Donnerstag, 14. März 2013

Mittwoch, 30. Januar 2013: Während Paul "ausschlafen" durfte, standen wir um 5.30 Uhr auf, um die Hunde zu versorgen. Stiefelten also runter zum Truck und fuhren zu unserem inzwischen angestammten Parkplatz, wo wir die Hunde ausluden und Dyan Futter vorbereiten wollte. Es war schon jetzt wieder eine spürbare Spannung in der Luft. Alles mögliche war nicht nach ihrer Nase heute Morgen. Die Sachen waren nicht in der richtigen Reihenfolge gepackt und nicht an der richtigen Stelle zu finden. Als sie nun auch noch fest stellte, dass ich gestern Abend den vollen Wasserkanister im Truck vergessen hatte (war echt erledigt gestern) und ich auch noch gewagt hatte zu erwähnen, dass sie mir vielleicht einige Dinge vorab erklären könnte, war das Fass voll. Sie tickte aus. Ich stand nur da und glaubte nicht, was sie da von sich gab. Irgendwie schaffte ich es aber die Kontrolle über mich zu behalten, so dass es nicht zu einem sehr eindrucksvollen Blow up kam, nach dem mir gerade wirklich der Sinn stand. Aber ich hörte mir einfach an, was sie mir um die Ohren zu schmeißen hatte, widmete mich wieder meiner Arbeit und hielt ab jetzt große Distanz und sprach nicht weiter mit ihr. Ich hatte das Gefühl, das wäre jetzt das Beste, was ich tun konnte. Und nicht weiter über das Gesagte nachdenken, denn das würde mich unter die Decke bringen. Als sie sich beruhigt, die Hunde versorgt und aufgeladen waren fuhren wir zum Edgewater Hotel, wo wir uns um acht Uhr mit Paul zum Frühstück treffen wollten. Waren etwas spät. Nach dem Frühstück ging es mal wieder zu unserem beliebten Ziel Canadian Tire, um unter anderem einen neuen Wasserkanister zu besorgen, da ja der andere nun erstmal nicht brauchbar war. Mit Paul war es richtig nett und ich war sicher, dass wir gut auskommen würden die nächsten Wochen. Die gesamte Atmosphäre war nun entspannter. Ich glaube, Dyan war sehr dankbar, dass er da war. Ich auch…! Auf der Fahrt zurück nach Tagish sprach Dyan mehr mit Paul als sie mit mir in den gesamten zwei Wochen gesprochen hatte… Wir fuhren direkt zu unserem Camp bei Michelle, wo Dyan heute das erste Mal alle 14 Hunde anspannen wollte. Das erste Mal! Ich dachte, ich hör nicht richtig. Das war ein wenig spät, wenn man bedachte, dass das Rennen in drei Tagen starten würde. Aber gut, ließ sich ja nun nicht ändern. Besser jetzt probieren als gar nicht mehr vor dem Start, nicht wahr?! Wir mussten aber noch warten mit dem Anspannen, da das Alaska Team sich in unserem Hockeygarden breit gemacht hatte und gerade noch mit Anspannen für ihre eigene Trainingsfahrt beschäftigt war. So nutzten wir die Zeit, um noch schnell einen Suppe für die Hunde zu kochen, damit sie noch ein wenig Flüssigkeit bekamen bevor sie starteten. Als die anderen weg waren, ging alles wieder ganz schnell. Hunde "anziehen" und anspannen. Wie gesagt, heute 14! Es war wieder mal ohrenbetäubend und ich hatte die Aufgabe, das Gespann in der Spur zu halten. Das ist wirklich ein hartes Stück Arbeit 14 Hunde ruhig zu halten. Und das war noch nicht alles, ich musste auch noch ein Stück mit rennen, als sie starteten, damit der Schlitten nicht am nächsten Baum hing. Denn leider machte der Trail gleich zu Beginn eine leichte Linksbiegung. Und das Gespann war unglaublich lang. Ich hoffte, dass sie alle in einem Stück zurück kommen würden. Als sie weg waren schnappte ich mir den Schlitten und ging zur Hütte, denn ich sollte hier aufräumen und sauber machen. Paul hatte die Aufgabe bekommen mit der Bandsäge Fleischblöcke zu schneiden. Leider war es zu kalt, so dass die Säge nicht wirklich lief. Dabei waren es nur um die -20°C. Naja, Paul überraschte mich mit einem Besuch in der Hütte, wo er mir schilderte, warum er nicht drüben bei Michelle war und Fleisch in handliche Snackgröße zersägte und mir stattdessen beim Aufräumen half. Hatte ich auch nichts gegen. War wirklich angenehm mit ihm zu arbeiten. Nachdem die Hütte leer geräumt war, machte er sich wieder auf den Weg zum Camp für den Fall, dass Dyan bald zurück kommen würde. Ich sortierte noch all den Kram aus der Hütte in die Garage und ging dann auch wieder rüber. Als ich ankam, war schon alles eingepackt und die Hunde aufgeladen. Dyan meinte, dass wäre ja gutes Timing, dass ich kam, so dass wir gleich starten könnten. Sie war gut gelaunt und es hatte alles wunderbar geklappt auf der Trainingsfahrt. Da war ich echt froh. Wäre jetzt nämlich offensichtlich zu spät, wenn sie rausgefunden hätte, dass sie noch irgend etwas geändert haben musste. Sei´s im Gespann, im Equipment, am Schlitten… Ich nahm Paul kurz zur Seite und fragte, ob er rechtzeitig zurück gewesen war, um Dyan mit den Hunden zu helfen oder ob er Ärger bekommen hatte. Er meinte, als er kam, war sie gerade eingetroffen und es gab keine Probleme. Gott sei Dank. Nun hieß es noch ein paar Riesenfleischbrocken einladen, die hart gefroren und die Konsistenz und das Gewicht von Zement hatten. Klemmte mir beim Einladen auch gleich den Finger zwischen zweien. Na super. Heute war der Tag der Meetings, so dass wir wieder mal in Eile waren und uns auf den Weg nach Whitehorse machten. Dyan sollte um 16 Uhr ihr erstes Musher-Meeting haben und es war schon halb drei. Waren spät dran. Kamen aber pünktlich am McIntry Mountain an und lieferten Dyan ab. War schon beeindrucken die Massen an Dogtrucks und die weltbesten Musher… Wir hatten nun eine Stunde Zeit und fuhren erstmal zu Starbucks und anschließend die Hunde zum Pinkeln. War super nett mit Paul. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und stellten fest, dass wir ziemlich ähnlich tickten. Das war gut, wenn man bedachte, dass wir die nächsten zwei Wochen rund um die Uhr gemeinsam im Truck leben würden. Nach unserem netten Gespräch und leckeren Kaffee fuhren wir zu unserem angestammten Pinkelparkplatz für die Hunde und Paul zerhackte einen der Riesenfleischblöcke mit der Axt. Leider war das Fleisch zu hart gefroren, die Axt brach… Paul entschied die Axt vom Schlitten zu nehmen. Ich meinte, dass das evtl. keine gute Idee war, aber ich wusste, dass Dyan Paul nie etwas krumm nehmen würde. Jedenfalls nicht offensichtlich. So überließ ich ihm die Entscheidung mit der Axt. Das zerkleinerte Fleisch brachten wir nun zum Einweichen ins Hotel. Wir waren erst nicht sicher, ob wir das Futter mitnehmen sollten oder lieber im warmen Hotel lassen sollten. Da wir aber noch keine Ahnung hatten, wie es nachher weiter gehen würde, beschlossen wir den Eimer im Bad zu lassen, da es draußen nur wieder frieren würde. Fuhren dann zurück zum Meeting, um zu hören, wie der weitere Zeitplan aussehen würde, was Dyan in der Zwischenzeit mit den Race Officials besprochen haben wollte. Als wir ankamen (wir waren etwas spät), war die Pause schon im Gange. Wir fanden bald Dyan, die jetzt natürlich die Hunde füttern wollte. Wie hätte es auch anders sein können?! Wir eröffneten ihr, dass wir das Futter nun im Hotel gelassen hatten, das wir nicht Gefahr laufen wollten, dass es gefrieren würde. Wir wussten ja nicht, dass sie in