Donnerstag, 1. November 2012

30. Oktober 2012: Wir fuhren heute gegen 10 Uhr vom Hotel los. Ich hatte super gut geschlafen und begab mich um kurz vor neun zum weiteren Warten in die Lobby, da ich vergeblich auf… oder besser gesagt erwarteterweise nicht eintreffenden Gill´s Weckruf gewartet hatte. Umso erstaunter guckte ich aus der Wäsche, als er mir aus dem Restaurant entgegen kam, gerade als ich mich in der Lobby auf dem Ledersofa niedergelassen hatte und anfangen wollte zu lesen. Ich glaube, ich habe echt doof drein geschaut. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Er fragte, ob ich schon Kaffee gehabt hätte, er würde schon seinen dritten trinken. Ok, das ist ja mal was ganz neues, dachte ich immer noch ganz verblüfft. Ich verneinte und folgte ihm ins Restaurant, wo das Frühstück serviert wurde. Ich bestellte Obstsalat, Cerealien und Joghurt. Das tat so gut, mal ein ganz normales, frisches Frühstück. Frisch war es, denn es war tatsächlich frisch aufgeschnittenes Obst. Hatte ich gar nicht erwartet. Während Gill also nach dem Frühstück schon zum Motorhome ging, lief ich noch mal hoch, um mir die Zähne zu bürsten und meine Sachen zu holen. Als ich auf dem Parkplatz ankam, rangierte er gerade mit dem Riesenschiff herum und suchte nach einer passenden Ausfahrt. Das ist immer gar nicht so einfach. Es war ziemlich neblig und nieselte. Vielleicht war das aber auch der Nebel… Zumindest war es momentan recht windstill. Hurrikan Sandy schien uns hier größtenteils zu verschonen. Je weiter wir nach St. John´s kamen, desto windiger wurde es allerdings wieder und der Regen nahm auch zu. Und der Nebel war auch nicht von schlechten Eltern. Aber da es gut hell war, ging es mit dem Fahren. Man muss immer das Positive sehen. Das sollte mein neues Mantra werden. Das mit dem Positiven konnte man sich so lange einreden bis die Scheibenwischer wieder ausfielen. Das war nicht schön! Nachdem uns ein ziemlich großer Truck entgegen kam, verabschiedete sich ein Scheibenwischer auch noch zur Seite. Ich hoffte nur, dass er da hängenbleiben und nicht komplett abgerissen werden würde. Mann, Mann, Mann, ich sagte Gill, dass er da wirklich eine Riesenschrottkiste an Land gezogen hat, worauf er lachen musste und meinte, dass er das Ding so schnell wie möglich abstossen würde. Irgendwie kamen wir aber heil in St. John´s, der City of Legends, an. 



