Samstag, 25. August 2012

Sonntag, 12. August 2012: Ich habe überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Ich wachte heute gegen acht Uhr auf. Nachdem ich die halbe Nacht von Albträumen gequält wurde, war mir heute einfach nur nach schnell weiter kommen. Das Frühstück ließ ich also ausfallen, putzte mir schnell die Zähne, sprang in meine Klamotten und startete meinen treuen Van. Vorausdenkend packte ich mir schon mal was Essbares vorne in die Mittelkonsole. Nach nicht allzu langer Fahrt meldete sich wie erwartet mein Magen, der gegen das Ausfallen des Frühstücks protestierte. Also, während der Fahrt einen Apfel, eine Banane und einen Cake, den ich günstig in Lake Louise geschossen hatte, einverleibt. Die Gegend hier war eindeutig immer mehr Moose Lebensraum. 


Where are the moose???
Aber was blieb aus?! Mooses! So ein Mist! Hoffte doch so sehr darauf. Dafür sah ich öfter am Straßenrand einen Deer stehen, der/ die allerdings angesichts der Lautstärke meines Vans schnell im Dickicht verschwanden. Ich folgte also alleine dieser endlosen, langen Straße vorbei an Wäldern, Wäldern, Wäldern… Seen, Tümpeln, Wäldern, Wäldern und was noch?! Ach ja, an Wäldern. 


 

Verkehr blieb größtenteils aus. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass Sonntag war. Von wegen Zeitgefühl. Machte einen Abstecher vom Highway nach Sandy Lake, da dort ein Lookout-Schild angezeigt war. Soll man ja gar nicht glauben! Hier ein Lookout! Oh yeah, my dear, Sandy Lake ist ein verdammtes Nest, das nicht mal geteerte Straßen hat. 


Sandy Lake - sandig halt







Wenn es regnet, muss das eine echte Sauerei sein hier. Kein Wunder, alle Autos sind rotbraun vom Staub. Es lohnt gar nicht, die zu waschen. In der Einsamkeit nahm ich jede Gelegenheit zum Tanken wahr. Also, billiger wurde es hier oben nicht gerade. Als ich in Wabasca tanken wollte, fragte ich einen Native, der gerade nebenan seinen Truck tankte, wie das funktionieren würde. Er war super nett und witzig. Er riss einen Joke nach dem anderen. Und machte mir Komplimente. "You must know, it´s not very often, that there is a so attractive lady up here." "Thank you very much." "You´re welcome. See, the women here are all very fat and they´re drinking." "Oh, really?!" "Yes. You know Bannock?" "Sure, Bannocks are very nice!" "That´s right, but they´re also very fat." "Yes, that´s right." Letztendlich ging ich doch noch in den Store, da ich es irgendwie nicht zum Laufen kriegte mit dem Tanken. Auch hier arbeiteten nur Natives und ich verstand sie recht schlecht. Englisch ist ja nun mal auch nicht ihre Muttersprache. Er schickte mir jedenfalls einen Jungen, der den Service übernahm. Es sollte 36 $ kosten, aber ich bemerkte später, dass nur 26 $ auf der Kreditkartenrechnung standen. Tja, die haben mich wohl auch nicht so gut verstanden. I´m sorry. Ich fuhr weiter Richtung Westen. Es ging auf und ab. Mit der Landschaft, auf der Landkarte und mit meiner Laune. Aber der nette Indianer hatte mich erstmal wieder aufgebaut. Der nächste Tankstop war dann in Mc Lennan. Heidenei, da war mir ja denn was passiert. Erstmal klappte es absolut nicht mit dem Tanken. Was ich auch probierte, ich kriegte die Zapfsäule nicht zum Laufen. Bin drei Mal in den Laden gerannt, bis sich mal einer erbarmt hat und mit raus gekommen ist. Ich blieb freundlich, das macht man hier ja so. Aber ich war innerlich doch etwas angespannt. Ok, irgendwann kriegte die Angestellte das denn auch hin. Gott sei Dank brauchte sie auch eine Weile. Kam ich mir nicht völlig doof vor. Also, den Van mal schön voll getankt. Macht Sinn in der Wildnis. Rein in den Laden, Kreditkarte gezückt und wollte bezahlen. Weigert sich das Maschinchen nicht etwa?! Ich noch völlig locker und sage, dass ich dann eben Geld abhebe und bar bezahle. Hatte quasi kaum noch Cash im Wallet. Sehr schlau. Auch der Geldautomat weigerte sich. Auch ein zweiter Versuch brachte keine Besserung. Oh, oh, jetzt saß ich aber in der Patsche. Der Tank voll, das Portemonnaie leer. Was tun?! Ich rief meine Bank an, was nur möglich war, da mir die Tankstellenangestellten freundlicherweise ihr Telefon zur Verfügung stellten. Ihr Boss wird sich noch über die Rechnung freuen. Es kam raus, dass ich zwar Geld transferiert hatte, aber leider Freitag Abends nach 23 Uhr deutscher Zeit! Und da war es wieder, das fehlende Zeitgefühl. Ja, einige neue Lektionen gelernt. Erstens: Gehe nie mehr ohne genügend Bares aus dem Haus, zweitens: Auch wenn Du selber online rund um die Uhr Deine Finanzen verwalten kannst, tut es Deine Bank noch lange nicht, drittens: Die 011 vorweg wählen, sonst hast Du nur einen Operator an der Strippe und viertens: Sparen, sparen, sparen! Ich bekam jedenfalls hin, dass mir die Bank das Geld zur Begleichung der Tankrechnung zur Verfügung stellte. Mann ey! Der Rest sollte am Dienstag transferiert sein. Hahaha! Dienstag!? Ich fragte noch in der Tankstelle, wo der nächste größere Ort mit Internet wäre, damit ich meine Finanzen überwachen konnte, so lange ich warten musste. Ok, der Ort hieß Peace River und war noch eine Stunde entfernt. Das war also mein heutiges Ziel. Der Weg dorthin war jedenfalls idyllisch, wenigstens etwas. Er führte durch Farmland und Äcker. 


 

 

Ich fand in Peace River schnell eine Touristeninfo, wo ich mich nach einem Campground erkundigte. Und es gab einige zur Auswahl. Da ich nicht wusste, wann ich wieder "flüssig" sein würde, wollte ich so nahe wie möglich an der City sein, um zur Not zu Fuss dorthin zu gelangen.




Es gab sogar Mc Donalds in der Stadt, was einen Internetzugang schon mal sicher machte. Ich steuerte nach Abchecken zweier Campgrounds den ersten, da sympathischer wirkend, an. Der Lions Club Campground Peace River. Er wird von einem sehr reizendem älteren Ehepaar verwaltet. Die Einnahmen kommen den Armen zugute, sie selber voluntieren nur. Albert, so der Name des älteren Herrn, erzählte mir, dass er ehemaliger Rocky Mountain Policeman ist und dass er, als auch seine Frau, eine sehr gute Pension kriegen würden und sie somit lieber was Gutes tun wollten. Der Lions Club unterstützt die Hilfsbedürftigen. Gibt wohl meherere Zweigstellen, wenn man das so nennen kann. Bezahlte nun mit meinen quasi letzten Dollar einen Stellplatz für erstmal eine Nacht.


Mein Stellplatz - in er Wüste

Showerbuildung and Office Lions Campground

Campground
Hatte noch Hoffnung, dass das Geld evtl. doch schon morgen drauf sein würde. Unterhielt mich noch eine ganze Weile ganz wunderbar mit diesem tollen, überaus lieben Mann. Er schloss mich gleich in sein Herz und nannte mich nur noch Kathy. Voll süss. Ich fühlte mich sehr wohl in seiner Gesellschaft. Später kochte ich mir Nudeln mit Tomatensosse, die ich direkt aus dem Topf aß, um Abwasch zu sparen. Finde ich eigentlich nicht so gemütlich, aber ich musste praktisch denken. 



 

Als Dessert genoss ich den oberleckeren Carrot Cake vom Farmers Market in Edmonton. Den Abend verbrachte ich dann noch mit Lesen, bis mein Campnachbar (ein älterer Herr aus Südafrika) fragte, ob ich ein Foto von ihm und seinem Barbecue für seine Freunde zuhause machen konnte. Logo, kein Problem! Wir kamen ins Gespräch und er lud mich zu einem zweiten Abendessen ein. Da sagte ich doch nicht Nein. Es gab Steak, das wir uns teilten und für jeden eine Wurst. Dazu ein Brötchen. Ach ja, und er gab mir eine Drink aus. Typisch South African, sagte er. Da wäre es Nationalgetränk: Brandy mit Diät Pepsi, da sie ja auf die Linie achten würden… Hahaha! Yes, sure! In South Africa würde man nie alleine ein Barbecue machen. Zudem bestünde das Barbecue immer aus Meat and this drink. Ok, wieder was gelernt. Hört ja gar nicht auf heute mit den Lektionen. Er erzählte mir viel über seine Familie und zeigte mir seine Webseite von seiner Farm, die momentan seine Frau alleine regeln musste. War alles sehr interessant. Wir sprachen auch viel über den Plan, dass ich nach Yellowknife fahren wollte. Er hatte dasselbe geplant, war aber aufgrund der weiten Entfernung, der einsamen Strecke und der Gegebenheit, dass man dieselbe Straße auch wieder zurückfahren musste, da es nur diese eine Verbindung nach Yellowknife gab, unschlüssig geworden. Wir wollten beide über unsere Pläne eine Nacht schlafen und uns morgen über unsere Ergebnisse austauschen. Irgendwann, nachdem wir gesättigt waren, an Essen und Informationen zog ich mich zu meinem Van zurück. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen