Sonntag, 25. November 2012

Montag, der 19. November 2012, bin ich gegen neun Uhr aufgestanden. Pat war schon im Stall, während ich mich meinem Müsli und Kaffee widmete. Da ich erst nachmittags Unterricht hatte, entschied ich nach dem Frühstück runter zu gehen und zu fragen, ob ich helfen konnte. Pat erklärte mir ein paar Kleinigkeiten, aber so richtig in Arbeit kam ich nicht. Nachdem ich ungefähr fünf Mal gefragt hatte, ob ich was tun könnte hatte ich keine Lust mehr. Ich ging auf einen kleinen Spaziergang rund ums Gelände, da das Wetter trotz Kälte wunderbar war. Die Sonne schien und es war wolkenloser, blauer Himmel. Allerdings währte der Spaziergang nicht lange, denn es war verdammt kalt. Ich bin diese Temperaturen noch nicht gewohnt und weiß noch nicht, wie ich sie einschätzen soll. Will mir nicht die Ohren abfrieren. So hatte ich also nach dem nur zehnminütigen Spaziergang eine fast abgefrorene Nase. Es ist unglaublich, wie kalt das ist. Und dabei ist die Luft wirklich megatrocken. Meine Haare stehen in alle Richtungen. Letztendlich verbrachte ich aber den ganzen Tag im Stall. Ich hatte ein bisschen Sorge, wenn ich ins Haus gehen würde, dass ich mich nicht wieder aufraffen könnte raus zu gehen. Allerdings muss ich zugeben, dass es sich im Stall und in der Halle aushalten lässt. So waren die drei Stunden Unterricht ok, die ich abends gab. Nach dem Abendessen machte ich mich über den Abwasch her, während Pat und Tom die Pferde fütterten. Danach war ich so platt (ich glaube, das kommt von der Kälte), dass ich nur noch ins Bett gefallen bin.

Heute, den 20. November 2012, bin ich um acht Uhr aus den Federn, da ich um zehn Uhr einen Termin mit Alex hatte. Sie hat einen kleinen Privatstall mit drei Pferden und einer Halle in Yellowknife. Pat fuhr mit mir nach dem Frühstück dorthin und machte uns bekannt. Alex war ziemlich nervös, da sie normalerweise alleine reitet und auch nur selten Unterricht bekommt, da sie dafür nach Alberta oder sonstwohin fahren muss. Ich sagte, dass sie einfach das tun sollte, was sie immer macht und ich würde erstmal nur beobachten. Ab und zu erklärte ich Pat ein paar Sachen, die mir auffielen, was Alex nur noch nervöser machte. Aber sie war wirklich nett. Ich konnte mir vorstellen, mit ihr mehr zu arbeiten. Aber heute wollte ich mir nur einen Eindruck verschaffen. Wenn sie mich aber öfter für Unterricht holen würde, würde es endlich mal auf höherem Niveau sein. Nicht immer nur die Basics. Ausserdem hat Alex eine Ausbildung in Aquamassage für Pferde und all solche Sachen, so dass wir auf gleicher Höhe kommunizieren konnten. Soll heißen, sie verstand, was ich erklärte auf Anhieb. Pat holte uns in der Zwischenzeit eine heiße Schokolade, während ich weiter Alex beobachtete. Nach ihrem Ritt erklärte ich ihr, was mir so aufgefallen war und was ich für Ideen hätte und stellte einige Fragen. Sie war positiv beeindruckt, wodurch wiederum mir ein Stein von Herzen fiel. War mir nicht sicher, was sie erwartet hatte von mir. Ich muss zugeben, dass ich zunächst etwas eingeschüchtert gewesen war, als ich in die Halle kam und sie auf ihrem kleinen Braunen mit weißen Bandagen und Kandare saß! Aber ich glaube, ich hatte mir nichts anmerken lassen… Hoffe ich. Jedenfalls setzten wir uns noch in ihrer Sattelkammer zusammen, tranken Kakao und aßen Muffins und besprachen, was ihr so vorschweben würde für die nächste Zeit. Wir machten erstmal einen neuen Termin aus und dann würden wir weiter sehen. Das war fair, schließlich hatte sie nun noch keine Ahnung, wie mein Unterricht aussehen würde. Wir verabschiedeten uns und fuhren zurück zum Stall. Ich war doch etwas durchgefroren jetzt und entschied erstmal einen heiße Dusche zu nehmen und einen kleinen Nap zu machen. Diese Kälte schafft mich noch, glaube ich… Nachmittags fühlte ich mich wieder fit und ich half die Pferde rein zu holen. Aber irgendwie mauserte sich der heutige Nachmittag zu einem totalen Chaos. Die Pferde hatten einen Zaun zerbrochen, so dass nun ein kleines Durcheinander in dem einen Paddock herrschte. Mack fing einen Kampf über den nächsten Zaun mit Cimaron, den Friesenhengst an und ich hatte Angst, dass dieser Zaun brechen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht gecheckt, dass Mack und Mickey nicht in dieses Paddock gehörten, sondern dass sie durch den beschädigten Zaun in dieses Paddock gelangt waren. Ich sagte drinnen Pat Bescheid, die mich anschaute und meinte, dass Mack nicht mit Cimaron kämpfen könnte, da er gar nicht in dem benachbarten Paddock sein sollte… Ups. In dem Moment kam Tom in den Stall und klärte auf, dass der Zaun beschädigt war. Ach so, jetzt hatte ich auch verstanden. So kamen wir raus und Mickey verprügelte gerade Sammy, ein neues Pferd im Stall. Oh Mann, das musste doch nicht alles sein. Wir holten alle Pferde rein und ich gab noch meine Unterrichtsstunden am Abend. Ich fiel um zehn Uhr ins Bett, wo ich aber noch ein paar Seiten las. Pat und Tom waren heute zum Essen eingeladen und sie waren noch nicht zurück.

Der Mittwoch, 21. November 2012, würde ein ruhiger Tag für mich werden, da ich nur eine Unterrichtsstunde zu geben hatte. Und die war erst um halb sechs. So schlief ich einigermaßen aus und verkrümelte mich nach dem Frühstück aufs Sofa, wo ich mein Buch las, Kaffee trank und zwischendurch einen Film verfolgte, der so nebenbei lief. Das tat gut. Am späten Nachmittag ging ich runter in den Stall und half ein bisschen mit die Pferde auszudecken und Fegen, usw. Danach hatte ich eine Gruppenstunde mit Emma und Molly, die nicht allzu schlecht war. Die Mädels waren inzwischen von ihren Ponies zu den Pferden aufgestiegen und sie hatten sich sichtlich verbessert. Als ich später zum Haus kam, gab es einen leckeren Braten mit Kartoffeln und Gemüse zum Abendessen. Das war lecker. Das schöne ist ja, dass Tom Pole ist und somit bekomme ich häufig eine Art europäisches Essen. Ziemlich deftig, aber gut. Wir versuchten anschließend noch die ganzen Termine mit den Unterrichtsstunden zu organisieren und Pat telefonierte am laufenden Band. Ja, und das war der Mittwoch. Völlig relaxed und easy.

Am Donnerstag, den 22. November 2012, war ich erst später im Stall, da ich nicht wieder nur rumstehen wollte. Ich dachte mir, wenn sie mich zum Arbeiten wollen, dann sollen sie es klar sagen. Ich hatte keine Lust wieder zehntausendmal zu fragen und letztendlich nur zu fegen. Nachmittags hatte ich wieder meine Unterrichtsstunden. In der letzten Stunde fiel Trish leider runter und so war ihre Stunde vorzeitig beendet. Es war eigentlich nicht nötig gewesen, dass sie runter fiel, was sie später auch zugab. Sie war einfach nicht in der Verfassung gewesen zu reiten und so war fast zu erwarten, dass irgendwas passieren würde. Ich brachte ihr Pferd in den Stall und sie ließ sich von ihrem Mann abholen, da sie auf ihr Hinterteil gefallen war und sie wollte checken lassen, ob irgendwas gebrochen war. Ich bezweifelte das, aber nichtsdestotrotz schmerzt es natürlich höllisch. Sie rief später noch an und sagte, dass alles okay wäre. Das beruhigte mich doch erheblich. Leider gehört das Runterfallen zum Reiten dazu… Ja, das war ein etwas aufregendes Ende des heutigen Tages. Ich aß die Reste von gestern und schaute noch ein wenig TV, bevor ich mich ins Bett schmiss.

