Mittwoch, 20. März 2013

Dienstag, 12. Februar 2013: Wir standen gegen 7 Uhr auf, um die Hunde raus zu lassen. Hatten mittlerweile schon ein eigenes Team an Bord! Und einen Schlitten... Man könnte ja... Der Witz war, dass die meisten der Hunde an Bord wirklich nach einem Tag Ruhepause wieder voll einsatzfähig gewesen wären. Aber es war nur möglich Hunde abzugeben, aber es war nicht erlaubt, welche auszutauschen oder zuzufügen. So schrumpften die Teams mehr und mehr. Etliche Teams hatten auch aufgeben müssen oder waren zum Aufgeben überredet worden. Wir waren froh, dass Dyan sich durch kämpfte. Wollten ja nicht um dieses Erlebnis gebracht werden. Gingen, nachdem die Hunde versorgt waren, zum Frühstück. Auch hier gab es Einweggeschirr, wie ich es schon in den USA gesehen hatte. Immer wieder befremdlich... Danach ging es erstmal wieder zum Checkpoint, um zum einen zu sehen, wo Dyan steckte und zum anderen, um uns bei den Race Officials abzumelden. Sie hatten uns gestern wärmstens empfohlen dies zu tun, da ab hier die Straßen sehr eng und gefährlich sein sollten... 

 

Es war inzwischen zehn Uhr oder so und wir sollten uns nun besser auf den Weg nach Circle machen, um auf jeden Fall im Tageslicht dort anzukommen. Wir würden vier bis fünf Stunden Fahrt vor uns haben. Da es immer noch früh dunkel wurde, wurde es also langsam Zeit sich auf die Socken zu machen. Wir waren ziemlich gespannt, was uns hier für ein Abenteuer erwarten würde. Allerdings wollten wir so gerne ein Team ins Ziel kommen sehen. Und da alles schon in Aufruhr war hier im Checkpoint, war dies ein untrügliches Zeichen, dass dies auch in den nächsten Minuten passieren würde. Es war herrliches Wetter und ich hoffte auf ein paar gute Fotos. So postierten wir uns auf der Brücke, die sich genau hinter dem Zieleinlauf, der auf dem Fluss aufgebaut war, befand. Perfekt. 

Zieleinlauf Yukon Quest in Fairbanks
Und wir warteten und warteten und warteten. Wir hatten doch keine Zeit! Aber es war wohl ein Fehlalarm gewesen. Als wir wieder ins Gebäude gingen hörte ich, dass das nächste Team in den nächsten zwei Stunden zu erwarten wäre. Jaaa, das war leider zu lang. Wir machten uns gegen 11 Uhr nun endlich auf Richtung Circle City. Da es nur diese Straße gab, passierten wir alle nach Circle kommenden Checkpoints also rückwärts. 



Als wir an Mile 101 vorbeikamen, sahen wir von der Straße unser Alaska Team. Es war das einzige mit einem Trailer. Wir machten kurzerhand kehrt, damit wir doch kurz "Hallo" sagen und zeigen konnten, dass wir es nach Alaska geschafft hatten. Während Paul sich draußen mit Bob, dem Race Official, der uns so viel Schwierigkeiten in Dawson gemacht hatte, sehr gut unterhielt ging ich in die kleine Hütte, und war froh Jeremy und Bob (der Handler) zu sehen. Sie freuten sich riesig, dass wir uns doch noch mal wieder getroffen hatten. Ich umarmte Bob und verabschiedete mich von den Beiden. Wahrscheinlich würden wir sie jetzt wirklich nicht noch mal auf der Strecke treffen. Ich ging wieder zum Truck und Paul und Bob unterhielten sich immer noch. Bob machte offensichtlich den Eindruck, dass er sich wirklich freute, dass wir es bis hierher geschafft hatten. Aber ich konnte ihn nicht einschätzen. Mussten dann auch weiter. Allerdings konnten wir bisher keine wirklich schlechten Straßen feststellen. Wir hatten aber auch beste Wettervoraussetzungen. Es war strahlend blauer Himmel, die Sonne schien... Besser konnte es nicht sein. Und die Landschaft war einfach nur wieder der Wahnsinn! 



Als wir über den Rosebud Summit und den Eagle Summit kamen, konnten wir uns langsam vorstellen, dass man bei etwas schlechterem Wetter wirklich keine guten Karten mehr hatte. Alles war weiß! Man konnte sogar bei diesem Wetter die Straße schwerlich von der Umgebung abgrenzen. Aber es war atemberaubend! 

Alles einfach nur weiß...


Hier hoben war gar nichts! Es war einfach nur weiß und still. Aber hätten wir leichtesten Wind gehabt, hätten wir die Straße nicht mehr erkennen können. Es sind zwar riesige Masten am Straßenrand aufgestellt, um die Begrenzung sichtbar zu machen, aber wenn der Schnee verweht wird, hätte man keine Chance. Wir hörten allerdings nur von einem Handlerteam, das in einer Schneebank stecken geblieben und für ein paar Stunden fest gesessen hatte. Als wir auf dem Gipfel ankamen, sahen wir von weitem überall schwarze Punkte im Weiß. Was war das? Büsche? Felsen? Als wir näher kamen erkannten wir, dass es riesige Karibuherden waren! Was für ein Schauspiel. 

