Sonntag, 23. September 2012

Es ist der 20. September 2012 und es war wieder kalt in der Nacht. Aber Gott sei Dank leistet der Pferdeschlafsack gute Dienste. Bin heute nicht wirklich gut wach geworden. Naja, hab noch ein bissel länger gepoft. Scheucht mich ja keiner. Zum Frühstück gab es, als ich mich endlich aus den Federn geschält hatte, ein trockenes Brötchen, Banane und Müsliriegel. Dann machte ich mich auf die Socken. War heute aber ein richtig schlechter Start. Der Van wäre um ein Haar nicht angesprungen. Ich konnte es gar nicht glauben. Die Batterie war doch neu und meines technischen Wissens nach wird sie bei jeder Fahrt geladen… Sollte jedenfalls so sein. Und da ich nie irgendein elektrisches Gerät nach Stoppen des Motors nutze, war ich etwas unruhig. Dass er lange braucht zum Anspringen war nichts neues. Aber dass es beinahe nicht hingehauen hätte, war neu. Ich wollte so bald wie möglich eine Werkstatt aufsuchen, um das abklären zu lassen. Vielleicht wurde die Batterie nicht geladen? Lichtmaschine defekt? Keine Ahnung. 





















Nächster Stop war in Fort St. John, wo ich tanken musste. Ich kam mit der Tankwartin ins Gespräch, weil es bei dieser Tankstelle mal wieder alles ein bisschen anders war. Das ist etwas anstrengend in Kanada, an jeder Tankstelle läuft das anders mit dem Tanken und Bezahlen. Während unseres Gesprächs über meine Rundreise gab sie mir den Tip, dass ich doch auf LKW-Rastplätzen übernachten könnte. Das würden sie und ihr Mann auch immer machen. Das ist billiger, da es nichts kostet. Und es gibt Duschen und Restaurants, etc. Ich meinte, das wäre eine super Idee, dass ich aber auf meiner bisherigen Reise noch keine wirklichen Truckstops gesehen hätte. Aber wenn ich einen finden würde, würde ich ihn nutzen. Ich fragte auch gleich, ob in der Nähe ein Canadian Tire wäre, da ich meine Batterie checken lassen wollte. Ja, da hatte ich Glück, gleich eine Straße weiter befand sich einer. Ich fuhr also direkt dahin und bereute es später fast ein wenig. Ich wurde gleich von zwei Typen angequatscht, die mich zum Lunch ausführen wollten. Einer davon war dummerweise einer der Mechaniker, die sich meinen Van vorgenommen hatten. Darauf hatte ich nun gar keinen Bock, waren nämlich überhaupt nicht mein Geschmack. Brrrr! Ich lehnte also höflich ab und sagte, dass ich heute noch einige Kilometer zu fahren hatte, so dass ich leider keine Zeit hatte. Wollte nur kurz warten, dass mein Van fertig war. Ich muss sagen, ich glaube, dass die Mechaniker nicht so viel Ahnung hatten. Naja, sie schwatzten mir jedenfalls eine neue Auxiliarybattery auf, da meine kaputt war, was ich schon vorher wusste. Mir war nicht ganz klar, ob es stimmte, dass sie Probleme machte und daher ersetzt werden musste. Der Typ meinte, dass die Batterien gekoppelt waren und ich daher immer Probleme damit haben würde. Nur komisch, dass es bisher keine Probleme gab. Naja, ich habe also eine neue Batterie gekauft, sie haben sie eingebaut und die andere noch mal geladen (was gar nicht nötig war, sie war voll, was ich am Ladegerät sehen konnte. Bin ja nicht blöd!) In der Zwischenzeit reinigten sie mir jedenfalls meinen Beifahrerrückspiegel, da ich da doch auf meiner Fahrt gen Norden den Blindspotspiegel verloren hatte und die Klebereste nicht abbekommen hatte. Nun konnte ich meinen schon vor langer Zeit gekauften neuen Spiegel aufkleben. Demnächst, nicht jetzt. Wollte nur weg hier. Ist nicht so schön, wenn die Männer so aufdringlich werden. Aber ich kann mich ja wehren. Hehehe! Der Highway führte mich als nächstes durchs Peace Valley. Was für eine Schönheit! So ein tolles Tal! 