Heute Morgen, am 23. November 2012, hatte ich wieder einen Termin mit Alex. Da ich kein eigenes Auto hatte, fuhr ich mit Tom zur Klinik und nahm dann das Auto von dort zu Alex. Der Unterricht mit ihr machte wirklich Spaß und sie sagte, dass sie evtl. noch mehr Arbeit für mich hätte, wenn ich mehr benötigen würde, da sie übernächste Woche für drei Wochen in Urlaub fahren würde. Das klang vielversprechend, denn im Moment hatte ich offensichtlich noch nicht genug Arbeit. Außerdem würde ich vielleicht Arbeit bei ihrer Nachbarin, eine Musherin, bekommen. Sie war nämlich in Vorbereitung für das große Hundeschlittenrennen im Yukon, und brauchte nun Unterstützung in der Pflege ihrer Hunde, die zuhause zurück bleiben würden. Das wäre auch nicht schlecht. Evtl. würde ich für die Zeit dort wohnen können. Aber ich würde dass hoffentlich in den nächsten Tagen erfahren. Nach dem Unterricht machten wir gleich neue Termine für nächste Woche aus und ich machte mich fix auf den Rückweg. Matthew, der Stallbursche, hatte sich heute krank gemeldet, so dass ich schon heute Morgen im Stall geholfen hatte und jetzt nicht sicher war, ob sie weiter Hilfe im Stall benötigen würden. Ich wollte also nicht zu spät zurück beim Stall sein. Als ich ankam, war allerdings schon eine Freundin zum helfen da. Ich konnte also beruhigt ins Haus gehen und mir was zum Lunch zubereiten. Um drei würde meine nächste Reitstunde sein. Und dann noch mal um halb sieben. War also ein ziemlich ruhiger Tag wieder. 
16. November 2012: Ja, wat soll ich sagen?! Letztendlich habe ich die letzte Nacht gar nicht geschlafen. Lohnte sich auch nicht wirklich für zwei Stunden. Der Typ, nennen wir ihn "Freund", holte mich pünktlich um kurz vor ein Uhr nachts ab. Wir fuhren bei milden Temperaturen von -1°C nach Bathurst, mit diversen Zwischenstopps bei Tim Horton´s! Ich komm auch echt nicht drum herum, die Leute hier in Kanada lieben Tim Horton´s. Wir kamen viel zu früh am Airport an, so dass wir um ungefähr vier Uhr morgens zum frühstücken fuhren. Aber mehr als einen trockenen Bagel und einen Cookie kriegte ich nicht runter. Aber der Freund sagte, dass ich vor Montreal nichts bekommen würde, so sollte ich wenigstens jetzt eine Kleinigkeit essen. Diese ganzen Zeitzonen machen mich noch mal verrückt. Beinahe hätte ich noch meinen Flug verpasst, weil ich irgendwie eine Stunde später auf der Uhr hatte. Aber ich war ja schon im Terminal und winzig wie er ist, machten mich die Angestellten freundlich drauf aufmerksam, dass dies der letzte Aufruf für den Flug nach Montreal war. Ups. So kam ich noch als letztes mit rein. Nach einer gründlichen Sicherheitskontrolle. Der Freund würde den Winter über voraussichtlich wieder in Yellowknife arbeiten und ich sagte ihm noch zum Abschied, dass falls er einen Job als Iceroad Trucker haben würde, sollte er sich melden und mir mal ´nen Ride geben. Das wollte er auf jeden Fall tun. Der Flug von Bathurst nach Montreal dauerte ungefähr zwei Stunden. Ich glaube, das war bisher die kleinste Maschine, mit der ich je geflogen bin, 36 Passagiere. Ich schlief den Flug über, hatte einen kleinen Nachholbedarf. Die Maschine landete um 7.15 Uhr in Montreal und ich musste mich sputen, denn das Gate für den nächsten Flieger nach Calgary war natürlich auf der anderen Seite des Flughafens und Boardingtime war um 7.20 Uhr! Da sie allerdings Verspätung hatte, kam ich ganz entspannt mit. Das war ein echt langer Flug und ich schaute drei Movies. Das war hier sehr gut, es gab eine große Auswahl an kostenlosen Filmen. Aber dafür gab es nichts zu essen! Das fand ich den Hammer, der Flug dauerte immerhin ungefähr sechs Stunden. Man konnte nur Essen kaufen, was ich aber nun gar nicht einsah. So machte zum Ende des Fluges mein Kreislauf so langsam schlapp. Ich erinnerte mich, Gott sei Dank, dass ich noch Äpfel in meinem Rucksack hatte und grabschte mir einen. Das war kurz vor knapp, denn mein Magen war nun über den Apfel auch nicht so erfreut. Ich war echt froh, als wir endlich landeten. Jetzt musste ich erstmal Bewegung haben, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Der Flughafen von Calgary ist allerdings nicht besonders groß, so dass mir nur blieb im Terminal auf- und abzulaufen. Zur Stärkung holte ich mir dann noch einen Smoothie und einen Müsliriegel, um meinen Blutzuckerspiegel mal wieder hoch zu treiben. Danach fühlte ich mich etwas besser. Später aß ich noch bei einem Mexikaner zu Mittag, was wiederum keine so gute Idee gewesen war. Ich hatte den Rest des Tages gut davon… So suchte ich mir einen bequemen Ledersessel mit Blick auf die Flieger und schlief zunächst. Mein letzter Flieger nach Yellowknife sollte um 18.30 Uhr gehen, so dass ich nicht weiter in Eile war. Ich verdattelte den Nachmittag mit erfolglosen Versuchen EMails zu verschicken, damit Pat und Tom überhaupt Bescheid wüssten, dass ich kommen würde. Tja, so würde es wohl auf einen Überraschungsbesuch hinauslaufen. Der Flieger nach Yellowknife war nicht viel größer als der erste heute, vielleicht 50 Passagiere. Der Flug würde ungefähr 1,5 Stunden dauern, den ich komplett verschlief. Ich kann Euch sagen, ich war so was von durch. Als ich in Yellowknife ankam, schlug mir der Winter eiskalt entgegen. Hier war wirklich vollster Winter! Mann, war das kalt! Und eine Menge Schnee… Ich griff mein Gepäck und nahm mir ein Taxi. Ruben war mein Fahrer, der war echt nett. Er meinte, es sei doch noch gar nicht kalt, ich sollte noch ein, zwei Monate abwarten. Haha, sehr witzig! Als wir am Stall ankamen, kam gerade Pat um die Ecke. Sie hatte es zunächst gar nicht begriffen, dass ich es bin. Aber im Haus war dann großes Hallo und Pat und Tom freuten sich riesig, dass ich da war. Wir redeten noch eine ganze Weile über meine letzten Wochen mit Gill und sie waren doch etwas schockiert. Ich trank noch einen Kaffee und das war es dann auch für heute. Pat machte mein Zimmer zurecht und ich fiel nur noch ins Bett.

17. November 2012: Bin unerwarteterweise um halb acht aufgewacht. Und draußen lag so viel Schnee! Wahnsinn! Vor ein paar Tagen noch konnte ich im T-Shirt draußen rum laufen und hier nun der tiefste Winter. Unglaublich. Ich glaube, ich sollte mir die nächsten Tage doch noch ein paar wärmere Klamotten besorgen... Ich wartete bis Pat und Tom soweit fertig waren, damit ich ihnen nicht in ihrer täglichen Routine in den Weg kam. Ich ging später erstmal unter die heiße Dusche und machte mir Frühstück. Pat und Tom waren inzwischen schon im Stall verschwunden. Heute sollte um elf ein Fun Race stattfinden, was von der Horse Association veranstaltet wurde. Gegen viertel nach zehn ging ich auch runter in den Stall und wurde wärmsten von all den Reitern und ihren Eltern empfangen. Alle freuten sich, dass ich wieder da war. Das war ein schönes Gefühl! So kam es, dass ich auch gleich die erste Reitstunde zu geben hatte, mit Simon und Everett. Den Tag über hielt ich mich also im Stall auf und schaute bei den verschiedenen Aufgaben zu, die die Kids mit den Pferden zu bewältigen hatten und half hier und da. Und bekam viele Voranmeldungen für Reitstunden, die Pat für mich organisierte. Nachmittags lud mich Robin, Kathryn´s Dad, ein mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen, da es ihm langsam zu kalt wurde. Ich nahm dankend an. Kathryn und ihre Eltern sind wirklich ganz tolle Menschen. Sie luden mich auch zum Abendessen für den 25. Dezember ein. Ich würde sehen, ob ich das annehmen würde, da ich nicht wusste, was Pat und Tom geplant hatten. Der Tag verging und abends gab es Schnitzel mit Gemüse und Piroggi. Das tat gut, mal wieder Hausmannskost. Während Pat und Tom noch mal in den Stall gingen, machte ich den Abwasch. Wir schnackten anschließend noch bis spät in die Nacht und tranken Kaffee.

