Samstag, 25. August 2012

Freitag, 17. August 2012: Wie ich mir vorgenommen hatte fuhr ich, nach dem Frühstück und einem missglückten Versuch den Prospector´s Trial entlangzuwandern (bin vom rechten Weg abgekommen und hab es dann einfach gelassen), zum einzigen Reitstall hier in der Umgebung von Yellowknife.





Dafür hieß es, ein paar Kilometer auf dem Highway 3 zurück Richtung Süden fahren. Da der Stall nur durch eine alte Kutsche am Highway gekennzeichnet war, fuhr ich erstmal an der Einfahrt vorbei. Und ich merkte mal wieder, dass ich daran denken sollte, vor jeder Fahrt ins Ungewisse meinen Tank aufzufüllen.



Jedenfalls erkundigte ich mich in dem Stall bei den Mädel´s nach dem Boss. Ich stellte mich Pat und Tom vor und fragte, ob sie nicht für eine kurze Zeit ein paar kräftige Hände zum Arbeiten bräuchten. Sie brauchten tatsächlich. Allerdings suchten sie einen Reitlehrer. Normalerweise wäre das ja quasi traumhaft gewesen, aber ich wollte ja maximal zwei Wochen bleiben. Das war ihnen zu kurz. 

Halle und Stall
Nach einigem Hin- und Herüberlegen, ob sie nicht doch etwas zu tun hätten für mich, kam Pat auf die Idee, dass ich Andy beim Zaunbau helfen könnte. Zum anderen konnte ich Montag mit einem weiteren Helfer, der momentan in Urlaub war, Heu abladen. Eine Riesenfuhre besten Heus! Danach würde man sich in Flensburg die Finger lecken. Hier eine kleine Preisfrage: Was denkt Ihr, was diese Ladung Heu gekostet hat? Ich fiel fast auf den Rücken, diese Fuhre kostete 10 000 $… Da fällt einem nichts mehr zu ein. 


Teures Heu
Und sie bekommen fünf Fuhren im Jahr. Aber es ist eine super Qualität. Zurück zur Arbeit: Andy war von der Idee ganz angetan und so kam ich zu meinem ersten bezahlten Job hier in Kanada, oben in Yellowknife. Ich zog mich rasch um und legte los. War nicht allzu schwer. Es war körperlich anstrengend und die Sonne brannte. Es waren über 20°C. Mittags lud mich Andy zum Lunch ein. Wir fuhren in die City in eine seiner Stammlokals, dem Hot Shot´s. Dort aßen wir eine Riesenportion Poutin mit geräuchertem Rindfleisch. Dazu ein Bier… Puh, mittags schon. Aber es war heiß und es war ein guter Durstlöscher. Andy erzählte eine ganze Menge. Was er so in seinem Leben alles gemacht hatte, usw. Andy ist halb Franzose, halb Indianer. War wirklich interessant, was er alles zu erzählen hatte. Danach fuhren wir zurück und arbeiteten am Zaun weiter. Zwischendurch musste Andy Schrauben besorgen, während ich alleine weiter arbeitete. Nachdem wir ein ganz gutes System gefunden hatten, waren wir echt fix. Auch alleine klappte das System sehr gut. Wir machten gegen 17 Uhr Feierabend und da wir noch nicht fertig waren, hatte ich für den nächsten Tag auch noch ´nen Job. Sehr gut! Ich fragte Pat, ob ich auf ihrem Grundstück mit dem Van stehen und dort übernachten konnte. Logo, kein Problem! Sie waren alle wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Aber so was von, das kann ich gar nicht beschreiben. Ich parkte meinen Van hinter deren Trailer, der mindestens doppelt so groß war wie mein Van und mindestens hundert mal so luxuriös. So was habe ich noch nicht gesehen. 


Mein kleiner Van hinter dem Horsetrailer...
Und es ist eigentlich nur, um Pferde zu transportieren! Da drin kann man wohnen! Wahnsinn! Ich saß dann eine ganze Weile im Haus bei Pat und guckte die aufgezeichneten Olympischen Spiele während Pat das Haus aufräumte. Sie hatten gerade eine Woche lang Kindercamp gehabt und so war der komplette Haushalt liegen geblieben. Wir unterhielten uns und Pat´s Interesse wuchs und wuchs, als ich ihr von Warwick und auch von meiner Ausbildung erzählte. Sie fand es nun wirklich schade, dass ich nicht den ganzen Winter als Trainer bleiben konnte. Aber ich glaube, das wäre zu hart, den Winter in Yellowknife bei -40°C zu verbringen! Irgendwann kam dann auch Tom nach Hause, er ist der Tierarzt hier im Ort. Sie erzählte ganz aufgeregt von unserer Unterhaltung. Sie wollten nun gerne Bilder von Warwick sehen und ich zeigte ihnen ein paar Bilder im Internet von der Quadrille, usw. Sie waren ganz angetan. Voll süß. Und ihnen gefiel Warwick. Wer kann ihm auch widerstehen?! Ich lernte an dem Abend noch Waldemar kennen, ein Freund von Tom, sowie Gill, ebenfalls ein Freund von Pat und Tom. Nachdem ich schon ein Bier getrunken hatte, kam nun der Wodka auf den Tisch. Tom ist Pole. Ich glaube, ich muss nicht mehr erklären. Aus einem Wodka wurden irgendwie sieben oder so. Ich erzählte davon, dass ich gehört hatte, dass man in Bullock´s Bistro super Fisch essen könnte und ich das die Tage mal probieren wollte. So kamen sie auf die Idee, dass wir ja alle zusammen heute Abend noch dorthin könnten. Denn Pat hatte eh nichts da für Supper. Warum also nicht?! Sie rief an und fragte, wie lange die Küche noch auf hatte, denn wir hatten inzwischen halb neun. Dann alle ins Auto gepackt, das heißt Pat, Tom, Gill und meine Wenigkeit. Ich war immer noch nicht geduscht (war der Wodka dazwischen gekommen), hatte noch meine Arbeitsklamotten an und war etwas angeheitert. Das war ein lustiges Unterfangen. Gill und Tom waren schon mehr oder weniger ziemlich stark angeheitert. Das Bistro ist eine urige Kneipe mit horrenden Preisen. Gill lud uns alle ein und wie ich später erfuhr, hatte er für diesen Abend 200 $ gelöhnt. Danke, lieber Gill! Das ganze Lokal war signiert mit Unterschriften von Gästen. Ich ließ es mir nicht nehmen ebenfalls an der Decke des Lokals meine Unterschrift zu hinterlassen. Ein paar Gäste fotografierten mich dabei, weil sie es so cool fanden. Ich ging prompt hin und fragte, ob ich das Bild zugeschickt bekommen könnte. 


Im Bullock´s
Ich hatte nun bei dieser spontanen Aktion keinen Fotoapparat eingepackt. Sie wollten es mir per Mail schicken. Hatte mich auch noch eine Weile mit ihnen unterhalten, es waren Touristen. Nach unserer Rückkehr zum Stall wollte ich nur noch ins Bett, war echt durch. Ich lehnte einen weiteren Wodka dankend ab und verzog mich ungeduscht in meinen Van. Hatte heute eh keinen Sinn mehr. Tom und Gill saßen noch bis spät in die Nacht im Trailer und tranken ihren Wodka. Somit ging dieser Tag für mich mit einem tiefen Schlummer zu Ende. Morgen sollte es um halb sieben morgens weiter gehen mit Zaunbau. Also schnell schlafen. 

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