Montag, 29. Oktober 2012

28. Oktober 2012: Bin mal wieder fein um 8 Uhr aufgestanden. Wollte nun wirklich nicht verschlafen, während wir hier am Fähranleger in vorderster Front auf die Fähre warteten. Als ich zum Fenster raus lugte offenbarte sich mir schon emsiges Treiben. Unsere Fähre war bereits eingelaufen und wurde entladen. Gill war gestern erst sehr spät zum Motorhome zurück gekehrt und da er ja durch das ganze Schiff nach hinten wandern muss, was sich hinzog, hatte ich wenig Schlaf bekommen und war entsprechend schlecht gelaunt. Ok, das ist untertrieben, war eigentlich stinksauer. Ich fuhr also alles ein, damit die anderen Fahrzeuge auch wieder etwas mehr Platz hatten und räumte meine Sachen weg. Dann setzte ich mich auf den Beifahrersitz, aß eine Banane und ein paar Cookies als Frühstück und beobachtete das Treiben draußen. So in der ersten Reihe hat man ja einen herrlichen Überblick. Dauerte tatsächlich bis halb zwölf bis Boarding war. Ich dachte, die Fähre würde um diese Zeit ablegen… Wir wurden in den Bauch des Schiffes dirigiert. Und wieder fiel mir auf, dass die Fähre echt klein war. Es war wie in einer Sardinenbüchse im Frachtraum. Zwischen all den riesigen Trucks. Und so schöne Trucks! Mein Herz machte regelrecht einen Hüpfer bei dem Anblick. Eine Lady begleitete uns dann zum Aufzug, dem Einzigen an Bord (zur Veranschaulichung der Größe des Boots), damit wir nicht von einem ankommenden Truck überrollt wurden. Wir befanden uns auf Deck 3 und fuhren erstmal rauf zu Deck 7, was wie das Hauptdeck auf der Beschreibung an der Wand des Fahrstuhls aussah. Ich war nicht schlecht erstaunt, dass es hier doch recht nobel und modern aussah. Der Aufenthaltsraum hatte sechs großen Monitore mit verschiedenen Filmangeboten und es gab ein Café, sowie ein Restaurant und einen kleinen Giftshop. 



Ich suchte mir gleich einen schönen Sitz mit Blick auf die Fernsehbildschirme, wir hatten schließlich 4,5 bis 8 Stunden rum zu kriegen. Ich hatte außerdem meinen kleinen Rucksack mit allen wichtigen Dingen mit: Mac, Buch, Apfel, Saft, Zwieback (meine letzte Notration), Jacke… Ich denke, irgendwann zwischen zwölf und halb eins legten wir ab. Hab, ehrlich gesagt, nicht auf die Uhr geschaut. Ich war ganz aufgeregt, es ging tatsächlich nach Neufundland! Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich da mal hinkommen würde. Während ich es mir bequem gemacht und einen Kaffee für 1,99 $, den ich zumindest einmal nachfüllen durfte, geholt hatte, erkundete Gill, glaube ich, das Schiff. War mir ganz recht. Er sollte sich mir heute lieber fern halten. Ich denke, er suchte sich dann auch irgendwo einen Platz. Ich las eine ganze Weile bis ich mich die Müdigkeit überkam. Es war zudem leichter Seegang und ich bin leider nicht besonders seefest, wie Ihr wisst. Aber ich konnte meinen Magen unter Kontrolle halten. Ich schlief erstmal eine Runde, denn das ist die beste Medizin. Hab ich Erfahrung mit. Als die Durchsage ertönte, dass wir noch ca. eine halbe Stunde Fahrt vor uns hatten, ging ich mal auf Deck. 



Und ich staunte nicht schlecht, es war warm! Trotz des heftigen Windes war es wirklich warm, nicht nur mild. Wie schön. Noch mal mehr der Kälte entflohen. Gegen 17 Uhr legten wir in Channel-Port aux Basques auf Neufundland an. Es war noch ein wenig hell, die Dämmerung setzte aber schon langsam ein. 

