Montag, 15. Oktober 2012



Es ist Montag, der 15. Oktober 2012, und ich denke an meine liebe Jenny, die heute nach nur zwei Tagen Erholungspause wieder zur Arbeit muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schon wieder im richtigen Zeitrhythmus ist... Ich selber schaffe es wieder kurz vor acht aus den Federn. Meine Zimmernachbarin Anna war auch jetzt nicht da. Ich hatte gedacht, dass ich vielleicht so fest geschlafen hatte, dass ich sie nicht gehört habe, aber sie war nicht zurück gekommen. Wenn ich dran denken würde, würde ich an der Rezeption Bescheid geben. Erstmal runter zum Frühstück. Mit jedem Tag wurde es erstaunlicherweise ein Stück weniger auf meinem Tablett. Ich hatte keinen Appetit. Selten, aber wahr. Ich bekam nach kurzer Zeit Gesellschaft, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte, von einem Schweizer. Er war nun drei Monate in USA und Kanada unterwegs gewesen und würde morgen abreisen. Im Gepäck sein mehrere tausend Euro teures Mountainbike. Das hatte er sich aus der Schweiz mitgebracht. Er meinte, das war günstiger als hier eines zu kaufen. Das glaubte ich sogar, denn die Downhill bikes sind schweineteuer. Wir unterhielten uns richtig lange und richtig nett. Es tat mir richtig leid, als ich mich verabschieden musste um meine Sachen zu packen. Er wollte mal sein Gepäckgewicht überprüfen. Gestern hatte er es schon einmal probiert und kam auf 22,7 kg. 23 kg durfte er mitnehmen! Das würde spannend werden für ihn. Er meinte nämlich, dass er noch nicht alles in der Tasche gehabt hatte. Uiuiui, dann mal viel Glück. Nachdem ich alles gepackt und das Bett abgezogen hatte, setzte ich mich noch kurz in den Essraum und checkte E-Mails. Es waren wieder einige Antworten auf meine Bewerbungen gekommen. Kurz vor elf verabschiedete ich mich von dem Schweizer, der inzwischen auch wieder unten angekommen war, um seine Flüge zu checken. Ausgecheckt und Van gestartet, der inzwischen zu einer Tropfsteinhöhle transformiert war. Es leckten nun alle Dachfenster und das Heckfenster. Allerdings konnte ich ihm das auch nicht verdenken, denn es hatte die letzten Tage ständig und stark geregnet. Da geht so altes Material mal in die Knie. Aber es war trotzdem nicht angenehm, denn es müffelte nun ziemlich modrig. Schlauerweise hatte ich zuvor die Sitzdeckchen in Sicherheit gebracht, so dass ich jetzt wenigstens trocken sitzen konnte. Er startete wieder wie eine eins. Ja, das milde Klima bekommt ihm gut. Ich checkte zwischenzeitlich noch mal meine Heckleiter, die bei meiner hitzigen Fahrerei mit dem Jump über den Bump vor ein paar Tagen entzwei gebrochen war. Aber sie hielt sich wacker. Bin mal gespannt, wann ich die verliere... Ich parkte meine Van an seinen angestammten Platz hinter dem Hochhaus, in dem Burgess und Jennifer wohnten. Ich hatte nun bis sechs Uhr abends Zeit, bevor die beiden nach Hause kommen würden. Das Wetter hielt sich heute tapfer und sogar die Sonne kämpfte sich durch. So machte ich mich auf den Weg zum Stanley Park. Ich wollte hier noch mal ein paar nette Fotos machen, mich bewegen und hoffte auch auf ein paar Waschbären. Ich zog schlauerweise meine anderen Treter an. Dann konnten die mal sauber gelaufen werden. Und sie waren bestimmt wasserdichter als meine Chucks.

Es war so warm in der Sonne, dass ich all meine Klamotten von mir schmiss und im T-Shirt weiterlief. Unglaublich, wie viel Kraft die Sonne noch hatte. Es war so toll, die Sonne, der dunkle Himmel, warm, am Wasser gehen und dieses so wunderschön bunt gefärbte Laub. Das ist Herbst. Ich hoffte, dass es noch den Tag trocken bleiben würde.


