Mittwoch, 20. März 2013

Dyan kam heute, am 8. Februar 2013, gegen zwei Uhr morgens in Dawson an. Die Hunde schienen noch gut in Form zu sein, Dyan sah happy aus. Das war doch gut. Nachdem alle Eincheckformalitäten erledigt waren, fuhr sie das Team rüber zum Campground. 

Sie sind da!

Wir folgten mit dem Truck und überholten sie auf der Eisbrücke. Am Eingang zum Campground übernahm Paul wieder das Führen des Teams zu unserem Camp und ich folgte mit dem Handschlitten, auf den wir einige vergessene Utensilien geladen hatten. Zudem packte ich noch etwas mehr Feuerholz ein. Würde eine kalte Nacht werden. Dyan brachte ihre Hunde ins Zelt und versorgte und fütterte sie. Paul machte inzwischen Feuer. 

Eigentlich ganz gemütlich...
Anschließend brachte Paul sie zu der älteren Lady, Karen, zum Übernachten. Ich wachte über die Hunde. Sie waren alle so fertig und schliefen tief und fest. Gegen vier Uhr morgens kam Paul zurück. Wir waren so müde. Und hatten kein Zelt… Paul breitete eine Plane neben dem Feuer aus und legte sich schlafen. 

Wer kann, der kann....
Ich meinte, ich könnte bei der Kälte eh nicht schlafen und würde stattdessen das Feuer hüten. Das war eine kurze Nacht. Ein paar Stunden später wurde es sowieso hell und Schlaf wird absolut überbewertet. 

Idyllisch, nicht?!
Ich beobachtete die Morgendämmerung, checkte immer wieder, ob die Hunde noch zugedeckt waren und nicht froren und versuchte irgendwie nicht zu sehr zu frieren. Der Morgen kam schnell. 

 

Zum Frühstück holte Paul uns einige Müsliriegel aus dem Truck. Es war immer ein ordentlicher Fußmarsch, da kein Truck auf dem Gelände geparkt werden durfte. Da inzwischen ein Großteil der Teams schon wieder weiter gereist waren, hatten wir wenigstens die Möglichkeit direkt vor dem Eingang zu parken. Aber trotzdem stiefelte man zehn bis fünfzehn Minuten da raus. Paul wartete nun auf den Anruf von Dyan, wann er sie abholen und einige Dinge mit ihr erledigen sollte. So wendete sich das Blatt. Nun fiel Paul die Aufgabe zu, Dyan zu versorgen und ich blieb bei den Hunden, was mir ganz recht war. Ich war so was von tot. Hatte nun bis auf die ein oder andere Stunde im Truck vor Dyan´s Ankunft diese Nacht gar nicht geschlafen.



Es waren um die -20°C, so dass es nicht zu kalt war. Normalerweise herrschte beim Yukon Quest eine Temperatur von -40°C. So war ich dankbar, dass es so "warm" war. Es war immer noch kalt genug, dass man ordentlich fror, wenn man sich nicht bewegte. Trotz des Schneeanzuges. Um schon mal was zu tun, gaben wir den Hunden Frühstück, dass sie gierig verschlangen, nachdem wir sie wach gekriegt hatten.

Hundefrühstück
Dann montierten wir das Sledbag ab, da Dyan alles zum Trocknen in die RCMP Garage gebracht haben wollte, die extra für diese Zwecke zur Verfügung stand. Gegen neun Uhr kam dann auch Dyan´s Anruf und Paul musste sich auf den Weg machen. Ich kam noch mit zum Truck, um ihm beim Einpacken des Sledbags zu helfen. Der Truck fuhr davon und ich blieb todmüde und frierend zurück. Zudem war ich nun schon seit einigen Stunden nicht aus meinen Stiefeln gekommen und meine Füße schwammen regelrecht. Das war nicht gut. So gut es tat zum Aufwärmen zurück zum Camp zu gehen, so schmerzhaft war es auch. Ich bekam ganz offensichtlich Blasen an den Füßen durch die Feuchtigkeit. Kurz nachdem Paul und Dyan abgefahren waren, kam ein ganzes Team von Tierärzten und wollten die Hunde checken. Sie wollten die Chips überprüfen. Ich meinte, dass sie das natürlich machen konnten. Aber als sie nach dem Vetbook fragten, kam ich leicht ins Schwitzen. Mir fiel ein, dass es sich wohl noch im Sledbag befinden musste, das jetzt zum Trocknen in der RCMP Garage hing. Oh Mist! Und wir waren verpflichtet, das Vetbook immer in der Nähe der Hunde zu haben. Ich überlegte mir schnell eine kleine Notlüge und meinte, dass Dyan es wohl bei sich trug, damit es nicht verloren ging. Ich mein, das hätte gut sein können, denn sie machten hier echt einen großen Fez um diese Vetbooks. An einigen Checkpoints wollten sie es nicht mal uns Handler überreichen, nur dem Musher persönlich. Und das, obwohl in den Regeln steht, dass das Vetbook dem Musher oder dem Handler übergeben werden darf. Ja, ja, als Handler zählst Du nichts hier beim Yukon Quest. Das war offensichtlich. 



