Heute, am Dienstag, den 05. Juni, hatte ich noch gar keinen Plan, was ich tun wollte. Es war ein schöner, verregneter Tag. Ein bissel Ironie. Also entschloss ich mich, erstmal den Papierkram zu erledigen, das heißt aufmachen, um mir eine SIN zu besorgen. Das ist die Steuernummer, ohne die ich in Canada nicht arbeiten darf. Bin nach dem leckeren Frühstück, was heute komischerweise salzige Butter für mich bereit hielt, was ja mit Marmelade nun mal gar nicht geht, losgelaufen, um das Sinclaire Center zu suchen, worin das SIN Office beheimatet sein sollte.

Gesucht, gefunden. Also, das muss man den Kanadiern wirklich lassen, das ist alles sehr einfach aufgezogen. Hingehen, sagen, was man will (also eine SIN), und zack, hat man ´se. Wirklich easy. Jetzt habe ich eine vorläufige Nummer, die richtige Karte kommt demnächst. 

Nachdem nun der Demokratenkram erledigt war, bin ich runter zum Seabus Terminal, um nach North Vancouver überzusetzen. Von da aus dann mit dem Bus Nr. 236 weiter rauf zum Grouse Mountain, auch bekannt als Peak of Vancouver, mit einer Höhe von 1200 m. Der Grouse Mountain ist Teil der North Shore Mountains, und man kann ihn über den 2,9 km langen Grouse Grind besteigen. Den wollte ich mir jetzt ja mal vorknöpfen.

Auf dem Weg zum Seabus Terminal

Auf zum Grouse Mountain!

Mir wurde nämlich die Besteigung des Grouse Mountain sehr ans Herz gelegt. Ich habe etwas von "Stufen des Grauens" im Hinterkopf... Aber ich möchte hier vorweg sagen, dass das kilometerweit untertrieben ist! Das waren keine Stufen mehr, das war eine Kletterpartie für Fortgeschrittene! Ich bin wirklich heilfroh, dass ich einigermaßen im Training bin, sonst hätte ich echt alt ausgesehen! Wahnsinn, sag ich da nur! Aber es hat riesig Spaß gemacht, um das gleich vorweg zu nehmen. Ich liebe solche Abenteuer! 

Schöne Schnitzerei direkt vor´m Wolfsgehege

Der Eingang zu den Stufen des Grauens...

Der Anfang... sieht ja noch harmlos aus!

So denn, auf, auf... Der Beginn des Weges hat mich ja erst noch ein bissel stutzig gemacht. Ich dachte, wo sind denn hier bitte die Stufen?! Das wird ja ein gemütlicher Spaziergang... Weit gefehlt! Nach der ersten Kurve ging´s dann los. 

Blick nach oben

Blick nach unten

Ich fand diesen Aufstieg so faszinierend, dass ich hier noch ein paar Bilder zufügen muss. Auch wenn es auf Fotos leider nie so richtig raus kommt, wie steil die ganze Choose hier war! Aber ich muss diese Kletterpartie einfach festhalten. 

Man hat sich dann immer gegenseitig überholt, weil man einfach immer wieder Pausen machen muss. Das ist einfach so krass! Aber als Fazit kann ich sagen, ich habe mich sehr gut geschlagen. Man glaubt gar nicht, wie viele People da hoch hechten. Die Kanadier sind, was ich feststellen konnte, sowieso ein sehr sportbegeistertes und fittes Völkchen.

Jaaahaaa, das ist der Weg! Das sind keine Querbeeteinfotos! Ich denke, man kann sich vorstellen, was das für ein Trip war. Genial! Nach der Hälfte des Unternehmens stellten sich dann auch die Endorphine ein, so dass ich grinsend wie ein Honigkuchenpferd den Rest des Weges bewältigte. 

Kurz vor Top!

Es war sowieso ein Regentag, die Wolken hingen tief in den Bäumen und es war diesig. Es war also ziemlich feucht von aussen, aber mit jeder Stufe mehr auch von innen! Ich war nur am transperieren. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es kälter wurde... Was, wie ich auf dem Gipfel feststellen konnte, auch richtig gefühlt war. Denn da oben lag noch Schnee! Ich dachte erst, ich trau meinen Augen nicht, aber es war tatsächlich echter Schnee... Anfang Juni! Auf dem oberen Bild kann man ihn im Hintergrund auch schon erkennen. 

Yeeeaaah! On the top!

