Mittwoch, 20. März 2013

15. Februar 2013: Als ich alles gecheckt hatte, ging ich zum Truck zurück und wir schliefen noch eine Runde. Aber der Schlaf währte nicht lange, es war Zeit aufzustehen und Dyan bei ihrer Abreise zur Hand zu gehen. Während sie all ihre Utensilien wieder neu sortierte und den wieder komplett entleerten Schlitten für die letzte Etappe nach Fairbanks zu bestücken, standen wir am Rand und unterhielten uns mit Craig. Die Tierärzte kamen, um die Hunde für den Lauf zu checken und freizugeben. Verlief alles gut. Endlich startete sie. Paul führte das Team wieder auf den rechten Weg, nachdem Dyan offiziell ausgecheckt hatte. 


Es zog sich wieder etwas, da die Hunde durch all die anderen Gerüche und Spuren abgelenkt waren. Der junge Mann, der hier den Checkpoint beaufsichtigt hatte sagte, dass er versucht hatte alles zu säubern, aber die Hunde trotzdem den Geruch in die Nase bekämen. Ich half dem Team dann etwas nach. Ja, ich weiß auch nicht, was mich geritten hat. Ich glaube, Paul war schon zum Truck gegangen oder so. Jedenfalls war er nicht da und Craig meinte, ich sollte mit Hand anlegen. Und dann verschwanden sie in der Dunkelheit. Wir konnten noch eine ganze Weile Dyan´s Stimme hören, wie sie versuchte die Hunde voran zu treiben. Mike fuhr in großem Abstand hinter ihr her, da sie auf dem Ritt nicht von einem Snowmobil gestört werden wollte. So, sie war also mehr oder weniger auf der Zielgeraden. Während uns nun alle übrigen Leute hier zurück liessen und schon Richtung Fairbanks fuhren, blieben wir ziemlich alleine zurück. Nur einer der Tierärzte blieb mit uns dort, da er in seinem Auto noch einen kleinen Schönheitsschlaf einlegen wollte, bevor er sich auf den Weg machte. Wir schauten uns an und waren uns einig, dass es eh kein Zurück geben würde. Wir also schon jetzt das Lager aufräumen konnten, anstatt wie üblicherweise eine Stunde zu warten, ob Dyan zurück kommen würde. Ja, was soll ich sagen, da kam Murphy wieder ins Spiel! Kaum hatten wir alles zusammen geräumt und den Truck heran gestoppt, damit wir alles verstauen konnten, hörten wir ein Snowmobil näher kommen... Wer konnte das sein mitten in der Nacht? Es war Mike! Er teilte uns mit, dass Dyan umgekehrt war und einen Hund droppen wollte. Ja, nee, is´ klar, oder?! Was sollte das denn jetzt? Alle Hunde waren fit gewesen und sie war gerade mal zwanzig Minuten oder so weg. Na, wir waren gespannt, was uns erwartete. Fuhren also schnell den Truck wieder in sein Versteck und warteten auf Dyan. Das Problem war, dass kein Offizieller mehr im Checkpoint war. Gott sei Dank war noch der Vet da, der in seinem Wagen schlief! Dyan kam also zurück und sie wollte uns Atausiq überlassen... Wir waren ziemlich überrascht. Warum denn das? Sie meinte, er würde müde wirken. Ok, sie kannte ihre Hunde ja. Nun wurde sie wieder hektisch, als wir ihr mitteilten, dass eigentlich keiner mehr hier war, der das hier offiziell unterzeichnen konnte. Paul hatte sich schon auf den Weg gemacht, um den Vet zu wecken. Es dauerte einen Moment, bis der voll da war und sich zu Dyan bewegt hatte. Dyan war schon wieder völlig aus dem Häuschen. Ich will nicht wiederholen, was sie für einen Wortschatz parat hielt. Natürlich nicht in Gegenwart des Vets! Da dieser nun auch keine Formulare mehr da hatte, da keiner damit gerechnet hatte, dass Dyan wirklich noch einen Hund abgeben würde, nachdem sie Two Rivers verlassen hatte, machte er eine kleine handschriftliche Notiz und händigte sie Paul aus. Wir packten also Atausiq in den Truck und Dyan und Mike verließen ein zweites Mal den Checkpoint. Wir parkten den Truck wieder um und beluden ihn mit all dem Zeug, das Dyan zurück gelassen hatte. Jetzt waren wir auf ein paar Stunden Schlaf aus. Würden ja gerne in der Hütte schlafen, aber irgendwie trauten wir uns nicht so recht... Klingt irgendwie kindisch, aber wir hatten das Gefühl, dass wir als Handler nicht das Recht hätten. Albern. So fuhren wir in eine kleine Parkbucht und warteten, dass auch noch der letzte Tierarzt den Checkpoint verliess und wir die Hütte übernehmen konnten. Wurde immer kindischer hier! Muss der Schlafmangel sein. Und tatsächlich, nach einer halben Stunde fuhr er an uns vorbei. Wir den Wagen gestartet und zum Checkpoint zurück gefahren. Der Volunteer war ebenfalls weg... Wir hatten die Hütte für uns. Es war noch alles in Betrieb. Der Ofen heizte noch, es gab zu essen und zu trinken und wir hatten ein Bett. Was wollte man mehr? Wir wollten einfach nur unsere Beine ausstrecken. So legten wir uns in voller Montur auf das Bett, auf dem wer weiß wie viele Musher, Handler, Helfer, Vets und sonst wer geschlafen hatte... Behielten auch unsere Mützen auf. Sicher ist sicher. Aber so konnten wir wenigstens ein wenig in der Horizontalen entspannen. Richtig schlafen war schwierig, da wir uns fühlten wie Kinder, die Kirschen klauten. Oder so ähnlich. Draußen blies ein guter Wind, so dass eine Plane ständig gegen die Hüttenwand schlug. Wir waren so im Halbschlaf und so müde, dass wir immer dachten, dass draußen schon Leute wären, die alles abbauten. Waren aber auch zu müde, um irgendwas zu machen. Letztendlich war es auch albern. Wir waren schließlich Beteiligte des Yukon Quest. Und es war keiner mehr hier, dem wir einen Platz wegnehmen würden. Was war also das Problem? Wir waren ja berechtigt hier zu sein. Aber Paul hatte genau dasselbe Gefühl, was mich beruhigte. Nach einem kurzen Schlaf machten wir uns auf den Weg nach Fairbanks. Wirklich ausgeruht waren wir nicht. Wir nahmen uns noch ein paar Snickers und Mars mit auf den Weg, sowie zwei Dosen Pop. Außerdem hatten wir noch von gestern Brot und Philadelphia. Das war unser Frühstück. 

