Montag, 13. August 2012

Heute schreiben wir Donnerstag, den 9. August 2012. Es war der erste Tag, an dem ich richtig alleine reiste… Naja, gestern hatte ich, nachdem ich Lena beim Greyhound abgesetzt hatte, schon eine alleinige Tagestour gemacht, das stimmt. Aber jetzt war ich so richtig on tour. Wow! Ich startete relativ früh zu meinem geplanten Roundtrip gen Nordost, gleich nach dem Frühstück. Diese Route war mir eigentlich erst so richtig über Nacht bewusst geworden. Vielleicht auch durch die Gespräche mit Sascha und Colin, wer kann das so genau sagen?! Es machte jedenfalls nicht mehr viel Sinn, nur zur Ostküste zu starten, da ich Ende September wieder in Vancouver sein muss, um meine liebe Freundin Jenny in Empfang nehmen zu können, die mich besuchen kommen würde. Hatte doch recht lange ausgehalten in Squilax. War aber eine sehr schöne Zeit dort gewesen. Habe viel mitnehmen können. Ja, also ich war mal wieder recht früh wach heute Morgen, so um sieben Uhr rum. Stand, nachdem das Bad frei war, auch auf, hüpfte unter die heiße Dusche und ging anschließend rüber in die Küche. Alter Schwede, war das wieder kalt heute Morgen! Ich trotzte dem Wetter immer noch und sagte, es ist Hochsommer,  also kann man es auch in kurzen Hosen aushalten. Jawohl! Zum Erstaunen aller anderen. Hahaha! Ich genoss mein Frühstück mit Toast und Nutella und meinem Instantkaffee mit Powdered Milk und immerhin echtem Zucker. Meine Ansprüche sind extrem gesunken, das kann ich Euch sagen. Packte danach alles zusammen und musste feststellen, dass so ein Propanbetriebener Kühlschrank seeehr gut kühlt. Mein Salat von gestern Abend war jedenfalls gefroren. Hm, naja, hält sich dann wenigstens noch eine Weile, dachte ich bei mir. Als alles verstaut war, verabschiedete ich mich von Sascha, der sichtlich traurig war, dass ich mich tatsächlich auf die Reise machte. Ich hatte bis kurz vorher noch überlegt, noch eine Nacht zu bleiben. Er drückte mich und gab mir noch ein Bussi auf die Wange. Dann verschwand er im Manageroffice und Colin begleitete mich zu meinem Van. Er sprang sofort brav an. Ist wirklich ein tolles Ding, mein Van. Nun hieß es noch, Field zu erreichen, denn mein Tank war über Nacht natürlich nicht wie von Zauberhand voller geworden. Ärgerte mich ein wenig, dass ich extra nach Field fahren musste, da mein Reiseweg in entgegengesetzter Richtung lag, aber bis Lake Louise über die Berge mit ihren starken Steigungen hätte ich es wohl nicht mehr geschafft. Wollte es nicht ausprobieren. Nachdem der Tank randvoll war, konnte es endlich los gehen. Bei strahlendem Sonnenschein und gefühlten Minus fünf Grad. Machte noch eine Ehrenrunde durch Lake Louise, da ich vor lauter laut Mitsingen natürlich die Ausfahrt Richtung Jasper verpasst hatte. Shit happens, mal wieder. War aber kein Beinbruch. Dann fuhr ich also den Icefield Parkway noch mal in die andere Richtung. Ließ, wie immer, die anderen brav überholen und gondelte vor mich hin, hörte Musik und genoss die Rocky Mountains. 






Bog dann auf etwa halber Strecke auf den Highway 11 Richtung Red Deer ab. Die Landschaft veränderte sich zusehends. Nicht unbedingt zum Positiven. Sagen wir mal so, die Rockies konnten von diesen Landschaftsabschnitten nicht getopt werden.

Zum Highway 11 nach Red Teer





Nachdem die Berge immer flacher, die Straße immer gerader, der Blick weiter, die Landwirtschaft häufiger wurde, wurde es verdammt langweilig. Man konnte mindestens fünfzig Kilometer weit die Straße überblicken, dabei war ich noch nicht mal in der Grande Prärie! Ich wurde ständig von Riesen Pick ups und Trucks überholt. Oh Mann! Rechts und links sah ich jetzt immer häufiger die Ölförderpumpen. Drum herum Kühe, Pferde oder Getreide. 





Einmal wurde ich in meinen Träumen gestört, als etwas anfing zu rubbeln. Das war kurz vor einer Kreuzung, die ich überhaupt nicht gesehen hatte. Daher diese Riffle in der Straße. Die Kreuzung wird wohl sonst öfter übersehen. Mein Glück. Danach fuhr ich eintönig und dösig weiter. Als mir plötzlich eine Elchkuh genau vor´s Auto lief, war ich aber wieder hellwach und registrierte, dass die Landschaft sich schon wieder verändert hatte. Hier war eindeutig Moose Gebiet! Überall Seen, kleine Wälder, alles sehr grün. Ich war wieder bei der Sache. Den Moose habe ich leider nur schlecht auf´s Bild bannen können. Aber so ist das, wenn man alleine fährt, vor sich hin träumt, keine Spiegelreflexkamera dabei hat, und überhaupt.

