Mittwoch, 20. März 2013

13. Februar 2013: Nach ein paar Stunden Schlaf weckte uns die Sonne, die in die Fahrerkabine des Trucks schien... Oder besser gesagt, weckte mich. Ich beobachte eine Weile die Umgebung und war ganz erstaunt, was für ein Verkehr hier draußen herrschte. Es kamen tatsächlich zwei oder drei Autos vorbei gefahren! Ich weckte Paul, damit wir zum nächsten Checkpoint zum Frühstück kamen. Hatte Hunger. 
Sky auch aufgeweckt
Das war sowieso das Wichtigste hier: Schlaf kriegen und essen! Der Schlaf begrenzte sich meistens auf kurze Naps, die wir zu jeder Tages- und Nachtzeit dankend annahmen. Hauptsache schlafen. Um Essen musste man sich nicht so sehr sorgen. Irgendwo bekamen wir immer unser Steak. Und die Dropbags waren immer gut gefüllt mit Schokoriegeln und Nüssen. Und natürlich Müsliriegeln. War nach Central nicht mehr weit, da wir ja schon gestern ein Stück aus Circle City raus gefahren waren. 

Schmale Brücke
Kamen bei schönstem Sonnenschein am Checkpoint Central an und gingen erstmal pflichtbewusst unseren Aufgaben nach. Das hieß, wir checkten alle nötigen Versorgungsstellen aus für Stroh, Dropbags, Wasser, Methylhydrat, Schlaf- und Essmöglichkeiten. Und natürlich wo der Trail verlief und nach der Ankunft das Team geparkt werden würde. Da wir ja nun schon Profis waren, hatten wir das in 10 Minuten alles raus gefunden und machten uns auf in den Checkpoint, wo wir ein gutes Frühstück einnahmen. 



Die Leute erkannten uns wieder von unserem ersten Besuch auf der Hinfahrt und waren schon viel freundlicher. Alles war hier in der Hütte versammelt, die Vets, die Race Officials... Und wir konnten einige interessante Gespräche aufschnappen, die sich größtenteils natürlich um Dyan drehten. Ich konnte nicht alles verstehen, aber Paul kriegte einige Bruchstücke mit. Ich wusste nie, woran man mit den Leuten ist. Wenn sie mit einem persönlich sprachen, waren alle ganz angetan von ihr und dass es so toll wäre, dass sie noch im Rennen wäre und nicht aufgegeben hatte, wie all die anderen im Backpack (weshalb sie nun so einen riesigen Abstand zu den führenden Teams hatte), usw. Jedenfalls durchweg positiv. 

Knutschi
Wenn man jetzt die Gespräche untereinander hörte, kamen Dinge wie, sie wäre ineffektiv in ihrer Arbeit, zu langsam, zu viele Pausen, nicht strikt genug mit den Hunden.... Ich war deshalb sehr vorsichtig mit allem, was einem hier so erzählt wurde. Wir trafen auch wieder auf die spanische Tierärztin, die mir in Dawson City so ins Gewissen geredet hatte, dass Fifa zu dünn wäre und dass sie wahrscheinlich in Eagle abgegeben werden müsste. Sie war jetzt auch ganz begeistert und meinte, sie hätte von dem australischen Tierarzt, der das Team bei der Abfahrt in Dawson untersucht hatte gehört, dass sie richtig gut ausgesehen hätten und so fit wären. Und dass sie sich sehr für Dyan freuen würde und dass es den Hunden gut ginge. Ja, ja, sicher! Aber ich lächelte höflich und bedankte mich und dann machten wir uns auf die Hunde zu droppen und zu füttern, bevor Dyan eintreffen würde. Wir wollten auch nicht die ganze Zeit im Checkpoint sitzen, sondern im Truck Musik hören. Außerdem hatten wir auch zwischendurch noch die Hunde zu versorgen.

 

Nun mussten wir aber eine gute Parkmöglichkeit finden, dass wir den Trail im Blick hatten, aber die Hunde uns, bzw. den Truck, nicht sehen könnten. Überlegten und probierten. Letztendlich entschied Paul, dass wir hier direkt in Front zum Trail parkten, damit wir eine gute Sicht hatten. Ich war immer noch sehr nervös, dass die Hunde zum Truck rennen könnten, wenn sie ihn entdeckten. Auch wenn es inzwischen wahrscheinlich schon egal wäre. Wir kämpften hier quasi nur noch ums Überleben, nicht um den ersten Platz im Rennen. Das zeigte sich auch ganz deutlich im Verhalten etlicher Offiziellen. So erlaubte uns Craig, der nette Race Official, den wir gestern in Circle kennen gelernt hatten, dass wir schon alle Dropbags und Stroh zum Hundeparkplatz bringen durften! Das war normalerweise laut Racerules verboten. Aber Craig meinte, er wäre ein Race Official und ihm oblägen spontane Lockerungen oder Änderungen, wenn er es für nötig hielt. Das war richtig, das stand ebenfalls in den Regeln. Ok, nach zweimaliger Absicherung, ob wir das wirklich durften, brachten wir all das Zeug rüber zum Parkplatz. Zudem hatte Dyan in Circle Fleisch von ausgeschiedenen Mushern als Ersatz für ihr verdorbenes Futter erhalten. Es war nämlich erlaubt, dass sich die Musher untereinander halfen. Und die Dropbags waren ja sowieso in den Checkpoints. Also durfte sie sich daran bedienen. Und wir hatten die Reste des ausgetauschten Futters mitgenommen, das wir jetzt offiziell ebenfalls zu ihrem Parkplatz bringen durften. Wir transportierten es ja nur kurz. Es war schließlich von einem anderen Musher! Grauzone, würde man das wohl nennen. Mike kam in Central an und erzählte uns, dass Dyan nicht mehr allzu weit entfernt war und dass der Trail teilweise nicht mehr in einem guten Zustand wäre, usw. 

Mike mit den eingesammelten Markern
Der Trail mündete auf die Straße, die nach Central führte, so dass wir Dyan schon von weitem erkennen konnten. Während Paul noch den Truck umsetzte, wartete ich mit Craig und John, dem diensthabenden Tierarzt, auf das Überfahren der Checkerlinie. Vorher war es nicht erlaubt irgendwas zu tun. Zunächst sah es echt gut aus, aber kurz vor dem Ziel überlegte sich Kluane, die Leithündin, dass es für ihren Geschmack doch wieder zu viele Menschen waren und sie einfach das Team stoppte. 

Sie kommen!

Dyan tauschte Kluane gegen Storm aus und weiter ging´s. Dann entschieden sich aber alle Hunde, dass sie lieber herumschnüffeln wollten, anstatt die letzten Meter zur Ziellinie des Checkpoints zu laufen. Craig fragte, wer von uns mit den Hunden vertraut wäre. Paul sagte, dass ich sie besser kennen würde als er. Er wusste teilweise noch immer nicht all ihre Namen. Haha! Ich hatte auch eine Weile gebraucht dafür. Jedenfalls meinte Craig dann zu mir, dass ich ihr sehr gerne helfen könnte. Also ich hingelaufen und wollte Storm führen, so wie das üblicherweise ja gemacht wurde. Dyan fuhr mich an, dass sie das nicht wollte oder sie vielleicht dachte, dass sie disqualifiziert würde oder weiß der Geier, was sie wieder im Kopf hatte. Ich sagte, dass ich die Erlaubnis hätte. Ich mein, sie brauchte offensichtlich Unterstützung. Egal, Craig rief mir zu, ich solle einfach vor dem Team herlaufen, so dass sie mir folgen würden. Storm war sofort da und ab ging es in die Parkbucht. So sehr ich mich auch gefreute hatte, dass ich endlich mal zum Führen des Teams kam, so sehr bereute ich es in dem Moment, als Dyan mich so blöd anmachte. Paul hätte sie nicht so angeschnauzt. Sie bedankte sich auch immer bei ihm für seine Hilfe und alberte mit ihm herum. Ich hatte das Gefühl, ich war eigentlich gar nicht da. "The useless weight on the Truck"... Tja, so ist das halt. Aber Paul und ich wussten, dass das so nicht stimmte. Das baute mich immer wieder auf. Und dass wir so viel Spaß hatten und eine atemberaubende Landschaft zu sehen bekamen. Dafür versuchte ich Dyan´s Verhalten auszublenden. Ich wusste ja nicht mal, warum sie so war. Ich hatte mich stets bemüht und mehr konnte ich nun beim besten Willen nicht tun. War ja völlig neu im Geschäft. So hatte mich dieses Erlebnis erstmal wieder runter gezogen. Dyan musste nun doch noch Smokey abgeben, da sie sich die Pfote verletzt hatte. Vielleicht eine Zehe gebrochen. Konnte man jetzt aber noch nicht sicher sagen. Zu schade. Und ich war so glücklich gewesen, dass ich Dyan in Dawson hatte überzeugen können, dass sie Smokey im Team behielt. Und nun so was. Aber sie hatte immerhin noch bis Central durchgehalten. Ich nahm Smokey, nachdem sie offiziell vom Tierarzt aus dem Rennen genommen worden war, auf den Arm und brachte sie in unseren Lazaretttruck. Da wir nun wirklich nur noch das einzige Team in den Checkpoints waren und die Hunde sowieso nur schliefen, war es uns erlaubt uns von den Hunden zu entfernen, während Dyan zum Essen und Schlafen ging. Ich sagte zu Paul, dass er jetzt gerne wieder die Gespräche übernehmen könnte mit ihr, ich hatte die Nase voll. Als wir in die Hütte kamen, saß Dyan gerade mit Mike, dem Trailmaker, zusammen um die Trailkonditionen und ihren Zeitplan zu besprechen. Mike und Bruno fuhren hinter Dyan her, um die Trailmarkierungen hinter ihr einzusammeln. Oder besser gesagt, einer fuhr vorweg, um ihr den Trail zu ebnen und einer fuhr hinterher zum Einsammeln. Das war gut, denn so war sie nicht völlig alleine da draußen. So ging dann Paul zu Dyan, nachdem sie ihr Gespräch beendet hatte, um heraus zu finden, wie lange sie bleiben würde, usw. Sie bot ihm einen Platz an und ich saß am weitest möglichen Ende des Raums, da ich echt angepestet war. Konnte ihre Gegenwart gerade gar nicht ertragen. Einer Betreiber der Gaststätte, in dem der Checkpoint eingerichtet war, kam zu mir und fragte, ob ich einen Kaffee haben wollte. Der war ja richtig nett jetzt?! Ich freute mich und nahm dankend an. Essen wollte ich aber nichts, mir war der Appetit vergangen. Paul versuchte mich zu ihm und Dyan zu lotsen, aber ich schüttelte nur meinen Kopf und grinste ihn an, dass er da jetzt nicht raus kam. Als Dyan kurz weg ging, setzte er sich aber zu mir an den Tisch. Dyan ging dann noch zwei Stunden schlafen, bevor sie sich wieder auf den Weg machte. Wir warteten derweil im Truck.


Da die Leute die Checkpoints schließen wollten und es sowieso kein Zurück mehr gab, räumten wir ziemlich bald auf. Was hatten wir nicht wieder Mengen an Dropbags zu sortieren. Nun auch noch die von den anderen Mushern, die ihr das Futter zur Verfügung gestellt hatten. Das kostete uns wirklich viel Zeit. Und es war natürlich wieder mitten in der Nacht. Alles wurde runter gefahren und ausgeschaltet, so dass wir auch kein Internet mehr hatten, um zwischenzeitlich zu checken, wo sie sich nun aufhielt. Während wir aufräumten, banden wir die Hunde wieder am Truck an. 