Es ist Sonntag, der 18. November 2012. Ich schlief aus. Da Tom nun immer Sonntag morgens Springstunden gab, hatten Pat und Tom ihren Sonntagsbrunch in einen Sonntagslunch geändert. So sollte es um ein Uhr zum Essen gehen. Ich nutzte die Zeit bis dahin, meinen Blog auf Vordermann zu bringen. Um zwei Uhr sollte ich eine Reitstunde mit Kim und ihrer Baya haben. Pat würde in der Zwischenzeit einkaufen gehen. Hatte sie ja mehr oder weniger überfallen. Gesagt, getan. Wir fuhren um halb eins zum Explorer Hotel zum Lunch. Es war um diese Zeit viel ruhiger als morgens zum Brunch. Ich holte mir einen Seafood Teller und danach ein kleines Stück Truthahn. Ganz kam ich nicht um ein Dessert herum. Aber ich hielt mich zurück. So konnte das ja nicht weiter gehen mit der Nascherei. Anschließend hatte ich meine Stunde mit Kim und sie war so happy, dass ich wieder da war. So süß. Arbeiteten hauptsächlich im Schritt, aber viel anderes ist mit diesem Pferd in der Halle auch nicht möglich… Abends sollte es eigentlich Hamburger geben, aber irgendwie war das Hackfleisch verdorben. Frisch gekauft! Und Pat sagte mir, dass gerade in Alberta irgend so eine Epidemie ausgebrochen war, so dass sie es nicht drauf ankommen lassen wollte und packte das Fleisch wieder weg. Die Hunde würden sich freuen. Stattdessen gab es dann schnell eine Pizza, die allerdings hammerlecker war. Wir futterten auch noch die restlichen Schnitzel von gestern. Zum Abschluss gab es Trockenobst. Sehr gesund. Bin ganz stolz auf mich. Hahaha! So war der Sonntag ganz relaxed vergangen. Wir schnackten noch lange bis spät in die Nacht, dann machte ich mich auf den Weg ins Bett. 
12. November 2012: Bin um acht Uhr aufgestanden, wie eigentlich jeden Morgen… Hatte wieder vorzüglich geschlafen. Ging rüber ins Restaurant zum Frühstück. Von Gill war noch weit und breit nichts zu sehen. Keine Ahnung, er war ja mit Heinz gestern los gezogen. Wer weiß, wo er versackt war. Ich checkte aus und brachte meine Sachen zum Motorhome, das die Nacht über in der Mall geparkt war. Es war unglaublich warm. Ich war völlig falsch angezogen mit meinen Winterboots und meiner Winterjacke. Auf dem Weg zur Mall kam ich mit einer Dame ins Gespräch als wir an der Ampel warteten, dass es so ein tolles Wetter wäre und sie ja auch viel zu viel anhatte. Das war ein netter Smalltalk. Im Wohnmobil wechselte ich erstmal meine Schuhe und ließ einige Schalen meines Zwiebellooks im Motorhome zurück. Ich kaufte in der Mall dann erstmal Wasser, da wir quasi nichts mehr im Motorhome hatten. Außerdem besorgte ich noch Äpfel. Ich traf Gill später im Restaurant an, Er wartete noch auf seine Wäsche, die er im Trockner hatte. Dann wollte er aber los. Als wir alles gepackt hatten und noch auf der Mall standen, kam ein Taxi wie wild angedüst. Ich dachte, was wird das denn? Aber dann erkannte ich Heinz. Er hat neben den Limousinen auch noch ein Taxiunternehmen. Heinz bot uns an, uns zu einer Dumpingstation für Abwasser zu führen und danach zum Highway zurück. Das war ja super. Wir mussten dringend den Abwassertank leeren. Als wir noch alle gemeinsam auf die Karte guckten, weil Gill von Heinz die besten Grenzübergänge zu den USA wissen wollte, änderte er mal eben seine Meinung. Ich dachte, ich hör nicht richtig! Da spricht man seit Tagen davon, nach Maine zu fahren und nun sagt der Kerl, dass er doch erst nach Quebec will! Oh Mann! Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Im Grunde kann es mir ja egal sein, werdet Ihr sagen, aber ich habe meine Gründe. Ich hatte nämlich geplant, dass ich mit ihm in die USA fahre und anschließend nach Quebec, von wo ich eventuell einen Flug nach Yellowknife nehmen könnte! Das war MEIN Plan. Der nun ins Wasser fiel. Oh, oh, oh, worauf habe ich mir hier eigentlich eingelassen?! Ok, es ging nun also Richtung Norden. Erst Richtung Shediac und von dort auf den Highway 11, der direkt an der Küste nach Quebec führt. Gegen späten Nachmittag kamen wir in Campbellton an, wo wir in ein Motel einkehrten für die Nacht. Ich muss sagen, dass diese Küstenstrecke stellenweise echt traumhaft ist. Bei einem kurzen Stopp konnte ich ein paar schöne Fotos machen, die vielleicht ansatzweise erkennen lassen, wie schön es hier ist. Die Berge reichen direkt runter zum Meer. Wirklich toll. Und dann in der untergehenden Sonne. War malerisch. Das Motel hatte, Gott sei Dank, auch ein Restaurant. Wir hatten jetzt echt Kohldampf. Ich aß Fettucine del Mer. Und als Dessert gab es ein Stück Windbeutelkuchen. Der war echt lecker. Aber eigentlich wollte ich kein Dessert. Gill meinte aber, das muss noch sein. Puh, so geht das nicht weiter mit dem Süßkram, dachte ich nur. Aber es war lecker. Da wir hier wieder mal im mehr oder weniger Nirgendwo saßen, blieb nur Lesen und TV gucken. Wir verabschiedeten uns also in unsere Zimmer und verabredeten uns für morgen Früh zwischen acht und halb neun zum Frühstück. Ich haute mich nach einer schönen Dusche aufs Bett, las, schrieb und guckte nebenbei ein bissel TV. Irgendwann versuchte ich mal zu schlafen, was aber nicht so recht gelingen wollte. Das Bett war nicht so meins. Ich versuchte eine Position zu finden, in der ich entspannen konnte. Aber es stellte sich nicht ein. Ich schlief irgendwann trotzdem ein und träumte lauter wirres Zeug.

Ich hatte die Nacht nicht besonders gut geschlafen. Das Bett war irgendwie nicht für mich gemacht und die Kissen waren zu hart. So wachte ich heute, am 13. November 2012, noch vor dem Wecker auf, den ich auf halb acht gestellt hatte. Gill und ich waren für acht, halb neun zum Frühstück im Restaurant verabredet. Ich wälzte mich ziemlich müde aus dem Bett und machte mich frisch für den Tag. Als ich mich auf den Weg ins Restaurant machen wollte, das über einen Flur und der zweiten Tür im Zimmer erreichbar war, merkte ich, dass ich diese Tür gar nicht abschließen konnte… Oder ich es einfach nur nicht geschnallt habe. Das bestreite ich gar nicht. Aber so wollte ich nun meinen Stuff nicht unabgeschlossen im Motelzimmer lassen. Brachte meinen Rucksack also schon mal zum Motorhome. Auf dem Rückweg kam mir Gill entgegen. Das war doch erfreulich. Dann könnten wir ja später pünktlich starten. Es war unerwartet mild. Gestern Abend war es so verdammt kalt gewesen, aber jetzt machte das Wetter doch wieder einen Satz nach oben, temperaturmäßig gesehen. Nach dem Frühstück, das für mich heute aus Müsli, Obstsalat und zwei Scheiben Toast bestand, machten wir uns auf den Weg Richtung Gaspé. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt ja naiverweise noch, dass wir heute dort ankommen würden. Das war allerdings nicht Gill´s Plan. Er wollte zunächst in New Richmond Zwischenstation machen, um einen Freund zu besuchen. Ja nee, is´ klar! Und dasselbe noch mal wie beim Look off?! Dazu hatte ich nun wenig Lust, aber ändern konnte ich es ja auch nicht. So blieb nur zu hoffen, dass wir bald weiter kommen würden. Ich plante mal grob den Donnerstag ein… Hahaha! Ok, weiter im Text. Kamen gegen elf Uhr in New Richmond an, nachdem wir erstmal an einer Tankstelle in Maria eine Quebec-Karte gekauft hatten. Sein Freund, dessen Name mir leider gerade entfallen ist, holte uns an Stadttoren ab. Rein bildlich gesprochen, da waren natürlich gar keine Tore. Er ist Trucker und somit übernahm er höchstpersönlich das Fahren des Motorhomes. Und ich muss gestehen, dass ich mich mit ihm als Fahrer tausendmal wohler fühlte. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, so ein großes Vehicle zu fahren. Bekamen zunächst eine kleine Rundtour durch die kleine Stadt. Allerdings konnte ich den Erklärungen und Informationen nicht folgen, da hier quasi ausschließlich französisch gesprochen wird. Egal, ich genoss die Tour. Dann füllten wir noch Propan auf und Gill mietete mir wieder ein Auto, damit ich mobil war, während er sich mit seinen Kumpels amüsierte. Es war ein Jeep Patriot! Wow, thanks a lot! Das war ja wieder mal edel. Anschließend ging es zum Heim des Freundes, dessen Namen mir immer noch nicht einfallen will… Er hat ein großes Grundstück direkt am Fluss gelegen. Ganz idyllisch. Er plant hier einen kleinen Campground aufzuziehen. So war also genug Platz, um das Motorhome zu parken. Die Herren wollten nun erstmal unter sich sein, so packte ich meine Siebensachen und machte mich auf den Weg eine kleine Spritztour zu unternehmen. Da es auf der Halbinsel Gaspé eigentlich nur einen Straße gibt, die um diese herum führt und noch einen abkürzenden Highway von New Richmond Richtung Norden, gab es nicht allzu viel Auswahl. Aber ich fuhr erstmal ins Skigebiet, das mir der… Freund empfohlen hat. Wollte versuchen von dort einen Loop zu schlagen. Laut Karte sollte dort oben eine Gravelroad zurück nach New Richmond führen. Ich probierte es einfach mal aus. Und tatsächlich kam ich auf eine Gravelroad. Eine sehr gute. Und es ging immer weiter bergauf. Und hier oben lag Schnee! Ich folgte der Gravelroad über den Bergkamm, wo gerade Windmühlen aufgebaut wurden. Ja, die regenerative Energiegewinnung bahnt sich ihren Weg. Hier in Kanada sind die Windmühlen noch nicht so verbreitet und so manchen Kanadier hat noch nie eine gesehen. Das ist wahr! Kam also irgendwann tatsächlich in New Richmond wieder raus. Dann fuhr ich erstmal wieder auf dem Highway 132, der die ganze Halbinsel umrundet, zurück Richtung Westen, damit ich noch ein paar Fotos machen könnte. Ich hatte heute Morgen auf der Herfahrt so viele schöne Spots gesehen und keine Chance gehabt Bilder zu machen. In Maria kam ich am Strand vorbei, der direkt an der Straße liegt. Dort parkte ich erstmal und machte einen einstündigen Spaziergang. Ich musste mich dringend bewegen. Diese ganze Rumhockerei im Motorhome ging mir langsam auf den Keks. Kurz bevor ich am Auto ankam, fing es langsam an zu regnen und der Wind nahm zu. Das war echt ungemütlich. Aber ich war gut durchgelüftet und fühlte mich besser. Ich fuhr noch weiter Richtung Westen, wo ich in Carleton Sur Mer zum Hafen und danach noch zu einem Look out und zum Ende einer Landzunge fuhr. Das war super! Und es war inzwischen so stürmisch, dass das Wasser über die Hafenmauer spritzte und die Wellen Schaumkronen hatten. Und der Wind war so kalt! Ich war nach meinen Rundgängen regelrecht erfroren. Aber es war toll. Und ich sah sogar einen tollkühnen Kitesurfer! Mann, ich hätte gedacht, dass der Wind nun doch schon zu stark wäre zum Kiten… Danach machte ich mich langsam auf den Rückweg. Da ich heute nicht mit einem Essen im Restaurant rechnete, wollte ich noch ein paar Kleinigkeiten für mein Abendessen einkaufen. Es würde letztendlich Nudeln in weißer Sosse und Brot geben. Mal wieder was simpleres. Ich hätte mich auch gerne noch zum Aufwärmen in ein Café gesetzt, aber nun wurde es dunkel und ich wollte auf jeden Fall vor totaler Dunkelheit am Motorhome ankommen. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Weg ohne Tageslicht finden würde… Ich wurde nach diesem stürmischen, regnerischen Tag nun noch mit einem traumhaften Sonnenuntergang beschenkt. Das war wunderschön. Es ist schon länger her, dass ich einen Sonnenuntergang gesehen habe. Da ich nun so vor mich hingeträumt hatte in dem schönen Sonnenuntergang, war es nun natürlich doch dunkel geworden. Ich kaufte also alles ein und versuchte zurück zu finden. Erstaunlicherweise verfuhr ich mich nur einmal. Nicht schlecht, würde ich sagen. Als ich am Motorhome ankam, war keiner mehr da. Gill hatte irgendwas genuschelt, dass er sich ein Motelzimmer nehmen würde. War mir auch recht. Was mir nicht recht war, dass ich überhaupt keinen Plan hatte, was er wann geplant hatte. Hieß das nun, dass wir morgen den ganzen Tag noch hier bleiben würden oder wie oder was?! Oh, der Typ macht mich noch wahnsinnig! Ich machte es mir jedenfalls bequem und versuchte überhaupt nicht daran zu denken, was die Herren evtl. geplant hatten oder noch vor hatten. Ich machte mein Ding. Versuchte es jedenfalls. So kochte ich mir mein Abendessen und ging danach unter die heiße Dusche. Das tat nach dem Tag jetzt echt gut. Hatte vorher noch den Generator angeschmissen, damit ich es schön kuschlig warm haben würde. Das lief alles wie am Schnürchen. Später baute ich mein Bett auf und machte es mir bequem. Trank eine heiße Schokolade und las mein Buch. Natürlich schrieb ich auch noch meine Tageserlebnisse nieder. Bin dann relativ früh schlafen gegangen, da ich echt kaputt war. Ja, man ist durch das ganze Rumsitzen echt nichts mehr gewohnt.  Mal sehen, ob ich morgen irgendwo einen Trial finden würde, wo ich länger wandern gehen könnte. Hier musste es doch so was geben. Wir waren schließlich im Skigebiet, da musste es doch auch was für Sommergäste geben. Ich würde das morgen recherchieren. Für heute reichte es erstmal.

