Montag, 20. Mai 2013

Am Mittwoch, den 15. Mai 2013, schlief ich einigermaßen aus. Oder eigentlich hatte ich das vor gehabt, aber ich hatte seit drei Uhr nachts halbwegs durchgängig wach gelegen. Denn um diese Uhrzeit beschloss das Eichhörnchen, das nah am Hause lebt, einen Höllenradau zu machen. Man soll ja nicht glauben, wie geräuschvoll diese kleinen Biester sein können. Irgend etwas schien das Ding aufzuregen. Normalerweise beruhigen sie sich nach ein paar Minuten wieder, aber ich hatte schon öfter fest gestellt, dass dieses Hörnchen hier sehr ausdauernd war. Und es schien ein anderes zu sein als letztes Jahr. Es hatte doch offensichtlich andere Verhaltensweisen. Jedenfalls war es nervtötend. Die Sonne stand sowieso schon hoch am Himmel und zu allem Überfluss meinte Tulip ebenfalls, dass irgendwas nicht stimmte. Allerdings war Tulip nicht die Schlaueste, so dass ich nach einem Check an den anderen Hunden, die allesamt ruhig und friedlich dalagen sicher war, dass nicht wirklich was sein konnte. Da ich aber auch noch andere seltsame Geräusche vernahm beschloss ich doch mal nach dem Rechten zu sehen. Tom und Pat schienen nichts zu hören, sie regten sich nicht. Ich ging auf die Veranda und kontrollierte ums Haus. Ich hatte gedacht, dass viellicht ein Bär sein Umwesen treiben könnte, was ich natürlich nicht hoffte. Aber es war alles ein wenig eigenartig heute Morgen… Nacht, wie auch immer. Es wurde inzwischen überall gewarnt, dass die Bären aus ihren Winterquartieren kommen und da der Komposthaufen direkt am Haus lag, wäre ich nicht erstaunt gewesen einen hungrigen Bären zu Gesicht zu bekommen. Aber nichts. Tulip stand vor dem Stalltor und bellte es an, aber ich war nun doch noch zu müde, um im Stall nachzusehen, ob was los war. Ich rief leise nach Tulip und sie war dann still. Ich ging wieder in mein Bett. Was für eine Nacht. An Schlaf war natürlich erstmal nicht mehr zu denken. Tolle Sache. So hörte ich Musik und widmete mich mal wieder meiner kleinen Abhängigkeit, Solitär spielen. Irgendwie fiel ich dann noch für eine Weile in einen leichten, unruhigen Schlaf. Ich war um zehn Uhr zu einem Ausflug an einem nahe gelegenen See verabredet. Vorher wollte ich noch ein paar Kleinigkeiten für ein Picknick und einen Latte bei Mc besorgen. Wie schon erwähnt, die Sonne schien herrlich und es war strahlend blauer Himmel. Um halb neun stand ich etwas gerädert endlich auf. Ich packte meine Sachen und ging runter zu den Paddocks, um Pat Bescheid zu geben, dass ich mich auf den Weg machen und abends zurück sein würde. Und ich fragte Abbey, wo sie gestern gewesen war. Ich hatte sie vermisst, denn wir wollten doch zusammen reiten. Es stellte sich heraus, dass es ein Missverständnis war, sie hatte auf meine Anruf gewartet und ich dachte, sie würde einfach vorbei kommen, da ich gesagt hatte, dass ich zwischen zwei und fünf Pferde arbeiten würde. So ein Pech. Naja, würden es demnächst nachholen. Ich machte mich also um neun Uhr auf den Weg in die Stadt und dann zu einem Treffpunkt nahe dem See, da ich nicht genau wusste, wie ich dahin kam. Der Truck kam nach ein paar Minuten und ich erkannte ihn schon von Weitem. Ich folgte und wir bogen vom Highway auf eine Gravelroad ab. Es wurde immer unwegsamer, aber trotzdem parkten unerwartet überall Autos. Nicht viele, aber dafür, dass man mitten im Busch war doch unerwartet viele. Wir kamen am See an und schnappten unsere Picknicksachen und gingen zu Fuss weiter. Die Sonne schien richtig warm, so dass ich schon gleich meine Jacke auszog. Wir fanden ein idyllisches Plätzchen mit Blick auf den noch zugefrorenen See. Ich hatte noch was beim Auto vergessen und ging noch mal zurück. Auf dem Rückweg entledigte ich mich auch noch meines Shirts, so dass ich nur noch das Tanktop anhatte. Es war wirklich heiß und es hatte etwas surrealistisches, dass man schwitzte und am Rand eines zugefrorenes Sees saß… Wahnsinn. Wir machten ein kleines Feuer an und genossen unser Picknick in der wärmenden Sonne. Der Tag verflog wie im Flüge. Gegen halb fünf machten wir uns auf den Rückweg. Ich würde um fünf meine erste Reitstunde haben, mit Kim und Baya. Kim war spät dran, was mir noch ein paar Minuten Luft verschaffte. Sie wollte lieber in der Halle reiten, was echt schade war. Ich hatte noch auf ein paar Sonnenstrahlen gehofft. Ich kann davon ja nie genug bekommen. Anschließend hatte ich mit Trish und Czar wieder Longierunterricht und Bodenarbeit. Trish flocht heute auf mein Anraten hin Czar´s Schweif ein, da er beim Rückwärtsrichten immer auf seinen wunderschönen, vollen und langen Schweif trat und schon einige Bündel dadurch lassen musste. Sie hatte einen guten Job gemacht, es sah richtig professionell aus. Jetzt noch eine Bandage drum herum und es sah aus, als ob wir Hohe Schule vollführen würden. Czar war schon ziemlich gut, aber irgendwie gab es Unstimmigkeiten mit seiner Händigkeit. Es passte alles nicht so recht zusammen. Nach dem Unterricht prüfte ich Czar´s Becken und musste feststellen, dass es offensichtlich rotiert war. Und zwar nicht nur in eine Richtung… Das erklärte die Probleme beim Training. Tja, was machen hier in Yellowknife?! Ich war mir nicht sicher, ob dieses Problem frisch oder sehr alt war. Ich hatte mit Czar zwar nie eine Anamnese durchgeführt, aber der Schiefstand war so offensichtlich, dass es mir schon früher aufgefallen wäre, wenn es in diesem Ausmaße gewesen wäre. Andererseits hatte er diese Probleme nicht erst seit gestern. Mir kam der Gedanke, dass Alex vielleicht helfen könnte. Sie machte ja ihre Ausbildung zur Pferdetherapeutin. Allerdings wusste ich nicht genau, was ihre Ausbildung beinhaltete, denn wir bräuchten hier einen Physiotherapeuten. Trish wollte jedenfalls, dass ich mich mit Alex in Verbindung setzen sollte, was ich baldmöglichst tun wollte. Tom hatte in der Zwischenzeit Cimmaron zum Fahren fertig gemacht und Pat und Tom spannten ihn gerade an als ich mit Trish noch für einen neuen Unterrichtstermin vor der Halle stand. Pat meinte, dass ich doch mit Tom auf eine Fahrt gehen sollte. Ok, das war doch eine schöne Idee. Die Sonne schien noch und ich hatte keine weiteren Stunden mehr. So hüpfte ich mit auf den Bock und nach kurzem Überreden kamen Trish und Pat auch noch mit. Die Hunde liefen happy nebenher, bzw. vorweg oder hinter her. Man wusste nie genau, wo sie waren. Es ging über die Trails auf den Außenplatz, wo ich Cimmaron fahren durfte. Ich hatte erst versucht mich zu weigern, da das letzte Mal wirklich ein schreckliches Gefühl war. Da hatte ich Springer gefahren, die sich wirklich so gut wie gar nicht bog und immer über die Schulter gelaufen war. Das ist wirklich unangenehm. Aber Tom drückte mir die Fahrleinen in die Hand und da hatte ich keine Chance mehr. War ja auch irgendwie neugierig und würde das gerne lernen, aber ich hatte doch lieber die Beine am Pferd. Es ging gar nicht mal so schlecht. Immerhin bis zum Trab sind wir gekommen. Man darf dabei nicht vergessen, dass Cimmaron gerade am Anfang seiner Ausbildung ist und er heute erst das dritte Mal draußen gefahren wurde. Es war schon sehr beeindruckend wie ruhig der Kleine war. Tolles Pferd. 

