Sonntag, 23. Dezember 2012

Am Freitag, den mittlerweile 30. November 2012, hieß es wieder früh aus den Federn. Allerdings startete ich nicht um halb acht, sondern erst um acht, da heute wieder Matthew mein Stallarbeitskollege war. Während er Futter vorbereitete, deckte ich die Pferde ein. Es war eisig kalt heute, -32°C! Einige der Pferde bekamen inzwischen zwei Decken aufgelegt. Als wir dann die Pferde raus brachten dachte ich, mein Gesicht friert ein. Atmen fiel schon bei den Temperaturen inzwischen auch schon sehr schwer, so dass ich mein Halstuch vor´s Gesicht band, wenn ich länger draußen war. Und mit länger meine ich fünf Minuten… Die hinteren Paddocks waren echt grenzwertig für mich. Ich überlegte, wann es wohl an der Zeit wäre die nächste Schicht Klamotten anzulegen. Noch kam ich mit einer einfachen Jeans aus, aber lange würde das nicht mehr ausreichen. Wenn ich also von den weiter entfernten Paddocks zurück kam, fühlte ich meine Beine schon nicht mehr und meine Ohren drohten abzufallen. Da musste wohl bald mal eine Mütze her, dachte ich so bei mir. Meine gute Finnlandmütze wollte ich aber nicht für den Stall missbrauchen. Kommt Zeit, kommt Rat. Da ich nun immer das Tuch vor der Nase hatte, stieg mein Atem direkt an meinem Gesicht auf, was zur Folge hatte, dass der Atem an meinen Wimpern und den Augenbrauen gefror! Das war irgendwie ein witziges Gefühl. Die Pferde hatten ebenfalls schon nach kürzester Zeit draußen weiß gefrorene Wimpern und Tasthaare. Noch schien ihnen die Kälte nicht so viel auszumachen. Aber sie waren heute auch nicht unzufrieden, als wir sie früher als gewohnt in den Stall zurück holten. Die Ponys Blacky und LaCreaty waren allerdings noch nicht ganz damit einverstanden und wetzten über das Gelände. Nach drei großen Runden im Renngalopp kamen aber auch sie in den Stall gelaufen. Im Grunde war es schönstes Winterwetter. Es war eisig kalt, trockene Luft (die einem aber wirklich zu schaffen machte) und die Sonne schien bei blauen Himmel auf den Schnee. Aber wie gesagt, es war nicht länger als ein paar Minuten draußen auszuhalten, wenn man nicht schon spezielle Thermoklamotten trug. Wir waren wieder ziemlich fix gewesen mit unserer Stallarbeit, so dass ich um 12 Uhr Mittagspause machen konnte. Das war auch nötig. Ich war so kaputt, dass ich den Nachmittag komplett verschlief. Ab fünf Uhr hatte ich wieder Reitstunden und ich war, Gott sei Dank, dann wieder fit. Abends sollte es eigentlich Chili geben, das jetzt aber leider noch nicht gar war. Außerdem hatte Tom heute noch seine Springstunde, so dass es spät werden würde. Pat meinte, dass wir bestimmt nicht vor zehn Uhr abends essen würden. Ich entschied mich daher für ein kaltes Abendessen und machte mir ein Brot und einen Obstsalat. Dann verschwand ich in mein Zimmer. Ich hörte Pat und Tom um kurz nach zehn wieder ins Haus kommen. Ich ging runter und schnackte noch ein bissel mit den Beiden, bevor ich mich dann ins Bett haute. Da ich allerdings den ganzen Nachmittag geschlafen hatte, fand ich keine Ruhe. Die Nacht war nicht mein Freund heute. Ich hoffte, dass ich morgen Früh einigermaßen fit sein würde, denn ich hatte einen kompletten Tag mit Reitstunden vor mir, so wie die morgendliche Stallarbeit bis meine erste Reitstunde um zehn Uhr beginnen würde. 