Unser Frühstück - man beachte die Aufschrift auf dem Snickers...
Ab und zu nickte ich auf der Fahrt ein und Paul war ebenfalls so müde, dass wir entschieden eine kleine Rast einzulegen, um einen kleinen Erholungsschlaf zu halten. Danach ging es viel besser. Es war inzwischen hell und wir hatten das Glück, dass wir mal wieder eine Elch zu Gesicht bekamen. Den letzten konnten wir nicht fotografieren, da er geflüchtet war, als wir zurückstoppten. Den Fehler machten wir nicht noch mal, sondern Paul schnappte sich die Kamera und lief das Stück zurück, um ihn vor die Linse zu bekommen. Mit Erfolg! 


Als wir am Checkpoint in Fairbanks ankamen, ging es erstmal darum einen Parkplatz zu bekommen. Es war ziemlich busy hier heute. Während Paul noch mal um den Block fuhr bekam ich die Aufgabe Dyan´s Position zu checken und raus zu finden, wo wir später die Hunde aufladen konnten. Außerdem brauchten wir noch Stroh, die Dropbags und Wasser. Die Leute im Checkpoint waren schon so mit den Endvorbereitungen für das Bankett beschäftigt (mehr als beim letzten Mal, als wir hier waren), dass Frog sich nur schwerlich Zeit nehmen konnte. Aber für das Bergen-Team machte sie es. Sie führte mich zu Stroh und Dropbags und erklärte, wo wir parken konnten, um später Hunde und Equipment zu verladen. Paul hatte inzwischen einen Parkplatz gefunden und wir brachten gemeinsam das Material in den Truck. Dann checkten wir aus, wie wir zu besagtem Parkplatz kommen würden, der auf der anderen Flussseite diagonal vom Checkpoint lag. Dann warteten wir auf Dyan. Wir nutzten die Zeit uns noch das ein oder andere Souvenir zu kaufen. Dann standen wir unten an der Ziellinie mit zig anderen Menschen und erwarteten das Team. Es war unglaublich wie viele Leute noch an dem letzten Musher interessiert waren. Aber ich lernte, dass gerade das Backpack immer eine große Fangemeinde hat. 


Wir trafen auch wieder auf Allistair, den Fotografen. Darüber war ich ganz froh, denn dann war ich sicher, dass es ein paar gute Bilder vom Zieleinlauf geben würde. Wir trafen auch Craig wieder, der meinte wir wären herzlich willkommen Dyan so weit wie möglich vor der Ziellinie in Empfang zu nehmen und sie ins Ziel zu begleiten, da inzwischen jeder wusste, dass ihre Hunde keine Menschenmassen mochten. Wir trugen auch wieder unsere offiziellen Armbänder, die wir seit Carmacks nicht mehr benutzt hatten. Wir stiefelten nun gemeinsam Dyan entgegen, die schon am Horizont zu erkennen war. Die Menschen fingen an zu klatschen und jubeln und feuerten sie an. Natürlich war das gar nichts für die Hunde, die kurzerhand weit vor dem Ziel stehen blieben und ihren Dienst quittierten. Wir hatten uns vorgenommen, dass wir beide dieses letzte Mal das Team ins Ziel führen wollten. Wir freuten uns richtig. Zunächst riefen wir Storm, die auch gleich auf uns zugelaufen kam. Es funktionierte. Aber wie sollte es anders sein, Dyan hatte andere Pläne. Sie fuhr uns an, das wir nicht die Hunde anfassen sollten. Wir meinten, dass wir die offizielle Erlaubnis hätten und sie führen könnten. Es würde keine Probleme geben. Eh wir uns versahen, war sie von ihrem Schlitten gesprungen und führte eigenhändig Storm Richtung Ziellinie. Sie rief im Vorbeigehen Paul zu, dass er auf den Schlitten springen sollte... Vielleicht kann sich einer vorstellen, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe?! Paul hatte wohl noch zurück gerufen, dass ich auch mit auf den Schlitten kommen sollte, aber es war zu spät. Ich war ziemlich down. Ich glaube, in dem Moment war ich das erste Mal richtig wütend und traurig. Es war nicht mein Rennen, es war ihres. Aber letztendlich waren wir alle ein Team gewesen und was hätte das für ein Bild gegeben... Alle gemeinsam kommen über die Ziellinie. Tja, das ist Dyan, dachte ich in dem Moment. Ich fühlte mich einfach nur elend. The useless weight on the Truck. Hahaha! Ich war so sauer, dass ich mich komplett raus hielt. Ich streifte mein Handler-Armband ab und stand am Rand und beobachtete die Szenerie. Nur Craig brachte mich wieder zurück. Ich sollte Storm halten. Paul hielt das Gespann im mittleren Part fest, während Dyan ihre Interviews gab. Xhosa war nur am Zittern und war ganz durch den Wind. Ich hatte die kleine schwarze Hündin so in mein Herz geschlossen. Ich rief Paul zu, dass ich mit ihm die Position tauschen wollte, damit ich bei Xhosa sein konnte. Ich nahm sie in den Arm und sie beruhigte sich. Es wurden viele Bilder gemacht. Ich war nicht mehr in der Stimmung dazu. Ich war mir sicher, dass Allistair einen guten Job machen würde. Als die Interviews abgeschlossen waren, ging es zum Parkplatz, wo wir den Truck geparkt hatten. Während Paul mit dem Team unter Applaus den Fluss entlang zum Truck joggte, schlich ich hinter her. Wollte eigentlich gar nicht mehr da sein. Es war so unfair gewesen. Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen, auch wenn ich mir tausendmal sagte, dass es in dem Rennen schließlich nicht um mich gegangen wäre. Ich sprach nicht weiter mit Dyan, die bester Laune und nur am Sabbeln war. Ich half die Hunde auszuschirren und alles zu verstauen. Dann ging es ans Hunde verladen. Paul fragte mich, wen wir gemeinsam in eine Box laden konnten und wer überhaupt wohin gehörte. Ich erinnerte mich ziemlich genau, wie wir das auf der Hinfahrt gemacht hatten und leitete ihn an. So kam es, dass ich Kluane aus einer der großen Boxen auslud und in eine kleinere setzte, damit wir die große Box für zwei Hunde nutzen konnten. So hatten wir das die ganze Zeit gehandhabt. Nur Nunavut und Voetseck hatten große Boxen für sich, da sie ziemlich große Hunde waren. Und dann kam der Hammer. Dyan fragte, was an der Box für Kluane falsch gewesen wäre. Als ich antwortete, dass wir diese für zwei Hunde bräuchten und sie deswegen in eine kleine kam (Anmerkung: dieselbe, die wir die komplette Reise für sie genutzt hatten!). Dyan war beleidigt und meinte, dass Kluane ja wohl auch ein große bräuchte... Oh, oh, ich musste hier mal eben ganz schnell auf Distanz gehen. Ich dachte, es gibt keine Steigerung mehr, aber es gab. Tief durchatmen, langsam rückwärts zählen und lächeln. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein. Ich schaffte es tatsächlich, diese Aussage zu ignorieren und packten alles restliche etwas schwungvoller in den Truck und dann fuhren wir ins Hotel. Da Frog es nicht geschafft hatte für Dyan eine Unterkunft zu organisieren, fuhren wir zunächst zu unserem Hotelzimmer, damit Dyan sich erstmal frisch machen und ausruhen konnte. Wir hatten uns wieder in der Alpine Lodge eingemietet. Falls kein weiteres Zimmer verfügbar wäre, würde Paul im Truck schlafen und ich könnte mir das Zimmer mit Dyan teilen. Moment, suche den Fehler! Ich war so geladen, dass ich Paul energisch mitteilte, dass ich auf gar keinen Fall mehr mit Dyan in einem Zimmer übernachten würde. Jedenfalls nicht alleine. Er könnte gerne das Bett haben und ich würde im Truck schlafen. Hätte ich kein Problem mit. Er merkte, dass ich es ernst meinte und kam kurz später mit dem Vorschlag, dass wir ja unsere Schlafsäcke mit ins Hotelzimmer nehmen und uns ein Bett teilen könnten, während Dyan das andere Bett bekam. Ich guckte ihn an und meinte, dass ich darüber nachdenken würde. Auf Nachfrage hin musste Paul Dyan später beichten, dass wir bis auf eine Tasche all ihr Gepäck in Tagish deponiert hatten... Oh, sie war nicht glücklich, riss sich aber so was von zusammen. Schließlich hatte ja Paul entschieden, dass wir das so machen sollten. Dann hieß es wohl morgen erstmal ein paar Klamotten besorgen für´s Bankett. Und es mussten einige Dinge für den alltäglichen Gebrauch gekauft werden... Naja, konnte man ja nicht ahnen. Während Dyan eine Dusche genoss und anschließend ein Nickerchen machte, versorgten wir die Hunde und besorgten uns einen Kaffee bei Starbucks. Dyan hatte heute Abend noch ein Meeting, bei dem sie bestimmt auch mit Essen versorgt werden würde. Wir aßen also gleich auf dem Weg eine Kleinigkeit bei Subway. Da wir uns nicht weiter abgemeldet hatten und nicht wussten, wie lange das Meeting ging, machten wir uns bald auf den Rückweg. Nahmen unsere Schlafsäcke mit ins Zimmer und hauten uns bald nach einer Dusche in die Betten. 


Samstag, der 16. Februar 2013: Es ging wieder früh raus für uns, um die Hunde zu versorgen. Wir ließen Dyan schlafen, da sie ja gestern erst vom Rennen zurück war. Ich glaube, sie war ganz dankbar dafür. Die Nacht war etwas unruhig, da Dyan einen ziemlich geräuschvollen Schlaf hat. So lagen wir eine Weile wach. Wir kamen dann auf die Idee, dass wir uns wie zu Schulzeiten die Kopfhörer teilen könnten und dann zum Einschlafen etwas Musik von meinem Phone hören konnten. Das war ein super Idee gewesen. So hatten wir wenigstens etwas Schlaf kriegen können. Es war noch dunkel draußen, als wir auf den Parkplatz hinter dem Hotel kamen. Nahezu alle Teams waren in diesem Hotel untergebracht, so dass es voll von Dog Trucks war. Einige waren auch schon am Hunde versorgen. Wir hatten ja nun wieder 15 Hunde an Bord. Das war doch ein großer Unterschied zu den letzten zwei Wochen. Wir kochten auch brav das Wasser ab und fütterten die hungrige Meute, die alles gierig verschlang. Als wir aufs Zimmer kamen, war Dyan auch wach und sie trug uns auf sofort zu Ford zu fahren, um zu sehen, ob sie den Truck durchchecken könnten. Der machte seit gestern komische Geräusche und die Lenkung war seltsam... Hatten noch gar nicht gefrühstückt... Half nichts, also los ging´s. Natürlich war die Werkstatt heute nicht geöffnet. Aber wir hatten es versucht. So musste der Truck wohl noch eine Weile durchhalten. Als wir von unserer Tour zurück waren, kam uns Dyan gerade aus dem Frühstücksraum entgegen. Wir hatten noch zehn Minuten, bevor das Frühstücksbuffet abgeräumt wurde. So beeilten wir uns, damit wir noch etwas abbekamen. War schon ziemlich leer gefegt, aber wir wurden satt. Dann ging es mit Dyan auf Einkaufstour. Sie wollte Klamotten für das Bankett haben. Ich war etwas erstaunt, warum wir dann von einem Outdoorladen zum nächsten fuhren. Und vor und zurück und hin und her. Ich sagte nichts. War immer noch schlecht gelaunt. Wie immer teilte Dyan nicht vorab mit, wohin sie wollte oder was sie vor hatte. So konnte man ja auch nicht unterstützend eingreifen. Außerdem war sie nicht zum ersten Mal in Fairbanks, so dass man den Eindruck hatte, sie wusste wo wir lang zu fahren hatten. Als Paul fragte, wie er nun zu einem der besagten Geschäfte kommen konnte, schnauzte sie nur von hinten, er hätte doch einen Navigator (mich)... Jaaa, tief durchatmen. Sie wollte dann die Stadtkarte haben und versuchte ihn dahin zu lotsen, was nicht so einfach war. Denn sie war etwas hektisch und sprach so schnell und nur wieder einige Fetzen an Informationen. Man hatte immer den Eindruck, dass sie ganz viele Gedanken im Kopf hatte und ab und an den Mund aufmachte, so dass einige dieser Gedanken in Wortform ihren Weg ins Freie fanden. Ich konnte oft gar nichts damit anfangen und war froh, dass ich jetzt nur eine Nebenrolle (oder gar keine Rolle) spielte in dem ganzen Schauspiel hier. Ich konnte nach einer Weile merken, dass sogar Paul, der normalerweise super ruhig ist, damit zu kämpfen hatte ruhig zu bleiben. Ich konnte es verstehen, konnte ihm aber im Moment nicht wirklich helfen. Wir fuhren so was von unsinnig durch die Gegend. Ohne jede Planung und Verstand. So fuhren wir an manchen Geschäften zwei Mal vorbei, bevor wir beim dritten Mal hinein gingen. Puh, das nagt am Geduldsfaden. Aber es war wieder dasselbe. Würde sie einen ihn ihre Pläne