Sonntag, 23. September 2012

Wir schreiben Mittwoch, 19. September 2012, lieber Blog und liebe Lesenden. Ich stand also rechtzeitig auf, um auch ja nicht zu spät zu kommen. Als ich um die Ecke des Waschhauses kam, stand Albert draussen und schnackten wieder mit dem Freund von gestern. Leider habe ich seinen Namen vergessen. Ist aber ein ganz netter Kerl. Albert teilte mir gleich mit, dass der Kaffee schon fertig sei. Ich hatte bei meinem letzten Aufenthalt immer Kaffee morgens spendiert bekommen. Da wollte Albert doch nicht mit der Tradition brechen. Ich machte mich schnell frisch, brachte meine Kulturbeutel zurück, schnappte mein Täschchen und ging zum Office, um meinen Kaffee zu trinken. Ich war jedenfalls abfahrtbereit. Jim war noch nicht aufgetaucht. Eigentlich wollte er um halb neun da sein. Nun war es bereits zehn vor neun. Ich meinte, vielleicht hatte er wieder einen kleinen Elchkuss abgekriegt. Wer weiß das schon. Um neun Uhr waren aber alle da, Albert, Mary, Jim und ich natürlich. Fuhren zu Wok´n Grill auf dem Westhügel, da auf der Brücke zur City Stau war. Ich hatte Omelett und Hushbrowns und Toast. Dazu Kaffee. 

Jim, Mary, Albert and me (am Sagitawa Lookout)

Anschließend gab es extra für mich eine Sightseeingtour durch Peace River und Umgebung. Aber zuerst wollte mir Jim besagte Bologna und Buns kaufen, damit ich endlich diese Köstlichkeit kennenlernen konnte. Also hielten wir kurz beim Grocerystore, um zu shoppen. Ich kann nur wiederholen, wie warmherzig und lieb diese Leute sind. Sie zeigten mir alles, was hier in der Umgebung sehenswert ist und wo man eine tolle Aussicht hat. Zunächst fuhren wir zu der Statue von Twelve Foot Davis, die im wunderschön angelegten Riverfront Park von Peace River aufgestellt ist. Die Statue besteht aus massivem roten Zedernholz und wurde von einem der besten "Woodcarver" Kanada´s, Kaj Nielsen aus Victoria, B.C., 1961 entworfen und erstellt.

Twelve Foot Davis
Danach ging es zu dessen Grab auf einem der umliegenden Hügel, von dem man eine wunderschöne Aussicht über die Stadt und die Flüsse hat. Auf der einen Seite fließt der Smoky River in den Peace River. Auf der anderen Seite trifft ein weiterer kleiner Fluss auf den Peace River. Auch den Campground konnte man von hier wunderbar überblicken. Ich konnte ein gutes Stück des Highways, der nach Norden führt, von hier aus erkennen. Und Mary zeigte mir die Skipiste von Peace River. Sie hatten dieses Jahr sogar einen neuen Lift von Whistler bekommen.

Skipiste
Route to the north
Die Straße, die auf den Hügel führt, war die erste Straße von Peace River. Also eine uralte Straße. Wenn man den Asphalt ansah, konnte man das auch glauben. Hier waren Schlaglöcher und Bumps, das grenzte schon an Fahrlässigkeit. Normalerweise waren hier immer und überall Hirsche zu sehen, da das Tal ein Naturschutzgebiet ist, wo nicht gejagt werden darf. Aber heute sahen wir keinen einzigen. Ich meinte, das läge daran, weil sie mir vorher erzählt hatten, dass wir auf jeden Fall Hirsche sehen würden. Es folgte die nächste Sehenswürdigkeit von Peace River, der Sagitawa Lookout. 



Von hier hatte man wirklich einen atemberaubenden Blick auf das Tal, den Peace River, die Eisenbahnbrücke. Wahnsinn! Und wir hatten so viel Glück mit dem Wetter, man konnte unglaublich weit blicken. Auf der Rückfahrt machten wir Zwischenstopp an einem alten Baseballfeld, dass mir die Männer unbedingt zeigen wollten. 

