Mittwoch, 20. März 2013

Montag, 4. Februar 2013: Die Tage und Nächte begannen schon jetzt zu verschmelzen. Es spielte keine Rolle mehr, welche Uhrzeit war. Wir fingen an einen neuen Rhythmus zu leben. Es ging nur noch darum, wann Dyan ankommen und abfahren würde, wann wir ihre Position zu checken hatten und Sky zu versorgen war und die Fahrten von Checkpoint zu Checkpoint. Dazwischen versuchten wir zu schlafen und zu essen… Aber es war völlig egal, ob es Tag oder Nacht war. So aßen wir manchmal schon jetzt zu den ungewöhnlichsten Zeiten und schliefen während des Tages, wenn irgendwie die Möglichkeit bestand. Es war wirklich ziemlich aufregend, obwohl wir gerade mal am zweiten Checkpoint angekommen waren! Da wir nicht hundertprozentig sicher war, wann Dyan eintreffen würde, machten wir uns gegen 7.30 Uhr morgens auf den Weg rüber zum Checkpoint. Es war immer schwer einzuschätzen, da wir nicht wussten, wie die Trailgegebenheiten aussahen. So konnte man nicht wirklich herleiten, wie schnell sie sein würde. Von Braeburn nach Carmacks hatte sie 77 Meilen zurück zu legen. Zum ersten Checkpoint waren es 100 Meilen gewesen, so dass wir versuchten daran abzuschätzen, wie lange sie brauchen würde. War aber nie wirklich sicher. Sie traf dann um 8 Uhr in Carmacks ein. War ein tolles Bild. Sie steuerte ihr Gespann alleine in den Parkplatz, ohne jede Hilfe. Das war sehr beeindruckend. Und Dyan sah entspannt und happy aus, die Hunde waren schon jetzt richtig dünn geworden, waren aber alle happy. 


Angekommen!
So versorgte Dyan erstmal wieder ihre Hunde mit Stroh, Futter und Decken und ging dann selber etwas essen und schlafen. Der Checkpoint war ziemlich ruhig, da wir schon jetzt im Backpack waren. Paul hatte den Infoaustausch übernommen und ich übernahm als erstes die Hundewache, aber später machten wir das gemeinsam, da es sonst echt langweilig war. Die Hunde schliefen eh tief und fest, die waren ziemlich fertig. 

























Nach einigen Stunden entschieden wir dann, dass es ok wäre, wenn wir für einen Moment ins Gebäude gehen und uns aufwärmen würden. Wir hatten zwar meistens um den mit Propan beheizten Wasserbottich gestanden, aber das war nicht wirklich effektiv zum Aufwärmen gewesen. Zum Rumstehen war es einfach zu kalt. Und ich hatte zu Paul´s Belustigung immer damit zu kämpfen, dass meine Nase nicht abfror. Ich fand das gar nicht so witzig. 


Nase wärmen!

Aber wie sollte es anders sein? Als wir uns gerade fünf Minuten auf einer Bank nieder gelassen hatten, kam Dyan aus ihrem Schlafgemach und fragte, wer jetzt bitte auf die Hunde aufpasste. War ja klar. Paul konnte aber überzeugend erklären, dass da nun wirklich keine Gefahr drohen würde, da wir so ziemlich alleine waren und die Hunde schlafen würden… Kein Grund zur Aufregung. Puh, war Zeit, dass sie sich auf den Weg machte. Das Gute war ja, dass es uns nicht erlaubt war uns in ihrer Nähe aufzuhalten, zu unterhalten oder geschweige ihr zu helfen. So konnten wir uns ruhigen Gewissens zurück ziehen, wenn sie bei den Hunden war. Aber noch dauerte es eine Weile bis sie wieder los wollte.


 

 

Nachdem sie eine ganze Weile damit beschäftigt war zu entscheiden, was sie nun wieder in ihren Schlitten packen, was sie austauschen oder zufügen oder weglassen wollte und sie alle Vorräte aus ihren Dropbags aufgefüllt hatte, holte sie das Tierärzteteam zum vorgeschriebenen Vetcheck, damit  sie für den weiteren Start freigegeben würde. 


Alles fertig zum Start
Was mitnehmen?
Leider sortierten sie zwei Hunde aus. Das war schlecht. Nunavut hatte eine Schulterverletzung und war lahm, so dass es ok war, dass wir ihn nun in unserem Truck aufnahmen. Muchengi hatte eine Schwellung im Fesselgelenk, was ihr aber nicht wirklich zu schaffen machte. Aber der behandelnde Tierarzt bestand darauf, dass Dyan sie ebenfalls aus dem Team nahm. Ok, so brachten wir die beiden in den Dog Truck. Dyan machte nun das restliche Team mit zwölf Hunden fertig zum Start. Dabei stellte sie fest, dass Chewbakka ein mächtig geschwollenes Hinterbein hat… Wieder einen Tierarzt geholt und auch diesen Hund aussortiert. Das Team schrumpfte. Aber es waren immer noch genug Hunde für das Rennen. Sie benötigte mindestens acht Hunde, hatte aber immer noch elf. Also kein Problem. Ich brachte nun Chewi ebenfalls zum Truck und Paul führte das Team wieder zum Check out. Und dann war sie entschwunden. Wir versorgten nun unser rasant angewachsenes Dog Team am Truck und räumen nach einer Stunde alles auf und ein und machten uns auf den Weg nach Pelly Crossing, dem nächsten Checkpoint.