An einem Lookout traf ich auf zwei ältere Damen, ursprünglich Österreicherinnen. Eine von ihnen lebte aber in Kanada. Sie erzählte mir, dass sie seit 40 Jahren versuchen, dieses Tal zu retten. Es soll ein dritter Staudamm gebaut werden, um mehr Strom für die Ölindustrie zu gewinnen. Die beiden anderen Staudämme, die ich noch besichtigen wollte, liefern Strom für die nähere Umgebung (der kleine Staudamm) und für Vancouver und USA (der große Staudamm). Ein weiterer wäre also eher unnötig. Und es wäre so jammerschade, dieses Tal ist ein Paradies. Wenn nicht gerade Jagdsaison ist, wie jetzt gerade, dann wimmelt es hier von Wildtieren, erzählte mir die Dame. Sie sagte, wenn ich mithelfen wollte gegen den Damm zu stimmen, sollte ich an das Government B. C. schreiben. Ich würde darüber nachdenken, denn es wäre Frevel an der Natur. Durchfuhr dann dieses wunderbare Tal und kam mal wieder nicht zu den Fotostopps, die ich gerne habe wollte. Aber es sind einfach oft keine Möglichkeiten zum Anhalten. Fuhr an zwei Hirschen vorbei und konnte nicht rechtzeitig halten, da hinter mir schon der nächste Wagen hing. Stoppte kurz später wenigstens kurz an einem wunderschönen See.


Danach war ich erstmal wieder alleine auf der Straße, als ich eine große Pferdeherde rechts auf der Weide entdeckte. Ich ging in die Eisen, um anzuhalten. Stellte aber fest, dass da gar nicht so viel Straßenrand war um sicher zu halten, falls ein Truck kommen würde. So startete ich durch und guckte auch mal in den Rückspiegel. Und upsi! Ich hatte gerade eine Polizeistreife ausgebremst. Wie peinlich. Aber es passierte nichts. Sie fuhren einfach hinter mir her bis ich irgendwann wieder zu einem Stopp anhielt. Hatte Glück gehabt. Es ging dann vom Highway 97 auf den Highway 29 Richtung Hudson´s Hope, wo ich zunächst das Visitor Center aufsuchte, um mich nach den Dämmen zu erkundigen, die ich besichtigen wollte.



Es war gerade eine Österreicherin im Gespräch mit einem ausgewanderten Deutschen, der nun hier im Ort das Museum führte, und der Dame nun auf Deutsch alles mögliche erklärte. So hatte die Visitor Dame Zeit für mich. Eine ganz wunderbare Frau. Die hatte Ahnung von den Sachen, die sie erzählte. Wir redeten und redeten. Und sie empfahl mir ganz viele Dinge für spätere Trips quer durch Kanada. Besonders wenn Jenny zu Besuch wäre. Baldowerten einige Alternativrouten aus. Das war toll. Und ich bekam einen Stapel an Katalogen mit. Ich hoffte nur, dass ich auch alles im Kopf behalten würde. War so viel. Ich verbrachte gefühlte Stunden in dem Center. Dann machte ich einen Rundgang durchs Dorf und unten am Fluss entlang.

 

Das war richtig idyllisch. Und ein bisschen spuky, denn die Straße, die ich wieder rauf zum Dorf ging, brachte einen alten Autofriedhof an ihren Abgründen zutage. Die Autos stammten offensichtlich aus den 50er und 60er Jahren.

 

Hudson´s Hope ist übrigens die drittälteste Siedlung von Northern B. C., sie ist über 200 Jahre alt. Das ist für Kanada ein stattliches Alter. Als der Staudamm gebaut wurde, fand man hier Dinosaurierknochen. So dachte ich, es wäre eine gute Idee auf dem Rückweg am Museum vorbeizuschauen. Ich quatschte noch ein wenig mit dem Betreiber, einem deutschen Auswanderer, der in Deutschland ein Segelboot Charterunternehmen gehabt hatte, das 1996 verkaufte und nach Kanada auswanderte.

 

Er soll am Montag dann nach Deutschland zur Hanseboot und dann irgendwo im Süden segeln. Kann man machen. Er lud mich ein, heute bei ihm zuhause zu übernachten. Öh, nöö, danke schön. Ich weiß nicht, was heute los war. Hätte er nun Frau und Familie zuhause gehabt, hätte ich mich gefreut und wahrscheinlich zugesagt. Aber so war mir das etwas suspekt. Das war ein komischer Tag heute. Ich erklärte erneut, dass ich noch weiter kommen wollte heute und lehnte vielmals dankend ab. Ich wünschte ihm viel Spaß in Deutschland und auf seiner Segeltour und meinte, dass wir uns vielleicht mal in Deutschland treffen würden, wo er ab und an zum Segeln war. Machte mich zunächst auf zum großen Damm, was eine Sackgasse war, so dass ich später denselben Weg auch wieder zurück fahren müssen würde. Vor dem Damm war eine Schranke und ein Wärterhäuschen. Ich musste meine Personalien angeben und wurde angewiesen, auf dem Damm nicht anzuhalten. Wenn ich Fotos machen wollte, konnte ich das vom Parkplatz vom Besucherzentrum aus machen, das natürlich schon geschlossen hatte. Wie so vieles um diese Jahreszeit.


Ich machte also erstmal Fotos von diesem riesigen Damm, auf dem ich nun in ein paar Minuten entlang fahren würde. War ganz froh, dass ich alleine war und nicht so viele Autos unterwegs waren. Auf dem Damm war es verdammt hoch und es gab nur verdammt niedrige Seitenbegrenzungen. Das war unheimlich.

Auf dem Damm

Blick vom Damm 



















Auf der anderen Seite angekommen drehte ich um und fuhr alles wieder zurück. In Hudson´s Hope bog ich wieder auf den Highway und fuhr nun zum anderen, kleineren Damm, den Peace Canyon Dam. Im Visitor Center hatte mir die Dame gesagt, ich könnte den Damm von innen besichtigen, wenn ich am Tor klingeln würde. Da ich aber noch weiter wollte, machte ich nur kurz ein paar Bilder von außen und düste weiter. Diese Bauwerke sind schon faszinieren. Dass das so funktioniert...

Der kleine Damm
Immer im wunderbarsten Sonnenschein, wolkenlosen Himmel und Temperaturen von bestimmt an die 30°C. Wahnsinn! Die Leute sagten mir, dass das auch hier ein Ausnahmejahr mit dem Wetter sei. Sie hatten wohl den besten und längsten Sommer ever. Und dieser Herbst jetzt ist die Krönung. Ich sage nur: Wenn Engel reisen…?! Ich bin jedenfalls oberhappy, dass ich so gutes Wetter erwischt habe. Dann macht es einfach nur Spaß. Und da es nachts schon sehr kalt ist, verfärben sich die Blätter der Bäume so wundervoll. Eine wahre Farbenpracht. Weiter ging´s nach Chetwynd, das bekannt ist für seinen alljährlichen Kettensägenwettbewerb.





Es kommen Wettbewerber aus aller Herren Länder und die Skulpturen sind in der gesamten Stadt verteilt aufgestellt. Ganz tolle Figuren sind dabei und es wirklich unglaublich, dass sie mit der Kettensäge erschaffen wurden. Die reinsten Kunstwerke.

 

Sie sind wirklich sehenswert. Schade, dass ich es leider nicht live sehen konnte, wie diese Skulpturen entstanden sind. Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass man so feine Bearbeitungen mit einer Kettensäge vollführen kann. Und die Ideen erst. Ich hab hier nur eine Kleine Auswahl raus gesucht. Sonst hat Chetwynd nicht allzu viel zu bieten. Fuhr daher auch weiter. Etwa 15 km südlich von Chetwynd steuerte ich den RV Park Caron Creek an.

RV Park Caron Creek
Es hat auch etwas gutes, dass die Saison vorüber ist. Man muss sich um freie Plätze keine Sorgen machen… Wenn die Campgrounds noch geöffnet haben. Haha! Um mir ein bisschen die Beine zu vertreten machte ich einen Spaziergang runter zum Pine River. Der Fluss ist idyllisch, aber der Weg dorthin führte durch einen wilden Schrottplatz.

 

Keine Ahnung, was die Leute hier vor haben. Unten am Fluss wurde gerade ein neues B&B gebaut. Wird wohl nächstes Jahr eröffnet, würde ich mal vermuten.

 

Wieder zurück, kochte ich mir mal wieder ein Abendessen by my own. Ganz ungewohnt. Es gab Nudeln mit Tomatensosse. Aber die Tüte, in der ich die Gaskartusche aufbewahrt hatte, eröffnete mir Böses. Die Kartusche war nicht dicht gewesen und durch diese holprigen Fahrten war ein Großteil ausgelaufen. Was für eine Schweinerei. Wäre ich etwas vorsichtiger beim Auspacken gewesen, hätte ich zumindest nicht im Van rum gesaut. Aaaaber… Ja, ich hatte Hunger und war entsprechend ungeduldig gewesen. Naja, musste ich den Saukram erstmal etwas säubern und mich waschen, da ich einen Teil über mich ergossen hatte. Danach konnte ich aber loslegen. Wurde auch Zeit. Großer Hunger, große Augen, zu schnell gegessen, danach war mir schlecht. Und nicht mal mehr ein Dessert. So eine Sünde! Schrieb noch meine ganzen restlichen Erlebnisse nieder (hatte die letzten Tage etwas geschludert, da ich abends zu müde war zu schreiben) und haute mich in die Heia. Der Wecker stand wieder auf halb acht. Vielleicht würde es heute besser klappen. Es war leider schon früh dunkel, so dass ich nichts mehr weiter machen konnte als schlafen gehen. Spät kamen meine nächsten Nachbarn nach Hause. Ganz offensichtlich Jäger. Es war ja auch Jagdsaison und überall sah man sie, die Jäger. Wie im amerikanischen Movie. In Vollmontur. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass hier in Kanada mehr Männer als Frauen unterwegs sind… Hm, vielleicht nur Einbildung. So, ich segelte gegen elf Uhr in die Schlummerwelten. Morgen hatte ich eine gute Strecke vor mir. Hatte ich mir vorgenommen. 

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