu zählen. 



Yellowknife "Skyline"

Kann einer den Pfad erkennen?


Die Richtungsweiser halfen einem auch gar nichts, da überall der Punkt, der den momentanen Standpunkt markieren sollte, nicht mehr sichtbar war. Tja, also auf den Orientierungssinn verlassen. Der ist bei mir nun nicht gerade sonderlich gut ausgeprägt, aber ich habe dennoch den richtigen Weg gefunden. Machte mich direkt auf den Weg nach Old Town.

Blick auf Old Town
 




Dort wollte ich auf jeden Fall im Wildcat Café einkehren. Es ist das einzige übrig gebliebene Originalgebäude von Yellowknife! Es wurde während des Goldrausches 1937 erbaut!

Wildcat Cafe 
Und ist nun dementsprechend gut besucht, wie ich gelesen hatte. Als ich es gefunden hatte, war ich enttäuscht, denn es hatte aus Renovierungsgründen geschlossen. Die Saison war eindeutig vorbei. Pech gehabt. So kehrte ich stattdessen im "Dancing Moose" Café ein.

 

Dort trank ich einen Kaffee und aß ein Cinnamon Bun mit Butter. Für insgesamt 7,30 $… Ich wollte eigentlich kein weiteres Geld für Essen ausgeben bis ich einen Job gefunden hatte, aber ich hatte zum Frühstück nur diese beiden Scheiben Toast gegessen und war jetzt etwas ausgehungert. War inzwischen aber auch schon bestimmt fast 10 km gelaufen.

Leeeeckeeeer!
Wenn man dem Maßstab auf der Karte trauen kann. Ich bekam noch ein paar Tipps, wo ich nach Jobs gucken konnte, unter anderem in diesem Café. Ich wollte darüber nachdenken. In Old Town kann man auch noch das Pilot´s Monument bestaunen, das ich allerdings verpasst hatte. Von dort hat man eine 360° Aussicht über Yellowknife. Vielleicht sollte ich doch noch mal dort vorbei schauen… Ansonsten über Old Town nicht besonders viel zu erzählen, es gibt hauptsächlich auch hier neue Häuser. Die aber zugegebenermaßen wirklich ganz schön komfortabel sind. Und die Yellowknifianer haben es sich größtenteils wirklich sehr gemütlich eingerichtet.

 

Die Häuser und Vorgärten wirken mit all ihren Blumen und Dekorationen und kleinen Zäunen fast europäisch, wenn nicht sogar deutsch. Sieht alles sehr heimelig aus. Man gewinnt den Eindruck, dass die Menschen gerne hier leben. Dazwischen sind natürlich auch viele herunter gekommene Hütten, aber die habe ich einfach mal übersehen. Es gibt hier auch viele alte Autos. Eigentlich erstaunlich in diesem Klima.



















Ich sah alte Mustangs und Fords, die im Garten vor sich hinrosten, aber auch sehr viele alte Pick ups, die noch in Arbeit sind. Die scheinen unverwüstbar zu sein. Besonders die Marke Ford kommt häufig vor… Ein gutes Zeichen.































Witzig ist auch, dass die License Plates hier in Form eines Eisbären sind. Ganz offiziell. Schöne Idee. Ich nahm auf meinem Streifzug durch Old Town und später auch Down Town quasi jede Galerie und jeden Laden mit.

Licence Plate NWT
Es gab wirklich wunderschöne Sachen zu kaufen, vieles von lokalen Künstlern. Es gibt hier wirklich viel echte Kunst und Handwerk zu kaufen, sehr wenig von diesem üblichen Touristenkitsch.


 

Aber ich konnte mich zusammenreissen, habe (leider) nichts gekauft. Ging ja leider im Moment auch nicht anders, aber vielleicht würde sich das ja noch ändern. Unter anderem war ich in einem Glas shop, die alte Flaschen umarbeiten und verzieren. Wirklich gute Ideen dabei! Hat mir gefallen. Nach weiteren schönen Shops mit Bildern von hiesigen Künstlern, Lederwaren (z. B. Mokassins, Handtaschen, Felljacken, etc.), viel Steingutarbeiten, Schmuck und Büchern ging ich noch durch die Ragged Ass Rd. (Ragged Ass = Dirt poor).


Die Straße ist alleine ihres Namens wegen, den sie von drei jungen Leuten vor zig Jahren aus einer Laune heraus erhalten hatte, so bekannt. So berühmt, dass man inzwischen Straßenschilder im Souvenirshop kaufen kann.




Eine weitere berühmte kleine Straße habe ich nicht aufgesucht, die Lois Lane. Sie hatte ihren Namen zum einen zum Gedenken an Lois Little, einem langjährigen Bewohner der Back Bay Community, als auch zur Erinnerung an Margot Kidder, die die Rolle in "Superman" spielte, erhalten. Nicht zu vergessen sind die Hausboote von Yellowknife. Wunderbare Wohngelegenheiten. Und der Hafen ist auch wirklich traumhaft.












Da ich nichts weiteres zu tun hatte und es gerade erst Mittag war, entschloss ich mich auch noch bis zum Mc Donalds auf der anderen Seite der Stadt beim alten Airport zu gehen. Da konnte ich dann Mails checken und im Internet nach Jobs gucken. Saß eine ganze Weile im Restaurant. Hatte mir fairerweise einen Latte gekauft. Ich weiß, aber ich kann das nicht, mich einfach nur so reinsetzen und ins Internet gehen. Yellowknife ist schon ziemlich rau, aber irgendwie fühlt es sich richtig an hier zu sein. Ich kann nicht sagen, warum. Machte mich langsam auf den Rückweg. Jetzt ging ich an der anderen Seite des Frame Lake entlang. Dieser Trial ist wirklich faszinierend.

 

Manchmal dachte ich schon, ich wäre vom Pfad abgekommen. But everytime I thought I lost the right way, I saw a sign… And I was right. Passt zu einigen Situationen, finde ich. Kam noch mit einem Pärchen ins Gespräch, die suchten nach Falls… Keine Ahnung, wo sie die hier finden wollten. Ich hatte keine auf meinem Weg gesehen. Einmal bog ich letztendlich doch falsch ab, so dass ich beim Bristol-Denkmal raus kam, statt direkt beim Campground.

Bristol
Diese Bristol war das erste Flugzeug, das am Nordpol auf Rädern gelandet ist. Nur so nebenbei erwähnt. Naja, ging ich ein bissel am Highway entlang. Ich fragte das Mädel an der Rezeption, ob sie wüsste, wo ich hier in der Stadt den Reitstall finden könnte, da ich dort nach Arbeit fragen wollte. Oder ob sie wüsste, wo Hilfe gesucht wurde. Sie schlug mir auch das Bullock´s Bistro vor, wo man sehr guten Fisch serviert bekommt (in einer Gegend, wo die meisten zum Fischen und Jagen hin kommen, kann ich mir das sehr gut vorstellen). Zum Supper und zum Arbeiten, falls ich nichts gegen Dishwashing hätte. Ich wollte das dann morgen alles abchecken. Heute war ich erstmal platt. Es war schwül geworden nachmittags und der Rückweg war entsprechend exhausting gewesen. Ich erholte mich kurz, fing dann an zu kochen (Nudeln mit Frühstücksfleisch und Cheddar in Mushroomsauce) und genoss den Abend.

Fuuutteeer!
Danach folgte, wie immer, der Abwasch, und dann las ich und hörte Musik. Zwischendurch bekam ich öfter Besuch von den Squirrels und von ein paar Piepmätzen. Die Squirrels sind so zutraulich, dass mir in einem unbeobachteten Augenblick zweimal eines in den Van gehüpft war. Da es noch früh am Abend war und es relativ lange hell ist im Norden, entschied ich mich für einen kleinen Verdauungsspaziergang über diesen riesigen Campingplatz.

The beach! In Yellowknife...
Hatte inzwischen mitgekriegt, dass es hier sogar einen Strand gab! Den wollte ich sehen! Ebenfalls direkt am Camp beginnt der Prospectors Trial mit einer Länge von 4 km mit Erklärungen über die Goldrauschzeiten. Den musste ich auch noch irgendwie mitnehmen.

Alte Minerutensilien
Ich merkte, dass diese Stadt noch einiges zu bieten hatte. Morgen hatte ich mir ja schon vorgenommen zum Abend Fisch in Bullock´s Bistro zu mir zu nehmen, aber ich wollte sehen, dass ich auf jeden Fall auch noch während meines Aufenthaltes hier in Yellowknife einen Muscox Burger zu Probieren kriegte. Wollte morgen an der Rezeption nachfragen, wo ich den bekommen konnte. Außerdem hoffe ich, dass ich noch die Aurora Borealis, die Nordlichter zu Gesicht bekommen würde. Die beste Zeit sollte zwischen Spätherbst und frühen Winter sein. Aber vielleicht könnte ich jetzt auch schon Glück haben…? Weiter stand auf meinem Plan eine Führung für eine Diamantenbearbeitung zu bekommen. Yellowknife ist heute das "Diamond Capital of North America", nachdem erst 1991 die erste Diamantenader gefunden wurde und die Goldförderung 2004 seinem Ende zuging. Somit auch die Ära "City Built on Gold". Zudem scheine ich meinem großen Traum hier ganz nah zu sein, wenn auch zu früh im Jahr. Hier befindet sich im Winter die längste Ice Road! Sie ist 600 km lang! Und der bekannteste Ice Road Trucker, Alex Debogorski, nennt Yellowknife sein Zuhause. Das ist doch der Hammer! Aber wie gesagt, ich bin noch zu früh.