Heute, am 14. November 2012, hatte ich mir vorgenommen, die Halbinsel Gaspé zu erkunden. Wie zu erwarten war Gill nicht mehr aufgetaucht und auch jetzt war kein Anzeichen, dass er bald auftauchen würde. Allerdings schlief ich heute einigermaßen aus. Ich stand um 9 Uhr auf… Dachte ich jedenfalls. Später am Tage sollte ich allerdings feststellen, dass ich die Uhr nicht umgestellt hatte. Es war also eigentlich erst 8 Uhr. Nach meinem Frühstück packte ich meinen Rucksack und fuhr Richtung Osten auf den Highway 132, der um die gesamte Halbinsel führt. Bevor ich starten konnte, musste ich allerdings Erfindungsreichtum zeigen, denn es hatte nachts gefroren und der Leihwagen hatte natürlich keinen Eiskratzer. Wozu auch?! Und im Wohnmobil konnte ich keinen finden. So ließ ich den Wagen warm laufen und kratzte mit der Kehrschaufel das schmelzende Eis von den Scheiben. Ging echt gut. Es schien auch schon die Sonne und es war wolkenloser Himmel. Ein wunderbarer Herbsttag, der zu einem Ausflug geradezu einlud. In der Sonne war es sogar richtig warm. So durchfuhr ich nun die ganzen kleinen Orte und etwas größeren Städtchen entlang der Küste, Caplan, Chandler und in Gaspé machte ich einen Stopp für eine kleine Mittagspause. War nun schon vier Stunden unterwegs gewesen. Die Strecke zog sich. Hätte ich nicht erwartet. In Gaspé setzte ich mich in ein ganz süßes Café, wo ich mir einen Cappuccino bestellte, der allerdings eher ein Espresso mit Milchschaumhaube war. Die haben hier wohl eine etwas andere Vorstellung von Cappuccino… Aber es tat trotzdem gut. Dann ging ich noch etwas durch die Stadt, die aber offensichtlich nichts spannendes zu bieten hatte. Zumindest nicht in der Ecke, wo ich mich herumtrieb. Aber so ist das immer, wenn man nicht weiß, wo man gucken muss. Ich setzte mich nach ungefähr einer Stunde wieder ins Auto und düste die 132 weiter. Kurz nach Gaspé bog ich auf die 197 ab, da ich nicht noch den Zipfel, einen Nationalpark, mitnehmen wollte. Es war inzwischen zwei Uhr und ich wollte nicht zu sehr in die Dunkelheit geraten. Es wurde hier inzwischen um fünf Uhr dunkel. Und wenn ich dunkel sage, dann meine ich dunkel. Um sechs, sieben Uhr ist es stockfinster. Noch schien aber die Sonne und es war einfach herrlich. Ich kam wieder auf die 132, nun in Richtung Westen, da ich jetzt auf der anderen Seite der Peninsula de Gaspé entlang fuhr. In Percé kam ich an einer ganz tollen Felsformation vorbei. Echt der Wahnsinn! Da ich leider kein Französisch spreche und mich auch noch nicht weiter informiert hatte, kann ich an dieser Stelle leider nicht sagen, wie der Name dieses Naturwunders ist. Es war jedenfalls toll anzusehen. Auf Cap Madeleine machte ich noch Stopp am Leuchtturm, dann ging es fix weiter. Nun fing es langsam an zu dämmern. Zumindest hing die Sonne schon teilweise hinter den mächtigen Bergen, die auf dieser Seite der Halbinsel direkt ins Meer abfallen. Da ich nun Richtung Westen unterwegs war, fuhr ich der untergehenden Sonne entgegen. Im Rückspiegel konnte ich schon die Dunkelheit sehen. Der letzte Rest bis Sainte Anne des Monds, wo ich auf die 299 Richtung Süden nach New Richmond abbiegen müssen würde, fuhr ich direkt am Wasser entlang. Und da entdeckte ich auf einem Fels eine Robbe, die sich noch im restlichen Sonnenlicht aalte. Allerdings war ich zu schnell, so dass ich leider nicht anhalten konnte, um ein Foto zu machen. War aber total niedlich. Ein einsamer Stein mitten im Wasser und dann diese Robbe da drauf. Diese ganzen Fischerdörfchen, die ich auf  meiner Fahrt passierte, waren echt schön, aber jetzt total ausgestorben. Die meisten Häuser waren verrammelt und vernagelt. Gespenstisch. Im Sommer tobt hier bestimmt der Bär und es ist super toll, aber jetzt war es etwas deprimierend gewesen. Trotz Sonnenschein. Als ich nun in Sainte Anne des Monds ankam, war es dunkel. Ich bog nun auf die 299 ab, die querbeet über die Halbinsel zur anderen Seite führt. Mitten durch die Berglandschaft. Ich fühlte mich nicht besonders wohl, muss ich gestehen. Es war stockfinster inzwischen. Mein Tank war noch halbvoll und nach meinen Berechnungen musste er bis New Richmond reichen… Was, wenn nicht?! Ich wusste es nicht. Ich war alleine unterwegs. Es kamen mir zumindest von Zeit zu Zeit andere Autos entgegen, was mich beruhigte. Aber ich hätte gerne jemanden gehabt, dem ich folgen konnte. Denn irgendwie gaben die Scheinwerfer nicht das her, was ich bräuchte. Mir war nun klar, warum viele der Autos zehn Extra-Scheinwerfer haben. Die Hinweisschilder für Elche trug nicht gerade zu meiner Entspannung bei, denn mit so einem Riesentier wollte ich auf gar keinen Fall kollidieren. Und man sieht diese Viecher im Dunkeln einfach nicht. Das wurde mir besonders klar, als plötzlich quasi neben mir einer im Scheinwerferlicht auftauchte. Direkt am rechten Straßenrand! Der war riesig! Gott sei Dank drehte er ab und ich konnte noch sein Hinterteil erkennen, dass so hoch wie mein Autodach war! Ich glaube, es war sogar ein Bulle, konnte schemenhaft die Schaufeln erkennen. Danach war ich echt angespannt und schwerstens konzentriert auch nur jede kleine Bewegung am Straßenrand zu registrieren. Ich stellte mir die ganze Zeit vor, ich hätte einen riesigen imaginären Schneeschieber, der alles Wild von der Straße scheucht. Aber ich glaube, das half. Ich sah noch zwei Rehe am Straßenrand, die sich nicht bewegten, als ich vorbei fuhr. Irgendwann fand ich Anschluss an einen anderen Wagen, wofür ich so dankbar war. So hatte ich doch gleich einen ganz anderen Weitblick. Es passierte nun auch nichts spektakuläres mehr und ich kam sicher gegen halb sieben abends in New Richmond an. Mann, war ich kaputt. Machte mir nur noch was zu essen und ging unter die Dusche, danach nur noch ins Bett. Ich aß ein paar geräucherte Muscheln als Appetizer und machte mir dann eine Suppe warm. Den Tee, den ich mir noch machte, trank ich gar nicht mehr. Ich schlief um kurz vor acht Uhr ein. Ich war so was von kaputt, das glaubt Ihr nicht. Wenn wir morgen immer noch nicht weiter fahren würden, würde ich morgen auf jeden Fall einen Wanderung machen. Das würde ich morgen ja sehen.

