Samstag, 27. Oktober 2012

Lieber Blog, wir schreiben inzwischen den 23. Oktober 2012 und ich bin nun den vierten Tag mit Gill auf Tour. So langsam spielen wir uns aufeinander ein. Ist nicht immer einfach, er ist schon ein wenig anstrengend. Aber ich sage mir immer, wer ist das nicht?! Heute wollten wir jedenfalls um 8 Uhr aufstehen. Hatten wir uns gestern vorgenommen. Ich stand tatsächlich um viertel nach acht auf, hatte es geschafft. Und wer kam nicht aus den Federn? Hm? Ja, der Gill. Aber später erzählte er mir, dass er erst um 6 Uhr geschlafen hatte, er war die halbe Nacht rum gewandert, weil er kein Auge zu bekam. Hab ich hier vorne in meinem Reich gar nicht mitbekommen. Dieses Fahrzeug ist aber auch megalang, da bekommt man nicht mit, was am anderen Ende passiert. Gegen zehn, nachdem ich schon gefrühstückt und in meinem Buch "The Hunger Games" geschmökert hatte, entschied ich mich dazu, mal eine Runde frische Luft zu schnappen, als Gill auftauchte. Ziemlich zerknittert und offensichtlich nicht sehr gut gelaunt. Ich teilte ihm kurz mit, dass ich auf ´nen Walk raus will und verschwand. Der kurze Ausflug durch Chéticamp dehnte sich auf eine Stunde aus. Egal, es war trocken, nicht allzu kalt und ich konnte gut mal einfach für mich sein. Ich ging Richtung Stadtzentrum, wenn man das überhaupt so nennen kann. 





Die Einheimischen, die mir entgegen kamen, waren alle dick eingepackt bis über die Ohren. Man kann es auch übertreiben, dachte ich. Was wollen die denn im Winter machen?! Mir wurde es im Laufe meines Spazierganges so warm, dass ich sogar die Jacke offen ließ. Ich ging runter zum Hafen und von dort entlang der Waterfront, dessen Aussicht man von einem wunderschönen Steg aus geniessen konnte, was ich auch tat. 






Ich ging bis zur Dorfkirche, die nur noch einen Sprung von Mison Fiset entfernt war. Ich überlegte kurz, ob ich mir das Desaster von gestern noch mal bei Tageslicht anschauen sollte, aber ich wollte nicht auf den Eigentümer des Grundstücks treffen. Ich hatte noch im Hinterkopf, dass er ein ziemlich unangenehmer Mensch sein soll. Kehrte also um und machte mich auf den Weg zurück zum Museumsparkplatz, wo das Motorhome stand. Als ich auf die Uhr guckte, war ich schon über eine halbe Stunde unterwegs und es war jetzt ein ganzes Stück wieder zurück. Als ich gegen elf Uhr beim Parkplatz ankam, sah ich, dass Gill gerade dabei war alles einzufahren und der Motor lief schon. Er wollte ins Dorf. Als ich mich gerade wieder umdrehte fragte er, ob ich laufen wollte. Ich fragte zurück, ob er fahren wollte, denn es wäre ja schwierig für dieses Gefährt einen Parkplatz zu finden, wie wir gestern fest gestellt hatten. Er meinte aber, wir würden heute schon was finden, also fuhren wir los. Im gefühlten Schneckentempo, da auf den engen Straßen hier an schnelleres Fahren mit dem Ungetüm nicht zu denken war. Lourie hatte mich ja gewarnt, aber ich war dummerweise davon ausgegangen, dass Gill das wusste. Naja, war ja möglich zu fahren, nur nicht schnell. Der Parkplatz gegenüber Harvey´s B&B war heute Vormittag komplett leer, so dass wir also wirklich genug Platz hatten. Gingen rüber zum B&B, wo uns Lyne schon entgegen kam. Wir tranken einen Kaffee mit ihr und sie führte uns durch das gesamte B&B. Und war für eines! So was von wunderschön und geschmackvoll. In der Saison kostet es 290 $ die Nacht. Ist seinen Preis aber auch wert, mit Blick auf´s Wasser. Wunderschön. Auch Lyne riet uns davon ab, mit dem Motorhome die Insel zu erkunden, besonders den nördlichen Teil, da es dort in eng gewundene Gravelroads übergehen soll. Gill wollte somit ein Auto mieten. Bloss wo? Ja, in Port Hawkesbury… Ok, ein Blick auf die Karte. Es liegt ziemlich genau am Damm zum Festland. Das bedeutete, dass wir von hier bestimmt zwei oder drei Stunden dorthin fahren würden. Lyne bot uns an, dass wir dafür ihr Auto leihen dürften, was wir dankend annahmen. Was für Angebot. Außerdem reservierte sie uns ein Auto beim Autoverleih und machte für uns noch klar, dass wir auf den RV Park hier in Chéticamp übernachten konnten, der um diese Jahreszeit eigentlich schon geschlossen hatte. Sie sagte, wenn wir irgendwas brauchten, sollten wir sie jederzeit anrufen, sie würde jeden in Chéticamp kennen und würde es für uns regeln. Wow! Diese Frau ist echt super nett. So denn, Lyne führte uns zum RV Park, der nun extra für uns öffnete und fuhr mit uns anschließend zu ihr nach Hause, wo sie uns das Auto übergab. So düsten wir nach einem kurzen Lunch im Restaurant Evangeline auf den Küstenstraßen Cabot Trail und Celidith Trail, die uns atemberaubende Ausblicke auf die See offenbarten und durch so farbenfrohe Wälder, wie ich es noch nie gesehen hatte führten, entlang runter nach Port Hawkesbury. 


Cabot Trail - Küstenausblick Chéticamp
Und Bruce, Sarah´s Dad, hatte nicht gelogen, es war wirklich wahnsinnig schön hier um diese Jahreszeit. Nur schade, dass es so bewölkt war, so konnte diese Farbenpracht gar nicht richtig zur Geltung kommen. Wir hofften aber, dass wir die nächsten Tage noch Sonne bekommen würden. 




Nach wirklich etwas mehr als zwei Stunden kamen wir nun am Autoverleih an. Ich glaube, es war nicht der richtige, aber wir bekamen hier auch ein Auto. Sogar einen Truck, was bei Gravelroads vielleicht auch besser war. Ich fuhr mit dem Truck, einem Ford F150,  vorweg und Gill folgte mit Lyne´s Wagen. Wir nahmen dieselbe Strecke zurück und gegen sieben Uhr kamen wir in Chéticamp an. Gill war müde und nicht gut drauf, so machten wir uns direkt auf den Weg zum Motorhome. Zu allem Unglück funktionierte hier heute gar nichts. Gill hatte alles angeschlossen, aber die Sicherungen der Stromversorgung des Campgrounds flog immer raus, so dass wir das also abhaken konnten. Dann hatten wir kein Wasser. Den Fehler konnte Gill aber beheben. Und so ging es weiter. Der Fernseher lief schon von Anfang an nicht und Gill bekam es auch heute nicht hin. Dass das Motorhome überhaupt nicht in Waage stand, will ich gar nicht erwähnen. Ich hoffte, dass ich heute Nacht nicht aus dem Bett kullern würde. Ach ja, da war der Wurm drin heute. Aber da wir alleine auf dem Campground waren, startete Gill einfach den Motor, um zu heizen. Geht auch. Machten uns Tee und eine Tütensuppe und das war´s für heute. Gill wollte bald ins Bett, er war todmüde. Ich war aber auch müde und würde nicht alt werden. Allerdings wollte ich noch ein bissel meine Blog pflegen, der die letzten Tage unterversorgt worden war. 

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