Der Morgen des 1. Dezember 2012 begrüßte mich eisig, es waren mit Wind -40°C! Wow, das war grenzwertig! Und nun war schon Dezember, fiel mir nebenbei mal auf. Jetzt war ich schon zwei Wochen wieder in Yellowknife. Unglaublich, wie die Zeit verfliegt. Morgens hieß es also wieder antreten zum Stalldienst. Da ich mir fast den Hintern abgefroren hatte entschied ich nachmittags lange Unterwäsche zu tragen, die guten alten Long John´s. Sehr sexy, ich weiß. Aber hilfreich. Da die Reitstunden um 10 Uhr anfingen, wie jeden Samstag, hatte ich nur knapp zwei Stunden Stalldienst. Das war ok. Aufgrund der Kälte sagten einige Reitschüler ab, so dass ich immer wieder Pausen zum Aufwärmen hatte. Mittags gab es erstmal ein Chili zum Aufwärmen und Kaffee. Das war nötig, kann ich nur sagen! Die Pferde kamen heute sehr früh wieder rein, da sie sogar zitterten vor Kälte. Ja, für diese Temperaturen sind auch sie nicht gewappnet. Einige haben zwar zwei Decken drauf, aber bei -40°C ist auch das zu wenig. Jedenfalls waren alle froh wieder in den Stall zu dürfen und stürmten ihre Boxen. Für mich immer wieder eine Zitterpartie, dass keines der Pferde stürzt. Pat bekommt das ja nie mit, da sie draußen ist, um die Tore der Paddocks zu öffnen. Ich habe den Kampf, die Pferde abzubremsen oder manchmal auch auf den richtigen Weg zu lotsen, wenn sie meinen, sie möchten noch eine Extrarunde um die Reithalle drehen. Aber heute kamen alle sehr schnell rein und ich hatte lediglich damit zu tun, dass sie mich nicht über den Haufen rannten. Da kann man ja sagen, was man will, aber der einer der wirklich wenigen Pferde hier im Stall, die stehen bleiben, wenn Du Arme wedelnd vor ihnen herumhüpfst, ist der vierjährige Friesenhengst Cimaron! Der achtet auf einen. Die anderen rennen einen gnadenlos über. Ich war froh, als alle wohlbehalten in ihren Boxen standen. Ich war dankbar, als der Feierabend näher rückte. Ich hatte schon den ganzen Tag Kopfschmerzen (wahrscheinlich von der Kälte). So aß ich mit Tom und Pat Huhn mit Reis und Salat zu Abend und machte mich dann auf den Weg ins Bett. Das ist die einzige Medizin bei Kopfschmerzen. 

Am Sonntag, den 2. Dezember 2012, startete ich morgens gleich mit einer Reitstunde mit Ruby, die sich wirklich ganz gut machte inzwischen. Wir machten Unterricht mit Omar, dem kleinen Isländer. Er ist wirklich toll. Nur schade, dass er dämpfig ist, so dass ich ihn nicht so einsetzen kann, wie ich gerne würde. Er hat einen so tollen Charakter und ist so einfach zu reiten. Während Ruby dann so mit Omar herumkurvte und sich einfühlte, konnte ich eine nette Unterhaltung mit ihrer Mutter führen. Sie bot mir an, dass ich von ihr Schneeschuhe leihen könnte und sie mir Trails zeigen würde, wo man hervorragend Snowshoeing machen könnte. Damit ich auch noch mal etwas anderes zu sehen bekommen würde als den Stall. Das fand ich super. Tom gab anschließend wieder seine Springstunde und es zog sich alles etwas hin, so dass wir echt spät dran waren mit unserem Brunch/ Lunch im Explorer Hotel, wo wir Jody treffen würden. Sie war erwartungsgemäß auch schon da, als wir eintrafen. Naja, ist vielleicht etwas übertrieben, "erwartungsgemäß" zu sagen, da man bei den Kanadiern nie weiß, ob sie pünktlich sind. Ehrlich wahr! Ich hatte jedenfalls einen Bärenhunger und aß ein wenig zu viel. Ich wollte heute nichts mehr weiter essen, beschloss ich. Um zwei Uhr wartete schon Kim in der Halle auf mich. Ich führte sie heute in das Schulerherein, Vorhandwendung und Travers ein. Dafür musste ich ihr erstmal vorführen, was das alles ist. Und ich war wirklich glücklich, dass ich nicht total eingerostet war und Baya meine Hilfen tatsächlich verstand und auch annahm. Aber es war harte Arbeit für sie, da sie nie solche Bewegungen zu vollführen hatte in der Vergangenheit. Aber das würden wir ja nun ändern. Danach hatte ich noch drei weitere Reitstunden. Die letzte war mit Tricia und Czar. Tricia wollte nun Longier- und Bodenarbeitsunterricht nehmen so lange sie nicht wieder reiten konnte. Das fand ich toll. Und es machte echt Spaß. Es schien, dass Czar diese Art von Arbeit genoss. Ich glaube, das liegt ihm mehr als das Reiten. Jedenfalls hatten wir eine Menge Spaß und Czar eine harte Arbeitsstunde. Auch von ihm wurde bisher nie vergleichbares verlangt. Tom und Pat waren derweil zum Einkaufen gefahren, was sich etwas hinziehen konnte. Mir kam somit die Aufgabe zuteil, Thyme später in die Halle zu lassen, damit sie pischen gehen konnte. Ja, wirklich, die Stute macht nichts in ihrer Box. So musste ich zwei Anläufe unternehmen, dass sie sich in der Halle löste. Mir war kalt und ich wollte nur ins Haus. Als Tom und Pat dann zurück kamen mit einem Rieseneinkauf, war es schon spät. Es gab Chili von gestern zum Abendessen. Wäre nicht nötig gewesen, war noch gestopft vom Mittagessen. Und ich bekam noch eine neue Reitschülerin diesen Abend, da zufällig Mika mit ihrer Mutter vorbeischauten, die dann prompt gleich einen Termin ausmachten für eine Reitstunde. Wie praktisch. Dann machte ich mich langsam auf den Weg ins Bett, denn morgen würde es wieder früh aus den Federn gehen.

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