Als ich den Stanley Park erreichte, entschied ich mich zur Lost Lagoon zu gehen. Die hatte ich in meiner ersten Woche gemeinsam mit Christoph erkundet, waren aber danach lost gewesen. Heute wollte ich das alles noch mal ein bissel mehr mit Sinn und Verstand ablaufen... Insofern das überhaupt möglich ist. Die Lost Lagoon war schnell gefunden. Und ich ging zielstrebig zu der Stelle, wo wir letztes Mal die Waschbären gesehen hatten. Wenn mich nicht alles täuschte, waren sie auch ortsgebundene Tiere. So musste ich sie also dort wieder antreffen können.


















Und tatsächlich. Da waren sie wieder. Einer hatte gar keinen Schwanz! Das sah sehr komisch aus, auch wenn es für den Bären bestimmt nicht lustig war, als er den verloren hatte. Der andere versuchte bei ein paar Leuten um Futter zu betteln. Der war echt groß. Ich kam sehr nah ran an die possierlichen Tierchen. 

Ach, wie süß
Als ich auf die andere Seite der Brücke ging, saßen da nicht sogar gleich drei Kleine?! Man wurde hier nur fast von den Radfahrern über den Haufen gefahren, da sich der Racoon Corner, wie einer der Fahrer sagte, direkt am und auf dem Radweg befindet. Sorry! Ich saß aber ganz am Rand. Nur, als ganz viele zum Fotografieren da rumstanden, wurde es etwas eng. 










Ich konnte mich nur schwer los reißen. Aber ich wollte nun weiter zum Prospect Point. Das waren von hier ungefähr 2,5 km. Es ging quer durch den Wald des Stanley Parks. Und ich war froh, dass ich inzwischen gelernt hatte, die Schilder der Kanadier zu lesen. Wir hatten beim ersten Mal die Beschilderung total übersehen. Aber jetzt war ich so schlau, mal um den ganzen Pfahl herum zu gehen und zu schauen. Die Schilder waren oft auf der Rückseite des Pfahls angebracht, so dass man sie von der Seite überhaupt nicht sehen konnte. So fand ich ziemlich schnell zum Prospect Point. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das, was ich da vorfand, der Prospect Point sein sollte oder einfach nur ein noch nicht fertig gestellter Aussichtsturm. Sah jedenfalls nicht sehr beeindruckend aus.

Aussichtsturm???
Auf dem Weg dorthin und auch danach konnte ich aber ganz tolle Bäume und Baumgewächse sehen. Das war schon sehr interessant. Ich kam dann aber doch noch zu einem Aussichtspunkt, der zum Prospect Point gehörte. Mit Blick auf die Lions Gate Bridge. 


 

Das Wetter wurde grauer, aber es blieb noch trocken. Ich ging nun zurück Richtung Strand. Ging eine ganze Weile oberhalb des Wasserweges entlang, weil es keinen Weg runter gab. So konnte ich den Siwash Rock auch noch einmal von oben begutachten. War aber nicht so atemberaubend. Aber dafür sah ich wieder die ein oder andere Kuriosität, die die Natur so zustande bringt. Wie den kleinen Baum, der aus dem Großen abgesägten wächst. Sah super aus.

 

Als ich am Third Beach wieder runter kam, fing es kurz danach an zu regnen. Aber ich konnte noch eine Weile am Strand im Trockenen verbringen. Ich nutzte die Zeit, meine Schuhe etwas zu reinigen. Es geht doch nichts über nassen Sand. Damit kriegt man jeden Dreck ab. Meine Schuhe sahen danach fast aus wie neu. Naja, fast.