Fertig zur Ausfahrt
Schon komisch, ohne Beine am Pferd...
Nach ein paar Runden übergab ich wieder an Tom. Er wollte eigentlich, dass ich nun auf die Trails fahre, aber dafür fühlte ich mich noch nicht reif. Nach einer schönen Runde über die Trails setzten wir Trish und Pat am Stall ab und Kim und Sydney stiegen zu. Nun wollten wir über unseren im Winter frisch gehauenen Trail fahren. Tom und Pat waren da gestern schon lang gefahren und Pat meinte, dass er wirklich sehr rustikal war. Naja, er war offensichtlich noch nicht wirklich einsatzbereit. Das hatte ich auch schon fest gestellt, als ich hier lang geritten war. Aber als wir den Trail verbreitert hatten, lag noch so viel Schnee. Jetzt kam das ganze Ausmaß ans Tageslicht. Es war also dementsprechend eine sehr holprige Fahrt. 

Guter Trail
Unser "neuer" Trail...
Ich war froh, dass wir nicht umkippten, aber ich vertraute Tom, dass er wusste, was er tat. Cimmaron war inzwischen fix und fertig, er hatte überhaupt keine Kondition. So ging es am Highway zurück zum Stall, die Hunde brav an der Seite, bzw. auf dem Wagen... 

Tulip
Lotti Lou hat alles im Blick
Am Stall angekommen versorgte Tom Cimmaron und Sydney und Kim holten die Pferde rein und fütterten sie. Sydney hatte noch die Aufgabe mit Mr. Daig über die "Brücke" zu gehen, was er mit Bravour meisterte. 

Adagio auf der "Brücke"
Ich ging ins Haus, wo mir Pat ein Corned Beef Sandwich und Maiskolben zum Abend zubereitete. Tom kam wenig später und wir aßen gemeinsam unsere Sandwiches. Nebenbei schauten wir American Idol. Es waren noch zwei Kandidaten über und unserer Meinung nach war offensichtlich, wer gewinnen müsste. Ich war nach der nicht wirklich erholsamen Nacht gestern und der vielen frischen Luft und Sonne nun ein wenig geschafft, so dass ich mich in mein Bett begab. Morgen früh würde ich hoffentlich wieder früh aus den Federn kommen und ein paar Pferde arbeiten. Abbey fing jetzt immer um sieben Uhr an, da ihr Freund so früh startete und sie dann eh wach war. Ja, das machte es für mich nicht einfacher. Sonst hatte ich schon zwei Pferde fertig gearbeitet, bevor jemand im Stall war, nun war es mit Glück noch ein Pferd. Naja würde damit leben können. Pat fragte mich auf meinem Weg ins Bett, ob ich denn morgen wieder früh im Stall sein würde. Mehr als ein "I´ll try." konnte ich nicht sagen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich aus dem Bett kommen würde. Jetzt hieß es aber erstmal schlafen.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen