Sonntag, 23. Dezember 2012

Dienstag, 27. November 2012: Ich stand wieder zeitig auf und wartete im Haus darauf, dass Matthew´s Auto auf den Hof fuhr. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er heute zu spät kommen würde, ich weiß nicht warum. Tom war auch schon auf, da um acht Uhr ein Mechaniker für den Traktor kommen sollte. Und da standen wir beide am Fenster um acht und keiner kam, weder Matthew, noch der Mechaniker. Innerlich musste ich ein wenig grinsen, da es mich doch stark an ein Buch erinnerte, worin genau diese Unpünktlichkeit, bzw. Unzuverlässigkeit beschrieben stand. Aber um zehn nach acht kam wenigstens schon mal Matthew und ich ging runter in den Stall, um ihn mit "You are late" zu begrüßen. Wir legten gleich los mit Heu auf die Paddocks bringen, Pferde eindecken, Pferde rausbringen, Boxen misten, Wassereimer reinigen und befüllen, frisches Einstreu einbringen und Heu in die Boxen schmeißen. Zwischendurch holten wir die beiden Fohlen zum Lunch rein. Das ist auch immer ein Abenteuer, da Du nie weißt, wie sie drauf sind. Die kleine Stute O.B. One ist meistens ganz ok. Aber sie kann gerne mal durchstarten. Mit Mr. Dash muss man immer voll wach sein, da er sehr bewegliche Vorder- wie auch Hinterbeine hat, die er allzu gerne einsetzt. Und er kann sogar zur Seite aushauen, was normalerweise nur Stuten machen. Er ist schon ein ganz Spezieller. Zwischendurch hatte ich zur Abwechslung zwei Reitstunden. Eine hier im Stall und die andere wieder bei Alex in ihrem privaten, kleinen Luxusstall. Tom musste mittags in die Klinik zum Arbeiten fahren, so dass er mich da rauslassen konnte. Alex fuhr mich in ihrem Riesentruck zurück. Der Unterricht mit ihr war doch wieder sehr schön. Es tut einfach gut, zwischendurch mal Leute zu haben, mit denen man doch auf einem Level kommunizieren kann und man nicht erst erklären muss, wie man eine Ecke durchreitet. Abends hatte ich noch zwei Reitstunden und dann gab es auch schon Essen. Es gab ein Hühnercurry, was sehr gut gewürzt war. Man könnte fast sagen, es war scharf. Und ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte Pat, ob  ich was falsch gemacht hatte oder ob ich sie verärgert hatte. Sie war ganz erstaunt, dass ich das dachte und klärte auf, dass sie im Moment nur so viel um die Ohren hatte. Ok, ich wollte das dann mal so glauben. War wieder echt kaputt heute, so dass ich mich nach dem Essen in mein Bett haute.

Mittwoch, 28. November 2012: Es war verdammt kalt heute. Ich glaube, im Wetterbericht hatten sie etwas von -40°C mit Windchill gesagt. Ohne Wind waren es aber auch -28°C und man hatte das Gefühl, dass einem das Gesicht einfror. Oder die Ohren abfroren. Ich startete nach der morgendlichen Stallarbeit, heute mit Jason, morgens gleich mit einer Reitstunde für Tina. Sie ist ein RCMP und arbeitet vier Tage und hat dann vier Tage frei. So kam sie auf die Idee, dass sie hier als Reitlehrer arbeiten könnte. Pat wollte gerne, dass ich mir eine Meinung über sie bilde. So hatte es sich ergeben, dass Tina gleich eine Reitstunde gebucht hatte. Ich war gespannt, was mich erwarten würde. Tina ist auf jeden Fall super nett und half mir erstmal noch ein paar Boxen ausmisten. Dann sagte ich aber, dass sie mal lieber langsam ihr Pferd fertig machen sollte. Während Jason und ich die Fohlen nach ihrem frühen Lunch oder späten zweiten Frühstück wieder raus brachten, versuchte Tina Spring einzufangen. Mit mäßigem Erfolg. Ich hatte das Glück, dass ich einen Strick um ihren Hals geworfen bekam, als sie sich zu mir an den Zaun gesellte. Ja, Tina hatte noch ein wenig Spaß mit Spring, die so gar nicht einverstanden war, dass sie nun ganz alleine im Stall auf der Stallgasse angebunden stehen sollte, während all die anderen draußen waren. Und Spring ist groß… Ich