Wie zu erwarten war, wachte ich heute, am 15. November 2012, früh auf. War ja schließlich ziemlich früh in der Heia gewesen. So stand ich frisch und munter um 7 Uhr auf. Ich machte mir mein Frühstück, das zur Zeit aus Müsli und Brot bestand und wartete noch eine Weile, ob Gill evtl. auftauchen und mir mitteilen würde, dass wir heute weiterfahren würden. Da nichts passierte, machte ich mich auf den Weg und fuhr zur Mall nach New Richmond rein. Da stellte ich meinen Jeep ab und machte mich zu Fuss auf Richtung Wharft, wo Gill´s Freund mit uns am ersten Tag hingefahren ist. Das ergab sich aber erst, nachdem ich die Brücke erkannt hatte, über die wir gefahren waren. Es war ziemlich kalt heute Morgen und die Sonne, die für heute versprochen war, zeigte sich noch nicht. Allerdings war es auch noch früh, 9 Uhr. Es kamen mir etliche Leute entgegen und alle trugen Mützen. Ich dachte, das hättest Du auch mal lieber tun sollen, der Wind fror mir fast die Ohren ab. Nach der Brücke bog ich in einen kleinen Park ab, der wirklich schön angelegt war. Es waren etliche Artefakte ausgestellt und der Park lag direkt am Strand. So entschied ich mich am Strand entlang zu laufen und später durch den Park zurück zu gehen. Es war herrlich. Und langsam klarte der Himmel auf. Irgendwann kam ich leider nicht mehr weiter am Strand, da es zu matschig wurde. Den Rest zu der Wharft ging ich also an der Straße entlang. Die Sonne war inzwischen raus gekommen und ich hatte einen tollen Blick rüber nach New Richmond. Ich kehrte um und ging noch ein Stück am Strand zurück und dann in den Park. Als ich gerade eine der Informationstafeln las, hörte ich ein Klopfen. Ich dachte erst, das ist eines der verrückten Eichhörnchen, die hier durch den Park wetzten. Aber als ich mich umdrehte, saß direkt am Baum hinter mir ein Specht! Der ließ sich durch meine Anwesenheit nicht stören. Toll, so was sieht man nun auch nicht allzu oft. Nun stiefelte ich zurück zum Zentrum New Richmond´s wo ich mich in einem Café niederließ und mich von meinem Marsch erholte. Es war eh Mittag und ich bestellte mir ein Schinken-Käse-Croissant und einen Latte. Oh, das tat gut. Zudem hatte das Café auch noch WiFi, wie praktisch. Gut erholt fuhr ich nun zum Motorhome, um nach dem Rechten zu sehen. Keiner da… Wer hätte das gedacht?! Ich beschloss, eine Mittagspause einzulegen und später evtl. noch mal los zu tigern. Unerwarteterweise bekam ich aber Besuch, Gill´s Freund klopfte an die Tür. Nanu, was geht nun, dachte ich bei mir. Was soll ich sagen, mal wieder nahm alles eine blitzschnelle Wendung. Vor zwei Tagen noch hatte ich gedacht, bald in Florida zu sein. Stattdessen sollte es nach Gaspé, Québec gehen. Und wiederum stattdessen blieben wir hier in New Richmond hängen… Und jetzt kam Gill´s Freund und eröffnete mir, dass ich morgen mit dem Flieger nach Yellowknife fliegen würde und dass Gill den Flug bezahlen würde…! Ok, was hatte das nun wieder zu bedeuten. Leider konnte mir der Freund auch keine Erklärung dafür geben. Nur, dass Gill wohl gerade Gesellschaft hatte…. Aha. Mir sollte das ja egal sein, aber diese Art und Weise wieder… Konnte er das nicht irgendwie ein bisschen mit mir absprechen?! Ich wollte ja bald nach Yellowknife, aber so Knall auf Fall. Ich war nur froh, dass ich schon seit Tagen darauf vorbereitet war und somit nicht viel zu organisieren hatte. Das Ticket wurde für mich gebucht und ich würde morgen früh zum Flughafen nach Bathurst gebracht werden. Ich muss allerdings zugeben, dass ich das erst glaube, wenn ich im Flieger sitze. Vielleicht ändert der Herr seine Meinung doch wieder. Ok, der Freund wollte abends um sieben noch mal zu mir kommen und mir dann den genauen Ablauf mitteilen, da er den im Moment auch noch nicht wusste. Er war auch ein wenig irritiert von all dem. Gut, dann war ich damit ja nicht alleine. Er wunderte sich, wie ich das nun seit drei Wochen mit Gill ausgehalten hatte. Jaahaaa, das war nicht immer einfach. Nachdem ich nun wieder alleine war, machte ich Großputz, da ich auf gar keinen Fall wollte, dass jemand sagen könnte, ich hätte hier gewohnt und dann einen Saustall hinterlassen. Aber so schlimm war es eh nicht. Danach packte ich alles zusammen, damit ich reisefertig wäre. Denn wer wusste schon, wann genau es losgehen würde?! Ich hatte was von einem Flug um 6 Uhr morgens gehört. Vielleicht würde es also noch heute Abend los gehen?! Ich ging deswegen auch gleich unter die Dusche, damit das auch erledigt war. Dann setzte ich mich auf´s Sofa und las und schrieb und wartete auf nächste Infos. Mann, Mann, Mann, konnte ich nun noch gar nicht glauben. Das ist echt unglaublich. Ok, würde mir USA also für nächstes Frühjahr auf die Agenda schreiben. Schade eigentlich. Maine hätte ich gerne noch gesehen. So schnell kann´s gehen. 

Sonntag, 11. November 2012

Der heutige Tag würde mich noch überraschen. Es ist Sonntag, der 11. November 2012. Mein Wecker klingelte um halb acht und ich watschelte um kurz nach acht rüber ins Restaurant, wo das Continental Breakfast serviert wurde. Ich war schon sehr gespannt, was Gill´s heutige Pläne sein würden. Er hatte gestern Abend ja was von einer Limousine gefaselt... Irgendwann gegen kurz nach neun sah ich ihn über den Parkplatz laufen. Ich war inzwischen fertig mit meinem Frühstück und ging ihm entgegen. Er sagte, unsere Limo würde gegen zehn, halb elf vor der Tür stehen. Wow! Hallo! Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Dass es wirklich klappen würde. War jetzt echt aufgeregt. Gill beendete auch sein Frühstück und wir begaben uns zum Motorhome, um es vom Hotelparkplatz auf den Mall Parkplatz zu bugsieren. Um halb elf stand die Limo vor der Tür. Wow, ich war echt sprachlos. So was hab ich noch nie in meinem Leben gemacht. Eine luxuriösere Stadtführung kann es wohl kaum geben. Die Limovermietung wurde von einem Schweizer geleitet, der uns heute persönliche kutschieren würde. Für unsere persönliche Betreuung in allen Fragen rund um die Stadtführung leistete uns seine Tochter Gesellschaft. 

Unsere Limousine für diesen Tag


Wir fuhren also quer durch Moncton... In einer Limousine... Ja, erwähnte ich bereits. Es ging durch Downtown, vorbei an einer speziellen Bar, wo es Bier aus aller Welt gab, über den Campus. Dann nach Riverview, wo wir am Petitcodiac River kurz Halt machten. Der Fluss wurde früher durch einen Damm abgesperrt. Nun sind Ideen der Renaturierung im Gespräch. Der Damm soll in naher Zukunft entfernt werden, so dass der Fluss wieder in seiner vollen Breite durchs Tal fließen kann. 