Auch andere müssen aufräumen...
Da Dyan noch nicht hier war, hatten wir genug Zeit uns zu orientieren und dann zurück nach McCabe Creek zu fahren, um zu sehen ob sie dort einen Hund abgegeben hatte. McCabe Creek lag auf der Hälfte zwischen Carmacks und Pelly Crossing und war nur eine Dog Drop Station. Wir rechneten ziemlich sicher damit, dass sie Voutseck dort abgeben würde, da sie ebenfalls ziemliche Schulterprobleme gehabt hatte. Als wir dorthin gefunden hatten und in die Straße zum Dog Drop einbogen, stellten wir erschrocken fest, dass es wirklich eine sehr enge Straße mit keiner Ausweich- oder Parkmöglichkeit war… Das war schlecht, denn wenn uns hier ein Dog Team entgegen kommen würde, würde es eng werden. Und schlimmstenfalls Dyan mit ihrem Team. Das wäre der Holocaust! Als wir dann noch ein Licht von einer Stirnlampe und etliche Reflektoren in der Ferne entdeckten, waren wir richtig nervös. Paul stoppte und wartete so weit am Rand der Straße wie möglich, während ich los rannte und checkte, wer oder was da vorne los war. Ich war so froh, dass ich Entwarnung geben konnte, als ich zum Truck zurück kehrte. Es war lediglich ein Handler und dort würde ein Parkplatz weit genug entfernt vom Trail sein. Was waren wir froh, dass wir nicht totalen Mist gebaut hatten… Gleich am Anfang der Reise. Ok, so checkten wir also am Dog Drop ein. Unterhielten uns auch mit dem Vet und dem Race Official, die so langsam uns gegenüber ein wenig aufzutauen schienen. Sie luden uns ein hier auf Dyan zu warten. Der Elcheintopf sollte hervorragend sein. Und es gab zudem selbst gebackenes Brot. Hm, das klang verlockend. Aber es war wirklich eher eine Garage und der Fußboden war schon von zwei Mushern belegt, so dass wir uns doch eher auf eine Nacht im Truck freuten und uns wieder auf den Weg nach Pelly Crossing machten, wo wir die Nacht verbringen wollten. Es wurde uns gesagt, dass Dyan morgen Früh um acht Uhr hier durch gekommen sein sollte, so dass wir dann wieder hier sein würden, um zu checken, ob sie einen Hund abgegeben haben würde. Ein Hin und Her war das. Kamen gerade rechtzeitig im Checkpoint Pelly Crossing an, um das Finale des 300 Mile Race zu sehen. Naja, zunächst waren wir noch mal losgefahren, um uns im Ort ein wenig umzusehen. Als wir aber gerade am Ortsausgang angekommen waren, sahen wir neben der Straße zwei Stirnlampen und dann die Teams! Es waren die ersten beiden Finalisten des 300 Mile Race! Wir also schnellstens gewendet und zurück gerast, um den Zieleinlauf zu sehen. Es war super spannend, denn es war nicht klar, wer erster sein würde. Und es war… Michelle Phillips (wo wir in Tagish unsere Hunde tagsüber stationiert hatten)! Yeah! Das war toll! Freute mich riesig für sie.

Das Gewinnerteam im 300 Mile Race: Michelle Phillips

Vor allem, weil es echt knapp gewesen war. Sie kamen direkt hintereinander ins Ziel. So, nun hatten wir noch ein paar Stunden Zeit bis wir uns wieder auf nach McCabe Creek machen wollten. Schnackten also noch mit unserem Alaska Team, Jeremy und Bob, und lernten den Fotografen Allistair kennen. Netter Typ. Ich ließ mal anmerken, dass es sehr schade wäre, wenn die Teams im Backpack gar keine professionellen Fotos bekommen würden, da alle immer mit den führenden Teams reisen würden. Es stellte sich heraus, dass Allistair ein Riesenfan von Dyan war und auf jeden Fall versuchen wollte, von ihr so viele Fotos wie möglich zu machen. Das war doch ein Wort. Wir wurden auch gleich noch abgelichtet. So, nun noch mal schnell die Örtlichkeiten aufgesucht und dann auf einen nahe gelegenen Tankstellenparkplatz gefahren, wo wir es uns im Truck gemütlich machten… So weit das ging, ohne die Möglichkeit die Sitze zurück zu klappen, da wir so voll beladen waren. Aber wir fanden irgendwie unsere Schlafpositionen. Nur, dass ich immer wieder aufwachte, weil ich so fror. Wir hatten immerhin um die -20°C. Paul hatte ja seine Schneehose an, aber ich fror wirklich nur an den Beinen. Was aber genug war, um aufzuwachen. Und immer wenn ich den Motor startete, damit ich uns etwas einheizen konnte, machte Paul ihn im Halbschlaf nach ein paar Minuten wieder aus. Ich gab nach einigen Versuchen auf. Ich wollte ihn auch nicht aufwecken. Also versuchte ich meine Beine irgendwie warm zu halten und rollte mich auf dem Sitz zusammen. Der Morgen war eh schon nah. 

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