ihrer Pause Hunde füttern wollte. Sind ja keine Hellseher. Naja, war ihr nicht wirklich recht, aber konnte sie nun auch nicht ändern. Also fuhren Paul und ich zurück zum Hotel, holten das Futter, fuhren zum Parkplatz, Hunde wieder abladen, füttern und wieder aufladen. War total witzig mit Paul. Und lustig war auch, als er mich anschaute, als wir die Näpfe füllten und meinte, er wäre nun total verunsichert von Dyan, was nun richtig und was falsch wäre und ob wir das nun so oder so machen sollten. Ich bekam einen Lachanfall! Das war zu süß. Ich meinte dann nur, ob er sich jetzt vorstellen könnte, was ich die letzten zwei Wochen durch gemacht hatte. Er nickte und sagte, dass er das unglaublich findet, wie ich das die ganze Zeit überlebt hatte. Es tat so gut mit ihm zusammen zu sein. Endlich jemand, der mich verstand und mit dem ich all das teilen konnte. Da ich mich aber nun wirklich erfahren genug fühlte, wies ich Paul ein wenig ein und meinte, dass er sich jetzt nicht verrückt machen sollte. Wir würden das schon managen. Und ob nun ein Fitzel Fleisch mehr oder weniger im Napf war, war nicht kriegsentscheidend. Er stimmte mir zu und wir bekamen alles gut hin. Ab 18.30 Uhr war das Meeting für die Öffentlichkeit frei gegeben, so dass wir uns nun sputeten wieder dorthin zu kommen. Wir hatten die Aufgabe erhalten Poster mit den Unterschriften der Musher zu kaufen. Paul und ich wollten natürlich auch jeder eines haben. Als wir ankamen war es schon 19.30 Uhr. Der Parkplatz war voll. Ich sagte, dass ich schnell rein springen, Poster kaufen und dann wieder raus kommen würde. Paul könnte dann im Truck warten. Ja, das gestaltete sich gar nicht so einfach, denn ich konnte Poster kaufen, aber ohne Signaturen! Die Dame am Verkaufsstand, mit der ich mich übrigens über den Abend noch öfter sehr gut unterhielt, meinte, das wäre meine Aufgabe mit den Postern von Musher zu Musher zu gehen und die Unterschriften zu sammeln. Oh! Ok, das würde eine Weile dauern. Denn ich kaufte den Rest der Poster am Stand. Ich konnte noch 15 Stück ergattern. Also machte ich mich auf und startete mit Krispin Studer, ursprünglich Schweizer, der gleich Deutsch mit mir sprach, was mir witzigerweise echt schwer fiel. Das Gute an so vielen Postern war, dass mich wirklich jeder Musher wahrnahm und ich in nette Gespräche kam. Manchmal ließ ich ein paar Leute überholen, die lediglich ein Poster zu signieren hatten. Ha, ein Poster. Das ist doch für Anfänger! Ich hatte jedenfalls eine Menge Spaß und lernte viele nette Leute kennen.Irgendwann tauchte auch Paul hinter mir auf, der mich schon auf der Vermisstenliste hatte. Ich war nun fast durch mit den Mustern, nur zwei fehlten noch, die leider das Meeting offensichtlich schon verlassen hatte. Einer von ihnen war Allen Moore, ein bekannter Musher. Paul witzelte, dass es echt bös wäre, wenn ausgerechnet er den Yukon Quest gewinnen würde. Haha! Gegen 21 Uhr machten wir uns auf den Weg ins Hotel und gingen runter in die Bar, Dyan wollte noch was essen. Ich war auch nicht abgeneigt, da wir seit dem Frühstück nicht wirklich was gegessen hatten. Paul und ich waren während des Tages über Dyan´s Nußmix hergefallen. Als sie das erfuhr, meinte sie, dass die nicht für Handler gedacht waren. Ich antwortete, dass wir ja keine wirklichen Handler wären, was sie einsehen musste. Zum Abschluss des Tages ging es noch mal zum Hunde pinkeln lassen und anschließend duschen, so dass ich um 0.15 Uhr ins Bett fiel. 

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