Mittwoch, 18. Juli 2012


Heute, am Montag, den 16. Juli 2012, hatte ich frei. Das war einerseits sehr schön. Nur, wenn man in der Wildnis sitzt, kein Auto hat und die nächste Busstation ebenfalls zehn Kilometer entfernt ist, ist es schwer, etwas zu unternehmen. Aber ich finde immer eine Beschäftigung und so  entschied ich mich erstmal für´s Chillen. Es war unglaublich heiß, was nach dem Gewitter und starkem Regen gestern irgendwie erstaunlich war. Blair versprach uns heute auf jeden Fall Pancakes zum Frühstück, sie war untröstlich, dass wir gestern keine abbekommen hatten. War aber auch echt doof gelaufen. Ich vertilgte gleich drei Stück. Und sie waren wieder oberlecker. Wie immer halt. Und ich ertränkte meine auch wieder in diesem deliziösen echten Marple Syrup. Hammer. 

 

Da Lena erst Mittags anfangen sollte zu arbeiten, hatten wir den Vormittag gemeinsam frei, wo wir überlegten, was man tun könnte. Wie gesagt, in unserer derzeitigen Situation etwas schwierig. Wir wollten evtl. zum Native Resort zur Quaaout Lodge wandern und dort zum Lunch einen Salmon Burger verdrücken. Lena wollte dort im Gift Shop auch noch nach einem Notizbuch für ihr Diary gucken. Als Blair vorschlug, dass Lena mit nach Chase fahren könnte, um ein Buch zu kaufen, hängte ich mich doch gleich an. Blair wollte uns dann im Anschluss zur Lodge fahren, damit wir von dort aus zum Veranstaltungsplatz des großen Pow Wow´s gehen konnten, was auf halbem Wege zum Hostel lag und wo wir heute helfen sollten Tipis aufzubauen. Wenn mir das recht wäre, da ich ja eigentlich frei hätte. Kein Thema! Natürlich! Ist ja mega interessant, fand ich. So schnell ändern sich die Pläne. Lagen nun faul in der Sonne und warteten, dass Lena anfangen sollte zu arbeiten oder dass Blair uns rief, um mit ihr nach Chase zu fahren. Zog sich alles etwas hin, was man aber schon gewohnt war. Lena fing nun an zu arbeiten und kurz danach sollte es nach Chase gehen. Aber! Was war los? Der Wagen sprang nicht an, Licht angelassen. Wir also wieder raus aus der kleine Ruckelkiste. Der SUV war noch von der Veranstaltung gestern voll gestopft, so dass wir nun nicht mit nach Chase fahren konnten. Oh Mann! Ich wieder in die Sonne gepackt, Lena gearbeitet, wir gewartet bis Blair zurück war und den Wagen geleert hatte, so dass sie uns wenigstens zur Lodge fahren konnte. Kommt vor, waren aber etwas angepisst, weil wir so gar nicht wussten, was, wann, wo nun genau laufen sollte. Eben auch mit dem Volunteerjob beim Tipiaufbau. Ausserdem war es inzwischen ein Uhr durch und wir ziemlich hungrig und beide entsprechend zickig drauf. Entschieden uns nun, Müsli zu essen anstatt uns in der Lodge einen Salmon Burger zu holen, da alles zeitlich eng zu werden schien. Sollten so gegen zwei Uhr nämlich beim Festplatz sein. Haha! Im Giftshop in diesem sehr luxuriösen Hotel wurden wir wärmstens empfangen. Hatte ich gar nicht erwartet! Aber wir sind nun mal in Kanada. Das ist einfach anders. Die Verkäuferin erinnerte sich an Lena, die schon vor einiger Zeit mal hier gewesen war. War super nett! Lena kaufte als Geschenke für Freunde so kleine "Pocket Spirits", die mit indianischen Symbolen und deren Bedeutung versehen waren. Echt süss. Ich sollte mit der linken Hand, ohne hin zu gucken, auch einen aus der Box ziehen, um zu sehen, was mein Spirit wäre. Ich zog den Raven, der für Creativity steht. Wahnsinn! Das passte ja. Die Notizbücher kosteten übrigens 20 CAD, weswegen sie sich schweren Herzens gegen den Kauf entschied. Aber sie waren von einem bekannten Brand, was den Preis begründete. Nach einem längeren netten Gespräch zogen wir los Richtung Festplatz. Da Lena dieses Buch aber so gerne haben wollte, sagte ich ihr, sie sollte auf ihr Herz hören. Wenn sie es so gerne haben wollte, wäre es ja ein perfektes Souvenir. Überredet! Wir drehten um und tauchten fröhlich wieder im Laden auf. Ich fand sogar auch noch ein Souvenir, eine Kette. Die Verkäuferin schenkte mir dann noch meinen Spirit! Mann, da war ich echt happy. Irgendwann kamen wir auch mal am Festplatz an und starteten unsere Arbeit, die Tipis aufzubauen. 