schätze, sie hat ein Stockmaß von 1,85 m, wenn nicht mehr. Ich war sehr froh, dass Tina eine erfahrene Reiterin ist und ich ihr nicht mit allem helfen musste. Der Unterricht war dann auch ganz nett. Sie war seit Februar nicht mehr englisch geritten, was man ein wenig sehen konnte. Leichter Westernstyle. Anschließend half ich Matthew noch etwas im Stall und machte dann meine, in meinen Augen wohlverdiente Mittagspause. Pat hatte heute wieder bessere Laune und sie bot mir an, dass ich noch schnell in die Stadt fahren konnte, um mein heiß ersehntes Buch zu kaufen, bevor meine nächste Reitstunde anfangen würde. Ok, da sagte ich doch nicht Nein. Ich fuhr los und bereute gleich, dass ich nicht eine andere Strecke gewählt hatte. Natürlich war hier ein Unfall. Nichts Schlimmes, es war nur ein Auto in den Graben gerutscht, aber es kostete mich Zeit. Allerdings war das Gute daran, dass ich wusste, dass es anscheinend verdammt glatt war. Und dann mit einem fremden Auto unterwegs… Na toll! Ich kam aber heil am Buchladen an, schnappte mir das Buch und fuhr auf einem anderen Weg zurück zum Stall. Nun hieß es schnell umziehen und runter in den Stall. Meine nächste Reitschülerin war bestimmt schon da. Es war zum Glück nur eine Einführungsstunde, d. h. erste Schritte im Umgang mit dem Pferd. War aber ein echt cleveres Mädel, so dass die Zeit verflog und ich meinen Spaß hatte. Anschließend hatte ich Emma, Molly und Peyton, drei "Noch"- Anfänger, die aber nach meinem Entschwinden von Ponys auf Pferde aufgestiegen waren… In meinen Augen zu früh. Diese Reitstunde war eine Katastrophe! Die kleinen Mädels auf den riesigen Pferden… Ich musste zwischendurch auch mal laut werden, da sich doch die ein oder andere gefährliche Situation anbahnte. Ja, irgendwie bekam ich die Stunde aber ohne Zwischenfälle um. Manchmal kann es echt frustrierend sein… Nun war Tom mit seinem Springunterricht dran, dem ich eine Weile zuschaute. Da ich anschließend noch eine Reitstunde zu geben hatte, entschied ich mich nicht ins Haus zu gehen. Hatte Angst, dass ich dann gar nicht mehr raus in die Kälte wollen würde. Was soll ich sagen, auch die letzte Stunde heute Abend war nicht zufriedenstellend. Ich weiß nicht warum, aber es war so voll in der Halle heute Abend. Letztendlich waren noch vier oder fünf andere Reiter mit in der Halle, was einen Unterricht mit einem ängstlichen Anfänger quasi unmöglich machte. Eigentlich hat der Reiter, der Unterricht bekommt, Vorfahrt, aber es hilft alles nichts, wenn sich Dein Reitschüler einfach nicht konzentrieren kann, weil so viel Gewusel drum herum ist. Ich muss dazu sagen, dass Natalie bisher auch nur Unterricht hatte, wenn wir alleine in der Halle waren. So war das leider alles etwas zu viel für sie und wir verließen etwas früher die Halle. Ich versprach ihr, dass wir dafür die nächste Stunde  zum Ausgleich etwas länger machen würden. Es tat mir echt leid für sie. Pat sagte mir, dass sie schon gegessen hätten und dass ich mir die Reste von gestern warm machen könnte. Das war gut. Ich ging rüber ins Haus, nachdem ich mit Natalie neue Termine abgemacht hatte, wo wir hoffentlich dann in Ruhe arbeiten könnten, und wärmte mein Essen auf, während ich meinen Stundenzettel für die Buchhaltung fertig machte. Nachdem ich gegessen hatte, kamen auch Pat und Tom ins Haus. Zum Dessert tranken Pat und ich gemeinsam einen Eggnog. Ich würde sagen, es ist eine Art Eierlikör, aber ohne Alkohol. Ich glaube nicht, dass man das in Deutschland kaufen kann. Es schmeckte aber sehr gut. Eigentlich wie Milchshake. Als ich all meinen Papierkram klar gemacht hatte, schnappte ich mein neues Buch und verzog mich in mein Zimmer. War aber zu müde zum Lesen. So haute ich mich gleich hin, spielte noch ein paar Runden Solitär und machte dann die Augen zu.