Elchkuh über Zaun...

Und wie elegant dieses Riesentier über die Straße trabte und einfach so über einen Zaun stieg. Ja, er… äh, sie stieg wirklich drüber weg. Das war nach ein paar Big Horn Sheeps (ich hoffe, dass es welche waren) im noch bergigeren Teil der Strecke das einzige Wildlife, was ich heute zu Gesicht bekommen hatte. 


In Rocky Mountain House, das gar nicht mal so klein war, fuhr ich erstmal wieder tanken. Was sonst! Der kleine V8 schluckt doch ganz gut. Aber hier war es relativ günstig, 1,09 $/ Liter. Tja, muss auch Vorteile haben, im Ölfördergebiet zu reisen. Danach besorgte ich mir bei Canadian Tire, DER Hardware Ausstatter in Kanada, eine Axt (man weiß ja nie) und einen Adapter für den Zigarettenanzünder, damit ich wenigstens meine Gerätschaften laden konnte. Das war gar nicht dumm, fand ich. War stolz auf mich. Eine einfache Wasserpumpenzange war aber leider nicht unter 20$ zu bekommen, so dass ich darauf erstmal verzichtete. Ich verließ mich auf mein Schicksal. Ja, bei so einem alten Auto muss man gut ausgerüstet sein. Kutschierte schließlich nicht umsonst eine ganze Batterie von sämtlichen Liquiden für den Van mit mir rum. Ist man gar nimmer gewohnt. Aber hier schon mal ein dickes Lob an meinen Ford Econoline 150, er läuft einfach super! Versuchte mich danach bei Tim Hortons und bei Mc Donalds ins Internet einzuloggen, was leider fehl schlug. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich nervös war, was meine Finanzen anging. Ich hatte keine Ahnung, was ich noch zur Verfügung hatte und hoffte nun, dass die Kreditkarte einfach erstmal brav weiter arbeiten würde. Anderes blieb mir momentan nicht übrig. Bekam dann bei Co op noch eine Zange für 11 $. Auch kein Schnäppchen, aber ich brauchte sie nun mal. Bringt schließlich nix, Öl mitzuhaben und den Deckel für den Einfüllstutzen nicht auf zu bekommen. Also, weiter Richtung Red Deer. Da ich inzwischen aber schon ziemlich kaputt war, entschied ich mich dazu einen Campground anzusteuern. Ich weiß nicht, ob ich diese tolle Beschilderung hier in Kanada schon mal erwähnt hatte?! Jedenfalls war es nicht so einfach, einen Campground zu finden. Bog noch vor Red Deer nach Eckville auf eine Nebenstraße ab (ohne Bezeichnung). Wollte eigentlich in Rimbey auf einen Campground, fuhr aber schließlich noch weiter, um noch ein wenig Strecke zu schaffen heute. Letztendlich landete ich am späten Nachmittag in Winfield, das mehr oder weniger aus diesem Campground besteht. 

Pause nach der Fahrt




Meine Nachbarn...
Es ist alles da, in dem Dörfchen, aber der Campground scheint das Zentrum zu bilden. Da morgen ein Rodeo starten sollte, war der Platz eigentlich ausgebucht, aber ich bekam für den halben Preis auf dem Overflow einen Platz. Reichte mir ja. Hatte halt keinen Strom, kein Campfire und keinen Wasseranschluss. Aber das brauchte ich auch nicht. Kostete mich somit nur 10 $. Ich machte es mir gemütlich, las, guckte auf der Karte meine gefahrenen und die zukünftigen Routen an und kochte mir nebenbei Spaghetti mit Tomatensosse.



Gelang erstaunlicherweise ganz gut. Der Campground füllte sich langsam. Nach dem Essen und meinem fertig gelesenen Buch "Oh, wie schön ist Kanada" ging ich eine kleine Runde durchs Dorf. Ja, sehr klein, kann man nicht anders sagen. 

Winfield
Außerdem waren hier die Moskitos ausgesprochen aggressiv. Nach meiner Rückkehr rief der Abwasch (Minimalprinzip) und der Van bekam eine Portion Öl. Ich genoss noch die untergehende Sonne bei Rea Garvey und ging bald in die Heia. Nicht bevor ich noch einiges geschrieben hatte. Musste viel nachholen. Morgen sollte Edmonton rufen. Werde da wohl einen Zwischenstopp einlegen, um meine Internetangelegenheiten zu regeln und noch mal Wäsche zu waschen. Dann soll es Richtung Norden gehen... 

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