Diese Perspektive mag dem ein oder anderen unter Euch bestimmt bekannt vorkommen, nicht wahr...?! Jiihaaa! Da stand zwar, dass man diesen Weg nicht wieder runter gehen darf... Aber 10 CAD für die Gondel abwärts zahlen habe ich denn auch nicht eingesehen. Und da es nun mal keinen anderen Weg gab, ich habe danach gesucht und auch Leute gefragt, die sagten, dass es nur die Gondel oder diesen Trial gibt, musste ich wohl da wieder runter... Das Schild habe ich wohl dabei übersehen. So was!

So, zum Abschluss doch noch mal den Schnee, weil´s so schön war.

Nach einer kurzen Pause, einem Apfel und einem Schluck Wasser ging´s dann also wieder auf zum Abstieg. Runter kommen sie alle! Aber man sollte nicht glauben, dass der Abstieg so viel leichter wäre als der Aufstieg. Das nette Pärchen, dass ich wegen eines anderen Weges downhill gefragt hatte, hatte mich auch schon darauf hingewiesen, dass es ziemlich hart wird für die Knie. Davon habe ich mich natürlich nicht abschrecken lassen. Viele der Leute, die mir dann entgegen kamen, brachten mir ziemlich großen Respekt entgegen, dass ich rauf und runter laufe! Jaaaa, von nix kommt ja nix!

Seabus - Blick auf Downtown on a cloudy day

Jetzt kann ich meine Beine aber auch echt abschrauben, das kann ich Euch sagen. Bin im Seabus fast eingepennt. 

Im übrigen gibt es hier sehr viele Robben. Ich habe auch schon eine gesehen, konnte sie aber mit meinem Fotoapparat nicht einfangen, da sie zu weit weg war. Als wir mit dem Seabus anlegten, schwamm auch wieder eine direkt an der Anlegestelle rum. 

Davie Street

Ich finde das hier super interessant mit den Bussen. Da könnten sich unsere Busunternehmen noch ´ne Scheibe abschneiden. Vorne sind Fahrradträger angebracht, damit die mitgeführten Fahrräder im Bus keinen Platz wegnehmen. Da kann dann jeder selber sein Fahrrad rauf schnallen. Die Busse fahren zudem größtenteils mit Strom. Habe in Vancouver erst wenige "normale" gesehen. Und die Busse senken sich ab zum Einstieg oder haben sogar Rampen für Rollstuhlfahrer. Finde ich total super. In Vancouver kann man sich überall Tickets ziehen, sei es im Bus oder am Terminal. Mit dem Ticket kann man dann alle öffentlichen Verkehrsmittel 90 Minuten lang nutzen. Wenn man im Bus bezahlt, muss man aber immer passendes Kleingeld bereit halten, da diese nicht wechseln können. 

Zum Schluss noch das ein oder andere Vehicle... Finde ich ja sooooo toll!

Kontrast pur!

The transporter

Es war erst nachmittags, als ich im Hostel ankam. Aber ich war für den Tag, glaube ich, ziemlich bedient. Evtl. dachte ich, könnte ich Chris noch zu ´nem gemeinsamen Abendessen motivieren, der einen Ausflug zum Lynn Canyon Park hinter sich hatte. Aber ansonsten wollte ich nur noch meine Gräten pflegen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Wer weiß, was der so bringen mag...

Also, da Chris sich nicht mehr gemeldet hatte, bin ich doch noch mal los und habe mir ein Abendessen im Super Value gekauft. Ein für Vancouver relativ günstiger Laden. Dort habe ich Kathrin, die auch in demselben Hostel untergekommen ist wie ich, getroffen und wir haben uns für ein gemeinsames Kochen verabredet. Was allerdings letztendlich im Aufwärmen in der Mikrowelle geendet hat, da wir beide nicht allzu viel Bock zum Kochen hatten. Die Portion war zu allem Überfluss auch noch wirklich überschaubar, angeblich 225 g. Ich weiß allerdings nicht, wo die waren. Hab mir denn zum Dessert noch ´ne halbe Ananas gegönnt, die super lecker, aber auch vergoldet war! Die haben sich die doch tatsächlich nach Gewicht bezahlen lassen, diese Verbrecher! Aber ich wollte sie ja auch unbedingt haben. Selber schuld! Aber im Moment kann ich mir das noch leisten.

Lecker Ananassi

Ach ja, und es geht doch nichts über ein paar gute Orion Kekse double stuff. Die haben meinen Hunger dann endgültig gekillt! Naja, hätte natürlich auch die ganze Ananas verdrücken können, aber denn hätte ich ja morgen nix mehr gehabt. Nun hätte ich noch mit´n paar Leuten in die Bar gehen können, aufgrund von allgemeiner Beinlahmheit werde ich das aber ausfallen lassen. Das Bett ruft!