Baseball Diamond

Es lag ganz idyllisch zwischen Fluss, Hügel und der ersten Eisenbahnbrücke von Peace River. Die Brücke wurde also um 1790 erbaut. Die Anhöhe, von der wir auf das Baseballfeld schauten, wurde Scotchman´s Hill genannt, weil die Leute von hier die Baseballspiele verfolgten, ohne Eintritt zu zahlen. Das fand ich echt gut. Aber jetzt gab es drüben beim Skihill ein neues Baseballfeld und dieses wurde nicht mehr genutzt. Schade, es schien ein wirklich schönes Fleckchen gewesen zu sein. Nun ging es auf die andere Seite des Flusses, wo man ebenfalls einen wunderbaren Blick über das Tal hatte. Abschließend fuhren wir am Peace River entlang. Hier war West Peace. Und anscheinend die teurere Gegend, die Häuser waren nicht von schlechten Eltern. Wir fuhren durch ein Neubaugebiet, weil sie mir unbedingt ein quietschgelbes Haus zeigen wollten, was für Kanada und speziell für die Gegend hier total untypisch zu sein schien. Ich Deutschland haben wir ja einige gelbe Häuser, aber in Kanada schien es das einzige zu sein. Jim zeigte uns auch noch sein Lieblingshaus hier in der Siedlung. Ja, das war schon nicht schlecht. Fuhren bis zur Fähre, die einen kostenlos über den Peace River brachte, wo wir aber umkehrten. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am Gefängnis, an einem riesigen Gemüse- und Obstgarten und einem überfahrenem Elchbullen vorbei. Ja, ein Elch. Der lag da so am Wegesrand. Jim sagte, dass der wohl bald weg geräumt werden würde. Passiert hier öfter. Beim Mackenzie-Lookout war noch ein Hinweis auf das Fort Fork, das mal auf der anderen Uferseite gestanden hatte. Alexander Mackenzie hatte nach einer neuen Route zum Pazifik gesucht. Und offensichtlich auch gefunden. 

Doggy
Dort leistete uns ein süßer Hundi Gesellschaft. Nachdem nun alles sehenswerte gesehen war und ich meine Bologna hatte, ging es zurück zum Campground, wo wir noch mal ein Abschiedsfoto machten und wir uns herzlich verabschiedeten. Wir tauschten noch Adressen aus und ich machte mich auf den Weg. Zunächst fuhr ich zum Tanken und noch mal zum Walmart, damit ich noch Wasser und Äpfel kaufen konnte. 



Danach ging es wieder Richtung Shaftesbury Ferry, mit der ich über den Peace River übersetzen wollte. Auf der anderen Seite angekommen, ging es zunächst einen Hügel rauf. Rechts und links erstreckten sich Felder. Und dann dachte ich, ich traue meinen Augen nicht. In dem abgeernteten Rapsfeld saß was Schwarzes und ich war sicher zu wissen, was es war. Als ich anhielt, war ich aber dennoch überrascht. Da schauten mich vier(!) Bären an! 

Familie Bär - Vier auf einen Streich

Eine Mutter mit drei Jungen. Unglaublich. Aber immer, wenn ich auf den Auslöser meiner Kamera drückte, duckten sie sich wieder. Ich fuhr vor und zurück, da der Klang des Motors sie zu interessieren schien. Konnte aber kein besseres Foto mehr erhaschen. Sie suchten dann ganz schnell das Weite. Aber das war ein Erlebnis. Und es sah zu putzig aus, als vier Köpfe aus dem hohen Gras schauten. So fuhr ich bestens gelaunt weiter. Die Sonne schien, ich hatte einen super Vormittag gehabt, gut gefrühstückt, Bären gesehen, der Van lief super. Was wollte man mehr?! 


Und es wurde wärmer und wärmer. Irgendwann war es so warm, dass ich anhielt und meine Shorts raus kramte, die ich schon nach ganz unten im Backpack verbannt hatte. Der Sommer hatte mich wieder. Yiiihaaa! Ich fuhr meine gemütlichen 90 km/h und hatte den Tempomat eingeschaltet. Ist zwar eigentlich nicht besonders schnell, aber leider zu schnell um den ein oder anderen der sowieso sehr rar gesäten Lookouts zu catchen. Ich glaube, ich hatte die miserable Beschilderung Kanadas schon erwähnt, oder?! Ja, manchmal dachte ich, warum gerade hier nirgendwo eine Möglichkeit zum Halten wäre, da es eine so wunderschöne Aussicht war. Und zack, schon war ich dran vorbei gefahren. Das ärgerte mich sehr, denn dann gab es erstmal wieder keine Möglichkeit umzudrehen. Naja, habe trotzdem ein paar schöne Fotos machen können. Nach einigen  Kilometern in strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen kam ich am Mile Zero des Alaska Highway in Dawson Creek an. 