Ich hatte bisher noch nicht viel vom Land Neufundland gesehen, entweder war es zu dunkel oder zu neblig gewesen… Daher habe ich bisher auch keine Fotos gemacht. Ich hoffe, das wird sich die nächsten Tage noch ändern. In der Stadt bugsierte ich Gill auf einen großen Mall Parkplatz, die Village Mall. Von hier nahmen wir ein Taxi zu einer Autovermietung, um mobil zu sein. Mit dem Motorhome ist man so was von unflexibel. Nach dem ersten Misserfolg bei der ersten Autovermietung wurden wir bei der zweiten Vermietung fündig, denn Gill wollte gerne einen SUV haben, da er darin besser sitzen kann… Ja, ja, das Alter. Wir bekamen einen kleinen Ford Escape. Und mit klein meine ich klein. Viel sehen konnte man nicht von drinnen und Platzfreiheit… Naja, das ist Jammern auf hohem Niveau, wie meine lieben Kollegen sagen würden. Aber man ist auch zu schnell verwöhnt. Jedenfalls fiel mir doch gleich wieder die Rolle des Fahrers zu. Diesmal war Gill aber schlau genug gewesen ein Navi dazu zu mieten. Damit ich es leichter hätte mit Fahren und selber Navigieren. Das sagte er nicht, aber das waren meine Gedanken dazu. Das war aber vielleicht auch besser so, denn wie schon erwähnt, zum Navigieren taugt er nicht viel, ohne gehässig klingen zu wollen. Zur Mall fand ich allerdings noch so zurück, was ihn ziemlich beeindruckte. Mich im übrigen auch, denn mein Orientierungssinn ist normalerweise nicht der Renner. Das ist eher die Spezialität meiner Schwester. Schon immer gewesen. Vielleicht ist ja doch noch nicht Hopfen und Malz an mir verloren. Ich programmierte anschließend mal schnell das Navi, damit wir zur Touristen Information kamen, wo wir nach einem RV Park fragen wollten. Der vor allem noch geöffnet hatte um diese Jahreszeit! Und wir hofften, dass die Info selber überhaupt noch geöffnet hatte. Sie hatte. Es war schnell dorthin gefunden mithilfe des Navi. Dann kam aber wieder das altbewährte Problem des Parkplatzmangels. Gill meinte, in jeder größeren kanadischen Stadt gäbe es keine Parkplätze. Ich fand aber nach mehrmaligem Herumkurven eine Tiefgarage. Sogar ganz in der Nähe der Info, wo wir dann hinliefen. Wir bekamen einige Tipps, was man noch an Touren machen könnte (die Zeit für Wale, Puffins und Eisberge war leider vorüber, man kann nicht alles haben...) und wo wir evtl. einen RV Park finden könnten, der noch geöffnet hatte. Der erste, den wir zunächst ansteuerten, hatte allerdings schon geschlossen. Wir waren über eine Stunde herumgeirrt, um den Campground Marine Park in Poche Cove zu finden. Gott sei Dank waren wir erstmal nur mit dem Auto los gefahren und nicht gleich mit Motorhome im Schlepptau. Das hätte ein Desaster gegeben. Gill rief noch bei dem zweiten Campground an, die leider erst ab morgen einen Platz frei hätten. Nach längerem Hin- und Herüberlegen entschieden wir uns die Nacht an der Mall zu verbringen. War gar nicht zu schlecht. Morgen würden wir dann zum Campground fahren. Es war dringend nötig, da der Frischwassertank quasi leer war und der Black Tank auch mal entleert werden musste. Wir schlenderten, nachdem wir wieder am Wohnmobil angekommen waren, noch mal durch die Mall und gingen hier auch gleich im "Klondike" essen. 


 

War ein uriger Saloon, ganz niedlich eingerichtet. Ich nahm zur Abwechslung mal wieder einen Spinatsalat und ein Knoblauchbaguette, das ich mir allerdings mit Gill teilte, da es "one foot and a half" lang war. Stand so in der Speisekarte. Als Dessert gab es einen leckeren Schokokuchen, den wir uns schlauerweise aber auch teilten. Die Desserts hier in Kanada sind immer so mächtig. Ich sagte der Bedienung, dass der Kuchen oberlecker war, aber ich mir nicht vorstellen könnte, wie man den alleine schaffen sollte. Sie stimmte mir voll und ganz zu und meinte, dass einige nur einen Kuchen nehmen und dann würde es gehen. Als wir raus gingen, sah ich über der Kasse auch noch das passende Schild hängen. Hätte ich vielleicht vorher mal lesen sollen. 


 

Es war noch früh am Tage, aber Gill war nur noch nach Movie gucken und ich wollte den Abend nutzen, um etwas über St. John´s zu recherchieren. Beim Herumfahren und Campgroundsuchen haben wir schon einen Teil der Stadt gesehen. Und ich muss sagen, sie gefällt mir. Sehr gut sogar. Ganz tolle Häuser und trotz der Größe irgendwie niedlich. Ich schlug Gill vor, dass wir morgen versuchen sollten wieder früh zu starten, damit wir möglichst viel zu sehen bekommen könnten. Da wir sehr früh in den Betten lagen, denke ich, sollten wir das wohl hinbekommen. Naja, ich weiß ja nicht, wann Gill über seinen Filmen einschlafen würde und wie lange ich noch lesen würde. Aber würde schon irgendwie hinhauen. Außerdem musste ich noch einen kleinen Plan für morgen zurecht legen, was wir alles anschauen wollten, sonst würde das ja wieder nichts werden. Ich mag ja Spontanität und keine allzu strengen Zeitpläne, aber ein bissel vorbereiten muss man sich doch. So hatte ich also noch genug vor am Abend. Der Abschluss war dann endlich mein Buch. Letztendlich konnte ich mich leider gar nicht von meiner Lektüre losreissen, wie mir meine liebe Freundin Jenny ja schon vorausgesagt hatte, so dass ich erst um ein Uhr nachts das Licht ausmachte. Egal, dachte ich. Der Wecker würde erbarmungslos morgen Früh um acht Uhr klingeln. 

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