Flagge Neufundland Labrador
Wir konnten sogar ziemlich mit von den Ersten das Schiff verlassen. Jetzt war mir aber auch klar, warum das Entladen immer so lange gedauert hat, auf dieser Fähre. Es war so was von super eng hier drin. Da konnte man nicht schnell machen. Wir mussten teilweise sogar seitwärts zwischen den Trucks durch, um zum Motorhome zu kommen, so eng waren die Fahrzeuge geparkt. Ich hatte nun keine Ahnung, was Gill vorhatte. Hatte auch keine Lust zu fragen. Er konnte mir sagen, wo er hin wollte und ich würde navigieren. Obwohl ich zugeben muss, dass das Navigieren auf Neufundland nicht sonderlich viel Arbeit darstellte, da es eigentlich nur eine Straße über die Insel gab, den Trans-Canada-Highway. Er musste also eigentlich nur der Nr. 1 folgen. Er fuhr wie eine besengte Sau und mich beschlich das Gefühl, dass er versuchen wollte noch heute nach St. John´s zu kommen… Das würde sich meiner Meinung nach schwierig gestalten, da es vom Fähranleger bis St. John´s 890 km waren. Ich wartete ab und hoffte, dass er alles im Griff hatte und uns kein Elch vor die Motorhaube springen würde. Nachdem vor vielen Jahren hier Elche angesiedelt wurden, haben diese sich explosionsartig vermehrt und Neufundland ist nun bekannt als das Land der Elche. Wer hätte das gedacht? Jedenfalls sind es so viele, dass sie offiziell bejagt werden dürfen, was die Gruppe der Jäger sehr erfreut. Wir sahen im weichenden Tageslicht etliche Fahrzeuge der Hunter am Straßenrand. Das, was ich noch im untergehenden Sonnenlicht erkennen konnte, ist Neufundland sehr schön. 



Ich würde sagen, eine Mischung aus Norwegen und Schottland. Als wir Channel-Port aux Basques passiert hatten, kamen wir direkt auf den Table Mountain zu. Wow, was für ein Anblick! Leider konnte ich nur einen Schnappschuss aus dem Bus machen, was natürlich eine mindere Bildqualität zur Folge hatte. Es folgten noch die Twin Mountains und dann wurde es wirklich dunkel. 


Einer der beiden Twin Mountains
Es kam aber zum Glück der Vollmond zum Vorschein und es war wolkenloser Himmel. Ein wahnsinnig magischer Anblick, der Table Mountain, nun von der anderen Seite, und der darüber stehende Mond, der ihn beleuchtete. Leider gelang mir kein Foto. Gill teilte mir mit, dass es wohl zu weit nach St. John´s wäre, was ich nur bejahen konnte. So wollte er wenigstens bis Corner Brook kommen, was mir wiederum sehr recht war, da ich es mir auf der Karte markiert hatte, da es dort irgendwas sehenswertes gab. Hatte aber in dem Moment vergessen, was es war… Würde ich schon raus finden. In Corner Brook irrten wir natürlich etwas herum, da wir keine Stadtkarte hatten. So klein ist Corner Brook nämlich nicht. Immerhin über 50000 Einwohner, laut Karte. Nachdem wir nun eine Stunde durch die Gegend gefahren waren, um eine Parkmöglichkeit für dieses Schiff zu finden, fanden wir zurück zur Mall, die wir schon beim Reinfahren gesehen hatten. Es war inzwischen halb zehn und ich hatte verdammt großen Hunger, was ich aber nicht sagte. Ich hatte auf der Fähre nur meinen letzten Apfel und den Zwieback gegessen. Hier an der Mall hatten wir einige Fast Food Restaurants zur Auswahl… Naja, besser als nichts. Wir fanden sogar, nachdem sich Gill endlich für einen Parkplatz entschieden hatte, ein kleines chinesisches Restaurant. Und die bediente uns um mittlerweile viertel vor zehn sogar noch. Obwohl sie um zehn Uhr normalerweise schließen. Hatte ein schlechtes Gewissen. Gill wollte bezahlen. Ich sagte, dass ich doch heute eigentlich gar nicht viel gearbeitet, sprich navigiert hatte, so dass ich mir das Essen heute eigentlich nicht verdient hatte. Ich bekam für meine Arbeit schließlich Essen und free accommadation. Egal, dann sollte er halt bezahlen. Ich aß eine Portion Bratnudeln, wonach ich pappsatt war. War eine Riesenportion gewesen. Wir gingen zurück zum Motorhome und Gill verabschiedete sich in sein Zimmer zum Lesen. Ich schrieb noch ein wenig für meinen Blog und haute mich bald zum Schlafen hin. Es war inzwischen auch schon halb zwölf. Und Gill wollte morgen um acht Uhr aufstehen. Nee, is klar, dachte ich nur. Das wollen wir ja mal sehen. Ich würde bestimmt um acht Uhr aufstehen. Wir parkten schließlich auf einem öffentlichen Parkplatz, was mir etwas Unbehagen bereitete. Ich schlief, nachdem ich auch noch ein paar Fotos gesichert hatte, schnell ein. 

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