einweihen, könnte man vielleicht helfen. Aber so... Ich saß nur nebenbei und hielt mich bedeckt. Sie hatte einige Klamotten gekauft, aber keine speziellen für ein Bankett, würde ich meinen. Ich würde einfach meine normalen Klamotten tragen, da ich beim Startbankett gesehen hatte, dass eigentlich alle in ihren Musherklamotten kamen. Also bloss nicht overdressed sein. Der Tag verging wie im Flug. Und wir waren schon fast wieder zu spät. Also schnell unter die Dusche gesprungen und fertig gemacht. Nun kam wieder das altbewährte Problem der fehlenden Eintrittskarte. Dyan sagte, sie hätte zwei bestellt. Wir brauchten natürlich drei. Ich sagte zu Paul, dass wenn wir keine dritte Karte bekommen, dann würde er mit Dyan zu gehen haben. Das war so was von sicher. Und wenn er nicht wollte, dann eben nicht. Ich würde nicht ohne ihn gehen. Der Parkplatz war schon voll und die Hunde mussten eh noch mal raus. So ließen wir Dyan vor dem Eingang raus und sie meinte, wir sähen uns dann drin. Wir sollten Frog im Foyer suchen und versuchen eine dritte Karte zu bekommen. Witzig! Frog hatte mir extra noch gesagt, dass wenn Dyan noch mehr Karten brauchte, dass sie die sofort besorgen müsste! Das war gestern gewesen und ich hatte ihr das gesagt. Oder besser, Paul hatte die Nachricht übermittelt. Nun standen wir da. Naja, wir parkten den Truck erstmal hinter dem Gebäude, versorgten die Hunde und gingen dann an die Abendkasse. Normalerweise waren die Eintrittskarten dort hinterlegt. Für uns war gar keine Karte vorhanden. Aber wir bekamen zunächst eine, da wir sagten, dass Dyan eine Karte hinterlegt haben müsste. Die Leute waren super nett. Wir gingen dann zum Eingang und ich meinte zu Paul, dass uns das doch jetzt gar nicht helfen würde, da wir immer noch eine zu wenig hatten... Stimmt. Wir also wieder zurück und erklärt, was das Problem war. Der Mann an der Kasse lächelte uns an und gab uns eine weiter Karte umsonst! Wow! Ja, er sagte, dass es eh Probleme gegeben hatte mit der Kartenvergabe und dass wir nicht darunter zu leiden haben sollten. Und das wäre schon ok so. Das war super. Wir bekamen nun noch Erkennungsbänder, die uns als Handler auswiesen... Kastendenken! Weiß ja nicht, warum das so wichtig war, welchen Job Du beim Rennen hattest, aber bitte. Wir liefen in der Halle umher und schauten uns um. Man konnte eine Menge Zeugs kaufen. Wir trafen natürlich auch auf etliche bekannte Gesichter, mit denen wir auf kurze Schnacks zusammen standen. Wir hatten Dyan auch schon nach kurzer Zeit entdeckt, aber entschieden, dass wir noch etwas Zeit hätten bevor wir zu ihr stoßen würden. Sie war eh in Gespräche vertieft. Wir bekamen dann einen Platz an einem Tisch, der eigentlich für Race Officials reserviert war. Aber das war so gedacht. So saßen wir mit Dyan, einem Vet und den Race Officials Craig und Mike zusammen, die Dyan während des Rennens wirklich geholfen hatten. War ein netter Abend. Fing natürlich mit allen möglichen Ansprachen und Danksagungen an. Dann die Hymnen live gesungen und Gebete. Während des ganzen Abends lief eine Diashow auf riesigen Leinwänden. Und was sahen unsere Äugelein da? Wir waren auch vertreten! Ja, wirklich! Diese nichtsnutzigen Handler hatten es doch tatsächlich auf die offizielle Leinwand des Yukon Quest Abschlussbanketts geschafft. Das war wohl Allistair zu verdanken. Der war auch einfach super.