Petitcodiac River
Sie hoffen ebenfalls, dass dann die Fische in den Fluss zurück kehren, der momentan noch ziemlich tot ist. Wir bekamen jede Menge Informationen über Moncton und die umliegenden Communities. Wir fuhren auch zum Magnetic Hill, wo man der optischen Täuschung erliegt, dass man den Berg rauf rollen würde, obwohl man rückwärts hinunter rollt. In der langen Limo allerdings blieb dieser Effekt leider größtenteils aus. Es ging weiter zum Lobster Capital Shediac, wo am Eingang der Stadt der größte Hummer der Welt ausgestellt ist. 



Wir fuhren weiter zum Hafen, aber der war um diese Jahreszeit nun komplett leer gefegt. Keine Boote mehr im Wasser, keine Läden mehr geöffnet. Es ging weiter zum hiesigen Hauptstrand. Wirklich nett. Ich konnte mir wirklich vorstellen, dass es hier im Sommer busy ist. 


Es war inzwischen früher Nachmittag und wir hatten echt Hunger. In der Limo wurden zwar Snacks gereicht, aber jetzt musste langsam etwas richtiges her. Und was isst man in der Hauptstadt der Lobster? Richtig! Natürlich Lobster! Gesagt, getan. Wir wurden zum einem wirklich netten Restaurant gefahren, wo wir alle vier Lobster aßen. Da das Restaurant gerade etwas Überschuss an Lobster hatte, gab es zwei für den Preis für einen.

Lunchtime
Oh Mann, danach war ich echt voll. Dazu gab es ein Glas Champagner. Ja, edel geht die Welt zugrunde, sag ich nur. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach P.E.I. Als wir allerdings an der Brücke nach Prince Edward Island ankamen, dämmerte es schon ziemlich, so dass wir entschieden nicht rüber zu fahren, da man dann eh nichts mehr würde sehen können.

Brücke nach P.E.I.
Ich begnügte mich also mit einem Foto von dieser echt langen Brücke. Ich glaube, 13 km...? Round about. Wir fuhren nun zurück zum Hotel, wo Gill für uns noch mal für eine Nacht Zimmer buchen wollte. Hatte doch alles länger gedauert als angenommen. Aus drei, vier Stunden wurde ein ganzer Tag. Gill hatte sich nun mit unserem Fahrer noch auf ein Bier verabredet. Ich war am Überlegen, ob ich mit gehen sollte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn sie alleine los ziehen würden. Hatten schließlich den ganzen Tag zusammen verbracht. Das reichte erstmal wieder. So machte ich mich daran, meine Wäsche zu waschen und Gill wurde von Heinz, dem Fahrer, später abgeholt. Das war wirklich ein gelungener Tag. Ich sah fern, schrieb meinen Blog und genoss später wieder eine heiße Dusche. Morgen wollten wir weiter nach Saint John, das ein wunderschönes Städtchen sein sollte, laut unseren Guides. War ganz gespannt. 

Donnerstag, 8. November 2012

Es war heute, am 8. November 2012, erstaunlich  mild. Als ich morgens aus dem Fenster guckte, lag dichter Nebel über dem Tal. Na toll, kein Wunder es war so warm. Nachdem es gestern Nacht noch gehagelt hatte, hatte ich damit nun gar nicht gerechnet. Was sollte ich an so einem Tag nur anfangen? Puh, bin normalerweise nicht arm an Ideen, aber da fiel mir denn doch nichts ein im Moment. Ich beschloss erstmal zu frühstücken und dann würde ich weiter überlegen. Den Wagen musste ich ja auch noch abgeben heute... Nach dem Frühstück las ich erstmal in Ruhe in meinem Buch und hörte Musik. Gegen Mittag fuhr ich nach New Minas und verlängerte noch mal um zwei Tage, da sich Gill noch nicht in der Stimmung befand weiter zu reisen. Na toll! Meine Pläne nach Yellowknife zu fliegen, nahmen langsam wirklich Formen an. Aber da musste ich ja auch erstmal hinkommen... Ok, in der Autovermietung hatte ich erfragt, dass ich mit dem Wagen auch nach Halifax fahren könnte, da dort am Airport ebenfalls eine Zweigstelle von Enterprise ansässig war. Das klang schon mal gut. Würde versuchen, das später einmal zu klären mit Gill. Nun fuhr ich aber nach Wolfville, das mir wirklich super gut gefiel und setzte mich in ein Café. Außer einem kleinen Spaziergang im Regen erlebte ich heute nichts aufregendes mehr. Abends machte ich meinen Salat und schaute ein paar Movies. Gott sei Dank hatte Gill ja einige gekauft. Mehr demnächst...

Der November schreitet voran… Es ist der 9. November 2012 und es gibt nichts nennenswertes zu berichten. Wird daher ein sehr kurzer Eintrag. Bin wie üblich gegen halb neun aufgestanden. Nachdem sich Gill im Motorhome eingefunden hatte und auch er so weit klar war, fuhren wir gegen zehn Uhr zum Frühstücken. Ich fuhr runter nach Canning, wo wir uns in einem kleinen Café… dem einzigen Café im Dorf… niederliessen. Ausnahmsweise nahm ich heute mal Spiegeleier mit Speck, da ich irgendwie zu viel Süsses gegessen hatte die letzten Tage. Dazu einen schönen Cappuccino. Ich teilte Gill mit, dass ich die nächsten Tage nach Yellowknife fliegen wollen würde und er sich nicht genötigt fühlen müsste, wegen mir seine Freunde vorzeitig verlassen zu müssen. Allerdings müsste ich noch meine Finanzen vorher checken. Hatte gestern erst ziemlich spät wieder mal Geld transferiert und ich war nicht sicher, ob es noch gereicht hatte vor dem Wochenende. Ich brachte Gill zurück zu Marlene´s Hütte und fuhr noch mal los, um meinen Accounts zu prüfen. Und siehe da, es war natürlich zu spät gewesen. Das hieß, meine heutigen Pläne Flug und Unterkunft in Halifax zu buchen, sowie Transfermöglichkeit zu checken fielen aus. Das war frustrierend. Ich fühlte mich hier fehl am Platze. Ich hatte alles mögliche in der Umgebung gesehen und jetzt wollte ich gerne weiter. Tja, ohne Moos nix los, würde ich mal sarkastisch bemerken. So fuhr ich noch etwas ziellos herum, in der Hoffnung irgendwo eine Spaziergehmöglichkeit zu finden. Vergebens. Fuhr dann zurück zum Motorhome und pflanzte mich mit meinem Buch auf´s Sofa. Nahm mir vor, den Tag heute einfach tot zu schlagen. Das liegt mir nicht besonders. Lieber unternehme ich etwas. Aber ich muss zugeben, dass mir zu diesem Zeitpunkt gerade etwas die Ideen ausgingen. So verstrich der Freitag ohne nennenswerten Erlebnisse. Für den Abend hatte ich noch einen Rest Salat. Das musste reichen. Oder ich würde mir noch eine Suppe warm machen. Mal sehen. Hoffte nur, dass ich nach so einem Gammeltag überhaupt nachts würde schlafen können… Die Sonne kam noch mal raus, da war es schon später Nachmittag. Aber ich musste mich bewegen. Da so gut wie kein Sprit mehr im Tank meines Leihwagens war, lief ich einfach vom Motorhome aus los. Einfach an der Straße entlang. Ich war fast eine Stunde unterwegs, dann musste ich aufgrund einsetzender Dämmerung umkehren. Fühlte mich aber etwas besser danach. Ich entschied mich für eine warme Suppe und zum Dessert einen heiße Schokolade… oder zwei. Ich widmete mich wieder meinem Buch und das war´s für heute. 

10. November 2012: Der Tag nahm eine überraschende Wendung! Ich konnte es nicht glauben, wir verliessen heute Look off! Es ging alles ganz schnell... Naja, mehr oder weniger. Ich stand um acht Uhr auf, Gill war schon bei Marlene im Haus. Um dort aufzuräumen, wie ich später raus fand. Wow, das war ja interessant. Dann fuhr er mit Phil, einem Freund, los um Diesel zu besorgen. Der Generator des Motorhomes hatte doch eine Menge geschluckt die letzten Tage. Naja, nun hingen wir hier auch den fünften Tag rum! Während die beiden unterwegs waren, holte Marlene mich ins Haus, wo ich mit ihr und Devon einen Kaffee trank. Sie sagte voraus, dass sie wohl gegen elf zurück sein würden... Ok, ich war gespannt. Ich saß ein wenig auf Kohlen, da wir bis zwölf Uhr das Auto zurück gebracht haben mussten. Aber sie kamen tatsächlich um halb elf zurück, tankten das Motorhome, entkabelten alles, usw., so dass wir um zwanzig nach elf tatsächlich starteten! Ich konnte es nicht fassen. Der Sonne entgegen! Die schien nämlich. Und es war sehr windig. Aber es war traumhaft und ich fühlte mich so erleichtert. Wir brachten das Auto nach New Minas und fuhren dann Richtung New Brunswick. Wollten heute noch Moncton erreichen. Ich konnte Gill überzeugen, dass es von unserem jetzigen Aufenthaltsort schlauer wäre, wenn wir zuerst nach Maine, USA, fahren würden, wo er sein Wohnmobil umtauschen wollte... Sehr weise Entscheidung, wenn Ihr mich fragt... und danach erst nach Gáspe, Quebec. Von dort würde ich, denke ich, dann später einen Flieger nach Yellowknife nehmen wollen, wo es inzwischen schon -20°C waren, was ich aus sicherer Quelle erfahren hatte. Puh, wollte ich da wirklich hin? Ja, ich wollte. Geld verdienen und die Zeit bei und mit Freunden verbringen. Nun, heute kamen wir am späten Nachmittag jedenfalls erstmal in Moncton an, wo wir im Coastal Inn übernachteten. 
Am Mittwoch, den 7. November 2012, wachte ich früh auf. Wie fast immer eigentlich... Ich stand sozusagen mit der Sonne auf. Es war empfindlich kalt und ich stellte mich erstmal unter die heiße Dusche. Anschließend frühstückte ich meine Cerealien und trank einen Kaffee. Kurz später klopfte es an der Tür und Marlene kam rein. Sie fragte, ob ich nicht rüber ins Haus kommen und einen Kaffee haben wollte. Hatte zwar gerade einen getrunken, wollte aber nicht unhöflich sein. So kam ich mit rüber. Schnackte eine ganze Weile mit den ganzen Leutchen, die dort versammelt waren. Dann brachte ich einen Freund von Marlene, Devon, nach Hause. Auf dem Weg fragte er, ob ich schon gegessen hätte, es war inzwischen halb zwölf oder so. Ich sagte, dass ich Cerealien hatte und er meinte, wir könnten in Wolfville eine Kleinigkeit essen gehen. Ok, warum nicht. Hatte sowieso nichts vor. Wir gingen in ein Pub und ich aß einen gar nicht mal so üblen Spinatsalat. Anschließend zeigte er mir noch den ein oder anderen netten Aussichtspunkt in der Umgebung, bevor ich ihn zuhause absetzte. Das war nett gewesen. So waren wir unter anderem beim Cape Bay gewesen. 




