Mittwoch, 8. Mai 2013

Die Nacht war kurz. Der Verkehr und die Sonne weckten mich am Freitag, den 3. Mai 2013, gegen sechs Uhr… Oder früher. Aber ich war noch so müde, dass ich noch in einem leichten Dämmerschlaf vor mich hindöste bis ich denn doch aufstehen musste. Der gestern Nacht so leer gefegte Highway war heute Morgen eine einzige Autoschlange in beide Richtungen. Keine Chance für eine Morgentoilette. Also rasch auf den Fahrersitz gehüpft und Richtung Grande Prairie gedüst. War nicht mehr weit und gleich am Ortseingang fand ich ein Tim Horton´s, wo ich mich frisch machen und etwas zum Frühstück besorgen wollte. Aber ich war offensichtlich wirklich noch nicht wach, denn ich ging erstmal in den falschen Laden und wunderte mich, wie neu und sauber alles war und dass es nach Hamburger roch. Es dauerte wirklich eine Minute bis ich checkte, dass ich im falschen Laden war. Es war gerade mal sieben Uhr und zu meinem Glück die Angestellten noch tief in Gespräche verwickelt. Sie hatten bestimmt noch nicht mit Kundschaft gerechnet. Ich war dankbar, dass ich die Toilette benutzen konnte und schlich mich schnell aus dem Laden und fuhr eine Auffahrt weiter zu Tim Horton´s, wo ich mir einen Latte, einen Bagel und ein Croissant besorgte. Das tat gut. 



Die Sonne schien auch wieder herrlich warm herab und es war ein guter Start in den Tag. Ich fuhr durch Grande Prairie weiter nach Dawson Creek, wo ich mir im Visitor Center Informationen über den Liard Highway beschaffen wollte. Aber diese Zeitumstellungen immer machten mich wahnsinnig. Ich kam laut meiner Uhr um 10 Uhr dort an, aber es war noch geschlossen. Ich schaute auf die große Uhr vor dem Eingang, die mir 9 Uhr anzeigte. Das Center öffnete um zehn. 


Tja, so lange wollte ich nun nicht warten. Ich bog auf den Alaska Highway Richtung Fort St. John´s, wo ich einen Ersatzkanister kaufte und diesen auffüllte, sowie den Jeep voll tankte. 


Dann ging es weiter auf dem Alaska Highway nach Fort Nelson, der letzten Station, bevor es auf die Gravel Road ging, den Liard Highway. Es hieß also nochmals tanken. So voll wie es nur ging. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich es eigentlich ohne Probleme nach Fort Liard und dann bis Fort Providence schaffen sollte. Dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen und füllte den 25 Liter Kanister mit Benzin. 


Es war immer noch hell und ich einigermaßen fit, so dass ich beschloss so lange weiter zu fahren bis ich irgendwo wieder einen kleinen Schlafstopp einlegen würde. Es waren von Fort Nelson noch ein paar Kilometer bis zur Abzweigung zum Liard Highway. Ich hatte kurzzeitig überlegt, ob ich noch eben bei den Liard Hot Springs vorbei schauen wollte, um ein heißes Bad zu nehmen. Aber laut Karte waren es von hier über 200 Kilometer, so dass ich mich dagegen entschloss. Außerdem hätte ich danach eine Dusche gebraucht, da die Hot Springs Schwefelhaltig waren und man nach einem Bad entsprechend roch. 


Ich bog also direkt auf den Liard Highway ab, der zunächst noch geteert war. Einige Blicke nach rechts und links in Waldwege ließen mich etwas frösteln, denn es waren einzige Schlammwege. Ich hoffte, dass der Highway in einem besseren Zustand sein würde, denn Blair hatte mich vor Schlamm gewarnt. Sie sagte, ich sollte niemals auf einen Matschweg fahren, da man dort zu leicht stecken bleiben konnte. Und wenn keiner wusste, wo ich war, könnte ich doch bös in Probleme geraten. Nach einer Weile wechselte der Belag dann zu Gravel und das Abenteuer begann. Aber im positiven Sinne, denn es war trocken und keine schlammige Piste, wie ich erwartet hatte. 

