Samstag, 27. Oktober 2012

20. Oktober 2012: Ich war um 7 Uhr auf den Beinen, da mir Gill gestern noch gesagt hatte, er würde so gegen sieben oder acht Uhr aufstehen. Ich hatte ihn kurz vor sieben gehört und war dann schnell in meine Klamotten gehüpft, bevor er hier nach vorne kommen würde. Aber es geschah nichts. Zum jetzigen Zeitpunkt glaubte ich ja noch, dass man sich auf das, was Gill sagte verlassen konnte. Ich wartete also bis letztendlich halb elf, bis er sich aus dem Bett begnügte. Ich hatte in der Zwischenzeit schon mein Bett gemacht, in meinem Buch geschmökert, ein Foto von meinem Zuhause für die nächsten Wochen gemacht und noch ein Nickerchen gemacht. 

Motorhome de luxe
Denn eigentlich war ich ja auch noch müde, war nur aufgestanden, weil ich dachte, dass es gleich losgehen würde. Mit was auch immer. Irgendeiner Unternehmung für den heutigen Tag. Ich erinnerte mich zudem dran, dass ich ja auch noch die Zeitverschiebung zu überwinden hatte. Von Vancouver nach Halifax immerhin vier Stunden. Oder fünf? Ich war mir nicht ganz sicher. Aber jedenfalls einige Stunden. Es war also eigentlich für meine innere Uhr noch mitten in der Nacht. Zum Frühstück gab es Kaffee und Toast. Es dauerte lange bis Gill einigermaßen fit war. Dann aber endlich machten wir einen Ausflug nach Peggy´s Cove, ein ganz niedliches Fischerdörfchen. 

Peggy´s Cove
Ungefähr zehn Kilometer vom RV Park entfernt. Wir fuhren direkt an der Küste entlang. Fuhren in Peggy´s Cove rauf zum Leuchtturm, von wo man einen wunderbaren Blicke über die Brandung und natürlich den Ozean hatte. Das alles hier erinnerte mich doch sehr stark an Schottland. 

 

Und es gefiel mir. Den Leuchtturm durften wir natürlich nicht vergessen. Später erzählten mir Sarah´s Eltern, dass auf den Felsen hier jedes Jahr mehrere Menschen verunglücken, da sie die Brandung und die rutschigen Felsen unterschätzen. Upsi, ich war jedenfalls vorsichtig.

Leuchtturm Peggy´s Cove
Danach machten wir uns auf den Weg zu Sarah und ihren Eltern. Wir hatten die Adresse und versuchten uns nun durch Halifax zu schlagen. Gill fuhr und ich kam meinem neuen Job als Navigator nach. Wir fanden eigentlich relativ schnell dorthin und ich wurde mit Sarah, sowie mit ihrer Familie bekannt gemacht. Ganz tolle Leute. Wir fuhren mit Laurie, Sarah´s Mom zur Autovermietung, um den Fiesta gegen einen Truck einzutauschen, damit wir den riesigen Trailer von Sarah, den sie auf ihrer Reise hinter dem Motorhome gespannt hatten, nun zu ihrem Haus auf dem Lande verfrachten konnten. Das Problem war nur, einen Truck zu finden! Die meisten Autovermietungen hatten keinen entsprechend großen Wagen oder keine Anhängerkupplung. Das mit dem Anhänger ist hier in Kanada sowieso so eine Sache, da die Vermietungen extra Lizenzen haben müssen und somit ist es eigentlich nicht gestattet einen Anhänger zu ziehen mit einem Mietwagen… Sei´s drum, als wir endlich bei Budget einen GMC Yukon XL fanden, ging es los. Dachten wir. Wir stellten allerdings schnell fest, dass der Yukon zu hoch war für die Trailerdeichsel. Mal ehrlich, das ist doch Chaos, so was checkt man doch vorher! Aber ich hielt mich da mal schön raus. Während Gill nun mit Bruce, Sarah´s Vater, eine andere Anhängerkupplung bei Canadian Tire besorgte, blieb ich bei Sarah und ihrer Mutter. Das tat gut. Wir unterhielten uns und ich aß eine Banane. Das erwähne ich, weil es für mich in dem Moment super wichtig war, ich war am Verhungern. Irgendwann, nachdem eine passende Anhängerkupplung gefunden und montiert, der Trailer angehängt und sich alle in die Autos sortiert hatten, fuhren wir im Konvoi zu Sarah´s Haus, das etwas 1,5 Stunden außerhalb von Halifax lag. Wir konnten allerdings nur 80 km/h fahren, da der Trailer sofort in Schlingern geriet, wenn wir schneller fuhren. Ich fragte, wie schwer denn dieser Trailer wäre, da der Yukon nun doch kein kleines Auto wäre. Ich bekam als Antwort nur einen schuldvollen Blick und ein Achselzucken. Alter Schwede, so was geht aber auch nur in Kanada, oder?! Ich tippte darauf, dass der Trailer total überladen war, ansonsten konnte es gar nicht angehen, dass er diesen schweren SUV so ins Schwanken brachte. Andererseits war der Trailer fast doppelt so lang wie mein Van! Das heißt, 30 feet. Sarah´s Eltern fuhren also schon  mal mit ihrem Wagen vor und wir kamen im Schneckentempo hinterher. Wir trafen sie wieder am Haus, ein ganz süßes Landhäuschen mit einem schönen Stück Grund dabei. 

Sarah´s Häuschen auf dem Lande
Wie aus einem amerikanischen Movie entsprungen. Laurie gab mir eine Führung durchs Haus und über´s Grundstück, während die anderen überlegten, wo der Trailer nun am besten geparkt werden könnte. Es gab keine gepflasterte Auffahrt, so dass der am wenigsten weiche Platz auf dem Rasen ausgekundschaftet wurde. 

Was für ein Geschoss...
Der Trailer war so schwer, dass er den Wagen beim Versuch den Trailer etwas Hang abwärts zu manövrieren einfach vor sich herschob. Gott sei Dank kam er aber rechtzeitig zum Stehen. Der Trailer wurde nun so gut es geht vor dem Wegrollen gesichert und abgekuppelt. Das war für uns das Signal zum Aufbruch. Wir machten uns auf den Rückweg zum RV Park und gingen im "Rhubarb" nähe Peggy´s Cove essen. Wir hatten das Restaurant heute auf unserer Fahrt zu dem Dörfchen entdeckt. Eigentlich wollte Gill heute die ganze Familie einladen, aber da Laurie und Bruce heute Babysitten mussten, verlegten wir das gemeinsame Dinner auf morgen Abend. Das "Rhubarb" war ein High Class Restaurant, wie ich feststellen musste… Und was isst man dort? Richtig, Lobster. Mein erster richtiger Lobster! War ich aufgeregt. Ich hoffte, dass ich mich nicht blamieren würde beim Hantieren mit der Zange, usw. Es gab auch einen Startet, Bouilleabaise. Und was für eine gute! Wow! Sehr lecker. Es kam also als nächstes der Hummer. Dazu einen schönen Spinatsalat. Als Dessert wählte ich eine Creme Brulee. Ich muss wirklich sagen, das war ein sehr köstliches Abendmahl. Und im Gegensatz zu unserem gestrigen Essen tausendmal besser. Danach machten wir uns voll gefuttert auf die Rückfahrt. Ich fuhr. Gill war zu müde. Das war ok für mich. Während ich mich bettfertig machte, telefonierte Gill mit Tom und anschließend gab er mir noch das Phone, damit ich mit Pat reden konnte. Sie fragte, wie es mir ginge und ob sich Gill gut benehmen würde. Ich sagte, dass alles ok war und er sich bisher ordentlich benahm. Sie beteuerte noch mal, dass Gill wirklich ein feiner Kerl war und ich mir keine Sorgen machen brauchte. Nur, dass er etwas exzentrisch wäre. Naja, damit würde ich wohl schon zurecht kommen. Danach fiel ich nur noch in mein Bett und schlief auch recht schnell ein. 

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