War ja fast nicht anders zu erwarten gewesen. Aber es regnete nicht stark, so dass ich nicht sonderlich nass geworden war, als ich zum Aufwärmen und Stärken in eine Starbucks einkehrte. War ja schon zur lieben Gewohnheit geworden. Ich bestellte mir einen Latte und zog mich in einen gemütliche Ecke zurück. Ich schrieb noch ein paar Nachrichten und E-Mails und las dann in meinem Buch. Später am Nachmittag war es wieder einigermaßen trocken und ich ging zu meinem Van, um mir einen Snack zu gönnen. Bis auf das Frühstück und die Gummibärchen, die ich auf meiner Wanderung aufgegessen hatte, hatte ich noch nichts weiter gegessen und hatte nun etwas Hunger. Ich setzte mich in meinen feuchten Van und aß etwas von dem Frühstücksfleisch, das ich noch gelagert hatte und ein paar Scheiben Zwieback. Mein Magen rebellierte etwas. Ich schon ignorierenderweise noch eine Banane hinterher. Für später steckte ich noch ein bissel Schoki ein. Denn ich hatte mir vorgenommen, noch nach Granville Island rüber zu gehen. Über die Brücke. Aber die andere, nicht die, die ich mit Jenny und Josie genommen hatte. Und es ging echt gut. Ich dachte erst, ich wäre die einzige Person, die hier zu Fuss gehen würde, aber da hatte ich mich geirrt. Das gab doch ein gutes Gefühl, nicht alleine hier oben längs zu laufen.

Auf nach Granville Island!




Und man hatte von hier oben eine grandiose Aussicht, muss ich zugeben. Es war eine gute Idee gewesen hier entlangzulaufen. Wenn jetzt noch die Sonne geschienen hätte. Aber man kann nicht alles haben. Ich genoss auch so die Aussicht und die Tatsache, dass es nicht mehr regnete.




















Auf Granville Island angekommen, schlenderte ich mal wieder durch die Geschäfte. Viele hatten schon zu oder waren gerade dabei zu schließen. Aber ich fand noch eine Outdoor shop, wo ich mich mal über die Preise von Winterklamotten schlau machte. Fand auch gleich ein paar tolle Stiefel, die ich mir aber momentan leider nicht leisten konnte. Naja, würde vielleicht hin hauen, aber erstmal wollte ich das mit dem Flug nach Halifx checken. Wenn das überhaupt alles klappen würde, was ich so geplant hatte für die nächste Zeit. Lief dann noch mal durch die Fresshallen und machte mich kurz vor sechs auf zu den Ferry Docks, da ich nicht wusste, wie lange die fuhren. Und da es inzwischen wieder wie aus Kübeln goss, wollte ich den Weg ungern zu Fuss zurück laufen. Ich ließ mich wieder zum Aquatic Center schippern. Diesmal zum regulären Preis von 3,25$. Im Hostel bezahlte man 3,50$ für zwei Fahrten! Naja, irgendwas ist ja immer. Am anderen Ufer angekommen, hatte der Regen etwas nachgelassen, so dass ich mich entschied noch um die ganzen Beaches zu laufen, bevor ich Richtung Van marschierte. Ich wollte nicht zu früh da sein. Als ich kurz nach sechs um die Ecke bog, hörte ich schon Burgess nach mir rufen. Das war Timing. Freute mich sehr, ihn wiederzusehen. Er ist ein so angenehmer Mensch. Wir fuhren in den 16. Stock und er präsentierte mir ihr neues Appartement. Es hatte nun einen Raum mehr und eine atemberaubende Sicht über Vancouver. 


Ich musste gleich ein Foto machen, auch wenn es nun in der Dunkelheit nicht so viel Sinn machte. Aber es war gar nicht so schlecht geworden. Ich muss sagen, ich bin mit der neuen Kamera sehr zufrieden. War aber auch teuer genug. Burgess verabschiedete sich zum Essen gehen. Er hatte gefragt, ob ich mitkommen wollte, aber ich lehnte dankend ab, da ich überhaupt keinen Hunger hatte. Ich war nun auch den ganzen Tag unterwegs gewesen und wollte einfach nur chillen und trocknen. Ich hoffte, dass ich heute nicht allzu spät in die Heia kommen würde. Ich glaube, ich kann heute gut schlafen...

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