 

Es war sogar sehr guter Gravel, so dass es sich fast wie auf Asphalt fuhr. Bis Fort Liard, wo ich tankte, war es wirklich traumhaft zu fahren. Und auch noch anschließend hatte ich keine Probleme. Die Sonne sank tiefer und tiefer und ich fuhr schnell, da ich die Gravelroad noch im Tageslicht hinter mich bringen wollte. 


Bei Nacht würde es wirklich schwer sein, die Straße zu erkennen, so ohne Pfosten und Markierungen. Ich kam näher und näher an die Abzweigung zum McKenzie Highway, der laut meiner Karte wieder asphaltiert sein sollte. Jippieh! Und tatsächlich, nach einer unendlich erscheinenden Fahrt tauchte die Kreuzung vor mir auf. Ich bog nach rechts Richtung Enterprise ab und freute mich über Asphalt. Ich hatte es geschafft. Dachte ich! Nach nur einigen Metern wechselte der Belag wieder zu Gravel! Aber was für Gravel, faustgroße, scharfe Gesteinsbrocken! Das Speedlimit war auf 60 km/h reduziert und ich fuhr langsamer. Allerdings merkte ich schnell, dass man hier auf gar keinen Fall sechzig fahren konnte. Das wäre ja lebensmüde. Leider kam die Erkenntnis etwas zu spät. Ein ziemlich komisches Fahrgefühl ließ mich stoppen und aussteigen und was ich zu sehen bekam, war nicht erfreulich. Ich hatte einen platten Reifen. Ich hatte es tatsächlich noch geschafft, dieses kanadische Erlebnis hin zu bekommen. Eine Reifenpanne in the middle of nowhere… ! Na, danke schön! 


Ok, erstmal tief durchatmen und hoffen, dass alles Equipment inklusive Ersatzrad an Bord war. Hatte das natürlich schlauerweise nicht vorher gecheckt. Zu meinem Glück war alles vorhanden und brauchbar. Also frisch ans Werk. Erstmal eine geeignete Stelle finden, wo ich den Jeep hochbocken konnte. Ich entschied mich für den Rahmen, was keine gute Idee war, denn ich konnte den Wagenheber nicht weit genug ausfahren, so dass ich den neuen Reifen nicht anmontiert bekam. Also alten Reifen wieder ran und neue Stelle suchen. Als ich mich doch dazu begnügte weiter unter den Wagen zu gucken sah ich, dass ich den Wagenheber direkt an der Achse anbringen könnte. Da würde ich weit genug nach oben kommen. Dummerweise ließ sich der verflixte Wagenheber nicht mehr komplett einfahren, so dass ich nicht unter die Achse kam. Das war doch zum Haare raufen. Außerdem wurde es langsam dunkel und kalt. Und ich war todmüde. Egal, es würde hier eh keiner vorbei kommen, so entschied ich mich, mich in meinen Schlafsack zu verkriechen und erstmal eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. Morgen im Tageslicht würde alles anders aussehen. Von der langen Fahrerei (immerhin wieder 14 Stunden) tat mir mein linkes Bein weh, so dass ich in einen sehr unruhigen Schlaf fiel. Ich musste zwischenzeitlich doch mal aufstehen und mich strecken, denn ein entspanntes und ausgestrecktes Liegen war auf der Rücksitzbank leider nicht möglich. Ich war ganz froh, dass es bestimmt noch zu kalt für Bären war, als ich da so vor dem Wagen herumstand und mich reckte. Dann hüpfte ich wieder in meinen Schlafsack und schlief bis sieben Uhr morgens durch. Mehr schlecht als recht, aber ich schlief. 

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