Xhosa hat alles im Blick
Ich wachte wieder über Hunde und Feuer. Als ich so am Feuer saß, um nicht komplett einzufrieren, nickte ich doch tatsächlich ein. Wer hätte das gedacht. Aber lasst Euch gesagt sein, dass es keine gute Idee ist, neben einem Feuer sitzend einzuschlafen. Denn ich fiel natürlich ins Feuer. Man ist dann verdammt schnell wieder wach. Das ist sicher. Passierte mir zwei mal. Dann hatte ich genug und versuchte mich im Hundezelt ein wenig ins Stroh zu legen. Konnte tatsächlich für eine halbe Stunde ein Nickerchen halten, bevor ich frierend wieder aufwachte. So ein Mist. Ich fühlte mich wie vom Panzer überrollt. 

Alles schläft
Dann kamen auch Paul und Dyan zurück, die beide ein wenig besser ausgeruht aussahen. Keine Ahnung, wie die das machten. Ich erzählte Dyan die Sache mit dem Vetbook und sie schüttelte den Kopf und wusste nicht, was das sollte. Sie sagte, dass die Vets schon ihren Check gemacht hatten und sie ernsthaft versuchten irgendwas zu finden… Sie meinte dann nur, dass Paul das Buch bringen würde, wenn er sie zurück in die Stadt fahren würde. Während Dyan sämtliche Sachen durchsuchte, was sie gereinigt, getrocknet oder sonstwas haben wollte, bekam ich die Aufgabe ab jetzt die Hunde alle vier Stunden zu füttern. Wow! Während ich mich also schon wieder um die nächste Hundemahlzeit kümmerte, verschwanden die beiden mitsamt Schlitten und allem möglichen Equipment. Bekam zwischenzeitlich Besuch von Jeremy, der Hunde spazieren führte. Das Alaska Team hatte den Platz 24, wir 19. So waren sie ziemlich nahe. Und wenn man nicht so viel zu arbeiten hätte, hätte man öfter mal einen netten Schnack haben können. Gegen Mittag kam Paul zurück und brachte Kaffee und etwas zu essen. Ich hatte mich derweil mit Müsliriegeln über Wasser gehalten. Es hatte während des Tages heftig zu schneien angefangen, so dass ich auch noch damit beschäftigt war, den schweren Schnee regelmäßig von den Planen zu schütteln. Und mein ganzes Feuerholz wurde voll geschneit. Eine Lösung musste her. Ich ging zu Jeremy und Bob, denen wir eine Plane gegeben hatten für ihr Zelt, die sie letztendlich aber doch nicht mehr gebraucht hatten und fragte, ob ich die haben könnte, damit ich mir noch ein Vordach bauen könnte. Ich stiefelte zurück und schmiss also noch eine dritte Plane über unsere Seilkonstruktion. So konnte auch ich im Trockenen sitzen.

Päuschen unterm Vorzelt
Das Vetbook hatte er in der Eile im Truck vergessen. Wir würden es dann holen, wenn wir gegessen hatten. Ich begleitete ihn dann zum Truck, um das Buch zu holen, wobei wir einem der Race Officials in die Arme liefen, den ich bisher noch nicht kennen gelernt hatte. Er fuhr uns an, wo das Vetbook wäre und dass wir eine Disqualifizierung Dyan´s riskieren würden mit dem Verhalten. Ich hielt jetzt lieber den Mund, da mir gerade die Hutschnur hoch ging. Was bildete der sich ein?! Konnte doch passieren. Und ich hatte den Tierärzten gesagt, dass ich es so bald wie möglich beschaffen würde, aber Dyan nicht kontaktieren könnte. Und dann kommt der Typ daher und macht einen auf Big Boss. Paul übernahm das Reden, was wirklich gerade besser war. Er meinte, dass wir gerade auf dem Weg wären und ich es sofort zu den Tierärzten bringen würde. Bla Bla Bla und Honig ums Maul schmieren. Aber das war wirklich notwendig gerade, nur ich nicht in der Lage. Daher: Besser Schnauze halten. Er liess sich aber beruhigen und wir setzten unseren Weg fort. Ich griff das Buch und eilte zur Tierarztzentrale, um zuckersüß noch mal um Verzeihung zu bitten und dass sie jederzeit vorbei kommen könnten, da ich jetzt wieder im Camp wäre. Sie kamen dann auch tatsächlich zehn Minuten später und untersuchten die Hunde und prüften die Chips. Sie waren sehr besorgt und meinten, dass die Hunde sehr dünn wären. Besonders Fifa! Wenn Fifa bis Eagle noch mehr Gewicht verlieren würde, dann würden sie sie aus dem Rennen nehmen. Ich meinte, dass ich das gerne an den Musher weitergeben würde, aber selber dazu nichts sagen könnte. Ich persönlich fand, dass Fifa nicht die Dünnste hier im Team war. Aber egal. Paul kam noch mal kurz vorbei, da er noch irgendwas holen musste. Er musste aber schon bald wieder los, Klamotten aus der Reinigung holen oder Dyan rum kutschieren oder was am Schlitten arbeiten. Ich sollte mich heute Abend um 20 Uhr mit Dyan im Eldorado treffen, wo sie mich zum Essen einladen wollte. 

Hundemassage
Bis dahin hieß es für mich Hunde füttern, Hunde massieren, Hunde spazieren führen, Zelt säubern, wenn ich nicht schnell genug war mit dem Spazieren gehen. Und das passierte fix, denn alle Hunde bekamen zur selben Zeit Futter, so wollten auch alle zur gleichen Zeit ausgeführt werden… Pech für mich. Ich hielt die Spaziergänge so kurz wie möglich, da ich echt kaum noch laufen konnte. Erstaunlich, wie schmerzhaft Blasen sein können. Wenn die Hunde schliefen, versuchte ich meine Socken und Füße am Feuer zu trocknen, was nur dürftig gelang, da die Stiefel sowieso durchweicht waren. Aber ich konnte meine Blasen im Schnee kühlen. Das tat gut. Jeremy kam später noch mal vorbei und machte erstmal ein richtig großes Feuer für mich, damit es auch wirklich warm wurde. Das war super. Fühlte mich gleich etwas besser. Ich sah aus wie der Tod auf Latschen und so fühlte ich mich auch. Paul kam abends wieder ins Camp und meinte, dass er dann bei den Hunden schlafen würde heute Nacht und ich könnte ja wieder zu Meg fahren. Ich war etwas erstaunt. Ich meinte, dass ich mich dort eigentlich quasi abgemeldet hatte und nicht vor hatte, einfach wieder bei Meg vor der Tür zu stehen und zu fragen, ob ich noch mal eine Nacht dort schlafen könnte. Besonders, da ich ja schon gestern Nacht gar nicht mehr dort geschlafen hatte. Hm, ich dachte mir, vielleicht brauchte er einfach mal ein bisschen Zeit für sich. Konnte man ihm ja nicht verübeln. Ich sagte, dass ich dann im Truck schlafen würde. Würde sich schon was finden. Jetzt machte ich mich nach der letzten Fütterung aber erstmal auf den Weg in die Stadt. Fuhr das erste Mal den Dog Truck und ich muss sagen, der ist wirklich groß. Das würde ja nichts machen, aber der ist sowas von unübersichtlich. Grässlich zu fahren. Bekam dann direkt vor dem Hotel einen Parkplatz. Und Dyan bog auch gerade um die Ecke. Timing. Ich war nur überhaupt nicht hungrig. Ich war einfach nur müde. Ich weiß auch nicht, warum sie mich einladen wollte. Egal, ich aß nur eine Suppe und ein Sandwich und dann fuhren wir gemeinsam wieder zum Campground, da sie ihren Hunden noch säureabsorbierende Pillen geben wollte. Das war nötig, dass die Hunde keine Magenprobleme bekamen. So kam es, dass wir beide, Paul und ich, die Nacht doch wieder zusammen verbringen würden. Aber erstmal musste Paul für Dyan wieder den Chauffeur mimen und blieb dann auch gleich zwei Stunden weg, da Dyan noch mitten in der Nacht einige nette Aufgaben für ihn auf Lager gehabt hatte. Als er zurück war, meinte ich gleich, dass wenn er seine Ruhe haben wollte, ich mich in den Truck zurück ziehen würde. Hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen gehabt, da ich dachte, ich würde ihm schon auf den Wecker gehen und wollte das gleich als erstes los werden. Er guckte mich aber nur erstaunt an und mir war klar, dass ich wohl was falsch interpretiert hatte. Da war ich beruhigt. Oder vielleicht war er jetzt einfach auch wieder besserer Laune. So fütterte wir die Hunde nochmals um halb zwei Uhr nachts und führten sie aus. Dann meinte Paul, dass wir uns doch gut in den Truck zurück ziehen und uns aufwärmen könnten. Oder ob ich wüsste, dass es vorgeschrieben war, dass man bei den Hunden blieb. Ich wusste es nicht. So entschied er, dass man nur ein guter Handler sein konnte, wenn man auch ein wenig Schlaf bekam. Da die Hunde nach vier Stunden sowieso immer nicht mehr ganz so hungrig waren, sagte er, dass wir auch ein wenig Schlaf bräuchten und die Hunde jetzt erst in fünf oder sechs Stunden füttern würden. Wir konnten ja nicht arbeiten, wenn wir komplett übermüdet waren. Das klang vernünftig, so stellte ich den Wecker auf 6.30 Uhr. Und dann: endlich Schlafen! 

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