Sonntag, 23. September 2012

Montag, 17. September 2012: Es kommt doch immer anders, als man denkt. Von meinem ursprünglichen Abreisedatum am Sonntag war es zum Montagmorgen um fünf Uhr, dann sechs Uhr und schließlich 10 Uhr gewechselt. Schon witzig. Ich sah mich schon morgen erst losfahren. Aber ich hatte noch eine Bestellung in Old Town abzuholen, da ich es am Freitag und Samstag nicht geschafft hatte. Der Laden würde aber erst um zehn öffnen. Die Zeit vorher wollte ich noch nutzen meine letzte Wäsche zu waschen, Bett abzuziehen und meine Van zu packen. Außerdem konnte ich dann auch noch Cash holen (denn merke, fahre niemals ohne Cash!) und den Van tanken. Tom musste heute früh zur Arbeit, so dass wir uns schon morgens verabschiedeten. Pat sagte, sie würde mit mir in die Stadt kommen und wir könnten mit ihrem Auto fahren. Ok, dann würde ich den Van nicht noch mal tanken, hatte aber noch Gesellschaft. Das freute mich. Zunächst stand die Bank auf dem Plan, wo ich zu blöd war, Geld abzuheben, so dass Pat mir noch mal helfen musste. Ja, Ihr braucht gar nicht zu lachen, man hat unendlich viel Auswahl und ich war einfach nicht sicher, welcher Account am Automaten nun der richtige war. Als wir anschließend beim Laden ankamen, war dieser geschlossen. Ich dachte, das gibt es doch nicht! Doch erst morgen los fahren?! Es saß ein Mädel auf der Heckklappe eines Pick up´s vor dem Laden und sie sagte, dass heute geschlossen wäre. Ich fragte, warum, aber sie wusste es nicht. Ich erzählte ihr, dass ich eine Bestellung hatte, die ich eigentlich schon abgeholt haben sollte, aber keine Zeit gehabt hatte. Und dass ich heute abreisen würde. Dann meinte sie, sie würde rein gehen und schauen, ob sie es finden würde. Ich war sehr erstaunt. Sie gehörte offensichtlich zum Laden. Mein Glück, dass ich ihr meine Geschichte vorgetragen hatte. Ist eigentlich nicht meine Art. Und noch mehr Glück war, dass ich die Rechnung eingesteckt hatte, so dass ich gleich beweisen konnte, dass alles bezahlt war. Ja, so konnte ich dann doch verrichteter Dinge abziehen. Ich war glücklich. 

Blick auf den Hafen mit den Hausbooten - Yellowknife

Fuhren noch kurz beim Grocerystore vorbei, damit ich noch ein paar Kleinigkeiten wie Äpfel und Müsliriegel, etc. kaufen konnte. Beim Stall angekommen, meinte Pat, ich sollte auf jeden Fall noch meine Eltern anrufen, bevor ich losfahren würde. Und ich sollte mir keine Gedanken über die Kosten machen. Ich versuchte es zweimal, konnte aber leider niemanden erreichen. War traurig, da hatte ich schon mal die Chance zuhause anzurufen und dann erreichte ich niemanden. Aber ich konnte es ja nicht ändern. Also packte ich meine restlichen Sachen zusammen, sowie die Sachen, die ich für Pat´s Sohn Burgess mit nach Vancouver nehmen sollte und machte mich auf den Weg zum Van. Dort traf ich auf Wade, von dem ich mich noch verabschiedete. Er meinte, es wäre doch noch gar nicht richtig kalt. Das müsste ich doch noch erleben. Ich meinte, dass es mir jetzt erstmal kalt genug wäre und ich aber vielleicht wieder kommen würde. Dann drückte mich Pat noch ganz doll und ich machte mich endlich auf die Socken gen Süden. Die Sonne schien und es war gar nicht mal so kalt heute. Es war herrlich. Die Straße kam mir jetzt gar nicht mehr so bumpy vor.



Die Blätter der Birken hatten sich hier schon alle gelb verfärbt und im Schein der Sonne sah es einfach wunderbar aus. Der blaue Himmel spiegelte sich in den Seen, dann die gelben Blätter und die weiße Rinde der Birken. Das sah so toll aus. Hielt öfter an, um Fotos zu machen. 



Sah auf meiner Fahrt auch wieder zwei mal Bisons. Einmal waren es zwei riesige Bullen und ich war froh, dass sie friedlich grasend an der Seite standen. Da ich erst um kurz nach zwölf Uhr mittags los gefahren war, war gar nicht daran zu denken, heute noch Peace River zu erreichen. Ich wollte einfach mal gucken, wie weit ich kommen würde. So fuhr ich und fuhr ich und fuhr ich. Hörte eine CD von Johnny Cash nach der anderen, die ich von Gill geschenkt bekommen hatte. Als es zu langweilig wurde, tauschte ich die CD´s wieder gegen mein IPhone, wo doch eine größere Auswahl Musik drauf war. Allerdings konnte ich mich gerade beim besten Willen nicht daran erinnern, wo ich meine Ohrstöpsel gelassen hatte. Ohne die war das Musik hören ziemlich schwierig, da der Van so laut und das IPhone nicht laut genug war. Da ich den Van nun nicht noch mal neu voll getankt hatte, kam ich mit dem letzten Tropfen in Fort Providence an. Als ich ausstieg, um den Rüssel in den Van zu stecken, überfielen mich diese grässlichen Bugs. Sie waren hier viel aggressiver als in Yellowknife. Ich war froh, dass der Rüssel eine funktionierende Selbstbefüllungsraste hatte, so dass ich während des Tankens in den Van flüchten konnte. Draußen konnte man es nicht aushalten, die Viecher krochen einem in Ohren, Nase und Augen. Als der Tank voll war, rupfte ich nur schnell den Rüssel raus und eilte in den Store zum Bezahlen. Dort fiel ich glatt auf den Rücken, ich sollte 110 $ bezahlen! Alter Schwede, ich schaute dreimal auf die Kasse, da ich das gar nicht glauben konnte. Änderte aber leider auch nichts am Preis. Zahlte und fuhr weiter Richtung Fähre über den Mackenzie River. 



Die Brücke war immer noch nicht befahrbar, so fuhr ich also runter zum Fähranleger. Zwei große Trucks waren vor mir. Und nachdem diese auf die Fähre gefahren waren, war für mich kein Platz mehr. Naja, musste ich halt ein paar Minuten warten. Länger dauerte so eine Überfahrt nämlich nicht. Der Typ auf der Fähre winkte mir noch zu, dass ich wieder zurück hinter die Haltelinie fahren sollte. So ein Witzbold. Da stand inzwischen schon der nächste Truck, so dass ich einfach daneben Platz nahm. Aussteigen war immer noch nicht möglich, wenn man nicht von diesen Insekten aufgefressen werden wollte. War aber faszinierend, sie sind nur da, wo Licht ist. Besonders Sonnenlicht. Ich hatte mein Fenster runtergekurbelt und die Viecher tummelten sich genau davor im Sonnenlicht, kamen aber nicht rein geflogen, da im Wagen Schatten war. Unheimlich irgendwie. Die Bauarbeiter trugen auch alle lange Klamotten, Schutznetze über dem Kopf und Handschuhe. Und das in der knallen Sonne. Wenigstens war die Lufttemperatur nicht mehr wirklich heiß. Die Fähre legte wieder an und ich fuhr als erstes drauf. Genehmigte mir zwischenzeitlich mal einen Apfel als kleine Stärkung. Dann ging es weiter Richtung Louise Falls. Ich wollte zumindest diesen Campground heute noch erreichen.

Herbststimmung
Als ich ankam, kam mir gerade ein Parkranger entgegen, der sagte, dass sie gleich das Tor schließen würden. Ich fragte, ob der Campground nicht mehr geöffnet hatte, worauf er mir mitteilte, dass er am 15. September die Saison beendete. Ok, daran hatte ich nun gar nicht gedacht. Das betraf alle Campingplätze im Norden. Na super. So fuhr ich weiter. Und fuhr und fuhr und die Sonne ging langsam unter. Erst überlegte ich die Nacht durchzufahren, kam aber zu dem Schluss, dass das nun gar keinen Sinn machen würde, da ich nicht in Eile wäre und es in der Nacht auch einfach zu gefährlich war. Wollte schließlich keine Kollision mit einem Bison oder Elch haben, was hier sehr schnell passieren kann. So hielt ich nun Ausschau nach einer geeigneten Parkgelegenheit für die Nacht. Hatte schon einige Gelegenheiten verpasst, da ich zu langsam reagiert hatte oder dachte, es würden noch bessere Plätze kommen. Irgendwann fand ich dann einen kleinen Nebenweg, der mir geeignet genug erschien. Parkte mich also parallel zum Highway, geschützt durch einen kleinen Graben, am Rande eines Waldes. 

Mein erstes Wild Camping
Da ich heute einige Cookies während der Autofahrt verdrückt hatte, hatte ich so gar keinen Hunger und ließ das Abendessen ausfallen. Die Sonne war schon fast weg, so dass ein Spaziergang auch flach fiel. Schrieb noch eine Weile für meine Blog und hörte Musik. Dann kroch ich in meine Schlafsack, der immer noch deutlich nach Pferd roch. Es war nicht wirklich kalt heute Nacht, so dass ich den Schlafsack gar nicht zuziehen musste. Es fing irgendwann an zu regnen und ich hoffte, dass Darren gute Arbeit geleistet hatte. Ich war aber zu faul es jetzt herauszufinden und wollte mich morgens überraschen lassen.

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