Karibus... überall

Sie waren überall verstreut, aber hunderte von ihnen. Wahnsinn! Wir nahmen uns ein paar Minuten für ein paar Fotos. In Central, einem weiteren Checkpoint, machten wir kurz Halt und tankten, aßen ein Steak und holten uns etwas Schoki. Die Leute hier waren echte Einsiedler, wie man es aus dem TV kennt. Die waren irgendwie komisch. Man hätte gut einen Thriller drehen können hier. 

Der Trail kreuzt die Straße
Checkpoint Central
Gas Station...
Aber anscheinend hatten sie Humor. Ich fand in der Damentoilette einen echt witzigen Lichtschalter vor, der einen einfach nur schmunzeln lässt. Den kann ich Euch nicht vorenthalten. 

Ohne Worte
Weiter ging´s. Wir hofften nur, dass Dyan die Nachricht erhalten hatte, dass wir später kommen würden. Es fing schon langsam an zu dämmern, aber die Straße war immer noch sehr gut erkennbar. Wir hatten noch einmal guten Blick auf den Yukon Quest Trail, als wir eine Brücke kurz vor Circle passierten. Wäre man nicht an letzter Position, hätte man vielleicht das ein oder andere Team hier beobachten können. Zu schade. 

Blick auf den Trail
Kamen in der Dunkelheit in Circle an und wurden schon gleich von einem der Helfer am Checkpoint begrüßt, ob wir Dyan´s Handler waren, was eigentlich eine doofe Frage war, da wir das letzte Team im Rennen waren... Dyan war gerade vor zehn Minuten eingetroffen. Oh, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Dann waren wir ja gar nicht so spät. Allerdings war unsere letzte Information in Fairbanks gewesen, dass sie irgendwann nachts eintreffen würde, nicht am frühen Abend.


Wir parkten den Truck ausser Sichtweite und gingen kurz zu Dyan, um mitzuteilen, dass wir inzwischen auch da seien. Sie hatte aber genug Hilfe von den Leuten am Checkpoint gehabt, so dass alles ok war. Wir standen eine Weile um die Feuertonne und unterhielten uns mit den Helfern. 



Der hier amtierende Race Official, Craig, war super nett. Ganz anders als auf der kanadischen Seite. Er versuchte wirklich Dyan durch das  Rennen zu bringen, so dass wir einige kleine Freiheiten als Handler genossen. Würde sich an den weiteren Checkpoints dann bemerkbar machen. Ich unterhielt mich auch mit dem Helfer, der uns am Parkplatz in Empfang genommen hatte. Er war Deutscher und lebte nun schon seit einigen Jahren in Alaska. 

Checkpoint Circle City
Dyan kam zwischenzeitlich raus und meinte, dass wir gerne mit ins Haus, das Circle City Feuerwehrhaus, kommen konnten. Die Hunde würden eh schlafen. Wir gingen also kurz mit rein, wollten aber nicht so richtig was essen und fühlten uns etwas fehl am Platze. Aber alleine das alte Feuerwehrauto, das den Mushern als Bett gedient hatte, war es wert gewesen kurz hineinzuschauen. 

Diente als Bettersatz und als Tafelstütze...
Lernten auch Mike kennen, der die Trailmarker hinter Dyan abbauen sollte. Er sah ein wenig wild aus, war aber super nett. Er gab uns einige Tipps für die weiteren Tage. Er zeigte uns auf einer Karte, wo der Trail entlanglaufen würde, was die Schwierigkeiten waren und was wir letztendlich für Wartezeiten zu erwarten hatten. 

Mike auch etwas geschafft
Dyan hatte vor fünf Stunden Pause zu machen, bevor sie weiter wollte. Wir versorgten jetzt erstmal unsere Hunde am Truck und schliefen dann zwei Stunden im Truck. Dann machte sich Dyan wieder abreisefertig. Wir führten das Team aus der Parkbox auf den Trail und schauten ihr nach, bis sie um die nächste Biegung verschwunden war. Das dauerte etwas, da die Hunde nicht mehr allzu motiviert schienen los zu rennen. Sie ließen es gemütlich angehen und der ein oder andere hatte auch noch sein Geschäft zu erledigen, so dass Dyan erstmal wieder zum Leithund, Kluane, gehen musste und sie auf den rechten Weg geleiten musste. Dann waren sie endlich weg. Wir hatten das Angebot erhalten, dass wir noch ein paar Stunden im Feuerwehrhaus schlafen konnten. Sie wollten den Checkpoint zwar bald abbauen, würden aber nicht vor morgen Früh anfangen. Wir gingen kurz rein, wo sie aber schon eifrig alles zusammen räumten. Das war uns dann zum Schlafen doch zu hektisch. Wir fuhren lieber schon mal in Richtung Central. Auf halbem Weg fanden wir eine schöne große Parkbucht, wo wir uns niederliessen und ein paar Stunden die Augen zu machten. 

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