Stattete zunächst dem Visitor Center einen Besuch ab, um mal zu hören, was man hier so machen konnte. Die Dame am Tresen war super nett. Das erste, was sie sagte als ich den Center betrat war, dass sie  mein gelbes Shirt total super findet. Thank you! Sie hatte zudem gerade Besuch von einer Freundin und wir drei kamen in ein langes Gespräch. Es stellte sich heraus, dass ihre Freundin 20 Pferde besitzt und der Stall mit über 100 Boxen ganz in der Nähe wäre. Es kribbelte mir schon wieder in den Fingern. Wenn ich nicht doch ein wenig einen Zeitplan einzuhalten gehabt hätte, hätte ich gefragt, ob sie jemanden zum Arbeiten brauchen könnten. Hahaha! Die Info-Dame meinte, ich könnte doch mit ihr zu einer Unterrichtsstunde mit gehen. Hätte ich fast gemacht. Zudem wollte die Freundin im Oktober (um den 18. Oktober) nach Spruce Meadows nach Calgary! Und sie suchte einen Beifahrer! Oh, oh, ich war kurz davor zu sagen, dass ich ja mitfahren könnte. Aber ich hatte noch keine Ahnung, ob ich zu dem Zeitpunkt wieder hier oben sein könnte. Aber ich wollte auf jeden Fall versuchen nach Spruce Meadows zu kommen. Der Springparcours überhaupt. Hatte in den letzten Wochen ja oft die Gelegenheit gehabt mit Tom Spruce Meadows im TV zu sehen. Jetzt würde ich gerne mal live dahin. Und dann auch noch backstage… Hm. Ich entschied mich dazu, nach ihren Adressen zu fragen, damit ich mit ihnen Kontakt aufnehmen konnte. Sie freuten sich riesig und schrieben mir die Mailadressen, etc. auf. Auf Empfehlung der Info-Dame bin ich anschließend rüber in die Art Gallery gegangen, die sich in einem alten Kornspeicher befindet und wunderbare Patchworkarbeiten und viele andere Dinge zu präsentieren hatte. 



 

Ich konnte nicht widerstehen und kaufte zwei kleine Souvenirs. Aber die Patchworksachen waren leider zu teuer. Aber wunderbare Sachen. Ich nutzte das schöne Wetter noch für eine Rundgang durch Downtown, wo ich noch die andere Mile Zero Markierung fand. 

Mile Zero, die zweite...
Es gab auch ein süßes Café, aber ich hatte so gar keinen Appetit auf irgendwas, so dass ich nur kurz durchs Schaufenster luscherte. Mein Weg kreuzte auch noch ein oberhammergeiler Dodge Charger! Oh Mann, was für ein Sound! Einfach wunderbar. Das wäre mein Auto gewesen. Seufz. Man kann nicht alles haben, dachte ich mir. So sabberte ich nur auf den Gehweg und machte mich auf den Rückweg zu meinem Van. Wollte heute noch Richtung Fort St. John weiter kommen. Mir wurde ein Campground in Taylor, ein kleines Nest, das offensichtlich nur aus Ölindustrie bestand, empfohlen. Da gleich am Eingang ein Warnschild "WARNING, BEAR IN PARK" angebracht war, parkte ich direkt neben den Toiletten. Naja, Toiletten, die üblichen Outhouses halt. 



Aber das hatte zweierlei Gründe. Zum einen hatte ich es nicht weit zum Klo, speziell nachts. Zum anderen halten sich Bären fern, wenn sie menschliche Exkremente riechen. Hab ich gelesen… Ich wollte das mal glauben. Machte im späten Nachmittagslicht noch einen Spaziergang über den Platz, wo wunderschöne Sandfiguren aufgestellt waren. 



War wohl vor kurzem ein Kontest hier im Park. Richtige Kunst war das. Hatte heute nicht wirklich Hunger, so dass ich mir zum Abendessen eines der Brötchen mit Bologna, das mir Jim heute Morgen geschenkt hatte, machte. Zum Dessert aß ich ein paar Cookies. Später am Abend kam die Parkbetreiberin rum gefahren, um das Geld einzutreiben. Ich hatte 15 $ zu bezahlen. Sie hatte zwei Minihunde im Auto. Ich mag ja eigentlich nur große Hunde, aber die waren echt süß. Die eine war so neugierig und wollte immer aus dem Fenster klettern. Hatte noch einen netten Smalltalk mit der Dame, bevor sie sich wieder auf den Weg machte. Langsam wurde es dunkel. Es war hier schon um halb neun dunkel, so dass ich nicht wirklich viel machen konnte. Hatte ja keine Elektrizität in meinem Van. Und es waren quasi keine Menschen auf dem Platz. Die Saison war offensichtlich vorüber. So pflegte ich noch mein Diary und haute mich gegen elf Uhr in die Federn. Es war heute Nacht wieder empfindlich kühl, so dass ich immer wechseln musste zwischen Schlafsack zuziehen und wieder öffnen, wenn es wieder zu warm wurde. Aber ich schlief so weit nicht schlecht. Morgen wollte ich nicht so spät losfahren. Hatte den Wecker jedenfalls auf halb acht Uhr gestellt… Mal gucken, ob ich das hinkriegen würde. 

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