Aufräumen!
Dann ging es weiter zum Checkpoint Mile 101. Mike hatte uns noch am Nachmittag gefragt, ob wir seinen Truck mit Anhänger zum Fusse des Summit fahren könnten, da er dort sein Snowmobil aufladen würde, nachdem er die Trailmarkierungen eingesammelt hätte. Mike war wirklich ein super Typ. So nett und hilfsbereit. Wir sagten ihm sofort unsere Hilfe zu. Ich meinte, dass ich das Gespann fahren würde, da ich keine Lust hatte Dyan´s Truck zu fahren. Und ich liebe alte Trucks. Und Mike´s war von Anfang der 90er. Wie die Zeit vergeht. Nun nennt man das schon alt. Erinnere mich an die 90er, als ob es gestern gewesen wäre. Als wir fast fertig waren mit Packen, startete Paul Mike´s Truck und ließ den Motor warm laufen. Er kam zu mir zurück und sagte, er würde das Gespann fahren, denn er würde den Bremsen nicht trauen. Die gefielen ihm nicht. Ich bedankte mich für seine Fürsorge, aber bestand darauf, das Gespann und nicht Dyan´s Truck zu fahren. Er hatte keine Chance. So machten wir uns bald im Mini-Konvoi auf den Weg zum Fusse des Summit, wo wie von Mike vorhergesagt eine kleine Parkbucht angelegt war. Paul düste erstmal dran vorbei und ich kam etwas dahinter zum Stehen, da ich irritiert war, dass er weiter gefahren war. Aber es war offensichtlich eine Parkbucht und es war am Summit. Ich stieg aus und fand einen Berg Trailmarker, so dass ich sicher war, dass wir richtig waren. Paul kam zurück und meinte, dass er gar nicht mehr daran gedacht hatte, dass wir den Truck hier abstellen sollten. Ich parkte das Gespann rückwärts in die Parkbucht parallel zur Straße, was Paul sehr beeindruckte. Er meinte, ich würde wohl nicht zum ersten mal mit Anhänger fahren. Nein, in der Tat. 


Weiter ging es gemeinsam im Dog Truck über den Eagle Summit in den Checkpoint Mile 101. Für eine ganze Weile hatten wir auf dem Gipfel des Summit geparkt und gewartet, da wir gehofft hatten, dass wir in der Ferne die Stirnlampe von Dyan und die Snowmobile zu sehen bekommen würden. Mike hatte gesagt, wenn wir an der richtigen Stelle wären, würden wir sie beobachten können. Aber wo war die richtige Stelle? Es sah alles gleich aus hier oben. Wir machten uns dann nach zwei Stunden auf die Weiterfahrt, da wir offensichtlich nicht am richtigen Platz gewartet hatten. Sie waren bestimmt schon durch oder noch nicht da oder wir waren einfach komplett falsch. Schade, das wäre ein super Bild gewesen. Als wir an Mile 101 ankamen, standen etliche Autos auf dem Parkplatz und wir fragten uns, wem die wohl gehörten. Schließlich waren wir hier inmitten von Nirgendwo und in der Hütte des Checkpoints war es ziemlich leer und ruhig. Die anderen Officials schliefen in ihren Trucks. Wir versuchten raus zu finden, wo Dyan später wieder ihre Sachen bekommen konnte, die sie benötigte und setzten uns dann auch in unseren Truck für einen kleinen Schlaf. 


14. Februar 2013: Hier gab es aber offensichtlich noch Volunteers, denn einer von ihnen riss uns unsanft aus dem Schlaf, als Dyan kurz vor Eintreffen des Checkpoints war. Und wir hatten schon Sorge, dass wir sie schon wieder verpasst hätten. Aber nein, es dauerte noch eine Viertelstunde, bis wir endlich ihre Lampe in der Dunkelheit erkennen konnten. Das hätte nicht nötig getan, uns so aus dem Schlaf zu holen. Hatten schließlich einen Wecker gestellt gehabt. Paul war jetzt derjenige, der etwas angepestet war. Er meinte, was für ein Verhalten das wäre. Ich musste schmunzeln. Nun standen wir hier frierend auf dem Berg und warteten. 


Es war beeindruckend gewesen, auf dem Checkpointgelände waren mehrere kleine Hütten verteilt, aus denen nun etliche Leute strömten. Nun hatten wir die Menschen zu den vielen Autos auf dem Parkplatz! Es war wirklich unglaublich, was hier plötzlich los war. Der Volunteer hatte uns gesagt, sie würden alles zu Dyan bringen, wir hätten nichts weiter zu tun. Das war doch gut. Paul wollte noch etwas aus dem Truck holen. Ich sagte, dass er besser schnell wieder hier wäre, da ich das Gespann bestimmt nicht führen würde. Da hatte ich einfach keine Lust mehr drauf. Er war aber rechtzeitig zurück und führte Dyan auf den Parkplatz.


Er gab ihr alle nötigen Informationen und die fehlenden bekam sie von dem Volunteer, der uns so nett geweckt hatte. Mike kam auch im Checkpoint an und fragte, ob wir wie besprochen den Truck am Fusse des Summit geparkt hätten. Ja, natürlich. Ja, er bräuchte den Truck jetzt hier. Sie hatten auf dem Gipfel Probleme gehabt, da alles vereist war, so dass Bruno und er mit ihren Snowmobilen nicht mehr umkehren konnten und nun hier zum Checkpoint gefahren waren anstatt zurück zum Truck. Es war wohl so viel Eis auf dem Gipfel gewesen, dass es nicht möglich gewesen war mit den Snowmobilen wieder den Hang rauf zu kommen. Wir boten Mike umgehend an, dass wir ihm zu seinem Truck fahren oder wir den Truck holen könnten. Er war sehr dankbar und meinte, dass er es sehr begrüßen würde, wenn wir den Truck holen würden, da er todmüde war. Aber er müsste selber vor Ort sein, da er nun noch einige Trailmarker einzsammeln hatte und nur er wüsste, wo er sie gestapelt zum Einsammeln zurück gelassen hatte. Ok, aber dann konnten wir ihn wenigstens fahren. Wir räumten den mittleren Frontplatz im Truck frei und machten uns auf den Weg. War eine kurzweilige Fahrt. Wir setzten Mike ab und kehrten um, um auf dem Gipfel des Summit den Sonnenaufgang zu beobachten, wie uns Mike empfohlen hatte. 

Sonnenaufgang auf dem Eagle Summit


Das war richtig schön. Nachdem aber Mike irgendwann mit seinem Truck vorbei gedüst kam, dachten wir, dass es wohl besser wäre auch zurück zu fahren, damit sich keiner Sorgen machte. Zu schade. Hätte ruhig noch den kompletten Sonnenaufgang beobachten können. 

Checkpoint Mile 101

Aber wir bekamen noch einen tollen restlichen Sonnenaufgang im Checkpoint zu sehen. Wir wurden eingeladen in der Hütte ein deftiges Frühstück einzunehmen. Das klang nicht schlecht, wir waren am Verhungern und hatten genug Süsses gegessen und wären einem deftigem Essen nicht abgeneigt. Dyan war schon fertig mit Essen und hatte sich für ein paar Stunden Schlaf zurück gezogen. 

Es wird langsam hell

Allerdings war das Essen nicht das Gelbe vom Ei... Es waren wohl die, wer weiß wie lange, warm gehaltenen Reste Rührei mit Speck und Toast. Wir nahmen uns aber trotzdem eine kleine Portion, da wir so was von hungrig waren. Ich dachte nur, was nicht tötet, härtet ab. Habe schon besser, aber auch schon schlechter gegessen. Und ich brauchte jetzt was salziges. Ich fragte die Dame, die für Essen und Getränke zuständig war, ob wir wohl etwas heißes Wasser bekommen konnten. Wir wollten nämlich unseren Instant-Starbucks-Coffee zubereiten, den wir in Dyan´s Futtersäcken gefunden hatten. Sie fragte, ob es für die Hunde oder für uns wäre. Natürlich für uns! Für die Hunde gab es einen gesonderten, beheizten Wasserbottich. 

Derselbe Ort, nur anderer Blickwinkel - unglaublich!

Dann saßen wir mit unserem Kaffee, der etwas zu dünn war, in unserem Truck und warteten,  beobachteten den Sonnenaufgang, unterhielten uns und hörten Musik. So konnte man es doch aushalten. Evlt. konnten wir später auch noch ein kleines Nickerchen halten. War ja diese Nacht wieder mal nicht wirklich viel gewesen.

 

Als es hell war, beobachteten wir aber lieber das bunte Treiben hier im Checkpoint. Während Dyan im Hintergrund ihre Hunde fertig machte zur Abfahrt, wurden schon alle Schilder von den Hütten abmontiert und alles für den Shut down vorbereitet. Skurriles Schauspiel. War immerhin noch ein Musher im Checkpoint. Wir fanden es aber irgendwie witzig.

 

Es dauerte wieder eine gefühlte Ewigkeit bis Dyan fertig zur Abfahrt war. Es beschlich einen das Gefühl, dass die Leute mit dem ineffektivem Arbeiten vielleicht gar nicht so falsch lagen. Oder es war einfach, da wir müde waren und froren und Hunger hatten. Es musste erst wieder alles in den Schlitten gepackt werden, die Hunde geweckt, gefüttert und angezogen werden. 




Dann kam noch Mike, der ihr den GPS Sender an den Schlitten baute. Wir unterhielten uns die meiste Zeit mit Craig, der wirklich ein super netter Kerl war und ehrlich versuchte Dyan so gut es ging ins Ziel zu helfen. Hier waren ihm aber ein wenig die Hände gebunden, da auch Bob wieder mit von der Partie war... Er nahm die Regeln noch immer super ernst, so dass wir lieber ganz vorsichtig waren und ja nicht zu viel halfen oder auch nur einen falschen Schritt taten. 


Und los geht´s wieder

Irgendwann war es dann soweit und Dyan startete im schönsten Sonnenschein. Sie bevorzugte das Reisen in der Nacht, da die Temperaturen dann niedriger und die Hunde schneller und arbeitswilliger waren. Aber das hatte sie nicht immer zu entscheiden. Sie hatte einen engen Zeitplan. So startete sie hier also am Vormittag. Paul war wieder gefragt, das Team durch den Checkpoint zum Ausgang zu führen. Es gab wieder kleinere Probleme, da die Hunde herumschnüffelten und nicht wirklich motiviert waren los zu rennen. Als Paul die Hunde ein paar Meter hinter der Checkoutlinie auf den Pfad bringen wollte, wurde er von Bob zurück gepfiffen, dass er eine Strafe riskieren würde, wenn er ihr helfen würde. Ups, ok, wir hielten uns also wieder brav hinter der Abgrenzung auf und beobachteten, wie Dyan alleine die Hunde wieder auf den Trail brachte und dann endlich entschwand. 
Mike´s Truck mit Trailer
Wir waren etwas durchgefroren und wollten uns kurz in den Truck setzen, um uns aufzuwärmen und zum Besprechen des weiteren Vorgehens. Kaum gesessen, kam schon einer der Volunteers und meinte, dass wir bitte sofort das Lager aufräumen sollten, da sie den Strohberg entzünden wollten. Er hatte mir schon vorher gesagt, dass wir nach Dyan´s Abfahrt so bald wie möglich aufräumen sollten, da sie den Checkpoint schließen wollten, aber kurz Aufwärmen sollte doch wohl drin sein. So machten wir uns also gleich an die Arbeit und verschoben Aufwärmen und Besprechen auf später. Ich glaube, wir waren noch nie so schnell fertig wie hier. Wir hatten für das Stroh eine Riesenplane bekommen, auf der wir das Stroh zum Misthaufen bringen konnten, was viel einfacher war als es in Säcke zu verpacken. Kaum hatten wir alles aufgehäuft, kamen auch schon die Helferlein und zündeten den Strohberg an. Da es jetzt eh nichts mehr zu warten gab, da kein Lager mehr vorhanden war, packten wir den ganzen Rest zusammen, ließen noch mal die Hunde raus und machten ein paar Fotos. 


Dann ging es wieder auf die Weiterfahrt. Wir hatten ja wieder das Glück bei bestem Wetter zu reisen. So machte es richtig Spaß. Der letzte Checkpoint vor Fairbanks war Two Rivers. Wir machten einen Umweg über Fairbanks, da wir nun richtig ausgehungert waren und dringend einen Starbucks brauchten. 