 

 

Es zog sich alles etwas hin, bevor es endlich ans Essen ging. Es gab wieder ein großes Buffett und die Tische wurden wieder einzeln aufgerufen, um einen zu großen Stau am Futterstand zu vermeiden. Diesmal waren wir aber nicht die letzten. Und ich war schon ganz nach am Buffett, da ich Jeremy bei einem weiteren Rundgang entdeckt hatte, der an einem Tisch in vorderster Front saß. Bob, sein Handlerbuddy war leider nicht hier. Er wohnte hier in der Nähe und war froh wieder zuhause zu sein. Konnte man auch irgendwie verstehen. So schnackte ich angeregt mit Jeremy bis unser Tisch aufgerufen wurde und ich mich schnell verabschiedete. Das Essen war wirklich gut. Fast europäisch. Ich war mir sicher, dass dies kein kanadischer Koch zubereitet hatte. Dafür hatte es zu viel Geschmack.  Haha! Nach dem Essen ging es an die Preisverleihungen. Ja, Verleihungen! Nicht nur für das eigentliche Rennen, sondern auch noch für den besten Tierarzt, für das bestgepflegteste Hundeteam, für den Ersten, der in Dawson eintraf... Ja, und eine Auktion auch noch. Sollte ja nicht langweilig werden. Ich schaute meistens die Fotos auf der Leinwand an. Waren echt tolle Bilder dabei. Dann ging es an die Verleihung für das Rennen. Angefangen mit den ausgeschiedenen Mushern, die hier trotzdem die Möglichkeit bekamen ein paar Dankesworte und Gedanken zu dem Rennen zu äußern. Dann ging es vom Letztplatzierten, Dyan Bergen, rückwärts bis zum ersten Platz, den Allen Moore belegte. Zu ärgerlich, dass genau der auf unseren handsignierten Yukon Quest Postern fehlt, da er das Meeting schon verlassen hatte, als ich mit den Postern von Musher zu Musher marschiert war.

Winner of the Red Lantern Award - Dyan Bergen

Zweitplatzierter: Hugh Neff

Gewinner des Yukon Quest 2013: Allen Moore
Die Musher trugen teilweise ziemlich lange Reden vor, die aber wirklich nicht langweilig waren! War sogar sehr interessant. Sie erzählten, was sie auf dem Trail erlebt hatten, was sie für Gedanken und Gefühle hatten... Es wurde zeitweise wirklich emotional. Rührend! Diese Menschen lieben ihre Hunde über alles, das kann ich Euch sagen. Sie stehen an erster Stelle. Wir bekamen auch Einblicke in die Geschichten und Entwicklungen der Musher. Die Wege, die sie zurück gelegt hatten. Es war wirklich schön. Und man soll es nicht glauben, Dyan hatte uns sogar namentlich erwähnt und uns in ihrer Rede offiziell gedankt! Sie hätte all das ohne uns nicht realisieren können. Wow, danke für die Blumen! Hätte sie auch mal direkt sagen können. Naja, ich fühlte mich etwas besser. Ich ärgerte mich dann ein wenig, dass ich ihre Rede nicht per Video aufgenommen hatte. Als Beweis und Erinnerung, dass sie das wirklich gesagt hatte. Kurz vor zehn mussten Paul und ich schnell mal die Hunde raus lassen, so dass wir ein paar weitere Reden verpassten, was aber nicht so schlimm war. Das wichtigste hatten wir ja gesehen. Wir brauchten nicht lange, vielleicht eine viertel Stunde oder so. Als wir wieder rein kamen, war alles in Aufbruch. Die Party war vorüber! Party?! Die Kanadier wissen anscheinend nicht, wie man richtig Party macht.


Naja, also machten wir uns auch langsam fertig zum Gehen. Blieben hier und da noch hängen, verabschiedeten uns von den uns nun so vertrauten Race Officials, Fotografen, Handlern, usw. Auf der Rückfahrt bemerkte Dyan, dass sie schon wieder Hunger hatte... Ich war so was von voll gefuttert. So ging es auf dem Weg zum Hotel erstmal zu Denny´s Diner, wo sie sich fett ein Frühstück rein schaufelte. Ich blieb bei einem Apfelsaft. Saßen eine Weile im Restaurant und Paul und Dyan unterhielten sich angeregt. Ich hörte einfach nur zu. Dann ging´s endlich ins Hotel und ab in die Heia. 

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