Wir schreiben nun schon wieder Donnerstag, den 29. November 2012, und es versprach ein ruhiger Tag zu werden. Ich fing um halb acht wieder zusammen mit Jason im Stall an. Es war etwas milder als gestern, nur -25°C und es war, Gott sei Dank, windstill. Dafür hatten wir aber Probleme mit den Toren im Stall. Eines ließ sich öffnen und nicht wieder schließen (erst nach Trick 17 konnten wir es wieder runter lassen) und das andere konnten wir nicht mal öffnen, da es eingefroren war. Wir mobilisierten einen Heizlüfter, um die Rollen aufzutauen, die komplett vereist waren. Ich half Jason bis halb elf, dann ging ich ins Haus, um zu frühstücken. Um elf Uhr hatte ich Unterricht mit Alex und Tom wollte mich rumfahren, wenn er sich auf den Weg in die Klinik machte. Kamen um kurz nach elf bei Alex´ Stall an. Und ihre Heizung in der Reithalle funktioniert sehr gut, es war gut auszuhalten da drin. Nach der Stunde besprachen wir noch ein paar Dinge, da ich für sie ein paar Stallarbeiten übernehmen sollte, während sie ab Samstag in einen dreiwöchigen Urlaub entschwinden würde. Mir war die Aufgabe der Morgenfütterung zugedacht. Um sechs Uhr…. Da würde es mir zugute kommen, wenn ich den Dezember über tatsächlich gegenüber in Diane´s Haus wohnen würde… Diane hatte mir auch, wie versprochen, eine Notiz mit Daten in Alex´ Stall zurück gelassen, damit ich über ihr Angebot nachdenken könnte. Alex fuhr mich zum Stall zurück und ich huschte ins Haus, um eine Kleinigkeit zu essen. Aber dann besann ich mich darauf, dass ich heute ja gar keine weiteren Reitstunden zu geben hatte, da alle heutigen Schüler abgesagt hatten. Somit entschied ich noch schnell runter in den Stall zu gehen und zu gucken, ob Jason schon fertig war oder ob er noch Hilfe benötigte. Er war soweit fertig. Ok, also konnte ich mich meinem Feierabend widmen. Ich ging ins Haus, machte mir ein Müsli und schnappte mein Buch. Am frühen Nachmittag holte ich dann mit Pat die Pferde rein. Sie war inzwischen wieder guter Laune, so dass es wieder Spaß machte, sie um sich zu haben. War ja nicht auszuhalten die letzten Tage. Zum Abendessen, das heute nicht allzu spät ausfiel, gab es toten Vogel. Hühnchen, um genauer zu sein. Anschließend gingen Pat und Tom in den Stall zum Füttern. Schon nach kurzer Zeit kam Pat zurück zum Haus, und fragte ob Sammy, eines der Einstellerpferde, heute Nachmittag Wasser in seinem Eimer hatte. Ich war etwas verwirrt und Pat erklärte, dass der Eimer leer war und Sammy eine Kolik hatte. Oh Mann, immer was los mit den Pferden. Ich zog mich also wieder um und ging auch zum Stall um zu sehen, ob ich irgendwas helfen konnte. Johanna, die Besitzerin, war inzwischen eingetroffen und führte Sammy in der Halle. Und ich muss sagen, er sah gar nicht so schlecht aus. Tom hatte ihm schon etwas gegeben. Und ich glaube, es war nur ein leichtes Bauchweh. Gott sei Dank. Da ich also offensichtlich nichts machen konnte und Sammy schon wieder besser aussah, machte ich mich wieder Richtung warmes Haus auf. Und ich konnte jetzt beruhigt ins Bett hüpfen, was ich auch tat. Das war dann auch schon der Donnerstag. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen