Mittwoch, 20. März 2013

Am Morgen des 6. Februar 2013 stand ich wie gestern mit Paul abgemacht um kurz vor sieben Uhr auf, zog mich an und packte meinen Schlafsack und ging dann rüber auf die andere Straßenseite, um Paul zu wecken. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er schon im Truck sitzen würde, aber nichts zu sehen. Und tatsächlich, er schlief noch tief und fest. Nachdem ich ihn wach bekommen hatte, war er selber ganz erstaunt, dass er so fest und so lang schlief. Da wir kein Licht hatten, dauerte es einen Moment bis er all seine Sachen gefunden hatte. Alles in den Truck geschmissen und mit den Hunden wieder zur Mitte des Flusses auf den Eisparkplatz gefahren und Hunde ausgepackt, kurz Snacks verteilt, Hunde wieder eingepackt und in den warmen Truck gesprungen. 


In der Mitte des Flusses 

Wir sahen uns an und waren uns einig, dass wir beide noch etwas Schlaf brauchen konnten und der Campaufbau noch ein paar Stunden warten konnte. Hatten schließlich noch genug Zeit, bevor wir Dyan hier in Dawson erwarten konnten. Wir rollten uns also auf unseren Sitzen wieder irgendwie zusammen und hielten noch mal eine kleinen Nap. Die Sonne weckte uns gegen 10 Uhr. Wir fühlten uns etwas besser. Ich hätte allerdings noch den Rest des Tages weiter schlafen können. Aber das ist ja nichts neues. 



Wir hatten einen Bärenhunger, also fuhren wir direkt zum Checkpoint, wo rund um die Uhr Essen serviert wurde und checkten auch gleich wieder Dyan´s Position, damit wir abschätzen konnten, wie lange wir noch Zeit hatten. Hatten uns einiges vorgenommen, denn wir mussten das Camp aufbauen, noch Material dafür besorgen, Dropbags und Stroh zum Camp schaffen, Sightseeingtour durch Dawson machen (da wir nicht wussten, ob wir überhaupt noch dazu kommen würden, wenn Dyan erstmal in der Stadt war), Essen (ganz wichtig!), Hunde versorgen, usw. Ja, da stand für heute einiges auf dem Zettel. 



Und was stand da vor dem Checkpoint Parkplatz? Der Dog Truck von Lance Mackey, einem bekannten Musher. Das musste doch gleich fotografisch festgehalten werden. Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass Lance hier in Dawson aufgeben würde, da er nur noch sieben Hunde haben würde, um das Rennen fortzusetzen. Zu schade. 


Im Checkpoint Dawson City
Buffett
Wir würden sie irgendwann morgen Nacht erwarten, wenn man das anhand des Trackers überhaupt sicher sagen konnte. Wir hatten nie eine Ahnung, wie die Trailgegebenheiten und das Wetter waren. Oder ob irgendwas passiert sein könnte, wie z. B. dass ein Hund ausgefallen war. All das beeinflusste schließlich die Geschwindigkeit. Die GPS-Tracker arbeiteten zudem auch nicht sehr zuverlässig, was einige Leute auf die metallene Befestigung am Schlitten zurück führten, die das Signal stören würde. So war es meist mehr ein Ratespiel, wann ein Musher im Checkpoint ankommen würde und somit mit langen Wartezeiten verbunden, um sie ja nicht zu verpassen. 


Fully loaded Truck
Nach dem Frühstück also das Stroh und die elf(!) Dropbags aus dem Trailer geholt, der hinter dem Checkpoint geparkt war. Ich glaube, Dyan hatte immer die meisten Dropbags von allen. Hatten sogar Glück und konnten das ein oder andere Team ankommen sehen.




Und sogar bei Tageslicht! Mit Dyan hatten wir meistens das Pech, dass sie zu nächtlichen Zeiten in die Checkpoints trudelte. War interessant zu sehen, wie andere Teams arbeiteten, wie die Hunde aussahen, was sie als Snack zu fressen bekamen, usw. Aber leider konnten wir uns das Schauspiel ja nicht allzu lange anschauen, da wir noch genug zu arbeiten hatten. 



 

So ging es wieder auf Achse zum Campgraound. Als wir alles ins Camp geliefert hatten, fuhren wir  wieder zurück in die Stadt, um im "Eldorado" einen Riesenburger zum Lunch zu verspeisen. Das war derzeit unsere hauptsächliche Nahrung: Steak, Burger, Nüsse, Müsliriegel.



Das Eldorado
Lecker Burger
Danach wieder zum Campground auf der anderen Seite des Flusses gefahren und begonnen unser Hundezelt aufzubauen. Das war eine Hin- und Hergurkerei... Machte aber Spaß! Wir hatten uns einige der anderen Camps angeschaut, um eine Idee zu bekommen, was wir zu tun hatten. Und wir stellten mit Erschrecken fest, dass wir etwas Entscheidendes vergessen hatten. Alle Camps hatten nicht nur ein Hundezelt, nein, sie hatten ein zusätzliches Zelt für die Handler. Und dieses Zelt war bei allen mit einem Holzofen ausgestattet! Oh, oh, das war nicht gut. Wir hatten überhaupt nicht bedacht, dass wir vielleicht auch eine Unterkunft brauchen würden. Oder besser gesagt, Dyan hatte uns auch in keinster Weise darauf hingewiesen. So ein Mist. Wir würden wohl noch etwas mehr Feuerholz für ein ordentliches Campfire benötigen, um wenigstens etwas Wärme zu bekommen. Bis wir dann einigermaßen grob fertig waren mit unserem Hundezelt, war es später Nachmittag und es fing an zu dämmern. Wir hatten zumindest schon mal Schnee geschaufelt und zwei Planen über ein nettes Seilgrundgerüst geworfen. 


Seile spannen für unser Hundezelt
Sah schon sehr gut aus. Das war doch ein Anfang. Damit wir eine angenehme Stehhöhe im Zelt erreichten, mussten wir die Seile ziemlich weit oben in den Bäumen befestigt kriegen. Aber wie, wenn man keine Leiter hat? Die Lösung lag nahe, so fragte ich Paul: "Do you need a leg?" Er guckte mich etwas irritiert an. Ich musste so lachen. Anscheinend hatte er das zuvor noch nie gehört. Ich erklärte, dass es aus der Reiterei kam und ob ich ihm eine Art Räuberleiter geben wollte. Er fand die Idee ziemlich gut, nur dass ich ihn hochheben sollte, das war ihm doch etwas unangenehm. Ich als Frau ihn als Mann hoch heben. Das war doch etwas kurios. Ein echter Gentleman. Hahaha! Aber ich erklärte, dass es keine andere Lösung gäbe, da er der Meister der Knoten war und somit er da oben in den Bäumen hantieren musste. Und ich würde schon sagen, wenn es zu schwer werden würde. Das war ein Riesenspaß. Er guckte sich ein paar mal um, ob auch keiner guckt und dann ging es zack, zack von einem Baum zum nächsten. Von einigen Lachpausen unterbrochen. Wir hatten wirklich eine Menge Spaß, obwohl es anstrengend war. Das würde noch lange unser Running Gag sein, wenn er Hilfe brauchte, dass ich fragen würde: "Need a leg?" Nachdem die Seile hoch oben in den Bäumen hingen, konnten wir endlich die riesigen Planen darüber werfen. Mir grauste es schon beim Auspacken vor dem Abbau in ein paar Tagen. So große Planen zusammen zu falten war nicht gerade ein Spaß. Aber jetzt erstmal auseinander kriegen und über die Seile schmeissen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und ich fand, das war eine gute Leistung für heute. 


Das ist doch schon mal ein guter Anfang
Packten anschließend alle Dropbags und das Stroh ins Zelt und fuhren zurück in die Stadt. Wollten das Camp morgen bei Tageslicht fertig stellen. Nutzten nun noch das restliche Tageslicht um einige Fotos von der wunderschönen, historischen Stadt Dawson City zu machen, die in der Goldrauschzeit die größte Stadt Nordamerikas gewesen war. Wir staunten nur über diese tollen Gebäude, die liebevoll im Stil der goldenen Zeiten wieder aufgebaut oder einige sogar erhalten waren. Für Fotos war es aber schon fast zu dunkel, so dass wir morgen noch mal versuchen wollten etwas Zeit abzuzweigen. 


 

Es wäre auch ein tolles Erlebnis hier im Sommer vorbeizuschauen, wenn mehr Geschäfte geöffnet hatten. Jetzt im Winter waren nur ein paar Hotels und ein Lebensmittelladen, sowie das ein oder andere Restaurant offen. Die Zeit lief dahin. Nachdem wir in einem chinesischem Restaurant zu Abend gegessen hatten fuhren wir gegen elf Uhr abends zu Meg, damit ich sie fragen konnte, ob Paul heute Nacht ebenfalls hier schlafen könnte. Es war wie erwartet natürlich kein Problem. Wir hatten beide unsere Schlafsäcke und sie hätte sich um nichts zu kümmern. Paul war sichtlich erleichtert. Er hätte sonst diese Nacht im Truck geschlafen. 


Wir hatten nämlich seine Gastgeber zufällig heute Abend beim Checkpoint getroffen und sie hatten ganz euphorisch gefragt, wie es ihm in ihrer Hütte gefallen hatte und ob er für diese Nacht noch mal eine Schlafmöglichkeit benötigen würde. Aber sie würden heute Nacht alle dort sein. Paul lehnte dankend ab und versicherte, dass er vollstens zufrieden gewesen war und heute Nacht ok wäre. So war er aus dem Schneider. Die Leute hatten es ja gut gemeint, aber diese Hütte war wirklich eine Höhle. Das konnte man keinem zumuten. 



Nachdem wir also noch unseren letzten Dog drop für heute erledigt hatten fuhren wir zu Meg, die noch wach war und uns noch eine Tasse Tee anbot und sich noch eine halbe Stunde mit uns unterhielt, bevor uns fast die Augen zufielen und wir dankbar waren, dass wir unsere Schlafsäcke ausbreiten konnten und ziemlich bald eingeschlafen waren. Ich mein, ich drehte mich einmal um und war weg, was mir Paul am nächsten Tag erzählte. Er brauchte etwas länger, hatte aber wohl auch einen guten Schlaf. 

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