Die Gerippe der Tipis waren schon vorbereitet für uns


War super interessant und hat tierisch Spaß gemacht. Und der Gag war, dass wir beiden die einzigen Europäer unter Natives waren. War irgendwie ein befremdliches Gefühl. Aber sie sprachen alle Englisch, das sie festgestellt hatten, dass sie alle unterschiedliche Nativedialekte sprachen und so eh nur Englisch blieb. Wir arbeiteten hauptsächlich mit Daryl zusammen, der zu dem Pow Wow eingeladen war und nun ebenfalls beim Aufbau half. Er erzählte mir, dass er selber noch Englisch lernt und auch oft Probleme hat. Er spricht irgendwie fünf oder sechs Nativedialekte und lernt jetzt eben noch Englisch. Zuhause spräche keiner Englisch, sagte er mir. Das war gut, mit jemandem zu reden, der die Probleme der Wortfindung ebenfalls kennt. Das erste Tipi war riesig und als wir es geschafft hatten, das Canvas um die Konstruktion zu schlagen, stellten wir fest, dass es nicht das passende war und viel zu klein war! Also, Canvas wieder runter und damit zum nächsten, kleineren Tipi. Dafür war es, wie wir sahen, zu groß. Entschlossen uns nun, die Konstruktion neu zu machen und zerlegten das Tipi komplett. Unser erster Versuch, das neue Tipi wieder aufzustellen endete im Zusammenbruch des Ganzen. Und noch mal von vorne. Kriegten es aber irgendwann hin und zogen nun von Konstruktion zu Konstruktion, um die Canvasse überall über zu ziehen. 


Jiipiieh, der Anfang ist gemacht!
Es waren insgesamt sechs Tipis. Und das in brüllender Hitze. Gott sei Dank gab es Wasser frei Haus. Man muss vielleicht dazu sagen, dass das Schwierigste eigentlich war, den Pole an dem der Canvas befestigt war, erstmal hochzukriegen! Das Gerippe stand schon und wir hatten die Aufgabe, den Canvas. der an der letzten fehlenden Stange befestigt war, mitsamt der Stange hochzuhieven. Man soll nicht glauben, wie schwer so ein Stoff sein kann. 


Fast fertig gestelltes Tipi
Gegen fünf verabschiedeten wir uns, da das Gröbste geschafft war. Trugen uns gleich als Hilfskräfte für´s Wochenende ein. Ein echtes Pow Wow aus der Nähe. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Gingen die ungefähren zwei oder drei Kilometer dann wieder mal direkt am Highway zurück zum Hostel, wo wir von Blair erwartet wurden. Sie sagte mir dann, dass ich, da ich ja nun doch gearbeitet hatte, statt heute Dienstag und Mittwoch frei hätte. Meinetwegen! Hatte heut ja net wirklich viel gemacht. Heute Abend war eine Jugendgruppe angereist und es sollte Bison Burger geben, von denen wir auch was abbekommen sollten. Das klang doch gut. Hatte schon wieder Hunger. War ja auch körperlich schwere Arbeit gewesen. Kriegten dann auch jeder einen ab. Hätte gut noch einen verdrücken können, begnügte mich aber mit mehreren Portionen Salat. Danach räumten wir alles auf und legten uns wieder auf die Wharft und genossen noch die Sonne. Wollten eigentlich eine Runde schwimmen, aber die Jugendgruppe saß am anderen Ende der Wharft und schien eine Konzentrationsaufgabe lösen zu müssen. Da wollten wir mit unserem wahrscheinlich zu erwartendem Gequicke aufgrund des kalten Wassers nicht stören. Schliefen dann prompt da ein. Als es dämmerte, setzten wir uns noch ans Campfire zu der Gruppe, die das Werwolfspiel spielte. War ganz lustig, nur verstand ich nix. War alles auf französisch. Nach einiger Zeit verabschiedete ich mich und ging rein, um zu duschen und um mich dann Richtung Bett zurück zu ziehen. Am morgigen Tag hatte ich geplant, wenn das Wetter mit spielt, nach Sorrento zu wandern. Mal gucken. 

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