Heute war der Tag, an dem Paul völlig durch war. Als wir in einem Geschäft einige Dinge einkaufen wollten und zudem die Toilette aufsuchen wollten, guckten uns alle an, als ob wir Zombies wären. Wahrscheinlich sahen wir nach so wenig Schlaf auch so aus. Zudem dreckige, teilweise abgerissene Klamotten... Wir machten wohl nicht den besten Eindruck. Und das Paul im Moment nicht mehr in der Lage war klar zu denken und sich zu artikulieren, machte es nicht einfacher. Ich musste so lachen. Ich fand das witzig und war froh, dass Paul nun einen Hangover hatte. So kam es, dass wir also die Örtlichkeiten recht schnell fanden und man natürlich normalerweise einen Schlüssel an der Information besorgen musste. Aber der letzte Benutzer hatte die Tür nur angelehnt, so dass wir eigentlich keinen Schlüssel benötigten. Und ich weiß nicht, was in Paul´s Kopf vorging, aber wahrscheinlich eben heute nicht viel. Er meinte, wir müssten einen Schlüssel besorgen und schloss die Tür von außen. Ich stand da mit offenem Mund und fragte, was das jetzt sollte?! Ja, wir müssten doch den Schlüssel besorgen. Aber die Türe war doch offen! Ja.... Oh Mann, der Kerl war wirklich nicht zum Denken fähig heute. Dann kam auch noch ein Wachmann und wies uns darauf hin, dass wir einen Schlüssel holen mussten. Jaaaaa, haben es kapiert. Oh, was für ein Tag. Also zur Info und Mitarbeiterin mit Schlüssel geholt. Dann ein paar Dinge eingekauft für die Fahrt, Mittagessen und Kaffee. Danach ging es etwas besser. Nun machten wir uns auf den Rückweg nach Two Rivers. 


Dachten schon, wir wären zu spät, da wir einige Zeit in Fairbanks verbracht hatten. Aber wir holten den dortigen Helfer gerade aus dem Tiefschlaf. Dyan war also noch nicht da. Das war gut. So kümmerten wir uns um die Hunde und fuhren noch zu den Chena Hot Springs. Es war inzwischen schon wieder dunkel geworden. Wenn wir Zeit genug haben würden, wollten wir aber auch diese Hot Springs besuchen. War ein eindrucksvolles Gelände. Um die Hot Springs war eine Hotelanlage gebaut. Und überall Asiaten... Unglaublich. 

Chena Hot Springs
Nachdem Dyan angekommen war, gingen wir in eine benachbarte Gaststätte essen. Es war geöffnet, aber der Wirt konnte oder wollte uns nur eine Pizza anbieten... Tiefkühl in der Mikrowelle erwärmt... Besser als gar nichts. Wir hatten auf die spektakulären Hamburger gehofft, die uns empfohlen worden waren. Aber jedenfalls was Warmes im Magen. Die Hütte war auf jeden Fall echt urig. Konnte man nicht anders sagen. 



Mit Bärenfellen an der Wand, einem riesigen Holzofen, nette Einheimische, die fast gar nicht neugierig waren... Wir hätten uns hier sogar ein Zimmer nehmen können, aber wir waren nicht sicher, ob es sich lohnen würde oder ob sie uns überhaupt eines vermieten würden. So zogen wir den Truck vor. Wir parkten hinter einem Schneehügel, damit die Hunde uns nicht sehen konnten. Ich wachte zwischendurch auf und sah, dass da jemand um die Hütte lief mit einer Lampe. Wir fragten uns, ob es Dyan wäre. Oder ob jemand bei den Hunden zugange war... Ich sagte, ich würde das checken. Es war ein anderes Musherteam, die aber wohl schon im Ziel waren und jetzt hier nur kurz Station machten, um ihre Hunde zu füttern. Ich unterhielt mich eine ganze Weile mit ihnen und ging dann zurück zum Truck. Alles in Ordnung. Dauerte noch eine Zeit bis Dyan los wollte.

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