Von hier hat man eine wunderbare Sicht über die roten Klippen und die See. Es war gerade mal wieder Ebbe. Da es früher Nachmittag war und ich mich komplett unterfordert fühlte, fuhr ich noch mal los nach Wolfville, wo ich am Deich spazieren ging und mir den Wind um die Nase wehen liess. Ein sehr kalter Wind... Aber das tat gut. Und alles hier erinnerte mich stark an Dithmarschen... Sogar die Luft, die nach dem modrigen Watt roch.



Anschließend war ich so durchgepustet, dass ich mich in ein kleines Café setzte und einen Tee zum Aufwärmen trank. Hier verbrachte ich noch eine ganze Weile bis ich mich zurück zum Auto aufmachte. 

 

Da ich heute wohl wieder nicht mit irgendeiner Gesellschaft rechnen konnte, kaufte ich mir noch Salat und etwas Obst. Darauf freute ich mich schon richtig. Mal wieder was selbst gemachtes. Nicht gekocht, aber immerhin. Ich ging noch mal unter die warme Dusche, aß meinen herrlich frischen Salat und schaute anschließend zwei Movies. Hatte das Motorhome schließlich für mich. Ich war gespannt, was morgen anliegen würde. Ich hatte so ziemlich alles hier in der Umgebung inzwischen gesehen und außerdem musste ich den Wagen morgen zurück bringen. Ich dachte stark darüber nach, ob ich nach Halifax zurück fahren und nach Yellowknife fliegen sollte. 
Wir schreiben schon den 6. November 2012. Es hatte in der Nacht gefroren. Ich wachte auf, da es so kalt im Wohnmobil war. Heizungstechnisch hatte das Fahrzeug auf ganzer Linie versagt. Ich stand also um sieben Uhr auf, da es nicht auszuhalten war. Aber das Gute war, dass ich so die Möglichkeit hatte den Sonnenaufgang zu beobachten. Wunderschön. Von Gill und seinen Freunden war nichts zu entdecken. Wer weiß, wo die versackt waren. Ich packte alles zusammen, kochte mir Kaffee und machte mir Frühstück, sowie ein Lunchpaket. Hatte mir vorgenommen heute den Tag unterwegs zu sein. Außerdem musste ich dringend einen Laundromaten finden, damit ich Wäsche waschen konnte. Bis ich nun alles fertig hatte und starten konnte, war es halb neun. Ich war guter Dinge, die Sonne schien und war für alles gerüstet. Ich konnte auch meinen Mac laden, da mir noch siedend heiß eingefallen war, dass ich ja den Adapter für das Ladekabel eingepackt hatte. Als ich alles in den Wagen gepackt hatte und ins Auto stieg, traute ich meinen Augen nicht. Da war ein Eiszapfen am Wasserschlauch des Wohnmobils! 

Unglaublich!
Das war unfair, gerade noch 13°C in Neuseeland gehabt und nun das! Darauf war ich nicht eingerichtet. Noch nicht… Im Radio erzählten sie dann was von -4°C. Brrr, na toll. Ich war so froh, gestern die Stiefel gekauft zu haben, die ich gleich heute einweihen wollte. Und dass ich meine schöne Winterjacke, dank Jenny, hier hatte. Konnte also nichts schief gehen. Mein erster Weg führte nach Grand Pré, wo ein Historical Site zu besichtigen sein sollte. 

 

Allerdings war hier natürlich alles geschlossen, so dass ich gleich in  Richtung Windsor weiter fuhr, wo ich mir Fort Edward anschauen wollte. Aber irgendwie war der Wurm drin, ich fand dieses Ding einfach nicht. So fuhr ich erstmal kreuz und quer durch die nette Landschaft, die von Landwirtschaft geprägt ist und genoss das schöne Wetter. 

 

Es gab wunderbare Herrenhäuser zu sehen. Außerdem einige Kuriositäten... Wie einen komplett geschmückten Weihnachtsbaum direkt an der Straße am Rande eines Feldes. Ich mein, ich weiß, dass es schon November ist, aber das ist nun doch noch zu früh... Denke ich. Danach nahm ich mir Hall´s Harbour vor, das mir Gill empfohlen hatte. War ein echt winziges Fischerdörfchen. 



 



Es bestand eigentlich nur aus einem winzigen Hafen, wo ganz offensichtlich gerade Ebbe herrschte. Ich versuchte anschließend an der Küste entlang zu fahren, was mir allerdings misslang. Ich fuhr über irgendwelche Gravelroads und kam nach einigem Hin- und Her in Harboursville raus. 


















Auf meiner Irrfahrt wurde mir klar, dass die Gegend hier von Landwirtschaft und Fischfang lebt. Die Apfel- und Kohlernte schien noch in vollem Gange zu sein. Nach dem Nachtfrost wunderte mich das ein wenig... Ich schaffte es heute auch noch tatsächlich, meine Wäsche zu waschen, um das mal so dazwischen zu schmeißen. War ganz froh. War auf einer meiner häufigen Durchfahrten durch New Minas, als ich den Laundromaten entdeckte. 

Typischer Laundromat
Und es war sogar billig. Nur 1,75$ für eine Ladung Wäsche. Allerdings dauerte das Waschen auch nur ungefähr eine halbe Stunde... Naja, zumindest durchgespült war sie denn. Der Trockner dauerte auch noch mal eine halbe Stunde. Danach fuhr ich weiter auf Entdeckungstour.


Ein Hall´s Harbour ziemlich ähnlich sehendes Fischerdorf… Ok, hier war dann auch nicht so viel weiter zu sehen. Wenn hier im Sommer allerdings der Bär steppt, ist es bestimmt niedlich und quirlig. 



Ich machte mich auf den Rückweg über Bewrick, dem Apple Capital of Nova Scotia. Und man soll es nicht glauben, auch in der tiefste Wildnis stehen überall Häuser. Mehr oder weniger mitten im Wald. Ich fragte mich, was diese Leute hier arbeiten… Als ich wieder in New Minas ankam, ging ich die Mall erkunden und kaufte ein paar Äpfel. New Minas hatte ich nun heute zum dritten Mal durchfahren… Oder vierten Mal? Es war kurz vor fünf und ich hatte einen Riesenhunger. Ich fuhr also wieder zurück nach Look off. Im Laufe des Tages war Gill wohl beim Motorhome gewesen, denn netterweise lief der Generator und somit die Heizung und die Heizlüfter. Es waren alle Autos vor dem Haus, aber niemand war da. So verdrängte ich also den Gedanken, dass wir heute vielleicht alle zusammen essen gehen würden. Ich hatte zu großen Hunger zu warten, so dass ich mir eine Dosensuppe warm machte. Ich konnte ja jetzt die Mikrowelle benutzen. Dazu aß ich einige Scheiben Brot. Heißhunger ist was ganz Fieses. Die Zeit verging und nichts tat sich. Zwischendurch gesellte sich ein großer Geländewagen auf das Grundstück, aber da es dunkel war, konnte ich nichts erkennen. Nach einer halben Stunde oder so fuhr der Wagen wieder weg. Anscheinend hatte da noch jemand auf die Leutchen gewartet. Es war nun sieben Uhr und es war stockfinster draußen. Irgendwie fühlte ich mich jetzt gerade ziemlich einsam. So ein bissel Gesellschaft hätte jetzt schon was. Ich schrieb meinen Tagesbericht nieder und hörte Musik. Ich dachte, ich würde später vielleicht einen Film gucken bis die anderen evtl. auftauchen würden. Aber ob sie überhaupt kommen würden, wusste ich nicht. Ich war satt, hatte alles geschrieben, die Fotos sortiert… Nun war mir nach einem Gesprächspartner. Ich würde einfach abwarten. Irgendwann würde schon jemand erscheinen. Wusste nun auch noch nicht, ob wir morgen oder übermorgen weiter fahren würden. Wäre ja nett zu wissen. Ich machte mir noch einen Tee und versuchte den Abend zu geniessen. 
Montag, der 5. November 2012: Mein Wecker ging, wie versprochen, um acht Uhr. Und erstaunlicherweise hörte ich auch schon Gill rumoren. Da war ich baff. Aber er sagte mir, dass er nicht wirklich viel geschlafen hatte. Er hatte wohl nur darauf gewartet, dass ich aufstehe… Tja, so ist das. Hab Kaffee gekocht und dann sind wir noch in den Walmart gegangen, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Vor allem Kaffee. Und ich fand den nächsten Teil meines Buches! Ja, endlich. Zu Lourie´s Haus waren es dann nur noch zehn Minuten Fahrt. Das war ja ein Klacks. Dort angekommen, machte sie uns Frühstück und Gill konnte einigen Papierkram erledigen. Lourie erklärte mir in der Zwischenzeit, wo wir längs fahren konnten, wenn wir wirklich noch in die USA wollten. Oder wenn wir zuerst nach Quebec oder nach Canning wollten… Oder, oder, oder. Ich hatte ja keine Ahnung, war ja nur Mitfahrer. Ok, Gill wollte also erstmal nach Canning, das in der Nähe von Kentville liegt. Das waren etwa 1,5 Stunden zu fahren. Dort angekommen, fuhren wir zunächst zu "The Look off", wo eine Freundin von ihm lebt, die er besuchen wollte. Außerdem hat man eine atemberaubende Aussicht über das Tal von dort oben. Fanden auch ohne Probleme dort hin, was nicht selbstverständlich ist, wenn man keine Adresse hat. Marlene wohnt in einer kleinen Hütte mit fabelhafter Aussicht über das Valley.


