Mittwoch, 20. März 2013

Dienstag, 5. Februar 2013: Ziemlich gerädert holte uns der Wecker aus einem unruhigen Schlaf. Auf ging´s zum Checkpoint Dyan´s Lage prüfen und dann nach McCabe Creek, wo wir keinen Hund vorfanden, aber dafür übernächtigte Volunteers und Race Officials. Sie waren aber erstaunlich happy uns zu sehen und luden uns zu einem deftigen Frühstück ein. So kamen wir nun doch noch in den Genuss des Elcheintopfs und des hausgebackenen Brotes… Um sechs Uhr morgens. Dazu einen laschen Kaffee. Aber besser als gar kein Kaffee. 

Is´ klar, oder?!
Frisch gestärkt und mit einigen interessanten Backgroundinfos gefüttert fuhren wir wieder nach Pelly. Während wir warteten, konnten wir uns an einem schönen Lagerfeuer aufwärmen, das direkt vor den Hundelagerplätzen platziert war. Das war ja Luxus. Dyan kam gegen 7.30 Uhr morgens in Pelly Crossing an. 


Wir konnten sie schon lange auf der langen Zufahrtsstraße zum Checkpoint entdecken. Oder besser gesagt, ihre Stirnlampe. War noch dämmrig. Als sie näher kam und an den parkenden Trucks vorbeikam gab es Probleme. Sie bog ab, anstatt einfach geradeaus in den Checkpoint zu fahren. Oh, oh, uns wurde heiß und kalt. Wir hatten den unseren Truck ebenfalls dort geparkt, obwohl wir klare Anweisung hatten mindestens einen halben Kilometer weit vom Trail entfernt zu parken, damit die Hunde nicht dorthin rennen würden, wenn sie ihn entdeckten. Wir schauten uns nur an und ahnten uns in großen Problemen. Jeremy stand auch bei uns und ich teilte ihm meine Besorgnis mit, dass dieses Missgeschick wohl auf unserem Mist gewachsen war. Aber er beruhigte mich und meinte, dass die Hunde mit Sicherheit nicht unseren Truck herausgesehen hatten. Dyan hatte auch rechtzeitig gestoppt, da sie wohl gesehen hatte, dass dies nicht der richtige Weg war und hatte ihr Team wieder auf die richtige Strecke gebracht. Puh, das war knapp. Später fanden wir heraus, dass nicht die Hunde falsch gelaufen waren, sondern dass Dyan sie fälschlicherweise dorthin gelenkt hatte, da sie aufgrund eines blöd geparkten Trucks die Trailmarker nicht mehr sehen konnte. Das meldeten wir sofort Sebastian Schnuelle, einer der Race Officials, der sich gleich auf den Weg machte, um das zu überprüfen. Wir hatten nun das Glück, dass Dyan direkt vor unserem Lagerfeuer geparkt wurde. So würden wir jedenfalls nicht frieren, während wir die Hunde im Auge behielten, als Dyan zum Essen und Schlafen im Checkpoint verschwand. Natürlich erst nach der üblichen Versorgung und Fütterung der Hunde. 


So langsam gewöhnten wir uns an das Gefühl nicht helfen zu dürfen. Es war schon wirklich seltsam nur daneben zu stehen und nicht helfen oder sich unterhalten zu dürfen. Auch Hunde und Equipment durften von uns nicht berührt werden. So die Regeln. Normalerweise war auch nur ein Handler zur Zeit beim Team erlaubt. 

Checkpoint Pelly Crossing
Aber da sie nun so schön am Zaun geparkt worden war, konnten wir gemeinsam am Feuer sitzen und den Job der Hundewache zusammen übernehmen, was viel angenehmer war. 

Brav hinter der Absperrung bleiben...!
Zwischenzeitlich besorgte ich uns auch noch einen Kaffee zur inneren Aufwärmung. Nach einigen Stunden kam Dyan zurück und wir waren erstmal wieder frei gestellt. Da Voutseck immer noch ziemlich gerädert aussah und sehr steif ging holte Dyan einen Vet, um zu checken ob sie sie noch weiter einsetzen konnte. Glücklicherweise bekam sie grünes Licht. 

Vet Check
Wir hatten schon genug Hunde an Bord und sie würde noch jeden einzelnen im Team bitter nötig haben. Waren ja gerade mal am dritten Checkpoint! Nachdem sie alle Hunde wieder fertig "angezogen" hatte, begleiteten wir sie wieder aus dem Checkpoint. 

 

Heute sogar zu zweit, da nicht mehr genug Freiwillige da waren, die das Team führen konnten. So griff ich einfach in der Mitte des Gespanns in die Leine und als keiner etwas dagegen sagte, ging ich davon aus, dass es ok wäre. Paul führte wieder die Leithunde an. 



Als sie nun weg war räumten wir wie gewohnt nach einer Stunde Wartezeit ihren Lagerplatz auf. Bekamen sogar noch Hilfe von einem anderen Handler, dem wir in Braeburn geholfen hatten. Eine Hand wäscht die andere. Waren somit echt fix fertig. Paul und ich durchstöberten beim Aufräumen wieder Dyan´s Drop Bags nach Essbarem. Man muss ja sehen, wo man bleibt. Wurde schon zur geliebten Gewohnheit die Müsliriegel, Schokolade und Nussmixtüten heraus zu suchen. Wir ahnten schon jetzt, dass wir bestimmt nach dem Rennen all diese Dinge nicht mehr sehen werden könnten. Jetzt waren wir aber einfach nur hungrig. 

Nicht die Größe ist entscheidend...

Es war eigentlich gar nicht so kalt, aber überall hatte sich der Frost niedergelassen und es sah irgendwie skurril und interessant aus. 





Dann ging es auf nach Dawson City, wo wir das Camp aufzubauen haben würden und Dyan ihre 36 Stunden Pause zu nehmen haben würde. Wir kamen am späten Nachmittag dort an. Fanden ziemlich schnell den Campground, wo wir unser Camp aufzubauen haben würden, sowie den Checkpoint, der in der Touristeninfo eingerichtet war. Dort war auch unser Kontakt für unsere Übernachtungsmöglichkeiten hinterlegt. Wir hatten zunächst versucht ein Hotelzimmer zu bekommen, da wir von Dyan schon die Info bekommen hatten, dass wir in verschiedenen Häusern unterkommen würden. Da waren wir eigentlich nicht so scharf drauf. Aber ich weiß nicht, was wir erwartet hatten, es war natürlich in der ganzen Stadt kein freies Hotelzimmer zu finden. Also kontaktierten wir unsere Gastgeber, was sich als nicht allzu einfach gestaltete, da die ältere Dame beim Bekanntmachen meinte, sie könnte mich nicht verstehen, da ich einen Akzent hätte und sie schlecht hören würde. Ich meinte, das wäre kein Problem, sie könnte alles weitere gerne mit Paul besprechen, der würde akzentfrei Englisch sprechen. Sie hatte kein Auto und wollte nun gerne mit uns zu unseren Quartieren fahren. Tja, das war nun ziemlich schwierig, da wir nur zwei Sitze frei hatten… So blieb ich im Checkpoint, während Paul die Freude hatte mit ihr unsere Gastgeber zu besuchen. Sie selber würde später Dyan beherbergen, hatte aber die anderen Unterkünfte für uns organisiert. Als Paul zurück kam, schien er wenig begeistert. Er meinte, meine Unterkunft wäre ja ganz nett, aber er würde in einer echt schäbigen Hütte ohne fließend Wasser und Toilette unterkommen. Oh, oh, das tat mir leid, musste aber irgendwie lachen. Wir fuhren nun gemeinsam dorthin, damit ich mich meiner Gastgeberin, Meg, vorstellen konnte. Oh, ich hasste so was ja. Aber sie war sehr nett. Sie wohnte in einer Hälfte eines kleinen Hauses, das wirklich sehr gemütlich war. Ich würde auf dem Sofa schlafen können. Während Paul im Truck auf meine Rückkehr wartete, damit wir noch was essen gehen und später wie üblich unsere Hunde raus lassen konnten, schnackte ich ein paar Minuten mit Meg. Dann gingen wir im Checkpoint etwas essen, was uns sehr empfohlen worden  war. Sie hatten eine kleine Kantine eingerichtet und man konnte für kleines Geld hausgemachtes Essen kaufen. Und es war wirklich lecker. Wir entschieden uns für eine vegetarische Lasagne. Um Mitternacht fuhren wir zur Mitte des Flusses und schmissen die Hunde raus zum Pinkeln. Dann bezogen wir unsere Unterkünfte. Paul wollte mir unbedingt noch die Hütte zeigen, in der er unterkommen würde. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Eigentlich hatte er sich schon vorgenommen im Truck zu schlafen, aber wir waren im Checkpoint noch auf seine Gastgeber getroffen, vier französisch kanadische Studenten, die ganz aufgeregt waren, dass sie einem Handler des Yukon Quest ein Bett anbieten konnten. Da kam Paul wohl nicht mehr raus. Aber das gute und wahrscheinlich auch der einzige Grund, dass er tatsächlich dort schlafen würde war, dass die Studenten heute nicht zuhause sein würden und Paul die Hütte für sich hätte. Glück im Unglück? 

 

Aber um ehrlich zu sein, Hütte ist zu viel gesagt. Es war ein Drecksloch. Anders konnte man das nicht bezeichnen. Ich meine, eine Nacht dort schlafen… Vielleicht. Aber dort leben?! Nie im Leben. So was habe ich live noch nicht gesehen. Unglaublich. Ich konnte mir einen Lachanfall nicht verkneifen. Und der Renner war noch der Willkommensgruss, den die Typen für Paul hinterlassen hatten. Nett geschrieben!

 

Ich meinte nur, dass wenn Paul dort nicht schlafen wollte hätte er mein vollstes Verständnis. Aber er war tapfer und meinte eine Nacht würde er das schon überleben. Ich sollte ihn morgen um sieben Uhr wecken, da er keine Wecker mit hatte. Ich hatte ein echt schlechtes Gewissen ihn dort zurück zu lassen und in meine gemütliche Unterkunft zu gehen. War nur auf der anderen Straßenseite, was es nicht einfacher machte. Ich sagte, dass ich auf jeden Fall Meg fragen würde, ob er morgen Nacht auch bei ihr schlafen könnte. Und wenn es auf dem Fußboden wäre. Es wäre besser als das hier. Mehr als Nein sagen, konnte ja nicht passieren. Er war sehr dankbar für diese Idee, obwohl er keine Unannehmlichkeiten wollte. Ich fand, das war kein Problem zu fragen. Ok, wir verblieben so und ich ließ ihn in der Dunkelheit zurück (Es gab auch nicht wirklich viel Licht in der Hütte). Breitete meinen Schlafsack auf dem Sofa aus und fiel sofort in einen tiefen Schlummer. War erledigt. 

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