Dann fuhren wir mit seiner Freundin Marlene los, um für mich ein Auto zu mieten. Wow! Ja, Gill wollte noch ein paar Freunde mehr besuchen und wollte, dass ich mobil bin, damit ich selber was unternehmen konnte. Das fand ich ja wieder mehr als großzügig. Die Fahrt mit Marlene machte mir allerdings etwas Angst. Zum wiederholten Male war ich dankbar, dass wir in Deutschland den TÜV haben! Dieses Fahrzeug war in einem lebensgefährdeten Zustand... Einen Unfall könnte man hiermit bestimmt nicht überleben. Wahrscheinlich hat der Wagen mal für längere Zeit unter Wasser gestanden, anders kann ich mir den Zustand im Innenraum nicht erklären. Zudem stank die Kiste dermaßen nach Benzin... Rauchen sollte man hier drin lieber nicht. 

.... HILFE!!!!
Während ich bei Enterprise auf meine Dodge Dart wartete, fuhr Gill mit Marlene weiter, um einige Dinge zu erledigen. Wir trafen uns später wieder bei Marlene am Haus, wo wir auch über Nacht parken würden. Auf dem Rückweg machte ich allerdings einen Zwischenstop in Wolfesville, ein ganz süßes Städtchen. 

In Wolfville
Ich spazierte ein wenig herum und fand durch Zufall einen kleinen Outdoorladen. Aber wirklich winzig. Als ich rein kam, um mal nach ein paar warmen Schuhen zu gucken, stand ich inmitten von Kartonstapeln. Das war so urig und total gemütlich. Die junge Dame suchte mir dann verschiedene Modelle heraus. Und es war wirklich gut, dass sie wusste, wo sie suchen musste! Das hätte man eigentlich filmen müssen. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihr, dass ich planen würde in Yellowknife für einige Zeit zu arbeiten. Dafür bräuchte ich entsprechend warme Stiefel. Es stellte sich heraus, dass sie auch Reiterin war und so war das Gespräch schon voll im Gange. Ich verließ den Laden glücklich mit einem Paar super toller Stiefel und ein paar Merino-Wollsocken. Für einen angemessenen Preis, wie ich fand. Ich kam nur zehn Minuten vor Gill und Marlene am Motorhome an. 



Gill drehte das Wohnmobil noch in seiner Parklücke, damit wir Wasser und Strom anschließen konnten. Während Gill mit seinen Freunden los zog, blieb ich im Motorhome. Ein wenig Privatsphäre tat ganz gut. Da leider die Sicherungen von Marlene´s altem Häuschen recht schwach ausgelegt waren, konnte ich nichts elektronisches benutzen im Motorhome… Ich aß also ein Brot, Joghurt und Obst zu Abend und kochte mir Teewasser auf dem Gasherd, da ich die Mikrowelle auch nicht benutzen konnte. Man gut, es war genug Propan an Bord! Da ich müde war, ging ich nicht zu spät ins Bett. Ich las noch eine ganze Weile in meinem neuen Buch, aber das war es auch schon. In der Nacht kühlte es merklich ab und ich stand mehrmals auf, um den Diesel Brenner wieder anzuschmeißen. Der fällt alle paar Minuten aus. Und Gill sagte mir, dass der für das Warmwasser und somit für die Heizung verantwortlich wäre… Ich schlief nicht allzu gut. Es war wirklich schweinekalt. Ich war nur froh, dass ich diese Daunendecke hatte. Weiß nicht, was ich ohne die gemacht hätte. 
Am Sonntag, den 4. November 2012, schallte morgens um sechs Uhr der Weckruf vom Käpt´n durch den Lautsprecher. So laut, dass es auch Taubstumme mitkriegen. Hätte also gar nicht meinen eigenen Wecker stellen brauchen. Außerdem klopfte Gill auch um halb sechs oder so an die Tür und teilte mir mit, dass er nun frühstücken gehen würde. Vielen Dank. Ich legte mich noch mal hin, um so lange wie möglich in der Waagerechten bleiben zu können. Zumindest so lange noch Seegang herrschte. Das sind Erfahrungswerte aus etlichen Fährüberfahrten, dass man vermeiden sollte, zu früh aufzustehen. Meine Rechnung ging jedenfalls auf. Ich stand auf, als wir unter Land fuhren und es nur noch ein sanftes Gleiten war. Ich ging runter in den TV Raum und wartete, dass wir auf die Autodecks durften. War wieder wie in der Sardinenbüchse hier unten. Aber da wir vorne standen, war es relativ geräumig um das Motorhome. 


 

Da wir mit als erste auf die Fähre gefahren waren, konnten wir nun auch ziemlich am Anfang wieder mit runter. Das war praktisch. Es war inzwischen irgendwas um acht Uhr rum. Da mir Pat noch Louisburg empfohlen hatte, was ich auf der Karte jetzt ganz in der Nähe von Sydney ausmachte, fragte ich Gill, ob er Interesse hätte da einmal vorbei zu fahren und sich das Städtchen anzuschauen. Er war einverstanden und wir machten einen Umweg von ungefähr 30 km über Louisburg. 




Es war ein malerisches Fischer,- Touristenstädtchen, so dass natürlich jetzt um diese Jahreszeit und um halb neun an einem Sonntagmorgen gar nichts mehr los war. Das war ja irgendwie zu erwarten gewesen. Gill war todmüde und fühlte sich nicht, so wollte er gerne einen Nap machen. 


 

Ich machte in der Zwischenzeit einen Walk durchs Dorf. Ich glaube, im Sommer ist das ganz süß hier. Niedliche Häuser, nette Restaurants, witzige Hydranten… Humor haben sie ja hier.


 

 

Nach knapp einer Stunde kam ich am Motorhome an und Gill schlief immer noch. Ich schnappte mir mein Buch und las etwas. Aber langsam wurde mir langweilig. Ich wollte endlich weiter. Schließlich wollte ich noch was sehen, bevor es wieder an die Arbeit in Yellowknife gehen sollte. Gegen zwölf machten wir uns endlich auf die Weiterfahrt. Da wir mal wieder eine neue Strecke ausprobieren wollten, fuhren wir in Antigonish auf den Highway 7 Richtung Süden und dann Richtung Westen direkt an der Küste entlang. Die Straße war allerdings in einem mittelmäßigen Zustand, so dass wir nicht schnell voran kamen, was zur Folge hatte, dass wir erst bei Dämmerung an der Küstenstrecke ankamen. Schade. Ich glaube, bei Tageslicht ist es eine traumhafte Strecke. Aber wir fanden auch keine Möglichkeit zum Übernachten. So ein Ungetüm will ja irgendwo geparkt werden. Und in der Dunkelheit war es schier unmöglich am Straßenrand irgend etwas auszumachen. In Sheet Harbour machten wir eine kurze Pause und aßen ein Brot. Das tat gut, ich hatte schon verdammt Kohldampf geschoben. Gegen halb neun kamen wir in Halifax an, wo ich Gill noch zu einem Mall Parkplatz dirigierte. Das war echt schon schwer, denn ich war so müde. Hatte nun zwei Nächte kaum geschlafen und es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. Gill ging es nicht besser, so fuhr er erstmal in eine Einbahnstraße. Man gut, es war Sonntagabend und entsprechend nichts los. Als wir endlich auf dem Parkplatz ankamen, machte ich nur noch mein Bett und schlief auch gleich ein. Gill schaute, glaube ich, noch ein paar Filme. Davon bekam ich aber nichts mehr mit.